Tag 4: Heilkundler und Co-Pilot

Ihr Lieben,

in der Nacht ging ein starkes Gewitter über Ghanzi nieder. Ich habe aber geschlafen wie ein Stein und nichts davon mitbekommen. Am Morgen regnete es aber immer noch heftig. Die armen Camper. Bei einem Paar stand Wasser im Zelt. Beim leider wirklich schlechten Frühstück erfuhr ich, dass auch Löwengebrüll zu hören war.
Interessant war auch, dass ich als Alleinreisender einen Tanzpalast zugewiesen bekam, Paare hingegen in viel kleineren Zimmern hausen mussten. Eine Mitreisende war so enttäuscht von der Lodge, dass Tränen flossen.

Gegen 8 Uhr brachen wir zu einem Spaziergang mit den San, dem hiesigen Buschvolk, auf. Wir bekamen erklärt, wie gejagt wurde, welche Heilmethoden angewendet werden und erhielten weitere Einblicke in die frühere Lebensweise. Es war ein megainteressanter Spaziergang mit einem pantomimisch sehr begabten Jäger, drei Frauen und einem sehr aufgeweckten Kind. Und wieso „frühere Lebensweise“? Nun, die Regierung hat beschlossen, das Buschvolk zu „zivilisieren“, indem sie es anwies, die Hütten zu verlassen und in Häuser zu ziehen und ihnen die Jagd verbot. Einige Mitglieder des Stammes schert das zwar nicht, aber die Kultur des Buschvolkes wird so zerstört. Als Touristenattraktion darf es aber herhalten. Unser Guide Robert war sichtlich erzürnt, als er uns diese Entwicklung schilderte.

Wir verließen die San und machten uns auf den Weg nach Maun, das am Okowango-Delta liegt. Dort werden wir zwei Nächte in der Sitatunga-Lodge verbringen.
Auf dem Weg kamen wir an einem Haufen Geier vorbei, die sich über einen toten Esel hermachten. Großes Geraune im Bus, und Dumile stieg in die Eisen und setzte zurück, so dass wir Aufnahmen machen konnten.

Unser Mittagessen nahmen wir an einem kleinen Rastplatz ein. Jenny meinte es sehr gut mit der Mayonnaise im Nudel-Thunfischsalat, so dass ich die Finger davon ließ. Ich stürzte mich dafür auf die leckeren Orangen und aß etwas Rohkost.
Gegen 15 Uhr kamen wir in Maun an und fuhren direkt zum Flughafen. Dort erwarteten uns Kleinflugzeuge, um uns 45 Minuten lang über das Okowango-Delta fliegen sollten.

Ich wurde einem Flugzeug zugeteilt, jedem war ein Fensterplatz zugesagt. Es stellte sich aber heraus, dass man sich verzählt hatte. Zwar waren genug Sitze vorhanden, aber einer ohne Fenster. Und dreimal dürft Ihr raten, wer den bekam, weil er guterzogen allen anderen den Vortritt ließ… Für 175 Euro fand ich das absurd und erklärte, dass ich so nicht fliegen wolle. Meine Mitreisenden stimmten sofort einen Chor an, dass das ja nun gar nicht… und was für eine Frechheit… Nach 2 Sekunden war klar, ich durfte vorne im Cockpit mitfliegen. Das alleine war schon den Preis wert! Aber es kam noch besser, denn der Flug war super.

Zum „fantastisch“ fehlte leider ein bisschen, weil es kaum Wasser im Delta gab. Aber wir bekamen eine Vorstellung davon, wie es hier aussähe, wenn – Achtung, es wird wieder politisch – China nicht einen Staudamm in Angola gebaut hätte, der verhindert, dass das Delta die Wassermenge bekommt, die es bräuchte, um dieses Weltnaturerbe am Leben zu erhalten. So erklärt sich vielleicht der Umstand, dass Angola als einziges afrikanisches Land in Botswana Visagebühren entrichten muss. Und zwar nicht zu knapp.

Dennoch, wir sahen Elefantenherden, massenweise Antilopen, Flusspferde, Giraffen, Büffel, Zebras und wasweißich und eine spektakuläre, weite Landschaft. Und ich als Co-Pilot eines AVON-Flugzeugs.

Wir fuhren anschließend zu unserer Lodge, die leider vom Standard noch weiter hinter der gestrigen zurückblieb. Kein Kühlschrank, das „Bad“ draußen, kein vernünftiger Sitzplatz und kein W-LAN. Außer in der Bar, in der ich aber nicht schreiben konnte, da dort viele Mitreisende mit mir plaudern wollten und zusätzlich mehrmals der Strom ausfiel und daher auch kein Internetanschluss bestand.
Wir hatten ein Briefing mit Dumile und es wurde deutlich, dass sich eine gewisse Unzufriedenheit breit macht. Dumile gibt sein Bestes, aber er ist unser Portal zum Veranstalter. Er tut mir leid, aber Kritik an der Planung der Reise ist berechtigt.
Nichtsdestotrotz hatte der Tag tolle Momente, was mich insbesondere für eine Gefährtin freut, die ihren 50. Geburtstag feierte. Sie war glücklich mit der Wanderung und dem Flug.

Apropos Geburtstag: ein extralieber Gruß geht am 10. April an meinen Vater raus, der seinen 86. Geburtstag feiert! Herzlichen Glückwunsch, lieber Papi! Alles Liebe ❤ und Gute 🍀 für das kommende Lebensjahr!
So, es gäbe so viel mehr und ausführlicher zu schreiben, aber auf der Handy-App für Notizen ist das etwas anstrengend und das Tablet kann ich nicht verbinden . Beim Frühstück versuche ich, diesen Erguss zu posten, aber wir fahren um 7 Uhr schon wieder los, um mit… jetzt würde ich gerne googeln, wie die Boote heißen… Mokokos meine ich… über den Okovango zu gondolieren. Mal sehen, ob es klappt.
Und mal sehen, wer mich morgen kentern sehen möchte. 😁

Bis morgen, Ihr Lieben!
Euer Gerry

Der Co-Pilot gibt erste Anweisungen zur Landung…

3 Gedanken zu „Tag 4: Heilkundler und Co-Pilot“

  1. Hallo lieber Gerry, ich habe wieder alles mit Freude gelesen. Aber nun möchte ich dir erstmal ganz herzlich zu deinem heutigen Ehrentag gratulieren. Ich wünsche dir viel Gesundheit und das Du noch viele solcher Reisen Unternehmen kannst.
    Also alles Gute zum Geburtstag und LG Claudia & Heinz

  2. Hi lieber Gerald
    Du hast wahrscheinlich die größte lodge bekommen weil du ja Geburtstag hast😂
    Liebe grüsse von uns.
    Wir freuen uns auf Fotos 🤗

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