Nach der etwas enttäuschenden Focaccia suchte ich im Netz nach Tipps und Tricks für Hefeangelegenheiten. Auf youtube wurde ich dann fündig.
„Thomas kocht“ versprach mir perfekte Frühstücksbrötchen ohne großen Aufwand und mit wenig Hefe. Sein Vortrag war detailliert und ließ mich hoffen, also bereitete ich am Vorabend gemäß seiner Anleitung den Teig vor. Zwölf Stunden später formte ich die Brötchen und buk sie nach seiner Anweisung.
Besucht auf Youtube bitte seine Seite, er hat tolle Rezepte!
Also, sie sind nicht ganz so schön geworden, wie bei ihm, aber ich war trotzdem ganz zufrieden mit dem Ergebnis:
Wenn man seine eigenen Brötchen backt… ist man dann ein Eigenbrötler?
Mit immerhin 54 Jahren gehöre ich zum alten Pfannkucheneisen!
Meine Omas haben PKs gebacken, meine Mutter hat PKs gebacken. Auf Partys war mal eine Zeit lang Lachsröllchen (im Pfannkuchen) total hip.
Und jetzt gerade gibt es wieder einen Trend, was Pfannkuchen angeht. Fluffige japanische, meterhoch. Ahornsirupgetränkte nordamerikanische. Mit Natron, ohne Backpulver, mit Hirschhornsalz, mit den Samen von Hans‘ Wunderranke, mit Dinkel, ohne Eier, mit Sprudel oder eben ohne all dem.
Ich habe so einiges ausprobiert und komme zu einem klaren Ergebnis. Das hippe ist alles nett, aber Omas Originale sind am besten!
gut
okay
gut
naja
schlimm
sehr gut
Omas Originale sind Bild 6. Groß und dünn und lecker! Nummer 7 fehlt, ich musste den Teig entsorgen. Es waren Haferflocken im Spiel!
Ich bin glücklicher Besitzer des alten Kochbuchs meiner Oma Olfen, es enthält das Basisrezept für die Pfannkuchen, mit denen ich groß geworden bin. Nach gefühlten 12 Experimenten habe ich herausgefunden, dass dieses mehr als 60 Jahre alte Rezept …. was soll ich schreiben? Probiert es aus!
Update: Heute früh hatte ich keine Lust auf süß, da habe ich mir Pfannkuchen mit Käse belegt, sie geschichtet, jede Schicht mit Curry eingestreut und das ganze kurz in die Mikrowelle spediert, bis der Käse zerlief. Auch eine leckere Sache.
Hefe und ich waren nie wirklich befreundet, früher waren meine derartigen Versuche, essbare Teigwaren herzustellen, immer gescheitert. Dabei kann ich ohne Hefe eigentlich recht gut backen. Kuchen, Plätzchen, hefelose Brote gelangen immer einigermaßen.
Nun war es einmal an der Zeit, wie ich dachte, nach jahrelanger Hefeverweigerung einen neuen Versuch zu starten. Mein erstes Projekt: Eine Focaccia.
Ich verrührte 300g Mehl (550er) mit je einem Teelöffel Salz und Zucker, gab einen Beutel Trockenhefe, 3 Esslöffel Olivenöl sowie 150 ml lauwarmes Wasser dazu und knetete diese Masse, bis die trockenen Zutaten eingearbeitet und der Teig geschmeidig waren. Abgedeckt ließ ich den Teig 30 Minuten ruhen. Dann rollte ich ihn auf einem mit Mehl bestäubten Backpapier zu einem halbwegs rechteckigen Fladen aus und deckte ihn für weitere 20 Minuten ab.
Mit den Fingern drückte ich dann die klassischen Mulden in den Teig, bestrich den Fladen mit weiteren 2 EL Olivenöl und bestreute ihn dann mit Meersalz und Trockenkräutern.
Das Gebilde ging dann bei 200 °C für 30 Minuten in den vorgeheizten Ofen. Hier das Ergebnis:
Leider ist es nicht so richtig geworden, wie ich wollte, zu wenig Blasen in der Krume und daher nicht so fluffig. Aber geschmacklich OK. 🙂
Heute war mir mal nach Fisch. Und ich wollte mal streng nach ausgesuchten Rezepten kochen. Fazit: Streng nach Rezept zu kochen bietet einem eine gute Gelegenheit, herauszufinden, wie hoch das eigene Stresslevel ist 🙂
Ich entschied mich für einen Rotbarsch mit Zitronenbutter, dazu ein Kartoffel-Gratin, das zur Hälfte im Kochtopf vorbereitet wird und einen exotisch angehauchten Salat von Gurken und Avocados. Für letzteren hatte ich extra Sumachgewürz gekauft.
Alle Gerichte hatten über 4.5 von 5 Punkten bei der jeweiligen Gefolgschaft. Kochen, Lecker, Chefkoch …. ich weiß jetzt mal nicht mehr so genau, was ich wo her hatte.
Trotz eines groben Mis-en-Place verfiel ich schnell in Hektik. Mal war die Flüssigkeit zu wenig, mal die Konsistenz zu hart, zu dünn, der Geruch unangenehm… Und Avocados: echt ein schwieriges Stück Essen. Ich bitte mal um Tipps, wie ich gute Avocados erkennen kann. Die letzten drei Mal hatte ich Pech, und innen war viel nicht so appetitlich wie gewünscht. Bei zwei Avocados hatte ich jeweils 50% innen braun bei äußerlicher Unversehrtheit.
Jedenfalls bringt mich dieses streng nach Angaben kochen immer ein bisschen in die Bouillabaise …. äh…. Bretagne…. na, in Bedrängnis halt.
Unser Fazit war, dass das Gratin sehr gut, der Salat okay und der Fisch (obwohl am vielversprechendsten) …. irgendwie schade… war.
Wie geht es Euch? Ich finde, es kocht sich entspannter, wenn man das Rezept im Kopf hat (selbst bei Improvisation), statt es auf dem Papier zu haben.
Nächstes Mal quassele ich übrigens über Pfannkuchen. 🙂
Ich hoffe, Ihr seid jetzt nicht fehlgeleitet hier, denn es gibt hier keine türkische Pizza à la Lahmacun oder was Ihr sonst so aus den Imbissen kennt.
Nein, ich hatte ein Fladenbrot über und habe aus diesem eine Pizza kreiert, die türkisch anmutete. 🙂
Zuerst habe ich den Ofen auf 220 °C Ober-/Unterhitze vorgeheizt und das Fladenbrot geteilt. Sodann habe ich beide Hälften mit milder Paprikapaste bestrichen, die ich mit ein bisschen Harissa (das ist eine nordafrikanische Chilipaste) aufgepeppt habe. Um eine streichfähigere Konsistenz zu bekommen, habe ich etwas Olivenöl dazu gegeben. Natürlich ginge auch direkt die scharfe Paprikapaste, die hatte ich aber nicht zur Hand.
Beide Hälften belegte ich dann üppig mit Zwiebeln, Knoblauch-Sucuk, Tomaten, Mozarella und bestreute das ganze noch einmal mit geriebenem Emmentaler. Oliven und Pfefferonen wären eine nette Ergänzung gewesen, nehme ich auf jeden Fall beim nächsten Mal mit dazu. Mit Chiliflocken und Oregano bestreut und für 10 Minuten in den Ofen. Wer es knuspriger mag…. 15 Minuten passen auch 😉
Jetzt hätte ich endlich einmal Zeit für ein ausgiebiges Frühstück gehabt, aber heute war das Frühstücksbuffet sehr übersichtlich, nichts sprach mich wirklich an. Die hartgekochten Eier waren innen grün.
Ich beschloss mit meinem 10-Kilo-Koffer auf dem Rücken doch noch einmal durch Zürich zu laufen. Mein erster Weg führte mich in die Polizeiwache am Bahnhofsquai, wo Augusto Antonio Giacometti, der Cousin des Vaters von Alberto Giacometti, die Malereien in der Eingangshalle ausführte. Sehr bunt und sehr schön. „Der Meister der Farben“ steht auf seinem Grabstein.
Am Quai entlang lief ich zum Zürichsee, dabei durch die hübschen Gassen der Altstadt, an den Kirchen St. Peter und Fraumünster vorbei, wechselte am See auf die andere Seite in die dortige Altstadt rund um das Großmünster.
Zürichsee
In Zürich selber könnte man es auch prima ein paar Tage aushalten; wenn es bloß nicht so unglaublich teuer wäre!
So, das war’s jetzt aber wirklich! Vielleicht sehen wir uns in 45 Tagen auf Mallorca wieder.
Uf Widerluege, Euer Gerald
Immer frische Milch im Haus. Praktisch! Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen: der Autor mit Beule
Trotz der Versicherung der Rezeptionistin am Abend vorher, dass man die Straßenfasnacht nicht hören würde, kam es natürlich anders! Es wurde gejohlt, getrommelt, gepfiffen und gesungen. Naja, viel mehr gegrölt. Da halfen nur noch Oropax. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als eine Horde junger Männer „Sieg Heil“ skandierend durch die Gasse torkelte; angesichts der aktuellen Ereignisse keinesfalls mehr als alkoholisierte Dummheit abzutun. Generell lag ja schon gestern Abend eine latente Aggressivität in der Luft. Danach war die Nacht vorbei für mich.
Kurz vor 7 Uhr stürmte ich in den Frühstückssaal, das Buffet auch hier, wie gestern schon, sehr gut. Aber ich hatte leider nicht viel Zeit, da ich noch auschecken und zum Bahnhof eilen musste. Dort war ich natürlich viel zu früh, wie immer, aber der Zug stand schon bereit, so dass ich mir in Ruhe den schönsten Platz aussuchen konnte.
Zum Nachverfolgen
In Tiefencastel stiegen Matthias und Frank zu. Die Albula-Bahnstrecke gehört zum UNESCO Welterbe, Matthias konnte viel dazu erzählen. Es gab tatsächlich tolle Ausblicke, aber das Wetter spielte heute nicht wirklich mit. Es war diesig, es nieselte stellenweise und der Himmel war grau. So war die Fahrt sehr schön, aber nicht spektakulär. Viel Volk war zudem unterwegs. Viele Wintersportler dabei.
In Samedan, wo ich mir 5 Minuten Zeit nahm, kurz in den Ort reinzuspinxen, wechselten wir die Bahn Richtung Susch. Eine reiche Polin stiftete dort ein berühmtes Museum für moderne Kunst.
Samedan
Die aktuelle Ausstellung war schwerpunktmäßig der amerikanischen Künstlerin Carolee Schneemann gewidmet. Am Eingang wurde man belehrt, dass man explizite sexuelle Inhalte zu sehen bekäme.
Huch!
Nun ja, das alte instandgesetzte Kloster, welches das Museum beherbergt, ist ein Schmuckstück. Die meisten der expliziten Exponate haben mich ratlos zurück gelassen. Trotzdem gab es das ein oder andere sehenswerte Werk. Den tiefsten Eindruck hat eine Glasscheibe hinterlassen, die ich für durchlässig hielt. Bis ich die Beule wieder los bin, fließt noch etwas Wasser den Inn runter.
Gottseidank waren Pflaster und Eis vorrätig. Im Museumbistro gab’s dann Bier gegen die Schocksymptome, zusammen mit Birnenbrot, Ziegenkäse und Oliven.
Impressionen aus der Ausstellung. Ohne Explizität…Das Museumsensemble, davor der Inn
Am Nachmittag trennten sich dann unsere Wege, Matthias und Frank fuhren zum Theater am Julierpass, ich fuhr über Landquart nach Zürich, meinem letzten Aufenthaltsort dieser Kurzreise.
Als wir den Bahnhof Susch erreichten, kam ein bisschen Sonne durch. In Zürich suchte ich erst einmal mein Hotel auf und machte mich ein bisschen frisch, bevor ich ein wenig durch die Stadt schlenderte. Aber auch hier wieder grau, ziemlich windig und ich ziemlich müde. Und da ich Zürich schon ein kleines bisschen kenne, kaufte ich mir für mehrere hundert Euro Brot und Käse, ein Bier und einen Wein und bezog mein gratis auf Doppelzimmer upgegradetes Einzelzimmer zum Tagebuchschreiben und Fernsehen.
Zürich am Abend
Auch morgen werde ich in Zürich nicht viel unternehmen. Nach spätem Frühstück muss ich sowieso zeitig zum Flughafen. Daher endet mein Reisetagebuch heute. Kurzes Fazit: für 3 Nächte Schweiz, wie ich sie verbracht habe, bekommt man möglicherweise 2 Wochen Türkei all inclusive. Auch wenn ich gerade bei Brot-und Weinpreis geschummelt habe. Aber dafür besteht natürlich die Gefahr, in Antalya als Staatsfeind zu verschwinden, je nachdem, welches T-Shirt man trägt… UND: Die Schweiz ist wirklich wunderschön.
Danke für Eure Begleitung, ich hoffe, es war unterhaltsam. Wenn Ihr mögt, sehen wir uns im April zur Geburtstagsreise wieder.
Alles Gute von Eurem Gerald
Der eben-nicht-Durchgang des Grauens: der Fettfleck, den meine Kollision hinterlassen hatte, war wie durch Zauberhand nach ein paar Minuten verschwunden. In keinem der Hotels ein Kühlschrank. Da muss man sich behelfen… Rätselromanisch….
Nach ausreichend Schlaf haben Matthias und ich ausgiebig gefrühstückt, das Buffet im Hotel Walhalla ist ganz wunderbar. Es gibt sogar jemanden, der einem frisches Omelette zubereitet! Die Orangen sind gehäutet, der Obstsalat ist frisch, der Kaffee ist phänomenal. Gegen 10 Uhr checkten wir aus, Matthias machte sich auf nach Graubünden, ich blieb noch in St. Gallen, um Altstadt und Umgebung zu erkunden.
Es ist wirklich wunder-, wunder-, wunderschön hier. Der geneigte Leser denkt jetzt wahrscheinlich, ach du je, jetzt kriegt der Alte sich wieder mal nicht ein! Aber bei Kaiserwetter den Dreilindenweg entlang gehen, hinter einem und links auf grüne Hügel und die Stadt zu schauen und vor einem liegt in seiner ganzen Pracht der Bodensee, das ist schon besonders.
Zum Dreilindenweg bringt einen eine Standseilbahn, die Mühleggbahn, die vom Tal auf den Berg 90 Sekunden braucht und durch einen düsteren Tunnel fährt.
Über das Dreilindengässlein lief ich in die Stadt zurück und erkundete den Stiftsbezirk, in dem das alte Kloster und die Laurentiuskirche stehen, drumherum die sehenswerte Altstadt, wo es einen Fressmarkt gab, und wo man Vorboten des Faschings erblicken konnte.
Impressionen aus Sanggale
Nach knapp zweieinhalb Stunden Spaziergang lief ich zum Hotel zurück, sammelte meinen Koffer ein und begab mich zum Bahnhof, denn mein Ticket nach Chur hatte eine Zugbindung.
Die Fahrt war schön, teils am Bodensee entlang, zeitweise wunderbare Ausblicke auf die Berge und schöne, in die Hänge geschmiegte Ortschaften. Wir hatten nur leider eine Verspätung wegen eines vorherigen Personenschadens auf der Strecke.
Ankunft in Chur: Leute, was soll ich sagen… Da flieht man vor dem Kölner Karneval und landet in der Churer Fasnacht. Ich musste auf dem Weg ins – übrigens sehr pittoreske – Hotel Freieck mehrmals den Zugweg kreuzen. Hier ist quasi Ausnahmezustand. Heute Abend soll dann Straßenfasnacht sein. Bin gespannt.
Im Hotel nur kurz die Haare glatt gezogen, dann auf große Besichtigungstour durch Chur. Es ist sehr, sehr laut, man trommelt gerne, und man wird ständig mit Konfetti beworfen. Aber das ist besser als die legendäre Pralinenschachtel vom Rosenmontagszug 1992, die mir eine veritable Platzwunde an der Stirn eingebracht hat.
Zuerst bin ich einmal ziellos durch die Stadt gelaufen, denn so bekommt man am besten ersten Eindruck, wie ich finde. Irgendwann fand ich mich am Bahnhof wieder, wo ich mich – wir erinnern uns an das mittlere Fiasko gestern – mit einem Schlückli versorgte. Jaja, wir Säufer haben es schon schwer. Dann klapperte ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab, als da wären: der Domberg, das Rathaus, die Gassen der Altstadt und was einem sonst noch so in den Weg kam. Besonders gefallen haben mir die vielen Plaketten an den Häusern. So lernt man etwas über das rote Haus, das Spaniölhaus, die Rabengasse, die Nachtwächter und auch, dass Angelika Kauffmann hier geboren wurde. Eine starke Persönlichkeit und von Goethe verehrt.
Also, ich finde Chur sehr sehenswert. Es hat viel Charme, und ist auch von schönen Bergen mit weißen Kuppen umgeben; ich hätte als alte Meerjungfrau nicht gedacht, dass ich für Berge ähnlich romantische Gefühle wie für das Meer entwickele. Ich muss da einfach öfter mal hinfahren.
Nach einer etwa zweistündigen Besichtigungstour ließ ich mich für ein Calanda-Bier auf dem zentralen Postplatz nieder, wo die Stadtreinigung damit beschäftigt war, die Hinterlassenschaften des Umzuges wegzupusten, wegzukehren, wegzuräumen, wegzuweggen. Dies alles mit einer unglaublichen Lautstärke verbunden, es wurde allerschwerstes Gerät bemüht. Aber wenigstens lief hier nicht Helene Fischers „Atemlos“ in Dauerschleife. Wie z.b. am Kirchplatz, wo sich einige Jecken zum kollektiven Abschießen versammelt haben. Aber die ein oder andere musikalische Untermalung gab es trotzdem.
Am Abend war es etwas problematisch, ein Restaurant zu finden, das nicht von Karnevalisten okkupiert war. Das von Matthias empfohlene war voller Schlümpfe und kreischender Babys.
Ich wurde außerhalb der Altstadt fündig und bekam in einem American Restaurant ein Horse Beef Steak, das ich am Tisch quasi selber grillen musste. War aber sehr gut.
Mir fehlt immer noch die verpasste Mütze Schlaf von Donnerstag, daher gehe ich gleich zeitig ins Bett. Morgen geht es auch schon um 7:30 Uhr zum Bahnhof.
Ich erwarte mir von der Albulabahn morgen spektakuläre Ausblicke! Ihr auch? Na dann… bis dann!
Alaaf, Helau, Ahoi usw. usf.
Euer Gerald
Schweizerdeutsch für Anfänger, Teil 2„Und WARUM darf ich das jetzt nicht mit nach Hause nehmen????“
Mit dem Wissen, um spätestens vier Uhr dreißig aufstehen zu müssen, habe ich auf Schlaf verzichtet, denn die Angst zu verpennen war zu groß. Aber so konnte ich in Ruhe packen, früh Kaffee trinken und ganz entspannt zum Flughafen fahren.
Der Flieger war pünktlich und nur halb voll, so dass ich mich nach der Ansage „boarding completed“ mit einem dreifachen Rittberger, kombiniert mit einer bielmannschen Pirouette zu einem der noch freien Notausgangssitze katapultierte. Ganz wunderbar viel Beinfreiheit! Denn auf den anderen Plätzen zollte man der wissenschaftlichen Erkenntnis Respekt, dass die Menschen immer kleiner werden und daher die Sitzreihen enger zusammengeschoben werden können.
In Zürich Kloten, wo sich der Flughafen befindet, ergatterte ich sofort eine Bahn nach Zürich Hauptbahnhof, wo ich mich erst einmal mit Franken versorgte und bei Burger King einen Kaffee trank, während ich auf den Basler Zug mit Matthias wartete.
Wir fanden uns einigermaßen schnell, bestiegen einen Intercity nach Sargans, um dort in den Bus nach Vaduz zu wechseln.
Vaduz ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Natürlich kenne ich die Burg von Fotos, aber der Ort drumherum ist fast gänzlich ohne Charme, maximal ein Dutzend alte Gebäude, viele extrem hässliche neue, eine kleine Kirche (die zur Kathedrale erhoben wurde, als ein unliebsamer Bischof aus Chur sie als Erzbistum angedient bekam) und massenweise Banken und Souvenirshops.
Wir liefen zur Burg hoch, was sehr anstrengend war, und die Fürstens luden uns noch nicht einmal zum Kaffee ein. Aber naja, die haben ja auch viele andere Sachen zu tun. Kaffeetrinken mit… sagen wir dem ungarischen Gesandten, dessen Wagen vor dem Schloss parkte.
Toll an Liechtenstein sind die Berge, die Vaduz umgeben, stellenweise schwer schneebedeckt und unglaublich majestätisch herumlungernd. Und die Aussicht vom Schloss aus… wunderbar!
Der Besuch des Kunstmuseums erwies sich hingegen als vertane Zeit. Die Ausstellungen waren uninteressant bis lieblos, einzig Beni Bischofs Wandkritzeleien sowie eine Handvoll Werke aus der Reihe „Conditio humana“ (Giacometti, Picasso, Klee, Beckmann usw.) fand ich interessant bzw. sehenswert.
Beni Bischof
Nach einer Stärkung in einem Café – ich hatte Wurstwegge, ein… interessantes… Gebäck – suchten wir noch die Wirkungsstätte des Skandalbischofs heim, wo ich für all die sündigen Homos, die dem Herrn ein Gräuel sind, ein Kerzchen entzündete.
Nun. Einige haben vor zu großen Erwartungen an Liechtenstein gewarnt, aber ich bin froh über diesen Besuch, denn, insbesondere nachdem die Sonne durchkam, es war ein wunderschöner Ausflug.
Von Vaduz aus fuhren wir nach Buchs, stiegen dort in die S-Bahn nach Sankt Gallen, wo wir erst einmal unser Hotel eroberten. Die Zimmer sind sehr schön, das Hotel liegt sehr gut, das war ein guter Griff. Obwohl der Buchungsprozess (wahrscheinlich wegen eines Systemfehlers bei booking.com) einige meiner Nervenstränge stilllegte. Aber das ist eine lange Geschichte, die ich auf Nachfrage gerne unter wildem Fuchteln persönlich vortrage.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, brachen wir zuerst zu einer kleinen Biertour auf, Matthias ist ja schließlich Biersommelier. Wir waren im Brauwerk, im Brüw und in der Birreria. Leider hatte Matthias keinen guten Lauf; ich als alter Langeweiler habe mir immer das klassische Lager bestellt, Matthias war mit seinen experimentellen Bieren leider nicht so glücklich und zufrieden. Dann erreichte ihn noch die Nachricht, dass er aus seinem für morgen gebuchten Hotel wegen Überbuchung rausgeflogen war, daher musste er eine gewisse Zeit aufwenden, um für sich und seinen Bekannten in der Nähe von Riom ein neues Zimmer zu organisieren, was definitiv nicht einfach war.
Für den Abend hatten wir in der Lokremise reserviert. Ein sehr schönes Restaurant, mit industrial chic, sehr zuvorkommender und lieber Bedienung und einem vorzüglichen Essen. Highlight des Abends war für mich ein Wein aus Lavaux, der hervorragend schmeckte. Ich hatte Mulligatawny soup (Dinner for one!) und Rindsvoressen. Letzteres hat eigentlich einen weniger despektierlicheren Namen verdient.
Auf dem Heimweg wollte ich mich noch mit meinem Tagebuchwein versorgen, aber – einige ahnen es vielleicht bereits – auch hier hat die Unsitte des abendlichen Alkoholverkaufsverbots Einzug gehalten. So schreibe ich nun bei Leitungswasser, was hoffentlich morgen durch gewissenhafte Planung vermieden werden kann. Ob das klappt? Erfahrt Ihr morgen, wenn ich live aus meinem Hotel in Chur berichte.
Alles Liebe, Euer Gerald
Schwyzerdütsch für Anfänger: Teil 1Der Autor auf dem Schlosshügel.
Karneval naht. Damit einhergehend drohende Nervenzusammenbrüche meinerseits. Denn wenn „dat Trömmelsche jeht“ und „dä Dom in Kölle zo Hus ess“ (kölschographische Fehler nicht ausgeschlossen!) … nänä, Marie, dat is nich schön. Nicht für mich. Nicht mehr. Ich fliehe ja oft Karneval.
Eigentlich ist Karneval ja etwas sehr Schönes. Ich erinnere mich an wunderbaren Kneipenkarneval, Straßenkarneval und selbst an schöne Feiern in der Firma. Aber entweder bin ich ein grantiger alter Zausel geworden, oder aber die Feiern sind doch ein wenig ausgeartet. Wahrscheinlich liegt meine Wahrheit irgendwo dazwischen.
Auf jeden Fall buchte ich eine Blindflugreise. Man gibt den Zeitraum ein, sucht ein Thema aus (bekommt alle dann möglichen Ziele angezeigt) und fliegt für einen Festpreis. Vorsichtshalber checkte ich die Hotelpreise für die scheinbar teuerste Destination – Venedig – und fand sie okay.
„Wollen Sie jetzt buchen?“ – „jo… denke schon…“ – „Wirklich?“ – „Ja, doofe Frage“ – „Ernsthaft?“ – „JAHAAA!!!!!!“ – „Glückwunsch! Sie fliegen nach Zürich!“
Ach Du Kanne. Die teuerste Stadt der ganzen westlichen Hemisphäre! Stundenhotel ohne vorherigen Lakenwechsel 200 Franken. 3-Sterne-Hotel 1000 Franken. Ja gut, ist jetzt wegen der Dramatik etwas überzogen.
Ich schrieb meinen guten Freund Matthias aus Basel an. Heißa, ich komme Dich besuchen! Er schrieb zurück, heißa, ich bin auf Theaterreise. In Graubünden. (Als Zuschauer)
Nach einigen WhatsApps planten wir dann trotzdem, zusammen – ein Herzenswunsch von mir und dann besuchtes Land Nummer 50 – von Zürich aus direkt nach Vaduz in Liechtenstein zu fahren (Burg und Nationalschrägstrichkunstmuseum ansehen), von da aus nach St. Gallen zu reisen und dort zu übernachten. Danach fährt er nach Riom und ich nach Chur. Am Sonntag kommen wir wieder zusammen und fahren mit der Albulabahn bis St. Moritz und von dort aus nach Susch in das preisgekrönte Museum für moderne Kunst.
Dann kehre ich zu einer abschließenden Übernachtung nach Zürich zurück. In ein Hotel, das ich mir leisten kann, welches mir aber – nach der Beschreibung im Buchungsprozess – nur ein 8 qm² -Zimmer zur Verfügung stellen wird. Aber es soll ein nettes Hotel sein.
Mein Flug am Freitag geht seeeehr früh. Ich muss um 4 Uhr aufstehen. Aber ich freue mich schon sehr auf die Schweiz, Liechtenstein und die Erlebnisse mit Matthias, der ein Schweizexperte erster Klasse ist, hat er doch schon viele Reisegruppen dort betreut. Außerdem ist er auch ein Freundexperte erster Klasse 🙂
Ihr Lieben. Es sind nur drei Nächte, aber ich würde mich freuen, wenn Ihr mich wieder begleitet. Und wenn ich mal nichts poste, dann liegt das wahrscheinlich an mangelnder Internetverbindung und nicht daran, dass ich mit einer Lawine ins Tal gerissen wurde und nun mein Leben mit einem noch unentdeckten urschweizerischem Talvolk verbringe, für das ich den ganzen Tag Raclette-Käse schneiden muss….