Internationaler Tag des deutschen Fachwerks

Ihr Lieben,

ich weiß natürlich nicht, ob es so etwas gibt. Ich befürchte eher, dem ist nicht so. Aber mein Wochenende stand ein bisschen im Zeichen von Fachwerk. Es fing damit an, dass ich Samstag eine Hausbesichtigung hatte. Ein Fachwerkhaus war zu vermieten, das ich für bezahlbar und sehr schnuckelig hielt. Leider steht es in Bad Münstereifel, das ist für jemanden mit Präsenzjob dann doch eine arge Hin- und Herreiserei. Dennoch war ich, wie mit der Maklerin verabredet, um 11 Uhr vor Ort. Die Besichtigungstermine vor mir waren – wie sie mir erzählte – ohne Absage ausgefallen. Da kriegt man doch Gefühle der eher ungewollten Art. Was sind das für Leute? Da könnte man ko….. äh….. ja, zurück zum Thema.

Das Haus war wirklich ein „Liebhaberobjekt“. Aus 1770, krumm und schief und verwinkelt. I loved it! Aber ich werde mir die Fahrerei so nicht antun können. 20 Kilometer näher und ich hätte vor Ort unterschrieben.

Wieso ich mir Häuser ansehe? Weil sich die Nachbarschaft hier zum Nachteil verändert. Das erzähle ich aber nicht in diesem Blog, sondern gerne mal so im Gespräch. Also, wer von einem freistehenden Häuschen weiß…..

Erika und Udo waren leider selbst auf einer Kurzreise, daher konnte ich „meine BaMüs“ nicht treffen. Ich lief einmal den Ort hoch und runter und war erstaunt, wie viel schon und wie wenig erst gemacht wurde. Wie soll ich das erklären? Seit der Flutkatastrophe ist ein Jahr ins Land gegangen und es gibt Stellen im Ort…. als wäre nichts gewesen. Und andere hingegen sehen aus wie frisch zerstört. Aber es tut sich was und ich wünsche den Menschen dort, dass ihre Betriebe wieder laufen und sie alle bald wieder ein lebenswertes Leben aufnehmen können!

Ich hätte die Möglichkeit gehabt, an einem kulturhistorischen Rundgang teilzunehmen, aber ich hätte recht viel Leerlauf einplanen müssen und es war schwül und heiß. Ich fuhr wieder nach Hause. Dort habe ich beim abendlichen Glas Wein mal kurz nicht aufgepasst und habe eine Wespe mitgetrunken. Die war ungehalten und stach mir in die Zunge. Leute, auf was man alles achten muss. Bis auf eine puckernde Beule ist aber nix passiert. Der Wespe geht es eindeutig schlechter als mir, ich habe sie im Affekt totgeschlagen.

Am Sonntag frickelte ich an einem Bürgerbegehren unserer Poller Initiative gegen „Raser“ und deren Kollateralschäden herum. Und da ich den Mitinitiatoren Zeit zur Sichtung meiner Überarbeitungen geben wollte, hatte ich den frühen Nachmittag frei. Ich las vor kurzem in der „Geo“ einen Artikel über eher unbekannte touristische Perlen. Da kam auch Freudenberg drin vor. Der Ort hatte das Glückpech 1666 fast komplett abzubrennen, danach aber von allen Unbilden wie Weltkriegen und dergleichen verschont zu bleiben. Das Ergebnis ist ein schön skurriles Fachwerkschachbrettfleckchen, wo eine gewisse Uniformität nicht von der Hand zu weisen ist, aber das eben auch eine besondere Ausstrahlung hat.

Touristen waren außer mir kaum unterwegs, es ist sehr beschaulich dort. Viele Inschriften in den Fachwerkbalken datieren auf 1667 und bitten darum, dass „der lieb Gott es beware“, nämlich das Haus vor weiterem Feuer. Hat wohl geholfen. Es gibt einen Kurpark, diverse Museen, ein paar gastronomische Einrichtungen, aber man ist schnell durch. Dennoch ist es sehenswert! Und die Dorfjugend kam auf mich zu und wünschte mir einen guten Tag. Ich hatte Tränen der Rührung in meinen Äuglein. Das könnte Dir in Köln nicht passieren.

Auf dem Weg nach Freudenberg war mir ein Hinweis auf die historische Altstadt von Bergneustadt aufgefallen. Ja, da könnte man ja auch mal gucken, oder? Gesagt, getan. Ja, das ist auch sehr beschaulich. Und ein bisschen heterogener von der Gebäudestruktur her. Es gibt eine klassizistische Villa, in der ich gerne leben würde (weil die einen wunderbaren Garten hat), ein Heimatmuseum und viiiiel Ruhe. Muss man da hin? Och, wenn’s auf dem Weg liegt.

Übrigens: Macht Euch schlau, bevor ihr Ihr mit leerem Tank ins Bergische fahrt (gilt auch für den Mittelrhein!): Die Benzinpreise liegen DEUTLICH über denen von Köln! Und es empfiehlt sich, immer etwas unter 100 km/h zu fahren, dann können sich die Minipimm….. äh….. es sehr eilig habenden Zeitgenossen gegenseitig den Blutdruck hochtreiben.

Apropos Raser: Zurück daheim konnte ich dann die Petition unserer Initiative veröffentlichen. Ihr könnt auch gerne mit unterzeichnen!

https://www.openpetition.de/petition/online/gegen-die-raser-poser-szene-und-die-verwahrlosung-der-poller-wiesen-in-poll-und-deutz

Alles in allem also ein abwechslungsreiches Wochenende. Übrigens auch für meine kleine Nichte Theresa. Sie wurde heute getauft. Alles Gute, kleiner Spatz!

Bis in Bälde, Euer Gerry

Ist’s ein Baumgärtel?

Coras große Prüfung

Ihr Lieben,

es war so weit, Cora musste zur Prüfung, die zwei Jahre waren schon wieder einmal um. Ich befragte meinen Haus- und Hofmechaniker, Prof. Dr. G., ob er Cora durch die Prüfung begleiten würde. Er sagte zu meiner großen Freude zu. Ich solle sie für zwei Tage vorbeibringen, dann würde er vorher mit Ihr die Prüfungsthemen noch einmal durchgehen.

Schon zwei Stunden, nachdem ich sie vorbeibrachte, kam der erschütternde Anruf. Cora hatte sich offenbar überhaupt nicht vorbereitet. Ihre Kenntnisse in Bremsscheibenjustage, Kühlerzustand, Handbremsenzug und dergleichen fielen vernichtend aus. Herrjeh! Was tun? Ich bat um ein Repetitorium. „Ui, das wird nicht billig!“, war die Replik. Prof. Dr. G. nannte eine Zahl. Ich rief ihn zurück, als ich aus der Ohnmacht wieder erwacht war und hauchte ein Okay in den Hörer. Er beschied mir, es würde leider auch einen Tag länger dauern.

Der Unterrichtsstoff

Cora sei ein bisschen vernachlässigt worden. Aber er würde von einem Hinweis an die Autoschutzbehörde absehen. „Ich hab sie doch erst zwei Jahre!“ schluchzte ich, „Das kann doch jetzt nicht alles ich schuld sein.“ Aber ehrlich? Reifendruck einmal gemessen. Vor ein paar Wochen. Und da musste ich zwanzigmal mit dem Luftdings hin- und herrennen. Ölstand? Ja, habe ich schon mal gehört. Aber was ist das? Kühlmittel? Ja, gibt es in Kernkraftwerken! Ach, in Autos auch? Inspektion? Ja, kenne ich, da arbeitet doch Jacques Clouseau.

Naja, so bekam ich Gelegenheit, mal wieder KVB zu fahren. Die hatte ich ja, so gut es ging, seit Beginn der Pandemie gemieden. Leute. Was für eine Strafe Gottes! Okay, ist ja nix Neues, ich habe ja so meine ErFAHRungen. Aber es wird ja immer schlimmer! Abgesehen davon, dass die Mitpassagiere immer pöbeliger werden (dafür kann jetzt ausnahmsweise die KVB nichts), ist Zuverlässigkeit nicht nur kein Fremdwort mehr, sondern existiert aktuell überhaupt nicht in der Kölner Verkehrsbetriebeenzyklopädie.

Der große Höhepunkt war die Rückfahrt am Dienstagabend, die mir 45 Minuten mehr von meiner Lebenszeit geraubt hat, als erforderlich gewesen wäre. Pünktlich kam die Linie 7 am Neumarkt an. Der Fahrer warf aber alle Passagiere raus, dabei munter „Fott, Ihr Asis“ brüllend (einige Ausländer/Touristen haben wohl die Aufforderung, den Zug zu verlassen, nicht verstanden, da muss man doch mal Tacheles reden!), um dann die Kehre zu fahren und die Gegenrichtung zu bedienen.

Dabei fiel die Bahn hinter dieser aus, das war schon angezeigt. 22 Minuten später drängten sich von der Zahl her gefühlt alle Besucher eines Stadionkonzertes in die Bahn, was dazu führte, dass ich mich innerlich bedankte und noch eine Bahn abwartete. Gut, es gäbe jetzt ja die Mobilitätsgarantie, die besagt, dass man angeblich seine Taxikosten ersetzt bekäme, wenn die Verspätung größer 20 Minuten und der Betrag kleiner 30 Euro sei. So weit die Theorie, ich habe das zweimal versucht und es kam nie eine Reaktion. Man muss es hinnehmen: KVB steht einfach für „Kölner Verkehrsbehinderer“, wat willste maaache? „Liebe Deine Stadt“. HAH! Da sollte mal jemand eine Oper draus machen. Die Uraufführung fände dann allerdings in Düsseldorf statt!

Das Zeugnis

Als ich Cora am Donnerstag abholte, hatten wir beide Tränen in den Augen. Zum einen, weil wir uns wiedersahen, zum anderen, weil sie die Prüfung bestanden hatte. Und ich darüber hinaus, aber das habe ich Cora verschwiegen, weil ich einen Scheck von 3 Meter Länge ausfüllen musste. „Fahren wir am Wochenende wohin, Gerry?“ säuselte Cora. „Nee, Du warst schlecht auf die Prüfung vorbereitet und hast erst einmal Stellplatzarrest.“ Naja, und zudem muss ich ja das 9-Euro-Ticket nutzen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich glaube, ich bin Masochist.

P.S.: Lieber Prof. Dr. G., Sie verzeihen mir hoffentlich, dass ich Sie in diese Geschichte eingebaut habe. Cora und ich sind Ihnen dankbar für Ihren Sachverstand und Ihre fairen Preise! Wir möchten mit Ihnen zusammen das H-Kennzeichen erreichen! Danke.

Einmal um die Welt!

Ihr Lieben,

heute aus der Rubrik „9-Euro-Ticket“: einmal nach Zons und zurück sowie einmal Frechen-Königsdorf und zurück. Klar, das ist jetzt nicht wirklich einmal um die Welt, aber es fühlte sich ein bisschen so an. Es war sehr tagesfüllend!

Letztlich dachte ich, ich müsse dringend mal wieder nach Zons, da ich a) schon lange nicht mehr da war und b) auch noch Sachen für den Eselpark bestellt hatte, die ich endlich mal loswerden wollte. Ich verabredete mich mit Micky und gab Darinka Bescheid, dass ich mal reinspinxen würde. Weil ich wegen der Covid-19-Erkrankung immer noch schnell aus der Puste bin, kündigte ich an, dass es mit meiner Arbeitskraft eher mau bestellt sei und ich nur so vorbei käme (übrigens werde ich diese Entschuldigung den Rest meines Lebens ausreizen 🙂 ).

Als Entschädigung machte ich am Abend vorher schon einen asiatisch angehauchten Wassermelonensalat, vielleicht mal ein nettes Alternativprogramm zu den ganzen (leckeren!) Kuchen und Gebäcken, die sonst immer herangekarrt werden. Zumal meine Blutzuckermessmaschine seit einiger Zeit etwas zickt. Jaja, man wird alt.

Micky gab mir den Tipp, dass ich auch für die Esel eine Wassermelone mitbringen könne, da führen einige von denen ziemlich drauf ab. Sie hat sich übrigens den Wassermelonensalat quasi gewünscht, aber ich habe da ein bisschen manipuliert, wie ich zugeben muss.

Ganz ehrlich? Solche Menschen muss man doch lieben!

Nach einer ausreichend langen Nacht machte ich mich gegen dreiviertel 11 Uhr auf den Weg. Wenn man bedenkt, dass ich mit dem Auto mindestens eine Dreiviertelstunde brauche, schienen mir die 70 veranschlagten Minuten mit Bus und Bahn eigentlich völlig okay.

Hah! Es war eine Odyssee, das 9-Euro-Ticket ließ wieder halb Deutschland die Züge entern. Insgesamt war ich dann doch fast zwei Stunden unterwegs. Quetschen lassen musste ich mich aber nur eine Station von Deutz aus, da in Köln Hauptbahnhof alle ausstiegen und ich ab da den ganzen Zug quasi für mich alleine hatte.

Während meiner Warterei in Deutz konnte ich natürlich andere Züge beobachten. Was genau bewegt Menschen dazu, einen Zug besteigen zu wollen, der schon beim Öffnen der Türen nur eine Mauer aus Menschenleibern offenbart?

Darinka informierte mich schon per WhatsApp, dass eine Gruppe Jugendlicher vor Ort sein würde. Naturschutzjugendscouts. Meinen leicht alkoholisierten Salat räumte ich daher bei Ankunft erst einmal aus Sichtweite.

Ich nutzte die Zeit und besuchte den Neuzugang, Milan. Was für ein wunderbarer Esel! Obwohl später klar wurde, dass der auch ganz schön rumzicken kann – bei unserer Wassermelonenschlacht haben Christel und er sich ziemlich in den Haaren gehabt, der ultimative Tritt traf dann aber Micky.

Diese Verkleidung dient übrigens nicht dazu, die Tiere bei dieser Hitze zu quälen. Sie leiden sehr unter beisswütigen Fliegen. Auch die Zebrabeine bei den Katalanen sind kein modisches Statement, die Beine sind einfach blutig gefressen.

Wusstet Ihr, dass das Haustier des Jahres 2022 der Esel ist? Das ist eigentlich eine befremdliche Nachricht, stellt sich doch heraus, dass viele Menschen sich Haustiere aneignen, mit denen sie später nicht umgehen können. Und jetzt wird das auch noch gehypt? Aber es ist kein Wunder. So ein junger, puscheliger Esel ist ja etwas ganz wunderbares. Eines der Jugendkinder wollte, das Milan mit in die elterliche Behausung zieht. Darinka, Chapeau, hat kindgerecht erklärt, warum das kein besonders kluger Wunsch ist.

Wir haben, als die Jugend wieder nach Hause spediert worden war, ein bisschen geplaudert, Salat gegessen und Apfelkuchen, deren Streusel angeblich von Peter nächtens stundenlang von Hand geknetet wurden (er glaubt, durch solche Geschichten bekommt er mehr vom Kuchen ab! Weit gefehlt!), um dann die Wassermelonenschlacht vorzubereiten.

Leute. Ich war noch NIEEEE in meinem ganzen Leben SOOOO beliebt. Und ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so mit Melonensaft vollgesabbert worden. Hier mal völlig zusammenhanglos ein hingehauchter Ratschlag: Eselpark und weißes T-Shirt? Nö! Wir haben eine (gefühlt 30 kg-schwere) Melone in der Stallküche zerkleinert, auf mehrere Schüsseln verteilt, sind raus zu den Tieren und waren ab da …. ja … Superstars. Das war toll.

Die Rückfahrt verlief einfacher, bis zu dem Zeitpunkt, als wir in Köln Hbf ankamen. „Bitte räumen Sie die Bahnsteige 2 und 3!“ Äh? Ich bin ja ein Mensch, der sich in Massen unglaublich wohl fühlt. NICHT!!!! Es war wirklich grenzwertig.

Am Abend war ich zu Ruths Sommerfest eingeladen. Prima, nach Königsdorf kann man wunderbar mit der …. äh…. was? Die Bahn streicht ALLE???? S-Bahnen der Linien 11, 12, 13 und 19 wegen coronabedingten Personalmangels? Ach Du jeh. (trauriger Smiley)
Wer denkt sich denn so einen Mist aus??????

Das verursachte mit jetzt ein wenig Stress, wollte ich ja nicht vollgesabbert durch ein Melonen-Eselspeichel-Cuvée bei Ihrem Fest erscheinen. Aber als gewiefter Reisender fand ich heraus, dass ich es schaffen könnte, zu duschen und dennoch pünktlich zur Party zu erscheinen. Mit Straßenbahnen und Bus. Und…. Rolf habe ich dann beim Buseinsteigepunkt getroffen. Isso. Du kannst Vielreisenden nix vormachen!

Die Party war super, Ruth kann das. Man muss das nicht erläutern, sie lebt und ist als Gastgeberin 5*****!

Ja, und das war auch die 9-Euro-Geschichte für heute. Denn der Rückweg war so gar nicht 9 Euro. Keine S-Bahn, kein Beam-me-over-Scotty, keine Alienentführung mit Abwurf über der Wohnstatt. Da musste dann doch ein Mietwagen her.

Erchgetz? Das war ein reisetechnisch anstrengender Tag. Aber vor Ort jeweils war alles perfekt. Ein wunderbarer Tag. Ich hab das jetzt sehr spät geschrieben. Ich verlose unter allen Rechtschreibfehlerfindern einen Tag mit mir bei den Eseln. 🙂
Guads Nächtle, der Gerry

P.S.: Dieser Beitrag erscheint in zwei Kategorien, da er natürlich auch im Zusammenhang mit meinen anderen Zons-Besuchen gefunden werden soll 🙂

Dörthe – ein Nachruf

Viele Menschen denken, eine Kolumne, ein Blog sollten immer witzig oder unterhaltsam sein, erheiternd und schön. In der Regel bevorzuge ich es auch genau so.

Aber es muss auch Platz für das Nachdenkliche geben. Wie aus den letzten Eselpark-News herauszulesen war, ist Dörthe nicht mehr bei uns. Erstaunlicherweise hatte ich vor Jahren mal ein Keramik-Schaf in Norddeich erstanden, das ich Deichgräfin Dörte taufte. Es ziert mit Moorprinzessin Mathilde meinen Balkon. Und nun durfte ich eine Dörthe live erleben. Nun, sie hatte ein „h“ mehr als meine. Aber immer, wenn ich jetzt Dörte ansehe, muss ich natürlich an Dörthe denken.

Darinka drückte mir vor ein paar Monaten eine Schüssel mit Brei in die Hand und bat mich, die zahnlose Dörthe mit der Hand zu füttern. Ich wusste nicht, worauf ich mich einließ. Man muss dazu wissen, dass Dörthe auf dem östlichen, umzäunten Gelände stand, wo auch die Bienenstöcke der Imker stehen. Zusammen mit den anderen Schafen und den Ziegen. Ich versuchte, der scheuen Dörthe ihr Essen zu reichen, aber die Ziegen und Kamerunschafe fanden plötzlich Dörthes Essen viel interessanter als ihr eigenes (welches ich – ehrlich gesagt – bevorzugt hätte) und Dörthe floh ständig vor den ungestümen Mitessern. Sie war auch, was mich anging, sehr scheu. Ich verscheuchte die Nimmersatts und versuchte, Dörthe wieder zum Essen zu bewegen.

Es hat ewig gedauert, bis ein Großteil verfüttert war. Und es war mir wichtig, waren doch Medikamente in den Brei gemischt. Ein solch intensiver Kontakt verbindet. Was mag das arme Ding von mir gedacht haben? „Warum hält er die Futterneider nicht fern?“ oder „Wieso lässt der mich nicht einfach in Ruhe?“. Leider habe ich Dörthe danach nur noch zweimal gezielt besucht. Ich wünschte, ich hätte es öfter gemacht.

Nach Dörthes Tod hatte ich einen Austausch mit einigen Eselleuten, z.B. Nicole, die im letzten Newsletter des Parks ja bekannte, dass Dörthe zu ihren Lieblingen gehört, aber auch mit Micky. Alle sind furchtbar traurig. Ich verstehe das. Unser Herz hängt besonders an den verletzlichsten und kränksten Tieren. Aber das ist nicht alles. Dörthe war eine Herzensbrecherin. Für mich nicht durch ihr Leid, sondern durch ihren Mut (ist sie doch immer wieder tapfer zur Futterschüssel zurückgekehrt), ihre Liebenswürdigkeit (Ihr könnt vielleicht erahnen, wie das Herz schmilzt, wenn ein Tier langsam Vertrauen entwickelt) und ihren Blick. Ja, lacht mich ruhig aus, Dörthe konnte einen anschauen… Die Mata Hari unter den Schafen. Natürlich nicht mit deren berüchtigter Verschlagenheit.

Im Gedenken an Dörthe sollten wir aber auch darüber nachdenken, warum wir, wenn es um Tiere geht, gerne bei den Schwachen sind, bei Menschen aber die (vermeintlich) Starken bewundern. Wenn es gute Menschen sind, ist das ja okay. Aber ich fürchte, der Trend ist nicht in meinem Sinne. Lasst uns auch bitte der schwachen Menschen gedenken und sie annehmen.

Ach, Dörthe, Dein Weggang tut weh. Wo auch immer Du jetzt bist, Liebes, wir wünschen Dir im Jenseits alles Liebe und Gute. Ich weiß, wenn ich Schäfchen zählen muss, bist Du auf jeden Fall dabei und bleibst so in meiner Erinnerung. Und wenn Du mal nicht über Zäune springen kannst, mache ich Dir im Halbschlaf ein Gatter auf. Dann hast Du es leichter.

Das Titelbild von Dörthe hat mir freundlicherweise Nicole Förster zur Verfügung gestellt. Das Weihnachtsbaumbild ist von Micky Rump. Danke an Euch Beide!

Eselpark, die X-te

Ihr Lieben!

Mein letzter Eintrag über den Eselpark ist eine Weile her. Aber natürlich habe ich ihm nicht den Rücken gekehrt. Dazu gäbe es nämlich keinen Grund! Es ist ein Refugium nicht nur für die Tiere, sondern auch – zumindest tageweise – für mich. Ich versuche, jeden Monat mindestens einmal da zu sein, das gelingt auch fast und ist immer ein Highlight!

Ich habe inzwischen ein zweites Patenkind, nämlich Boris, und habe schon mehrere Eselwanderungen mitgemacht. Die sind ja wegen Corona eine Zeit lang ausgesetzt gewesen. Auch meine „Gattin“ Elke ist regelmäßig dort und wir lieben den Eselpark sehr, sowohl die Tiere, als auch die Menschen, die sich dort kümmern. Zudem habe ich auch schon zwei kleine Beiträge für den Eselpark-Newsletter verfasst, die könnt Ihr auf der Homepage nachlesen.

Boris hasst Paparazzi….

Heute war ich dann mal mit meinem Spanischkurs (ja, auch im hohen Alter kann man noch Unsinn treiben 🙂 !) dort, damit die Katalanen, Carlos und Karlotta sind das, mal ein paar heimatliche Töne hören können. Beide haben uns dann übrigens auch ständig korrigiert. Besonders mäkelten sie an meinen Fehlern bei den unregelmäßigen Verben herum. Abgesehen davon, dass ich auf der Hinfahrt geblitzt wurde (:-( ) war das ein toller Tag. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass wir wieder kurz wandern gehen, aber irgendwie war dann doch die Zeit so schnell rum, dass wir das heute auslassen mussten. Aber, und ich denke, ich spreche auch für meine „Spanier“: Es war wieder wunderbar.

Karlotta war heute extrem schmusebedürftig und suchte sich für ihre Liebesbekundungen ausgerechnet jemanden aus, der noch nicht recht damit umzugehen wusste. Es ist aber auch schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn dann eine Eselin in Pferdegröße sich dauernd an einen schmiegen möchte. Alwin dagegen zickte heute ein bisschen und hat meiner Spanischlehrerin aber dann doch nicht widerstehen können! Ein weiteres Mitglied des Kurses hat einen Namensvetter auf dem Hof und ja…. eine gewisse Ähnlichkeit zeichnet sie aus. Beide charmant und attraktiv 🙂

Wir haben ausgemistet, abgeäppelt, Tiere auf neue Grasweiden gebracht, gestriegelt, Hufe gereinigt und Ohren mit Kokosöl ausgewischt. Letzteres wegen der Fliegen und Kriebelmücken, die sich besonders gerne an Langohren gütlich tun. Es gab gruseligen Enten*** (liebe Kinder: nicht nachmachen, man drückt nie nie nie niemanden unter Wasser!) zu sehen, die Prachthühner stolzierten herum und die Rauchschwalben flogen fast wie in Formation um den Stall herum. Die Bienen wuselten, die Katzen beobachteten, die Schweine grunzten zufrieden. Von den Bienenstöcken im Park, die ein Imker dort aufgestellt hat, gab es übrigens heute erntefrischen Honig!

Was für ein toller Ort! Was für tolle Tiere! Was für tolle Menschen!

Geheimtipp: Auch mit dem 9-Euro-Ticket kann man da hin, aber bitte nur nach Voranmeldung (und vielleicht mit gefülltem Spendenportemonnaie?).

I-AH-ige Grüße, Euer Gerry

Von Schweinen und Menschen

Letztlich haben sich Flocke und mein Patenschwein Boris vor dem Sandkasten ein bisschen gezofft und Flocke hat Boris arg in den Rücken gezwickt. Um ihn ein wenig zu trösten, habe ich mich mit ihm ein paar Minuten in den Schatten gesetzt.

„Ich habe Deine Kolumne im Newsletter gelesen.“, grunzte Boris mich unvermittelt an. „Was soll denn mit meinen Tischmanieren nicht stimmen?“
„Nun ja“, erwiderte ich, „Du frisst wie ein Schwein.“
„ICH BIN EINS!“, echauffierte sich Boris und schnaufte: „Was weißt Du eigentlich über uns Schweine?“
„Ähhhh……“

Ob ich denn wisse, dass Schweine intelligent seien? Naja, erwiderte ich, immerhin sprächen wir ja miteinander, das sei mir Beweis genug. Ob mir denn bewusst sei, dass unsere genetische Verwandtschaft viel enger sei, als manche glaubten? Ja klar, witzelte ich, ich fräße auch manchmal wie ein Schwein. Boris strafte mich mit verächtlichen Blicken.

„Wenn Ihr missliebige Menschen ‚Schweine‘ nennt, wisst Ihr eigentlich, wie weh das tut?“, seufzte er. Ich musste schlucken und versicherte, dass es kein Tier auf der Erde gäbe, dessen Name für eine Beleidigung herhalten sollte. „Doch!“, gluckste er, „der Nacktmull!“ und grunzte sich die Seele aus dem Leib. Jetzt war es an mir, indigniert zu schauen. Es sei doch nur ein Scherz gewesen, beruhigte er mich.

„Vieles wisst Ihr über uns gar nicht. Zum Beispiel könnt Ihr Menschen gar nicht ‚schwitzen wie ein Schwein‘. Wir können nämlich nicht schwitzen, daher suhlen wir uns ja so gerne in Schlamm, damit unsere empfindliche Haut gekühlt und geschützt wird.“ Interessant, das wünscht man sich ja manchmal auch von dem ein oder anderen Zeitgenossen. Also, äh…, dass er seine Haut mehr kühlt. „Und im chinesischen Tierkreis sind wir eins der positivsten Zeichen, denn das Schwein steht für Glück und Freude.“, fuhr er fort. „Aha, deswegen sagt man ‚Schwein gehabt.‘“, sinnierte ich.

„Ja genau, aber jetzt muss ich baden,“, oinkte Boris, „ich fühle mich nun genug besucht. Aber schau gerne beizeiten mal wieder vorbei. Und vergiss dann nicht, etwas Leckeres zum Essen mitzubringen!“ Im Weggehen vermeinte ich, ihn leise „Manchmal wünsche ich mir einen Esel als Paten…“ schnauben zu hören, aber ich kann mich auch geirrt haben.

Auf dem Weg zurück zu den Ställen dachte ich über unser Gespräch nach. In unserem Sprachgebrauch sind einige Vergleiche mit der Tierwelt wirklich aus der Luft gegriffen. „Dummer Esel“ zum Beispiel ist quasi ein Widerspruch, denn es sind bekanntlicherweise sehr schlaue Tiere. „Blöde Ziege! Sturer Bock! Lahme Ente!“ – ehrlich, Ihr habt die Plitsch-Platsch-Bande noch nicht rennen sehen. Vielleicht sollten wir uns angewöhnen, hinter beleidigenden Attributen einfach immer „Mensch“ zu setzen.

Winston Churchill sagte mal über das Schwein: „I am fond of pigs. Dogs look up to us. Cats look down on us. Pigs treat us as equals. – Ich mag Schweine. Hunde sehen zu uns auf. Katzen blicken auf uns herab. Schweine behandeln uns wie ihresgleichen.“ Ein kluger Mann. Aber Hunde und Katzen mögen da auf Nachfrage vielleicht eine andere Meinung zu haben.

Eselpark, die dritte…

Ihr Lieben,

mit Feiertagen verknüpft hat man ja eigentlich immer ganz geruhsame Wochenenden. Ich konnte allerdings den Brückentag nicht nutzen und hatte auch so ziemlich viel auf dem Plan. Was ja nicht so schlimm war, da – wie wahrscheinlich überall in NRW – es hier oft geplästert und gewittert hat. Da kann man zuhause mit Papier kruscheln, lange im Büro sein und mal das ein oder andere aufräumen. Höhepunkt war dabei übrigens die Alarmauslösung in der Firma in der Nacht zu Samstag.

Gestern war ich dann noch bei Elke, die von einem Geburtstag in Schleswig-Holstein zurückgekommen war, und wir schlemmten einen unserer berühmten 3000-Zutaten-Salate. Der geht so: Man fängt an Gemüse zu schnibbeln, Eier zu zerkleinern, Krabben zu dünsten, Huhn zu braten, Käse zu würfeln, Radieschen in Scheiben zu schneiden, ein Dressing zuzubereiten etc. pp, bis man feststellt, dass der für zwei zubereitete Salat in keine Schüssel mehr passt und man problemlos eine ganze Kompanie damit sättigen könnte. Aber der ist immer total lecker und wunderbar zum Picken geeignet, wobei insbesondere um das Eiweiß immer heftig gerungen wird!

Für Sonntag dann hatte ich mich für Arbeit im Eselpark gemeldet und Iris notierte sich diesen Termin auch. Elke hatte schon angedeutet, nach der kurzen, aber doch mit langer Autofahrt verbundenen Reise Amy nicht alleine lassen zu wollen und nicht zu kommen. Das Problem mit Amy ist, dass sie bei den Enten und Katzen möglicherweise nicht gut aufgehoben wäre, aber die Esel auf Neuzugang auch nicht immer berechenbar reagieren.

Mein Vater hatte sein Kommen ebenfalls angekündigt, er war durch meine Schilderungen und Bilder inzwischen sehr neugierig geworden. Ebenso wie Petra, die Ihr ja schon von dem Spaziergang am Otto-Maigler-See kennt. Eine liebe Freundin, Doppelkopfspielerin und herausragende Gastgeberin.

Darinka meinte noch vor einer Woche, dass wir evtl. mit Regengüssen rechnen müssten, aber überraschenderweise war der Wettergott gnädig mit uns. Ich hatte zwar extra eine Regenjacke gekauft, aber die kann man ja immer brauchen. Dementsprechend war auch gut etwas los im Park. Viele Patinnen und Paten waren gekommen, aber auch Erstbesucher, denen man sofort ansah, wie verzückt sie waren (ging mir ja nicht anders). Darinka und Peter hatten daher gut mit den Besuchern zu tun. Ich schnappte mir Rinka, Karlotta und Rosa und „pflegte“ sie. Ich hoffe, die drei haben das zumindest so empfunden. Während ich Karlotta striegelte, wurde Ihr Pendant, Carlos, von einer anderen Patin gestriegelt. Leute! Was da für Haare aus den beiden rauskommen, das reicht für eine ganze Sitzgruppe zur Polsterung!

Iris kam später dazu, es gab eine Sperrung der Autobahn, so dass sie Umwege hinnehmen musste, und arbeitete mit ihrem Alwin, während ich Rosa traktierte. Rosa ist eine Art Oberhaupt der Herde, weil sie schon so lange auf dem Hof ist. Es ist zu köstlich, dass fast die ganze Herde hinter ihr hertrabt, wenn Sie zur Kosmetik abgeholt wird. Ein tolles Bild! Und ich als Co-Leithammel vorneweg.

Dann tauchte auch Petra auf und ich führte sie mit Darinka, die meinen Wissenstand über die Hofpopulation abfragte :-), einmal herum. Und während wir mit den Shetlands auf der Wiese einer Nachbarin zum Grasen waren, kam auch mein Vater an. Auch mit diesem drehte ich dann eine Runde über den Hof.
Mit ihm besuchte ich auch den noch quasi namenlosen Neuzugang, einen 8 Monate alten Eselhengst, der großes Interesse daran hatte, die Jacke und die Schnürsenkel meines Vaters zu vertilgen. Er ist noch im „Wo-ist-mein-Platz-in-der-Herde-Findungs-Modus“ und die Herde betrachtet ihn vielleicht noch ein bisschen als Eindringling. Ein süßer und kecker Kerl.

Beim Kaffee wurde dann ein bisschen geplaudert und wir bekamen ganz wunderbare, selbstgemachte Nussecken von Iris. Ehrlich, ein himmelweiter Unterschied zur Bäckereikettenware! Auch die „Ponywiesennachbarin“ gesellte sich zu uns, und die Nussecken und das Geplauder taten auch ihr sichtlich gut. Ich sag nur „positive Schwingungen“!

Petra, Iris und ich äppelten dann noch zusammen das Gelände um die Hauptstallungen ab (das finde ich nach wie vor sehr meditativ) und hatten ganz gut Spaß dabei.

Es war wieder ein toller Tag. Die anderen Paten, mit denen ich zumeist leider nur wenig sprechen konnte, und die Besucher sind alles freundliche und nette Menschen. Christel ist natürlich der Star, und Elke und ich haben ja auch sofort an sie als Patenesel gedacht. Aber wirklich alle, alle Tiere auf dem Hof sind etwas ganz Besonderes und sehr liebenswert. Sogar der kleine schwarze Teufel, der letztlich noch Carla „angeknabbert“ hat. Und die Tiere scheinen die Besucher auch wiederzuerkennen. Ein schöner Moment war, als die verängstigte Mala sich mal auf Schnüffelnähe an mich herangetraut hat. Das ist dann schon herzerwärmend. Ich glaube, dass ich sagen kann, dass mein Papi den Besuch auch sehr genossen hat. Zumindest möchte er wiederkommen.

Und hier noch ein paar Impressionen:

P.S.: Elke, Christel hat nach Dir gefragt und war ein bisschen traurig, dass Du nicht gekommen bist. Sie richtet aber liebe Grüße aus.

Einmal abäppeln, bitte…

Ihr Lieben! Eigentlich war wieder Wanderwochenende mit Elke geplant. Allerdings kam es dann völlig anders…

Die Betreiber des Eselparks Zons deuteten bei unserem bisher einzigen Besuch an, dass eine Paten- bzw. Fördermitgliedschaft durchaus kein Hinderungsgrund sei, auch aktiv auf dem Hof mitzuhelfen. So boten wir uns für dieses Wochenende an und es ergab sich, dass man uns – da wir ja ungelernte Kräfte sind – am Pfingstsonntag zeigen konnte, was alles so auf einem Hof anfallen kann. Wir bildeten quasi die Azubi-Nachmittagsschicht. Also trafen wir uns um 13 Uhr in Zons, um dort auch die Duisburgerin Iris kennenzulernen, die ihr Patenkind Alwin besuchte. Unsere Pateneselin ist ja Christel. Das Prinzip ist aber, dass die Patengelder und Förderbeiträge selbstverständlich dort verwendet werden, wo sie nötig sind. Darinka und Peter waren natürlich auch da und nach einem kurzen Schwatz ging es auch schon los.

Es gibt viele Tiere auf dem Hof und es fällt mir schwer, mir all die Namen zu merken und sie dann auch noch richtig zuzuordnen*). Also erzähle ich, was ich so getrieben habe. Elke und die anderen haben zwar genau so viel gewullackt wie ich, nur weiß ich beim besten Willen nicht mehr, wer wen versorgt und sich um was gekümmert hat. 🙂

Nachdem mir gezeigt wurde, wie gehalftert wird, fing ich an, Rinka zu versorgen, ein hübsches Shetlandpony. Sie wurde mit einer Eisenbürste, die schwer an eine gezackte Einmachglasöffnungshilfe erinnert, von losem Fell am Rumpf befreit. Mit einer weicheren Bürste wurden dann die Beine, der Schweif und dergleichen durchgekämmt. Die gleiche Prozedur mussten durch mich Carlos (ein katalanischer Esel, er i-aht also nur spanisch) und Jack (ein Esel) erdulden. Nachdem mir gezeigt wurde, wie man die Hufe säubert, tat ich das dann auch bei meinen beiden letztgenannten Schätzchen. Ja, Schätzchen, denn es sind wirklich entzückende Tiere, die alle einen wunderbaren, manchmal speziellen Charakter haben. Jack z.B. war tatsächlich ein bisschen störrisch, aber nur wenn sein ausgewiesener Freund Hubertus nicht in der Nähe war. So musste sich dann Elke zeitgleich um diesen kümmern. Karlotta, auch eine Katalanin, hat ein ungeheuer großes Schmusebedürfnis und will immer und überall dabei sein.

Alle versorgten Tiere kamen dann in die Führanlage, einer Art Rundlaufeinrichtung, wo sie angehalten wurden, ein paar Runden zu drehen. Dann gab es erst einmal einen Kaffee und ein bisschen Gebäck. Nussecken von Iris und Muffins. Ein paar der Schützlinge schauten uns dabei über dem Zaun hinweg zu und wir hatten noch die Enten-Gang um uns herum. Die sind wirklich zu köstlich. Sehr aufrecht und laut schnatternd machten sie uns klar, dass wir auf quasi ihrer Wiese saßen. Die Katzen ließen sich dann auch blicken.

Dann wurde „geheut“. Von großen Ballen wurde Heu auf Schubkarren geladen, das im Stall, der übrigens einige Schwalben beherbergt, in die Futtertröge entladen wurden. Hei, da war dann aber was los. Familie Boldewyn hatte Appetit!

Jetzt ging es an die individuelle Futterbereitung. Mehr Heu wurde verteilt, Wassertröge aufgefüllt, Obst und Gemüse geschnibbelt. Dafür gibt es eine Stallküche, in der ich mich sofort wie zuhause fühlte. Christel und ihre Mutter Frieda bekamen z.B. von mir ihr Spezialmenü. Frieda ist übrigens auch eine ganz tolle Eselin! Auch die beiden Gastesel von der anderen Wiese versorgten wir. Gäste, weil sie nicht dauerhaft bleiben, sondern woanders hin vermittelt werden.

Dann haben Elke und ich uns um Carlas und Boris‘ Essen gekümmert, die beiden Schweine des Hofes. Carla ist leider blind und Boris ein Rotschopf mit Hautproblemen. Eine/r von beiden – ich vergaß wer – ist hier, weil jemand glaubte, dass ein Schwein ein prima Haustier für den Balkon wäre. Nun ja. Boris ist ein bisschen dominant und Elke und ich haben die Futterschüsseln immer hin- und hergetauscht, weil Boris auch an Carlas Essen wollte.

So, und wer es bis hierher geschafft hat, wird jetzt auch erfahren, was abäppeln ist. Nun. Hm. Kann man sich doch irgendwie zusammenreimen. 🙂 Hier mal ein Bild:

Die Enten bekamen Mehlwürmer. Die sonst sehr geeinte Gang verlor darüber ein winzig kleines bisschen den Zusammenhalt. Aber nachher war man wieder ein Herz und eine Seele. Die Hühner bekamen Kräuter, die kamen gut an.

Wir entapfelten zum Schluss noch die Pensionsgast-Weide (auf der ein Imker auch seine summenden und brummenden Bienenstöcke hat) und dann waren auch schon fast 5 Stunden rum. Ihr Lieben! Das war ein toller Tag. Wir lieben die Tiere, die zutraulich, verschreckt, neugierig, frech, schüchtern, störrisch, schmusebedürftig, lustig und ernst sind. Die Arbeit ging gut von der Hand, weil alles auf dem Hof so – man verzeihe mir das Neudeutsch – gute Vibes hat. Wie wurde mir mal vor ein paar Wochen gesagt? „Wir Eselleute duzen uns“. Eselleute. Ich glaube, ich bin jetzt auch ein Eselleut. Und am Ende des Beitrags sitze ich hier und bekomme das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Wenn das nicht schön ist!?

Elke und ich setzten uns dann noch in Stürzelberg an den Rhein und plauderten ein wenig. Wahrscheinlich wird das jetzt noch öfter vorkommen, dass wir uns da treffen. In ein paar Jahren haben wir dann mit unserem Bierglas auf der Mauer sitzend in die Lokalfolklore Eingang gefunden. Vielleicht reicht es ja für eine kleine Statue oder zumindest Gedenkplakette.

Danke übrigens auch an Darinka und Iris, die – wie Elke auch – schöne Fotos geschossen und bereitgestellt haben!

Mal sehen: Alwin, Boris, Carla, Carlos, Charly, Christel, Frieda, Henna, Hubertus, Jack, Karlotta, Lilly, (O)Livia, Mala, Manni, Rinka, Rosa, Sam, Sancho… Hm, da fehlt doch wer… Und da sind noch nicht einmal Enten und Hühner und Katzen und Schafe und Ziegen (u.a. Bibi und Tina) dabei. Aber das wird schon noch. Die Schafe und Ziegen sind übrigens zum Abweiden abgestellt.

Spaziergang Ahrweiler

Ihr Lieben,

ziemlich kurzfristig haben sich heute Ike, eine gute Freundin, und ich zu einem Treffen in Ahrweiler verabredet. Sie verlässt nämlich Köln zugunsten einer sehr schönen Wohnung mit tollem Blick auf Weinberge in einem schönen Wohnviertel außerhalb der touristischen Altstadt.

Leider wird ihre Küche erst weit nach dem Umzug geliefert, daher soll sie übergangsweise meine elektrische Kühlbox, die ich mir für Cora (mein Auto) zugelegt hatte, bekommen. Heute habe ich sie ihr also gebracht.

Zuerst war natürlich Wohnungsbesichtigung angesagt. Danach ließ ich mich auf einer frisch erstandenen Sonnenliege nieder, die vor lauter Ergriffenheit in die Knie ging. Peinlich! Die Haftpflicht freut sich.

Wir erkundeten dann ein bisschen die nähere Umgebung, am Kloster Kalvarienberg vorbei, am Ahrufer entlang, durch die Altstadt (die ganz ordentlich besucht, aber nicht vollkommen überlaufen war). Wir erstanden ein gekühltes Fläschchen Cuvée aus Müller-Thurgau, Johanniter und Weißburgunder und ließen uns von diesem ein Becherchen am Ahrufer bei lebhaftem Geplauder schmecken.

Ahrweiler ist schon ein richtig netter Flecken. Ich war mal mit einer meiner beiden Doppelkopfrunden zum Wandern da. Naja, wir sind damals ca. 1 Kilometer gelaufen. Zumeist haben wir die lokalen Erzeugnisse degustiert. Das war auch damals schon nett.

Hier ein paar Bilder unseres kleinen Spaziergangs:

Eseleien, Schweinereien und sonstige tierische Dinge

Ihr Lieben, Elke und ich waren ja vor kurzer Zeit in Zons wandern. Dort gibt es einen Eselpark, der aber auch ganz viele andere Tiere beherbergt. Es ist kein Zoo, nein. Es ist eine Tierauffangsstation. Ich hatte mit den Betreibern vor der Wanderung Kontakt, aber der Park war wegen Corona nicht besuchbar. Wir sind trotzdem daran vorbeigelaufen und erhaschten Blicke auf den Hof. Besonders hat es uns ein junger, dunkler Esel angetan. Ich nahm erneut Kontakt auf, erfuhr, dass wir das Fohlen Christel gesehen hatten und nach einiger Konversation durften wir Sonntag unter strengster Beachtung von Coronaregeln den Hof besuchen, weil wir Fördermitglieder und Paten werden wollten. Es ist ein offenes Geheimnis: Elke und ich waren schon immer große Fans von Eseln.

Was soll ich sagen? Jetzt sind wir die größten Fans. Wir sind noch nie so vielen Eseln auf einmal begegnet und hatten noch nie so nahen Kontakt. Was für gutmütige und neugierige Tiere dabei sind. Aber auch die Schweine, Schafe, Hühner, Enten, Ponys und Ziegen haben es uns sehr angetan.

Die Betreiber führen den Park ehrenamtlich (siehe Wanderbericht Zons) und gehen nebenher auch noch ihren Berufen nach. Wir erfuhren viel über die teilweise schrecklichen Umstände, wie die Tiere ihren Weg auf den Hof fanden, aber auch viel über die tolle Arbeit mit anderen Einrichtungen; Schattenkinder, Altenheime, Behindertenarbeit etc. Und dass Tierschutz auch mal Erlösung bedeuten muss. Ein schwieriges, aber wichtiges Thema.

Der Hof freut sich über Unterstützung, ist aber für einen Ansturm von Besuchermassen nicht geeignet. Man versteht sich hier auch nicht als Zoo zur Belustigung von Zuschauern, sondern als Einrichtung zum Tierschutz. Darinka und Peter sind wunderbare Menschen und ich bin sicher, dass die meisten „Bewohner“ kein besseres Heim hätten finden können – auch wenn das ein oder andere Tier wegen Misshandlung gar kein Zutrauen zu Menschen mehr hat, was mehr als traurig ist.

Hier ein paar Bilder von unserem Spaziergang vor dem Hofbesuch in den Rheinberger Wiesen und vom Hof selbst:

Ach ja, natürlich sind die Fördermitgliedschaft und die Patenschaft beantragt. 🙂

Und klar, wir werden wohl auch mal hinfahren, um mitzuhelfen. Und das nicht nur aus Pflichtgefühl…

Spaziergang Zonser Grind

Ihr Lieben,

heute war mal wieder Wandern mit Elke angesagt. Wir verabredeten, uns in der Nähe von Zons zu treffen, um dann am/an der/in dem Zonser Grind zu laufen. Diesmal ohne Amy. Was ein Grind ist… nun ja, als Landschaftsform ist mir das so noch nicht begegnet, daher weiß ich auch den Genus nicht. Ich tippe auf „der“, aber vielleicht, weil ich an den Grinch denken musste.

Da wir befürchteten, dass die Parkplätze am Rhein überfüllt sein könnten, wichen wir auf einen in der Wander-App ausgewiesenen Parkplatz an der Düsseldorfer Straße aus. Dieser stellte sich als zu „Kalli’s Truckstop“ zugehörig aus, einer geschlossenen Gaststätte, die aber einen Fensterverkauf hatte. Etwas unschlüssig kutschierten wir unsere Gefährte in die hinterste Ecke des Platzes, als auch schon ein bratpfannenschwingender Mann auf uns zulief. Ich ging ihm entgegen und bat um Erlaubnis, die Autos während unserer Wanderung dort stehen lassen zu dürfen. Er stellte sich als sehr redselig und hilfsbereit heraus (aber was wollte er eigentlich mit der Pfanne???) und führte uns dann auch noch über sein Grundstück an seinen brütenden und „deswegen unberechenbaren Gänsen“ vorbei zu einem Abkürzungsgatter.

Unser erster Stopp war der Eselpark, einem Gnadenhof für allerlei Tiere. Im Vorfeld hatte ich Kontakt mit den Betreibern, wie es um Besuche stünde. Sie waren sehr freundlich, aber man müsse mir coronabedingt eine Absage erteilen. Dafür habe ich natürlich vollstes Verständnis. Wir fahren dann wieder dort hin, wenn es passt. Der Park wird privat und ehrenamtlich betrieben, man nimmt Spenden und bietet Patenschaften an (siehe Webauftritt). Wir konnten aber durch Sträucher und über Zäune hinweg ein paar Blicke erhaschen.

Sodann führte es uns durch Zons, wo wir aber nur kurz verweilten, da wir beide es schon ganz gut kennen. Wir hatten sogar mal eine Stadtführung, die meine Mutter ihren Gästen zur Feier ihres 70. Geburtstages organisiert hatte. Elke erstand noch ein Eis und dann bummelten wir die Deichkrone mit Blick auf den Rhein entlang in den Grind hinein. Dort gab es viel sattes Grün, viele Blumenwiesen und ein paar Bäume (nicht alle wirklich gesund) und Sträucher.

Am Campingplatz vorbei liefen wir ein bisschen durch Stürzelberg. Das ist jetzt nicht besonders spektakulär. Ein paar Denkmäler, Friedhof, mehr oder weniger schöne Vorgärten. Sehr ruhig. Am Ortsende dann wieder Felder, Wiesen, Raps, Spargel; durch die Hannepützer Heide am Martinsee vorbei ging es dann wieder zu den Autos. Wir fuhren noch kurz bis zum Rhein bei Stürzelberg, setzten uns da auf eine Mauer und gönnten uns unser Wanderbier.

Also, alles in allem ein sehr schöner Tag, knapp 14 Kilometer, viele Tiere, schöne Natur und bestes Wetter! Wir mochten es. 🙂

Ich sollte an windigen Tagen ein Haarnetz tragen…