Ihr Lieben,
ja, es ist Weihnachten und ich finde, es ist das Letzte, dass ich morgen zurück muss. Und genau so haben WHAM! ihr Lied gemeint. Wahre Propheten! Kann das Lied trotzdem nicht mehr hören.
Hier heißt es übrigens nicht etwa Heiligabend (la noche santa), sondern la noche buena (die gute Nacht). Zu recht: Am Abend war noch bueno was los hier im pueblo. Auf einigen Balkonen wurde gegrillt, allerorten gab es Partys. Es wurde geböllert, aber in Maßen. Und man hat auch wohl mal hier und da Weihnachtsstress – ein paar Häuser weiter hat es nicht geböllert, sondern geknallt. Eine Dame schrie ziemlich herum, vielleicht war die böse Schwiegermutter da oder die Familie hat das Essen nicht ausreichend gewürdigt. Aber wie sagte Karl Valentin so treffend? „Wenn die stille Zeit vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger.“
Wie letztlich angedeutet, wollte ich heute hauptsächlich meine Abreise vorbereiten. Online-check-in, Koffer packen, herausfinden, wo ich eigentlich den Wagen hinbringen muss. Ist ja schon lange her, dass ich MBB abgeholt hatte. Und wo ist die letzte Tankstelle davor? Hoffentlich eine Petroprix! Dann wollte ich die vielen Mitbringsel für Euch alle sicher verpacken. Grob das Appartment putzen. Sehr grob. „Bitte verlassen sie die Räumlichkeiten so, wie sie sie vorgefunden haben!“. Habe dann festgestellt, dass mit den Mitbringseln der Koffer zu schwer wird. Gibt also keine, was ich seeeeehr schade für Euch finde! Wo es hier doch so viele geschmackvolle Dinge zu erstehen gibt, alle „mate in cran cranadia (PRC)“ – ich sach nur „Ghldin Klain„.
Mittags bekam ich dann eine verwirrende Nachricht des Autovermieters. Ich solle daran denken, MBB morgen zur vereinbarten Zeit am Flughafen abzugeben. Hm. Die Verleihfirma sitzt doch aber in El Goro. Da ich sowieso noch ein paar Strände in der Nähe anfahren wollte, dachte ich, schaue ich da doch mal vorbei. Vor mir dran war eine vierköpfige Familie, die aber gefühlte 3000 Koffer dabeihatte. Sie hatten einen Mini gemietet und stellten nun fest, dass sie einen größeren Wagen brauchten. Und das zooooog sich. „So teuer? Neinneinnein, keine Automatik. Den da wollen wir! Ach, das ist IHR Wagen?“. Nach 20 Minuten (inzwischen hatte sich die ganze Familie hinterm Schalter vor dem Computer der armen Angestellten versammelt) war die Schlange der Wartenden in etwa so angewachsen, wie bei Kondolenzkundgebungen beim Tode einer beliebten Monarchin. Ich quasselte dann auf Spanisch dazwischen und erfuhr von der inzwischen schweißnassen und kurz vor einem Anfall stehenden Dame, ich möge den Wagen genau hierher, nach El Goro, bringen. Dort würde ein Shuttlebus bereit stehen. Ich gehe übrigens davon aus, dass ich die Familie dann – immer noch diskutierend – antreffen werde.
Meine Umgebungsbesuche waren dann eher unspektakulär. Nördlich des Flughafens sollte es einen tollen Planespotter-Spot geben. Und ich dachte, dann gehe ich doch mal Planespotter spotten. Also zum Planespotterspotter-Spot. Habe ich Euch jetzt verwirrt. Ja, ich mich gerade auch irgendwie. Um es kurz zu machen, es gab nichts zu spotten. Und alle 10 Minuten mal ein Flugzeug in 2 km Entfernung. Naja. Man muss wohl Hobbyist sein.
Südlich des Flughafens gibt es eine archäologische Stätte. Bei El Burrero. Hier sollen sich schon vor 1.500 Jahren Menschen angesiedelt haben. Es gibt ein paar Mauern zu sehen und man vermutet Grabstätten im Hügel. Tja, hat es leider nicht in den Reiseführer geschafft. Aber immerhin in meinen Bericht. Was sagt das jetzt über den Ort? Hach, ich weiß doch auch nicht!
Ich fuhr wieder nach Hause, räumte den Wagen leer und brachte alles nach oben. Dann lief ich einmal noch zum Leuchtturm (bestens besucht!) und zum nördlich gelegenen Strand „Playa del Cabrón“. Cabrón, das ist einerseits ein Ziegenbock, andererseits ein beliebtes Schimpfwort, was in etwa mit, wenn man es freundlich interpretiert, „Blödmann“ übersetzt werden kann. Aber es ist schon ein nicht so gern gehör(n)tes, also Vorsicht, bitte. Es ist eigentlich ein sehr netter Strand. Schöner als der im Ort selbst.
Ja, und das war es auch schon, Ihr Lieben. Gleich gibt es die Reste der Weihnachtstortilla und später werde ich in mein Kopfkissen weinen. Natürlich vor Freude, dass ich nach Hause kommen und meine lieben Freunde wiedersehen kann. Aber so wie es aussieht, muss ich irgendwann noch mal auf die Insel, denn ich habe noch ein paar Euro Guthaben auf meinem TransGC-Ticket. Der Name ist übrigens politisch völlig deutungsbefreit.
Liebe Grüße
Euer Gerry
P.S.: Ich habe schlimme Nachrichten… Mario geht es nicht so super.