Tag 9: Schatten im sonnigen Süden

¡Hola hola a todos zum heutigen Tagebuch!

Ich weiß gar nicht, warum ich früher nicht gerne zur Schule gegangen bin. Hat heute wieder sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe. Aber ich bilde mir zumindest ein, dass es besser und besser wird. Heute haben wir quasi geholfen, ein schweres Verbrechen aufzuklären. Aber obwohl wir wissen, dass die Schwestern ein Komplott geschmiedet hatten: Das Collier bleibt verschwunden. Kann der Detektiv seine Unschuld beweisen? Und was wird der Mafiaboss unternehmen?

Ich beschloss, sofort nach der Schule von San Telmo aus nach Puerto de Mogán zu fahren. Am Busbahnhof nahm ich die Linie 1, die direkt dorthin fahren sollte. Um es vorwegzunehmen: das war eine sehr, sehr, sehr, um nicht zu sagen SEHR dämliche Idee! Dieser Bus hielt so ziemlich an jeder Milchkanne, die es je auf Gran Canaria gegeben hat und die es je auf Gran Canaria geben wird, nicht zu vergessen an allen aktuellen, die gerade hier rumstehen. Für die Fahrt brauchte ich weit mehr als 2 Stunden.

Der Vorteil dieser ellenlangen Fahrt war natürlich, dass man sehr viel sehen konnte. Allerdings nicht viel Schönes. Die Strecke den Osten entlang war etwas trist, wir sind durch viele nichtssagende Orte gefahren. Schön waren natürlich die Blicke aufs Meer, wenn wir in Küstennähe fuhren. Je weiter wir aber Richtung Süden kamen, umso schlimmer wurde die Bebauung. Was eine Bettenburg ist, kann man am besten hier an der Südspitze der Insel erklären. Selten gab es architektonische Lichtblicke. Und die Strände erst… ein Sonnenschirm neben dem anderen, eine Liege neben der anderen, ein Touri brutzelt neben dem anderen in der Sonne. Auch die Landschaft ist oft eher dazu geeignet, einen in depressive Stimmung zu versetzen. Manchmal durchbricht das Grün eines frisch angelegten Golfplatzes die Ödnis, aber auch das selten. Da waren die langen Tunnel auf der Strecke fast ein Highlight.

Das nicht so schöne Puerto de Mogán.

Puerto de Mogán ist mir ja von einem Mitschüler (w/m/d) empfohlen worden. Als sehr attraktives Touristenörtchen. Ich war zuerst geschockt, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können. Am Strand Tristesse, Schmutz, völlig überlaufen, aufdringliche Kellner… Aber dann: vorgelagert ist eine künstliche Touristeninsel, die sogar einen gewissen Charme hat. Man hat versucht, alles sehr mediterran zu gestalten, es gibt einen sehr schönen Yachthafen, es wurde viel gepflanzt und begrünt, überall Blüten und Blumen. Da habe ich mich dann gerne auf ein Bier niedergelassen.

Das dann doch ganz nette Puerto de Mogán (der Hundehaufen unten links ist übrigens eine Taube).

Besuchen wollte ich eigentlich noch die Ausgrabungsstätte Cañada de Los Gatos, eine frühkanarische Siedlung samt Begräbnisstätte. Aber die hat montags leider geschlossen. Steht übrigens auch so im Reiseführer. Hmmm. Tja. Ja ja.

Also zurück zum Busbahnhof und die Schnellverbindungen rausgesucht. Yippieh. Formel 1 ist nix dagegen. In Windeseile war ich wieder in Las Palmas, trotz zweier Umstiege. Einen nutzte ich noch zu einem Einkauf. In der Grünzeugabteilung muss man sich hier übrigens nicht tausend Nummern merken (oder gar für jede Banane zur Waage rennen). Das machen die Gemüsewieger für einen. Heldinnen des Alltags!

Zu Hause angekommen bin ich im Dunkeln. Hat sich das Ganze denn nun gelohnt? Ich würde sagen, nein. Die Busfahrt war einfach viel zu lang. Aber ich werde noch einmal mit dem Auto in den Süden fahren, und mich ein bisschen besser vorbereiten. Was man aber auf jeden Fall bemerken konnte, ist, dass das Wetter im Süden deutlich besser als im Norden ist. Die berühmte Wetterscheide existiert! Aber trotzdem bin ich lieber in der Nähe von Las Palmas, als unten im sonnigen Süden, der schlimmere Schattenseiten hat als ein paar Wolken.

Vorhin habe ich noch kurz mit meinem Vermieter gewhatsappt, er wird mir eine Dame vorbeischicken, die mal die Wohnung sauber macht. Wunderbar, auch darum muss ich mich nicht kümmern! Ein Traum!

Man kann sich ja sehr schnell an ein so leichtes Leben gewöhnen. Und damit ich nicht völlig den Realitätsbezug verliere, mache ich jetzt noch ein paar Hausaufgaben.

Bis morgen, Ihr Lieben, ich hoffe Euch dann gesund und munter wiederzusehen.

Viele liebe Grüße von der Insel, Euer Gerald

Ich könnte mich ja als Lektor hier niederlassen.
Busfahren macht sehr durstig. Noch ein Schatten: das Bier ist im Süden teurer.

Tag 8: Märkte

Liebe Leserschaft!

Zuallererst einmal einen schönen zweiten Advent allen. Heute bin ich zum Sonntagsmarkt nach Teror gefahren, der laut Reiseführer nachgeradezu spektakulär sein sollte. Nun ja, das war nicht so ganz der Fall. Viel billiger Tinnef, Touristenkitsch, schäbige Anziehsachen und nur ganz wenige Stände mit einheimischen Produkten; von denen hätte ich mir mehr gewünscht.

Aber in Sachen Obst wurde ich fündig; ich erstand ein paar Kaktusfeigen, Orangen, Äpfel, Trauben und Tomaten und zahlte dafür ’n Appel und ’n Ei, die Tüte war voll und ich schuldete nur knapp 3€ – ganz wunderbar!

In der Kirche wurde Messe gefeiert, das habe ich mir ein kleines Weilchen angesehen. Danach setzte ich mich auf den Kirchplatz, trank einen Milchkaffee und aß ein Boccadillo mit Schinken, das warm serviert wurde und ganz hervorragend schmeckte. Das Lästerpotenzial bzgl. der vorbeiströmenden Menschenmassen war übrigens enorm. Aber das tut man ja bekanntlicherweise nicht :-).

Geparkt hatte ich auf einem kostenlosen Parkplatz kurz vor der Altstadt, dort stand ein Mann, der Lose für den örtlichen Sportverein verkaufte. Viele parkende Touristen zahlten die auf einem an der Zufahrt auf einem Schild ausgewiesenen 2 €, aber ich bin mir nicht sicher, ob jeder wusste, dass er nur ein Los gekauft hat. Als ich zum Parkplatz zurück kam, war dieser schon wegen Überfüllung gesperrt, wie auch der gegenüberliegende. Es war doch so einiges los.

Teror

Ich beschloss, als nächstes nach Santa Brigida zu fahren, einem Ort, der in meinem Reiseführer erwähnt wurde, von dem ich aber vergessen hatte, was die Attraktionen sein sollten. Und der Reiseführer lag zu Hause auf dem Tisch, er hatte seinen freien Tag… Ich glaube Luftlinie lag der Ort 10 km weit weg, gebraucht habe ich aber über eine Stunde. Ich bin eine Strecke gefahren, die noch engere Straßen als neulich aufwies. An manchen Stellen hatte ich Zweifel, ob ich überhaupt mit meinem Wagen alleine durchkomme, so schmal waren einige Gassen. Und diesmal waren die Ausweichmanöver keine Ausweichmanöver mehr, denn ich bzw. der Gegenverkehr war mehrmals gezwungen, so lange zurückzusetzen, bis man eine breitere Stelle antraf. Das war schon ein wenig nervenzehrend, da hinter einem ja auch oft Autos waren. Aber irgendwie hat das alles geklappt. Und es boten sich spektakuläre Ausblicke.

Was mich irritiert hatte, war, dass der Wagen in Teror bergab drei- oder viermal von sich selbst aus bremste. Dieses Phänomen ist mir bisher noch nie untergekommen und eine kurze Internetrecherche zuhause half hierbei auch nicht weiter. Aber da es nach ein paar Minuten Fahrt nicht mehr auftrat, ignoriere ich das jetzt erst einmal.

Markt Sta. Brigida

In Santa Brigida stellte ich den Wagen unterhalb der Casa de Vino ab und besuchte dort auch erst einmal den kleinen Markt. Hier gab es viel schönere Produkte als in Teror. Ich kann jedem nur raten, für seinen Lebensmitteleinkauf lieber hierher zu fahren (wobei Teror an sich ja einen Besuch wert ist!). Anschließend schlenderte ich noch ein bisschen durch den Ort, der ist ganz nett, hat schöne Gässchen und eine Kirche, von der man einen schönen Ausblick über das Tal hat. Wieder über schmale Serpentinenstraßen ging es zurück nach Hause.

Dort baute ich mir mit den gekauften Tomaten einen riesigen Bocadillo, und schnibbelte Obst für eine Sangria, die wird es nachher geben. Auch aß ich meine erste Kaktusfeige. Achtung: Das knallrote Fruchtmark ist ähnlich penetrant wie das der roten Bete.

Morgen ist wieder Schule und wir hatten eigentlich eine Hausaufgabe. Leider habe ich nur vergessen, was wir machen sollten. Ich hoffe trotzdem, ich komme um den blauen Brief drumrum.

Die besten Wünsche von der Insel sendet Euch Euer Gerald

Hier wohnt die Frau aus dem berühmten Lied…
¡Salud!

Tag 7: Bei den Ossis

¡Saludos de la isla!

Heute habe ich bei allerschönstem Wetter den Osten der Insel erkundet. Normalerweise verbindet man ihn ja nur mit dem Flughafen, aber es gibt hier einiges zu entdecken.

Mein erster Weg führte nach Telde in die Stadtteile San Juan und San Francisco, die beide seit mehreren Jahrzehnten unter Denkmalschutz stehen und daher nicht durch Neubauten oder Hochhäuser verunstaltet werden können. In San Juan flanierte ich erst einmal durch den Park und den angrenzenden Friedhof, bevor ich zur Kirche lief. San Juan hat mir schon sehr gut gefallen, mit seiner Basilika San Juan Bautista, die eine der ältesten Kirchen auf den Inseln ist, aber San Francisco mit seinen weißen Häusern im Mudejar-Stil mit den grünen Fensterläden und Türen hat da noch mal einen drauf gesetzt. Leider hatte die Kirche nicht geöffnet, die hätte ein paar interessante Details zu bieten gehabt. Ein wirklich sehr schöner Ort.

Von Telde aus fuhr ich nach Ingenio, wo ein Besuch des alten Ortskerns empfohlen wurde. Leider hat mein Navigationsgerät mich ungefähr dreimal um den gleichen Block fahren lassen und dann habe ich keinen Parkplatz finden können, so daß ich auf eine Besichtigung verzichtete und direkt nach Agüimes durchfuhr.

Ingenio

Der Reiseführer bezeichnet Agüimes als einen der schönsten Orte der Insel. Dem kann ich nur beipflichten, es ist eine Augenweide. Man gibt sich sehr viel Mühe, alles in bestem Glanz erscheinen zu lassen, überall stehen Skulpturen, die Häuser sind in einem exzellenten Zustand. Über Agüimes thront die kathedralenartige Kirche San Sebastián, vor der sich ein sehr schöner Platz befindet, auf dem man die Seele baumeln lassen kann.

Ganz in der Nähe liegt der Barranco de Guayadeque. Barrancos sind Schluchten, durch die in regenreichen Zeiten Wasser fließt, welches so Canyons formt. Die Fahrt durch diese Schlucht hält spektakuläre Aussichten bereit.

Barranco de Guayadeque

Mein letzter Halt für den Tag war Arinaga, ein Küstenort südlich des Flughafens. Je näher man dem Meer kommt, desto schöner wird es. Hauptattraktion von Arinaga ist eine kilometerlange Promenade, in deren Norden Kalköfen stehen, die von einem Aussichtspunkt überragt werden, von dem aus man bis zum Leuchtturm gucken kann. An dieser Stelle zieren große bunte Keramikskulpturen in Form von Fischen die Promenade.

Im Zentrum habe ich dann noch einen Kaffee mit Blick auf das Meer getrunken und mir die Sonne auf mein Haupt scheinen lassen. Ein entspannter und sehr schöner Ausflugstag! Auf dem Weg zurück durch las Palmas gab es ein bisschen Verkehr, aber inzwischen habe ich mich sehr an Sora gewöhnt, so dass mir sogar die steilen Serpentinenstraßen von einem Meter Breite keine Panik mehr verursachten, ja, ich habe mich sogar zu einem regelrechten Gegenverkehrsausweichexperten entwickelt.

Es ist jetzt früher Abend und gleich werde ich doch noch ein paar spanische Vokabeln pauken. Morgen werde ich dann noch einmal Teror und Umgebung unsicher machen.

Es ist unglaublich, dass jetzt schon eine Woche um ist. Die Zeit vergeht hier wie im Fluge!

Allen viele liebe Grüße, hasta mañana, sí quiereis

Euer Gerald

Nur für Elke…. ?

Tag 6: Klassenfahrt

¡Hola hola a todos!

Wie gestern schon erwähnt, ist heute in Spanien Nationalfeiertag, der Tag der Verfassung, el día de la constitución. Nikolaus wird hier nicht besonders groß geschrieben, man feiert hier dafür mehr den Tag der heiligen drei Könige am 6. Januar.

Alle Geschäfte waren heute geschlossen, so auch die Schule. Man hat aber beschlossen, uns während der eigentlichen Schulzeit eine Schnitzeljagd durch das Viertel Vegueta anzubieten, um anschließend eine Exkursion in die Stadt Agaete zu machen, um dort eine Finca zu besuchen, die Orangen, Wein, Kaffee, Avocados und andere Dinge anbaut und verkauft.

Blick von Santa Ana über die Stadt.

Die Schnitzeljagd war sehr abwechslungsreich, wir mussten diverse Wahr- bzw. Unwahrheiten über den Stadtteil Vegueta herausfinden, den Kathedralturm hochklettern, um die Aussicht zu beschreiben, vor der Büste eines berühmten Schriftstellers ein Selfie machen, uns vorstellen und aufschreiben, wie die Stadt in 100 Jahren aussehen wird und diverse andere Aufgaben mehr. Ich war zusammen mit der Kroatin und dem Iren in einer Gruppe.

Einer der beiden ist ein berühmter Schriftsteller….

Zu einer bestimmten Uhrzeit trafen wir uns mit den anderen zur Auswertung wieder. Auch die A-Kurse haben teilgenommen. Es gibt hier sogar eine Schülerin aus Mauretanien. Russland und die Schweiz waren auch vertreten. Es ist wirklich eine kunterbunte Schule. Ich habe auch die Professoren und Schulgründer Monika und Àngel kennengelernt, sie sind sehr sympathisch, und unser Professor Adrian war auch dabei. Natürlich hat unsere Gruppe die Aufgaben am besten gemeistert. Wer will uns auch das Gegenteil beweisen?

In den Bergen von Agaete

Gegen Mittag brachen wir dann nach Agaete im Nordwesten der Insel auf. Es hat wieder sehr viel geregnet, trotzdem war die Fahrt wegen der schönen Ausblicke sehr kurzweilig. Auf der Finca wurde uns erklärt, wie Kaffee wächst, wie er verarbeitet wird und konnten ihn dann auch probieren. Quasi mein erster Kaffee, den ich vorher persönlich kennengelernt habe. Wir probierten zudem das dort fließende Wasser aus vulkanischen Quellen, das nicht jedermanns Sache war, sehr mineralhaltig. Ich fand es eigentlich sehr schmackhaft. Wir aßen Orangen der Finca, die unglaublich saftig und lecker waren, wir hatten eine Weinverkostung mit fünf verschiedenen Weinen, diese waren jetzt nicht ganz so mein Fall, begleitet von Käse, Chorizo-Aufstrich, Kaffeemarmelade und Gebäck. Ich erstand die unglaublich interessante Marmelade und einen Laib Käse, denn Käse ist ja nie verkehrt.

Von der Finca aus fuhren wir zum Hafen in ein Fischrestaurant, wo wir auf Empfehlung der Lehrer einfach die große gemischte Fischplatte bestellten, dazu gab es Wein und es war alles sehr lecker. Es gab auch ganz wunderbare Nachtische, die ich mir dann aber verkniffen habe.

Zum Abschluss des Besuches machten wir noch einen kleinen Spaziergang, knipsten den Sonnenuntergang und fuhren dann wieder Richtung Heimat, wo mich der Busfahrer Paco freundlicherweise in Costa Ayala absetzte, so dass ich nicht von der Innenstadt von Las Palmas wieder zurückfahren musste. Agaete gefällt mir sehr, ich werde bestimmt noch einmal dort vorbeischauen.

Ein sehr abwechslungsreicher, sehr spanisch-deutsch-französisch-griechisch-russisch-englisch-dänischer Tag (huch, jetzt habe ich etwas übertrieben), der mir sehr viel Spaß bereitet hat. Natürlich haben alle wieder ein bisschen mehr über die anderen Mitschüler erfahren können. Was soll ich sagen? Ein Haufen sehr aufgeschlossener, intelligenter und sympathischer Personen. Es ist eine Freude, mit ihnen Zeit zu verbringen!

Jetzt gibt es noch ein paar Käsewürfel und ein Glas Wein, und damit gleite ich ins Wochenende. Wir wurden zwar freundlich ermahnt, das Wochenende auch zum Lernen zu nutzen, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dieser Ermahnung Folge leisten werde.

Ich hoffe, Ihr hattet alle einen schönen Nikolaustag und Eure Stiefel waren mit etwas anderem als schmutzigen Socken gefüllt.

Viele liebe Grüße von der Insel, von eurem Gerald

Hier hängt ein zukünftiger Schmetterling
Der Autor mal nicht geselfiet… ?

Tag 5: Haarnadelscharf

¡Buenas noches de Gran Canaria a todos!

Es hat die ganze Nacht wieder geplästert und gestürmt. und das hat sich am Tag irgendwie auch fortgesetzt. Der Sturm ließ zwar etwas nach, aber es hat sich richtig schön eingenieselt und der Wind war auch nicht ohne. In der Schule hat uns das natürlich nichts ausgemacht. Dort haben wir heute zuerst über unsere Fernsehgewohnheiten gesprochen. Anschließend wiederholten wir die drei Vergangenheitsformen, die man aus dem Niveau A2 schon beherrschen sollte. Für mich immer noch ein rotes Tuch!

Am Ende des Unterrichts wurde uns mitgeteilt, dass die Schule morgen geschlossen bleibt, denn es ist ein spanischer Feiertag: nicht etwa Nikolaus, das ist hier nicht so bekannt, sondern Tag der Verfassung! Wir treffen uns mit unserem profe Adrian trotzdem um 9:30 Uhr früh vor der Kathedrale Santa Ana, um das Viertel Vegueta unsicher zu machen. Nachmittags ist dann ja, wie schon bereits erwähnt, die Exkursion zur Kaffeeplantage und in die Kellerei.

Mein Schulbus guagua…

Nach der Schule achtete ich beim Bus nur auf die Zielangabe, nicht auf die Nummer. Fataler Fehler! Ich las auf dem Handy meine E-Mails und meine Whatsapps, schaute aus dem Fenster und bemerkte „Huch, das kenne ich gar nicht…“ Man war dabei, mich in die Berge zu entführen. Flugs stieg ich aus und erkundete andere Möglichkeiten, um nach Hause zu kommen. Ein Bus wurde mir angezeigt, der eine Dreiviertelstunde brauchen und an jeder Milchkanne halten würde. Ich beschloss, ihn zu nehmen. Wir fuhren durch Vororte von Las Palmas, später durch engste Dörfer, steile Pisten hinauf, steile Pisten hinunter, durch Haarnadelkurven, dass einem ganz blümerant werden konnte. Ehrlich, kanarische Busfahrer sind für mich Helden des Alltags. Ich könnte das nicht!

Zu Hause angekommen, es regnete wieder stark, legte ich mich erstmal für eine Siesta hin. Sie dauerte nicht lange, denn der Postmann klingelte zweimal. Er quasselte auf mich ein, ich wusste aber nicht, was er wollte. Er zuckte die Schultern und verließ mich wieder, mit einem Brief in der Hand, der garantiert nicht für mich bestimmt war.

Da die Stühle im Apartment zwar ganz modern, aber sehr unbequem sind, beschloss ich, in das Einkaufszentrum zu fahren, um mir ein paar Kissen zu besorgen. Die Gelegenheit wollte ich auch nutzen, um mir an der Theaterkasse Eintrittskarten für verschiedene Veranstaltungen zu besorgen.

Warum ich immer der einzige bin, der auf dem Plateau parkt, statt in der engen Straße, wurde mir jetzt klar. Durch den Regen war die ganze Erde so aufgeweicht, dass ich ungefähr 5 cm tief mit meinen Schuhen im Matsch versank. Also erst einmal wieder zurück zur Wohnung, Schuhe waschen und zum Trocknen aufhängen. Andere Schuhe anziehen. Wieder zum Auto. Wie nun aber dahin gelangen, ohne wieder ein Schlammbad zu nehmen? Ich tippelte von Kieselstein zu Kieselstein, stieg über die Beifahrerseite ein und konnte so einigermaßen sauber den Wagen entern.

Am Einkaufszentrum angekommen habe ich erstmal in dem riesigen Parkhaus geparkt, lief zum Auditorio Alfredo Kraus, kaufte mir Karten für eine Ballettaufführung im Teatro Galdós und für ein Silvesterkonzert im Auditorio selbst. Dieses Konzert findet schon am 27. Dezember statt, so dass ich meinen Flug nicht verschieben muss. Das finde ich sehr rücksichtsvoll!

Im Einkaufszentrum dann die notwendigen Einkäufe, um den Feiertag zu überstehen. Ab zur Kasse, bezahlt, ab ins Parkhaus, Ticket in die Maschine. Ich hatte mir gemerkt, ich stehe auf Platz G3 – wie Gerald und die drei Silben meines Nachnamens. Große Überraschung: hier stand der lange von mir ersehnte Kleinwagen. Den wollte ich jetzt aber nicht mehr. War es etwa doch nicht G3? Ich war mir eigentlich völlig sicher! Und mir brach der Schweiß aus! Ich stand vor grünen Säulen und sah im Hintergrund rote Säulen schimmern. Große Erleichterung! Ich hastete in den roten Bereich, nur um festzustellen, dass es dort keine Reihe mit dem Buchstaben G gibt. Erneuter Schweißausbruch! Stärker als der erste!! Ich irrte mit meiner seeeehr schweren Einkaufstasche durch das Parkhaus und wusste nicht mehr, mit welcher schlauen Eselsbrücke ich mir meinen Stellplatz gemerkt hatte. Ich zurück ins Einkaufszentrum, zur Information. Erläutert, ich habe mir doch die Nummer gemerkt und ich sei doch nicht soooo vergesslich. Man erklärte mir, dass es weitere Parkebenen in den Farben blau, rot, orange, gelb, flieder, weiß, schwarz purpur, mauve, apricot etc pp gebe und darunter gebe es auch einige mit dem Stellplatz G3, ich müsse nur alle Ebenen nach der Nummer G3 absuchen. Auf Parkebene -2 im blauen Bereich wurde ich dann fündig, dort stand mein Schlachtross! Große Freude, ich konnte mich der Tränen kaum erwehren. Die Filmrechte an diesem Drama hat sich übrigens Steven Spielberg gesichert, Bruce Willis wird die Hauptrolle spielen. Arbeitstitel: Park langsam.

Keine Sekunde zu früh kam ich dann in der Wohnung an, denn kaum dass ich die Haustür hinter mir geschlossen habe, setzte ein Platzregen sondergleichen ein. Es wurde finster, man sah die Hand vor Augen nicht und der vermeintlich große Parkplatz auf der Klippe verwandelte sich in ein Brackwasserschwimmbad. Ich sitze jetzt aber mit genügend Vorräten hier schön im Trockenen, werde gleich die restliche Empanada von gestern vertilgen und es mir gut gehen lassen. Ich freue mich morgen schon auf eine halbe Stunde mehr Schlaf und bin gespannt, wie es bei Platzregen so in der Altstadt ist. (hätte ich übrigens heute schon bei der fiesta de tapas testen können, aber irgendwie…)

Bis morgen, alles Liebe und Gute von der Insel.

Muchos saludos, muchos besos
Gerald

Zur kontemplativen Betrachtung dieses Fotos empfehlen wir Howard Carpendales „Deine Spuren im Sand…“
„Que rico“ heißt „wie lecker!“ Ich finde, das könnte das Männlein etwas besser rüberbringen… Für mich sieht das eher nach Eimeralarm aus.

Tag 4: Kino und Kunst

¡Hola hola de Espana!

Heute kam ich wieder schwer aus den Federn, daher war es bei meinem Morgenritual etwas hektisch. Aber auch mit dem 15 Minuten späteren Bus bin ich noch vor Unterricht in der Schule eingetroffen.

Das heutige Schwerpunktthema war Kino und Film und darüber zu sprechen; wie es einem gefällt, wie die Handlung ist, welche Schauspieler mitspielen et cetera pp. Unter anderem sollten wir einen Film auswählen, über den wir alles mögliche berichten sollten. Ich Blödmann habe mir „Marnie“ von Hitchcock ausgesucht. Während ich versuchte, die Handlung niederzuschreiben, fragte ich mich, warum ich nicht Pippi Langstrumpf oder etwas ähnliches ausgesucht habe. Una chica y sus amigos están viviendo muchas aventuras. Wer Marnie kennt, weiß was ich meine. So eine komplizierte Handlung.

In der Frühstückspause habe ich mir getrocknete Feigen gekauft, die waren ganz, ganz wunderbar! Sie sind auf den Kanaren kleiner, als die Feigen die wir in Deutschland bekommen, und viel süßer. Auch bei meinen Klassenkameraden kamen sie und die gerösteten Mandeln sehr gut an. Davon werde ich mir ein paar Säcke mit nach Hause nehmen.

Nach der Schule führte mich mein Weg in die Markthalle von Vegueta. Ich hab ein Faible für solche Hallen. Alles so frisch und appetitlich.

Dann besuchte ich das Museum für moderne Kunst. Es ist in der Nähe der Kathedrale in einem von außen antiken, innen modernisierten Haus. Im Erdgeschoss gab es die Ausstellung eines Künstlers aus La Réunion, Jack Beng-Thi zu sehen. Seine Werke haben mir außerordentlich gut gefallen, er arbeitet viel mit natürlichen Materialien, vor allen Dingen Holz. Eine weitere Ausstellung widmete sich dem Werk von Esther Ferrer. Auch hier gab es einige interessante Ausstellungsstücke. Das Museum ist nicht riesig, aber man kann gut ein bisschen dort verweilen. Wahrscheinlich hängt das aber auch von den jeweils ausgestellten Künstlern aus, so wie ich es verstanden habe, gibt es keine feste Sammlung.

Nach dem Museum fuhr ich zu einer Verabredung, die ich über Internet getroffen hatte. Wir haben zusammen ein paar Bier getrunken, das war auch ganz nett, er ist sehr sympathisch. Er ist Politikwissenschaftler und ein überzeugter Fan der deutschen Politik der Merkelära. Für ein Wiedersehen reichte es aber nicht.

Auf dem Nachhauseweg bin ich dann noch einmal in den Carrefour im großen Einkaufszentrum gefahren, um vor allen Dingen Eiswürfel zu organisieren, und Aloe-Vera-Gel zu kaufen. Aloe ist auf den Kanaren sehr beliebt für kosmetische Produkte, und Elke und ich sind große Fans.

Am Abend gab es eine Empanada mit Thunfisch gefüllt und dazu einen klebrig-süßen Weißwein, da hat der Gerald mal nicht aufgepasst. Man konnte ihn trotzdem mit viel viel Eis trinken.

Augen auf beim Flaschenkauf!

Am Freitagnachmittag wird es eine Exkursion der Schule zu einer Kaffeeplantage, einer Weinverkostung und einem Fischessen geben. Dazu habe ich mich heute angemeldet, wie wohl fast die ganze Schule.

So, das war’s auch schon wieder von der Insel. Ich hoffe es geht euch allen gut und sende viele, viele liebe Grüße in die Heimat!

Euer Gerald

Man kommt einfach nicht dran vorbei…

Tag 3: Gerunzelte Kartoffeln

¡Buenas noches de la Costa Ayala à todos!

Heute Nacht hat es furchtbar gestürmt, und zwar so stark, dass ich durch das Pfeifen des Windes wach wurde. Als dann um 7 Uhr der Wecker klingelte, war ich noch nicht wirklich ausgeschlafen. Heute früh dann wieder Schule, erneut sehr anstrengend. Zu meiner großen Freude gab es viel Gruppenarbeit, und ich war erleichtert, dass ich nicht neben einem der fortgeschritteneren Mitschüler saß. Eine Person im Kurs hört sich furchtbar gerne selber reden, spricht aber so schnell, dass es zumindest für mich keinen praktischen Nutzen hat, ihr zuzuhören. Aber insgesamt macht der Kurs immer noch viel Spaß, und ich denke mit der Zeit werde ich ein Hörgefühl entwickeln. Wir haben heute Aufnahmen von Muttersprachlern diverser spanischsprachiger Länder gehört, es ist manchmal sehr schwer zu verstehen, was gemeint ist, da es tatsächlich auch dialektische Einfärbungen gibt. Wahrscheinlich aber nicht so schlimm wie beim Bayrischen.

Nach der Schule brach ich zum Diözesanmuseum auf, durch das man auch Zutritt zur Kathedrale hat. Auf dem Weg dorthin kam ich auf der Calle Triana an einer ellenlangen Schlange vorbei: hier gibt es etwas umsonst, dachte ich. Am Kopf der Schlange angekommen stellte sich heraus, dass sie an einer Modelagentur anstand. Kurz überlegte ich, mich dazu zu gesellen, aber irgendwie lag mein Haar nicht richtig.

Santa Ana

Die Kathedrale ist relativ schlicht, der Innenraum wirkt aufgrund der verhältnismäßig wenigen tragenden Säulen recht groß. Das Museum selber ist mehr als übersichtlich, vielleicht zwei Dutzend Bilder der Bischöfe von Gran Canaria und zwei weitere Dutzend Bilder mit religiösen Motiven, ein paar Kruzifixe, 2 bis 3 Monstranzen. Aber der Innenhof ist sehr schön. Das Gebäude ist ein kanarisches Anwesen im Stil des 16. Jahrhunderts.

Der Innenhof des Museums.

Gegenüber von Santa Ana gibt es diverse Hundeskulpturen. Es gibt ja einige Theorien über die Herkunft des Namens Kanaren. Unter anderem die, dass hier viele Hunde (lat. canus) gelebt haben sollen.

Nach dieser Besichtigung setzte ich mich in eine Straßenrestaurant, nahm papas arrugadas zu mir und trank ein Bier. Die, wie es in der Speisekarte hieß, „gerunzelten Kartoffeln“ waren wunderbar. Ich liebe sie sehr. Nicht schlecht staunte ich, als die Rechnung kam, auf der stand, ich hätte eine halbe Portion gegessen,denn ich habe sie nicht ganz geschafft. Von der Portion wäre die halbe Schulklasse satt geworden.

Hmmm… ¡qué rico!

Mit dem Bus fuhr ich dann noch einmal zum Corte Inglés. Heute war es ziemlich leer dort. Ich lief einmal durch alle sechs Etagen, habe aber nur in der Lebensmittelabteilung ein paar Kleinigkeiten gekauft.

Mit dem Bus bin ich dann nach Hause gefahren, habe mir den Fernseher angemacht, spanische Nachmittagsberieselung mit Untertiteln, und bin darüber eingeschlafen.

Jetzt gleich gibt es den gestern erstandenen Octopus, dazu ein schönes Glas Wein, und dann werde ich mir wieder spanisches Fernsehen antun. Vielleicht hilft mir das ja, ein besseres Verständnis für die gesprochene Sprache zu bekommen.

Bis morgen, macht es gut!

Alles Liebe, euer Gerald

Eigentlich wollte ich ja jedem einen solchen Schinken mitbringen. Aber die Gepäckwaage sagt nein…
Man kann dem Ganzen nicht entkommen.

Tag 2: Pepe, der Paukerschreck

¡Hola hola de las Palmas de Gran Canaria!

Ich habe heute einen sehr frühen Bus Richtung Zentrum genommen, da ich nicht zu spät zur Schule kommen wollte. Wir schossen aber nachgeradezu Richtung Las Palmas, so dass ich schon anfing, mich zu ärgern, so früh aufgestanden zu sein. Aber dann, im Zentrum, ging natürlich nichts mehr. Die veranschlagte Strecke von 20 Minuten war in 45 Minuten getan. Dennoch war ich überpünktlich.

Unser profesor heißt Adrian. Als er anfing mit der Klasse zu sprechen, überkamen mich Zweifel, ob ich im richtigen Kurs bin. Ich verstand zuerst einmal gar nichts. Aber man kommt dann doch irgendwie rein. Die Mitschüler wirken alle sehr sympathisch, einige können, wie ich finde, unglaublich gut Spanisch, aber es gibt Gott sei Dank auch Teilnehmer meines Niveaus. Die Gruppe ist international besetzt; vertreten sind Irland, Kroatien, England, Australien und die Schweiz, ein weiterer Deutscher sitzt mit im Kurs, der aber in England lebt. Die Australierin lebt auch in England, und der Engländer und die Schweizerin leben auf Gran Canaria. Ein sehr interessantes und weitgereistes Publikum. Wie ich es schon schwer vermutete, bin ich der Älteste in der Runde.

Unser Lehrbuch. Der Kurs wird komplett auf Spanisch abgehalten.

Der Kurs läuft über 4 Schulstunden à 45 Minuten mit einer 30minütigen Pause mittendrin. Es ist schon ein recht anspruchsvoller Unterricht, wir rattern nur so durch die Übungen. Der Ire und die Schweizerin sprechen so flüssig, denen kann ich manchmal nicht wirklich folgen.

In der Pause, die wir in einem nahegelegenen Café verbrachten, habe ich mich ein wenig mit der Kroatin unterhalten, sie hat auch einmal für die UNO gearbeitet, allerdings für die Flüchtlingshilfe. So ziemlich alle in dem Kurs haben eine interessante Biografie. Natürlich gibt es hier auch die von mir ach so heißgeliebte Gruppenarbeit! Das habe ich früher in der Schule schon nicht gemocht, und auch in diversen Seminaren war es mir zuwider. Aber eine sehr lustige Übung gab es, wo ich mit meinem Nachbarn zur Linken herausfinden sollte, welche Gemeinsamkeiten wir haben. Nun, da ich weder kickboxe noch Fallschirm springe, geschweige denn in einem Einbaum über den Atlantik paddele… als der Prof fragte, welches unsere Gemeinsamkeiten seien, antwortete ich fast, wir atmen beide. Aber D. ist ein sehr sympathischer Mensch. Wir einigten uns auf die gemeinsame Leidenschaft des Kochens.

Am Einkaufszentrum: Das Auditorio Alfredo Kraus. Der weltberühmte Tenor wurde in Las Palmas geboren.

Nach der Schule fuhr ich mit dem Bus ins Einkaufszentrum Las Arenas, wo ich einige Badartikel kaufen musste, die ich zu Hause vergessen hatte. Außerdem brauchte ich noch eine Brille, denn ich hatte meine Computerbrille auch zu Hause liegen lassen und gestern nur mit Ach und Krach mein Reisetagebuch schreiben können. Mit meiner normalen Lesebrille musste ich meine Nase an den Bildschirm pressen, das tut dem Bildschirm auf Dauer auch nicht gut.

Nun gibt es hier so etwas wie Drogerien à la Rossmann oder DM nicht, wo man für 5 Euro eine Lesebrille bekommen kann. In den Brillengeschäften schaute man mich mitleidig an, wenn ich nach preiswerten Einstärkenbrillen fragte. Im Carrefour, einem Ableger der französischen Supermarktkette, erkundigte ich mich in der Drogerieabteilung nach diesen Brillen. Ja, die hätte man mal gehabt. Wo die bloß seien? Flugs wurde Verstärkung angefordert. Es artete so aus, dass wir zu fünft durch die Gänge irrten, auf der Suche nach den Brillen, die es ja irgendwo geben müsse. Man wurde in einem kleinen Lagerraum fündig, wo die kläglichen Überreste der scheußlichsten Exemplare von Einstärkenbrillen ever!!! ein trauriges Dasein in einem Körbchen fristeten. Es gab nur eine einzige Brille mit meiner Stärke, die war knallrot, und hatte auch noch Kratzer. Zudem sollte sie 13 € kosten. Nun, gezwungenermaßen nahm ich sie. Aber schön… , schön ist anders.

Wer erinnert sich noch an Ilona Christen?

Zu Hause trank ich schnell einen Kaffee, bevor ich mich ins Auto setzte, um ein bisschen in die nahe gelegenen Berge zu fahren. Mein erstes Ziel war Arucas, dort gibt es eine schwarze Kathedrale, die von der Sagrada Familia in Barcelona inspiriert sein soll und am Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Grundsteinlegung hatte.

Der Kölner Dom mal so ganz anders…..

Tatsächlich erinnert sie von außen ein klein wenig an die Gaudí-Kirche. Aber ehrlich: auch an den Kölner Dom und andere sakrale Bauten. Innen besichtigen konnte ich sie leider nicht, da sie erst wieder am Abend öffnen sollte und ich nicht so lange bleiben wollte. Arucas ist ansonsten auch ohne Kirche ein sehr netter Ort: es gibt einen schönen Stadtpark, es gibt eine Rumfabrik zu besichtigen (die Probe fiel wegen der Fahrerei flach) und es gibt sehr schöne kleine Sträßchen, in denen man flanieren kann. Definitiv einen Ausflug wert.

Mein zweiter Stop sollte Teror sein, der! Wallfahrtsort von Gran Canaria, ja, der gesamten Inselwelt! Hier gibt es die Kirche Nuestra Señora de la Pina. Ein kleines Kathedrälchen. Auch hier sind die Straßen rund um die Kirche sehr pittoresk und erkundenswert.

Unsere Frau von der Pinie. Sonntags soll hier großer Markt sein. Das merke ich mir mal.

Der Weg nach Teror war schon ein wenig aufwändig, da bergig. Ich war dann doch froh, ein PS-starkes Schlachtschiff zu haben. Da es ein koreanisches Auto ist, habe ich ihm den Namen Sora gegeben, das ist a) angeblich der beliebteste männliche Vorname Südkoreas zurzeit und heißt b) Muschelschale. Ich finde, das passt zu einem Auto, das auf Gran Canaria gefahren wird.

Für die Rückfahrt nach Hause wählte ich eine andere Strecke, schon allein wegen der Vielfalt. Es war eine dieser berühmt-berüchtigten Strecken, von denen es im Reiseführer heißt: „Man hofft inständig, dass einem niemand entgegenkommt!“ Natürlich kam mir ständig jemand entgegen und so verblieb mir nur, immerfort zu jammern: „Mimimimimimimi, lass bitte keinen Bus kommen!“ Das hat übrigens geholfen.

Einen Zwischenstopp gab es dann noch in einem kleinen Dinohypermarket. Dort erstand ich Brot, Oktopus (!) und Wein. Das Brot wollte ich kurz aufbacken, aber verlor es aus den Augen. Jetzt habe ich quasi Schwarzbrot. Ein Stück Heimat sozusagen.

Das war ein sehr schöner Tag heute und ich hoffe, ihr hattet auch einen. Es würde mich sehr freuen, Euch morgen wiederzusehen.

Bis dahin alles Gute!

Euer Gerald

Die Bar-Cafetería Costa Ayala steht kurz vor der Aufnahme in den Guide Michelin. Ich werde bestimmt dort einmal die Croquetas kaufen.
Wo mangelnde Zahnpflege hinführen kann…. man wird eingemauert!

Tag 1: Hauptstadterkundung

¡Buenas tardes, queridos lectores!

Für meine Verhältnisse bin ich ziemlich zeitig zu Bett gegangen, ich hatte noch nicht einmal einen Wein getrunken. Der Vorteil war, dass ich heute recht früh aufgestanden bin, in Ruhe meinen Kaffee trinken konnte, um dann gegen 10 Uhr in die Stadt zu fahren.

Hatte ich schon in Palma in der Wohnung. Scheint in Spanien beliebt zu sein.

Der Bus kam mit ziemlicher Verspätung, so dass ich befürchte, dass ich morgen ein wenig früher losfahren muss. Ich stieg an der Station San Telmo aus, die Schule befindet sich dort ganz in der Nähe. An der Station wollte ich mir dann eine Monatskarte kaufen, mit der ich die Busse der ganzen Insel benutzen kann, und die an verschiedenen Stationen mit Geld aufgeladen werden kann. Je nachdem, wie viel Geld man auflädt, bekommt man einen ansehnlichen Nachlass auf die Ticketpreise. Reiseführer und Internet waren sich einig, dass diese „tarjeta transGC“ unglaublich schwierig zu besorgen ist. Dies ist nicht zutreffend. Man geht in das Büro des Busbahnhofs, holt sich einen Antrag, lässt den Personalausweis in einem Schreibwarenladen schräg gegenüber kopieren, rennt zum Fotoautomaten 39 1/2 Meter weiter rechts, macht ein schönes Bild von sich, geht zurück zum Office und bekommt sofort die Karte ausgehändigt. 20 Meter weiter links kann man sie dann aufladen.

War da nicht die Rede von einem schönen Foto?

Südlich des Platzes San Telmo befinden sich die Altstadtviertel Triana und Vegueta. Dort verbrachte ich den Rest des Vormittags. Auf den ersten Blick wirkt das Viertel Triana nicht besonders anziehend, eher wie ein Einkaufsviertel, wie es sie überall gibt. Greenpeace-Aktivisten demonstrierten hier gegen den Konsumterror der Black Week.

Auf den zweiten Blick aber findet man Schätze des Modernisme, dem spanischen Jugendstil. Wunderschöne Fassaden gibt es hier. Zudem kann man das Geburtshaus des spanischen Schriftstellers Benito Perez Galdós entdecken, dem nach Miguel de Cervantes meistgelesenen spanischen Autor. Sehenswert ist zudem das literarische Kabinett, ein kleiner Palast der Belle Epoque, in dem berühmte Geistesgrößen verkehrten. Schräg gegenüber steht das Hotel Madrid, in dem Franco den Putsch in Spanien vorbereitete.


Das Viertel Vegueta ist an Sehenswürdigkeiten auch nicht arm. Zu sehen gibt es die große Kathedrale Santa Ana, das Christoph-Columbus-Haus, die casas consistoriales, kleine Klöster und Kirchen und sehr schöne Straßen.

Um die Casa Colón herum war heute ein Markt, eine große kanarische Folkloregruppe spielte sehr flotte Musik und ein paar Menschen tanzten dazu. Das hatte was.

Auf meinem Weg zur Muelle Santa Catalina, dem Hafen, kam ich am Pueblo Canario vorbei, das mit dem Hotel Santa Catalina in dem sehr schönen Parque Doramas liegt. Hier stärkte ich mich mit einem Bier, bevor ich den Corte Inglés stürmte, quasi das spanische Karstadt, nur viel größer und finanziell wohl auch wesentlich stabiler.

Auf dem Weg zum Corte Inglés machte ich einen kleinen Abstecher zum Kreuzfahrthafen, dort liegen einige Pötte. Die Inselregierung plant diesen Hafen noch weiter auszubauen, damit mehr als 5 Schiffe gleichzeitig dort liegen können. Wie ich gelesen habe, sind die Ausbaupläne für den Süden der Insel, das heißt die Zubetonierung sämtlicher Küstenstreifen, auch noch nicht abgeschlossen.

Das Kaufhaus war brechend voll, ich suchte ein wenig nach bestimmten Artikeln, wurde aufgrund der Größe aber nicht fündig, und die vielen Menschen fand ich auch etwas irritierend. Also suchte ich die Haltestelle für den Bus, um wieder nach Costa Ayala zu fahren. Das mit der tarjeta hat wunderbar geklappt. Hoffe ich jedenfalls.

Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und so machte ich mir erstmal ein „bocadillo“ mit Serranoschinken, Ziegenkäse und diesen herrlichen süßen weißen Zwiebeln, die es in Spanien überall gibt. Dann setzte ich mich mit einem Glas Wein auf die Klippen, wartete auf den Sonnenuntergang und freute mich sehr, dass ich hier bin.

Tja, wie gefällt uns denn nun Las Palmas? Also, auf den ersten Blick ist es keine besonders attraktive Stadt. Auf den zweiten Blick findet man einige Pretiosen. Aber insgesamt ist diese kanarische Inselhauptstadt von den von mir besuchten vieren (Sta Cruz de Tenerife, Sta Cruz de La Palma, Puerto del Rosario) bisher die unattraktivste. Ich habe das Gefühl, man investiert wenig in Erhalt und ließ/lässt viel verkommen und viele Bausünden zu. Aber ich habe ja noch 27 Tage Zeit, die schönen Seiten hier zu entdecken.

Morgen geht dann der Ernst des Lebens los, Gerald geht wieder zur Schule. Ich hoffe inständig, es gibt keinen Sportunterricht. Ich habe nämlich meinen Turnbeutel vergessen. Auch auf Noten für Schönschrift kann ich gut verzichten. Wie hießen früher noch diese Filme mit Theo Lingen und Pepe Nietnagel, den richtigen Namen habe ich vergessen, die in der Schule spielten?

Allen einen schönen ersten Advent gehabt zu haben, ich würde mich freuen Euch morgen wieder hier zu sehen.

Alles Liebe, viele Grüße, Euer Gerald

Der Autor beim Studium der Grundnahrungsmittel der Einheimischen.