Tag 10 bis 12: Digital Detox Days

Ihr Lieben,

wir waren im NoLanLand. Daher gibt heute gleich drei Geschichten auf einmal. Und das zusammengestückelt aus kleinen Notizen, die ich mir unterwegs gemacht habe. Ich hoffe, es ist nicht zu wirr und zu viel. Los geht’s.

Am Sonntag fuhren wir wieder früh ab, um zu verhindern, dass 3 andere Tourbusse uns bei den zahlreichen Grenzübertritten und anderen Kontrollen in die Quere kamen. Wir verließen Simbabwe und reisten auf direktem Wege durch Botswana nach Namibia, dabei passierten wir Kontrollposten für Maul- und Klauenseuche und die Nationalparkkontrollen, denn wir fuhren wieder durch den Chobe Nationalpark. Die Dame der Gesundheitsbehörde fand Obst im Bus, das war nicht gestattet, und so musste Dumile löhnen. Wir hatten zuvor aber eine Gemeinschaftskasse aufgemacht, so dass es nicht an ihm hängen bleibt.

Wir steuerten Katima Mulilo an, um einzukaufen, und, oh Schreck, es war ja Sonntag, also gab es kein Alkohol. Wir blieben auch nicht in Katila, sondern fuhren noch 140 Kilometer weiter in die Sharwimbo River Lodge, wo es kein Restaurant, keine Bar, kein W-LAN und kein Nichts gab. Tja, Digital Detox Days waren angesagt.

Das Mittagessen fand dann auf dem Weg dahin wieder an einem Rastplatz statt und war sehr simpel. Die Lodge ist sehr einfach und liegt direkt am Kwando-Fluss. Was an Annehmlichkeiten fehlt, macht die Lage wieder wett. Wir haben Flusspferde beobachtet, Vögel fotografiert, abends lecker gegessen – Jenny kann gut kochen – und dann einen unglaublichen Sternenhimmel inklusive Milchstraße genießen dürfen.

Die Geräuschkulisse in der Nacht war unglaublich. Gequake, Gegrunze, Gepfeife, Gezwitscher, Geblöke… und nichts davon kam von mir selbst. Flusspferde z.B. können echt laut sein. Das war zwar superspannend, aber ich musste dann doch Ohrstöpsel nehmen.

Zu meinem Schnupfen gesellte sich übrigens anderntags auch noch ein Husten. Doch die Mitreisenden sind hervorragend mit Medikamenten ausgestattet, dass sie mich mit Pillen und Pastillen förmlich überschütteten, wie weiland Nofretete ihren Architekten Numerobis mit Gold. Auch für meine Nagelhautentzündung ist bestens gesorgt. Der reinste Apothekenbus.

Am nächsten Morgen kamen wir in den Genuss von Jennys Frühstück, wie es die Camper seit Beginn der Reise haben. Das kann locker mit jedem Hotel und jeder Lodge mithalten. Dass ich kein Porridge-Fan bin (neudeutsch für teuren Haferschleim), dafür kann sie ja nichts. Aber das Rührei und der Obstsalat waren der Hit. Beim Frühstück sahen wir in der Ferne auch Hippos an Land.

Wir brachen auf nach Rundu am Ende des Caprivi-Streifens, das ist der schmale nördliche Teil Namibias, der bis kurz vor den Victoria-Fällen nach Westen ragt. Die Fahrt dauerte sehr lange. Kurz nach Aufbruch bevölkerten Menschenmassen die Straßen, die von bestimmten Sammelpunkten aus in alle Himmelsrichtungen pilgerten. Sohlen sind wohl immer noch das Fortbewegungsmittel Nr. 1 hier. In Divundu legten wir einen Zwischenstopp ein, um einzukaufen. Eine trostlose Mall mitten im Nirgendwo, viele Pröddelläden, aber auch ein gutsortierter Supermarkt. Wir kauften ihn fast leer… Am Ausgang musste man seinen Kassenzettel vorzeigen, der dann mit dem Inhalt der Einkaufstüten verglichen wurde.

Wir hatten Sonntag von Dumile gesagt bekommen, wie viel Bargeld wir für diverse Aktivitäten bräuchten und sollten daher bei dieser Mall entsprechend Geld am Automaten ziehen. Nachdem aber der erste Mitreisende Geld gezogen hatte, war die Maschine leer. Nunja. Hakuna Matata, sach ich da mal. Ich hätte auch welches gebraucht, habe mir aber von dem „Lostopfgewinner“ etwas ausgeborgt.

Mittags bereitete Jenny Hot-Dogs vor und sofort hatten wir Besuch von richtigen Hunden und einem schwer angetüterten Zeitgenossen, der Dumile beschimpfte. Dieser nahm es gelassen hin. Eine Vollbremsung musste er später auch mal hinlegen, als unvermittelt ein Rind aus eine Gruppe am Seitenstreifen ausbrach und plötzlich quer zum Bus stand. Ich nehme an, das Tier war suizidal veranlagt.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die N’Kwazi-Lodge, die wunderschön am Okavango gelegen ist. Man blickt dort von Namibia auf Angola.
Die Hütten sind sehr schön eingerichtet, es gibt eine Bar und ein Restaurant, aber wieder keine Internetverbindung. Wir sollten uns schon bei Ankunft überlegen, ob wir eine traditionelle Tanzveranstaltung am Abend sehen oder uns nach Angola schippern lassen wollten. Für beide Aktivitäten fanden sich leider nicht genug Interessierte. So faulenzten wir ein bisschen und glotzten auf den Fluss, in dem sich Krokodile und Hippos tummeln sollen. Wir sahen keine, aber das Setting ist dennoch sehr schön.

Das Abendessen und das anschließende Beisammensein fanden bei Feuerstellen im Restaurant und der Bar statt. Es war ganz wunderbar. Eine Art Wildkatze beanspruchte viel Aufmerksamkeit. Sie hatte einen endlos langen Schwanz und war das Fotomotiv des Abends. Wahrscheinlich doch ein Marsipulami.

Diese Abwesenheit von Kontaktmöglichkeit war anfangs gar nicht mein Ding, aber man kommt schnell runter und genießt irgendwie mehr. Wir leben inzwischen unter vielleicht einfach anmutenden Umständen, aber in Wirklichkeit ist es der reinste Luxus.
Bei mir hat sich inzwischen eine mir völlig fremde Art des „Hakuna Matata“ breit gemacht. Ich weiß gar nicht, was die kommenden Tage passiert, es ist aber auch nicht mehr so wichtig. Das ist für meine Verhältnisse mehr als skurril!
Ja, und nun ist der Montag rum, ich sitze im Zimmer und lasse die beeindruckende Geräuschkulisse auf mich wirken und fühle mich gerade ziemlich gut.

Nach einem sehr leckeren Frühstück fuhren wir wieder endlos lange, um dann zu einer Lodge im Nirgendwo, 20 Kilometer entfernt von Grootfontein unterzukommen. Hier ist aber nun wirklich gar nichts. Keine schöne Gegend, kein Fluss, keine Aktivitäten und die Netzverbindung ist wieder Grotte. Wir sind leider wieder an einem Tiefpunkt der Reise angelangt. Das einzig erwähnenswerte ist ein halbwegs funktionierender Kühlschrank auf dem Zimmer.

In der Nähe soll es eine Schlucht geben, über die man mit einer „Zipline“ hin- und herfliegen kann, aber die ist nur 120 Meter lang. Da sitzte ich jetzt lieber in Dieseldampf und dem Geknarre des Generatoren, der ausgerechnet zwischen Pool und Bar aufgebaut werden musste. Ihr hört schon raus, die Begeisterung ist groß.

Viel mehr gibt es bisher von Tag 3 der Netzlosigkeit nicht zu berichten. Ich sach jetzt mal, dass es auch heute sinnlos ist, Fotos hochzuladen und melde mich dann morgen mal wieder.

Also: Gestern und vorgestern waren schöne Tage, der heute stört die guten Eindrücke leider etwas.

Bis morgen dann mal, wenn es die Technik es zulässt und mich kein sibirischer Tiger frisst, denn wir haben die kommenden Tage ein paar Safari-Einlagen.

Liebe Grüße
Euer Gerry

Tag 9: Dr. Livingstone, I presume…

Ihr Lieben,

was habe ich da gestern von Regen geschrieben? Heute war Wolkenbruch. Wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne. Aber von Anfang an.

Ich bin irgendwann eingeratzt, obwohl ich mir noch ein Weinchen eingeschenkt hatte. Ich war wohl einfach platt. Da konnte auch die feiernde und johlende Jugend vom Zeltplatz nichts dran ändern. Geweckt wurde ich von einer Melange aus Vogelstimmen und kreisenden Helikoptern. VicFalls, wie wir Kenner den Ort nennen, ist extrem trubelig. Nach einem guten Frühstück in der ansprechenden Hotelanlage brachen wir zu unserem Rundflug auf. Ich fasse mich kurz: Sensationell! Es war teuer, es war recht kurz, es war sensationell! Man hat einen ganz anderen Blick auf das Geschehen. Erst aus der Luft erschließt sich die ganze Imposanz dieses Naturwunders. Spektakulär! So, ich denke, ich habe mich verständlich machen können. Zur Sicherheit: FANTASTISCH!

Wir haben uns danach zu viert aufgemacht, den Nationalpark zu Fuß zu besuchen. Der Eintritt ist gepfeffert, 50 US-Dollar. Aber auch das muss man hinnehmen, denn… also, das muss man doch nicht erklären, es sind die Falls! Es gibt 16 Aussichtspunkte, beginnend bei einer Statue des Missionars und Entdeckers David Livingstone, der eine Zeit lang als verschollen galt, und der angeblich von Henry Morgan Stanley mit eben den Worten aus der Überschrift beim Wiederfinden begrüßt wurde. Livingstone gilt als Entdecker der Fälle. Ich bin sicher, die Einheimischen freuten sich auch über Sir Davids Entdeckung; ihr ahnt, was ich meine.

Aber zurück zum Thema: Je weiter man auf dem Pfad entlang der Fälle kommt, umso stärker sind die Auswirkungen der Gischt zu spüren. Später hat man das Gefühl in einem Wolkenbruch zu sein. Ich hatte mir, nachdem ich sah, wie klatschnasse Menschen den Park verließen, zu Beginn gottseidank ein Regencape gemietet, damit meine neue Kamera nicht schon wieder ersäuft wird. Das war klug, denn ich war von oben, von vorne und von unten komplett nass, aber der Rucksack blieb trocken.Interessanterweise ist es auch ein Rain Forest National Park. Nur hatte ich mir darunter immer etwas anderes vorgestellt.

Alles in allem ein Highlight, nicht nur bezogen auf diese, sondern auch auf andere Reisen. Wahnsinn. Wo kommt bloß all das Wasser her? Ich setzte mich mit dem anderen Alleinreisenden auf ein Bier in das Parkcafé, um zu trocknen, den beiden Begleiterinnen war mehr nach Hotel. Wir trafen dann noch auf viele andere Mitreisende der Gruppe, die durch das Restaurant liefen und allesamt genauso begeistert von dem Erlebnis Victoriafälle waren.

Am Abend trafen A. (wie anderer Alleinreisender) und ich uns mit einem Zeltcamperpärchen außerhalb des Hotels zum Essen. Mit Beiden hatte ich zwar schon ab und zu geplaudert, aber es war richtig schön, mal ein längeres Gespräch zu führen. Mich hat dabei natürlich auch interessiert, wie die Zeltvariante der Reise sich so anfühlt, aber das hat am Ende nur einen Bruchteil der kurzweiligen Unterhaltung ausgemacht. Die Beiden reisen auch viel und bekanntermaßen kann man mit solchen Menschen immer ein tolles Gespräch führen.

Unsere Reiseroute hat sich etwas geändert. Laut Hotelliste wären wir eigentlich morgen wieder in Botswana, laut korrigierter Reiseroute sind wir aber in Namibia. Ich bin völlig ahnungslos, was morgen passieren soll. Ich weiß nur, dass die Unterkunft keine Verpflegung anbietet und wir uns bei den Campern einkaufen müssen. Aber da freue ich mich drauf, denn dann sind auch alle mal beim Abendessen zusammen.

Ihr Lieben, es läuft vielleicht nicht immer alles rund (heute musste ich z.B. wegen Störungen dreimal zur Rezeption [Dusche kaputt, Wäsche falsch, WLAN-Passwort falsch]), aber ich kann nur jedem raten, den Weg seines Traums anzutreten! Das muss ja nicht, wie bei mir, eine Reise sein. Ich habe zwei Ziele meiner sich ständig ändernden „Top-10-Löffelliste“ besucht (Botsuana und Victoriafälle; und Namibia wäre ohnehin ein Nachrücker gewesen) und es fühlt sich sagenhaft gut an, wenn man seine Träume wahr macht und dann auch noch alles andere als enttäuscht ist.

Sehen wir uns morgen in Katima Mulilo? Ich würde mich freuen!

Liebe Grüße
Euer Gerry

Tag 8: Ein unerwarteter Regen

Ihr Lieben!

Die botswanische Währung heißt ja Pula. Pula ist auch das Setswana-Wort für Regen. Ich lasse das mal so unkommentiert hier so stehen. Zum Regen in der Überschrift kommen wir später, und, NEIN, ich nehme es vorweg, es ist keine Anspielung darauf, dass ich plötzlich reich geworden bin.

Nach einer sehr kurzen Nacht in der wirklich schönen, wenn auch einfachen Lodge wurde ich durch ich durch das Gewusel meiner linken und rechten Zimmernachbarn wach. Die Wände waren etwas dünn, aber ich schlief den 5-Stunden-Schlaf meines Lebens. Oder fast. Oder eben…. ach, was soll ich lügen, ich quälte mich aus dem Bett. Mitten in der Nacht fuhren wir mit Robert, unserem „Game-Drive-Driver“ in den Chobe Nationalpark. Ihr würdet gerne wissen, was ein Spielfahrfahrer ist? Ja, da habe ich vollstes Verständnis für. Game Drive ist ein anderes Wort für Safari. Game ist das entsprechende Getier, was man dabei mehr oder weniger gesichert antrifft.

Es gab kein Frühstück, es war kalt und es war finster. So fangen zwar Horrorfilme an, aber auch unsere Fahrt. Ich nahm mir das Badetuch aus der Lodge mit und wickelte es um meinen Hals als Schnupfenverstärkungsverhinderungsmaßnahme. Robert fuhr uns gemütlich in den Park und wir dachten schon, er sei ein eher vorsichtiger Fahrer. Nun, wir kommen gleich darauf zurück.

Wir fuhren an vielen Impalas vorbei zum Chobe-Fluss, wo wir schlafende Flusspferde endeckten. Baboons turnten am Flussufer herum, es gab viele Vögel zu sehen. Warzenschweine wurden gesichtet (spart Euch Eure gar nicht witzigen Kommentare!) und interessante Gewächse. Sogar ein Ent war dabei! Und dann gab es Löwenalarm. Robert war entfesselt und peste über die Sand- und Buckelpisten wie weiland Juan Miguel Fangio. Wie auch die anderen Park-Ranger. Zuerst erfolglos.

Weiterer Sichtungsalarm. Robert und sein Fliwatüt wuchsen über sich hinaus. Er bretterte durch die Pampa, dass selbst eher zurückhaltende Mitreisende ihre Begeisterung… Wie? Ne, dochdoch, ich bin ein ganz Stiller! Was? Unverschämtheit!

Wir waren quasi nach der internen Ranger-Rallye direkt vorm Löwen. Zwischen gefühlt 50 anderen Jeeps waren wir einfach am nächsten dran. Mr. Lion legte sich dann vor unseren Augen gemütlich ins Gras. Ach, was ein friedlicher Zeitgenosse. Ach, guck mal, eine Herde Warzenschweine, die haben wir wegen der Aufregung um den Löwen völlig übersehen…. Und dann rannte die Wildkatze los! Die potentiellen Opfer auch. Das Ende der Geschichte ist ungewiss. Die Quoten stehen hoch, dass Blut im Spiel war.

Leute, das war ein Erlebnis. Zurück in der Lodge bekamen wir Frühstück und danach begaben wir uns auf den Weg Richtung Simbabwe. Dank der weisen Voraussicht unseres Reiseleiters, im Vorfeld unsere Pässe einzusammeln und schon einmal bearbeiten zu lassen, blieb uns eine ähnlich nervenzerreibende Wartezeit wie am 9. April erspart. Dafür gab es auch verdienten Szeneapplaus, als wir Simbabwe enterten.

Wir waren dann recht schnell im Hotel, dem Shearwater’s Explorer Village. Die Zimmer sind nett, die Dusche funktionierte prima, und die Präsentation der Möglichkeiten, was hier zu unternehmen ist, zeigte schier endlose Möglichkeiten auf. Nun, ich bin aus dem Bungeejumping-Alter heraus, auch möchte ich nicht an einer Seilrutsche über einen Canyon segeln. Das morgendliche Aufstehen ist schon Bungeejumping genug. Ich buchte für viel Geld wenig Flug im Helikopter für morgen früh und habe nette Begleitung aus der Gruppe.

Mit insgesamt 6 Personen beschlossen wir, nach Sambia zu wandern. Es ist möglich, die Grenze mit einem Brückenpass zu übertreten, ohne ein Visum kaufen zu müssen. Das war wirklch so simpel, wie es klingt. Und was für ein Spektakel! Der Weg war trist, das Ziel einmalig!

Mittendrin auf unserem Spaziergang fing es an zu regnen! Lange vor der Brücke. Die Gischt der Victoria-Fälle spritzt extrem weit. Von Weitem schon Regenbögen! Ihr Lieben, Worte können nicht ausdrücken, wie beeindruckend es ist, auf dieser Brücke zu stehen und diese tosenden Wassermassen zu beobachten. Die Bilder werden nicht wiedergeben können, wie es ist.

Auf der Brücke viele Touristen (mit riesigen Rollkoffern!? Häh?), viele Paviane und auch Meerkatzen, potentielle Bungeejumper und Touristen wie Du und ich. Dazu der Schwerlast-Grenzverkehr. Die Brücke ist Anfang der 1900er-Jahre gebaut worden. Und hält. Vertreterinnen einer christlichen Gruppe („Show me thy way, O LOrd“ auf allen T-Shirts) fanden uns so interessant, dass sie uns mit sich ablichten lassen wollten.

Zurück im Zentrum ging ich mit meiner Fast-Zimmerteilungs-Person in ein Restaurant nahe des Hotels und wir aßen eine Kleinigkeit dort. Auf dem Rückweg in unsere unterkunft wurden wir von zwei Verkäufern bedrängt, ihnen etwas abzukaufen. In der Hoffnung, dass sie von uns ablassen, erstand ich zwei Holzmasken. Dadurch machte ich es leider schlimmer. Wir hatten nun noch mehr Verehrer, die sich aus dunklen Ecken lösten. Nun bin schon so alt und checke manche Dinge immer noch nicht. Ich wimmelte die anderen, multipenetranten Verkäufer dann mit hysterischem Gequieke nach Polizei ab. Reife Leistung, Mr. Gerry.

Insgesamt ist dieser Ort unglaublich touristisch, gar nicht preiswert und sehr trubelig. Aber das erträgt man gerne, wenn einem schon von der Brücke aus das siebte Naturweltwunder … mir fehlen die Worte.

Es ist heute so viel passiert. Wir haben so viel gesehen. Wir haben einiges erlebt. Ich könnte noch lange weiterschreiben. Aber das Bett ruft. Sehr laut!

Bis morgen, Ihr Lieben!
Euer Gerry

Tag 7: Über das Verhalten von vier- und zweibeinigen Tieren

Ihr Lieben,

gestern war insgesamt ein Traum. Am Wasserloch zu sitzen und den grauen Riesen zuzuschauen, das hatte etwas wirklich erhabendes! Das hervorragende Abendessen nahmen wir auf der Terrasse ein, keine paar Meter von der Herde entfernt.

Ich wollte nach dem Essen den fantastischen Sternenhimmel fotografieren, die Milchstraße hinter dem Kreuz des Südens war zu sehen, musste aber dafür ein paar Meter vor meiner Hüttenterrasse mein Stativ aufbauen. Kaum geschehen, kam ein Elefantenbulle auf mich zugeschlendert. Ich alles wieder abgebaut und in die Hütte. Der Elefant verschwand. Ich wieder raus, das Setting wiederholt. Ach, dachte sich der Graue, das sehe ich mir näher an. Ich wieder mit dem ganzen Equipment in die Butze. Er verschwand wieder. Ehrlich, ich brach das Spiel beim dritten Mal ab, setzte mich auf meine Veranda und glotzte einfach in die Gegend. War auch schön.

In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Die Geräusche der Wildnis waren allgegenwärtig. Es fing mit der Horde Betrunkener an, die als letzte aus der Bar torkelte, zudem lag die Hütte an der Hauptverkehrsader der umliegenden Wasserlöcher und Klein- und Großgetier machten sich ununterbrochen bemerkbar. Es war total aufregend! Am Morgen zwitscherten die Vögel gefühlt 20-stimmig, lange bevor mein Wecker klingelte. Das bescherte mir eine unglaubliche Morgendämmerung, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Von Nata aus fuhren wir dann nach Kasane im Chobe-Nationalpark. Wir stoppten kurz vor Erreichen unserer Lodge, um Vorräte aufzufüllen, und dort endlich konnte ich einen Souvenirstand stürmen, um Kühlschrankmagneten zu besorgen. Man macht in den Lodges und auch Shoppingcentern wenig Gewese um Souvenirs. Eigentlich eine Goldgrubenidee, hier mal aktiver mitzumischen.

Wir enterten die Thebe River Lodge, hatten einen kleinen Snack am Tourbus und bekamen anschließend unsere Zimmer zugewiesen. Wieder recht einfach, aber sehr nett. Nur hatten wir nicht allzu viel davon, denn, Ihr ahnt es bereits, dann ging wieder alles Schlag auf Schlag. Damen und Herren, los geht’s, einsteigen und miterleben.

Wir fuhren nach kurzer Rast zu einer Bootsstation, um drei Stunden auf dem Chobe-Fluss zu kreuzen. Wir sahen Hippos, Krokodile, Kudus, Impalas, jede Menge Elefanten und Vögel. Zu den sogenannten „Big Five“ gehört auch der Wasserbüffel, selbst den haben wir gesichtet. Im schönsten Sonnenuntergang fuhren wir zurück zum Bootsanleger und dann zurück in die Lodge.

Für heute Abend bestellte ich mir eine Chobe-Brasse, die war sehr lecker, dazu gab es den bisher besten offenen Wein der Reise. Was soll ich sagen, man gewöhnt sich an die Einschränkungen auf und die Widrigkeiten bei einer solchen Reise und tut einfach gut daran, sich auf die schönen Erlebnisse zu konzentrieren. Dann ist es alles einfach nur WOW. Ich habe inzwischen gar keine Ahnung mehr, was ich als Highlight empfinden soll, und es kommt ja noch so viel auf uns zu.

Die Gruppendynamik wird interessanter. Es wird viel geschimpft und gemotzt (ich sage nur Sitzordnung im Bus, das habe ich aber von vielen Gruppenreisen gehört) und es gibt hie und da den kleinen Egotrip. Aber im großen und ganzen ist es immer noch eine gute Truppe. Diejenigen, die sich die Reise durch Adelung von Kleinigkeiten verderben lassen wollen, müssen damit ja hauptsächlich selbst zurechtkommen. Ich hatte heute auch meine tollen 5 Minuten (meine Kamera soff vermeidbar ab) und daher kotzte ich mich auch mal über das Depperl aus, dass den Wasserkanister unverschlossen in eine der Busfächer gestellt hatte (kann das leider nur schlecht erklären, fragt mich!), aber man muss sich dann auch wieder einbekommen.

Ach, Ihr Lieben, ich hätte so viel zu erzählen… Ihr müsst Euch halt jetzt doch auf einen mehrstündigen Diaabend einstellen. Bei dem berichte ich dann über Land und Leute, bringe Euch das Fährtenlesen bei und wir werden bei uns gegenseitig die Medizin der Buschleute anwenden. Es wird diverse geographische Belehrungen geben und wir werden die wichtigsten Vokabeln in SeTswana, Khoisan, Afrikaans, Shona und dergleichen lernen. Ich serviere dann gerne Schnittchen dazu.

Morgen ist dann – um mal wieder zum Thema zu kommen – der Tag des Grauens. Wir fahren um 5.40 Uhr (!!!) los, um die einheimischen Wildtiere bei ihrer Morgenroutine zu beobachten. Also, mir wäre das unangenehm. Lauter Giraffen vor meinem Badezimmer oder Löwen am Frühstückstisch. Aber die Tiere, die hier übrigens „Game“ heißen, können sich ja nicht wehren.

Seid Ihr wieder dabei? Das wäre echt super.
Liebe Grüße, Euer Gerry

Ich mag die neue Kamera mit Zoomobjektiv. Ich war in Botswana, der Vogel saß auf einem Baum in Niederdollendorf.

Tag 6: Meine riesigen Nachbarn

Ihr Lieben,

ich habe seit gestern einen veritablen Schnupfen. Man ist aber auch einem ununterbrochenen Wechsel von Temperaturen ausgesetzt. Fahrtwind, Hitze, Klimaanlagen, Ventilatoren… Aber solange es beim Schnupfen bleibt. Der Bus hat übrigens keine Air-Con, sondern Win-Con. Je nachdem, wie viele Fenster geöffnet sind, fliegt einem schon mal Toupet vom Haupt.

Pünktlich zur vereinbarten, unchristlichen Zeit fand ich mich zum Frühstück ein. Zeitgleich mit dem Restaurant-Personal. Ich hätte locker 20 Minuten länger schlafen können. Als die erste Thermoskanne Kaffee dann kam, stürzten wir uns wie die Geier darauf. Und es gab heute auch etwas Obst.

Nach der Abfahrt gab es einen kurzen Stopp in Maun, um Eis für die Kühlbox zu kaufen und allen die Möglichkeit zu geben, Geld zu ziehen. Ich habe ja inzwischen den Überblick über meine Devisen verloren. Man konnte bisher überall mit Karte zahlen und ich werde mit sehr viel ausländischem Geld zurückkehren, wenn ich nicht aufpasse. Naja, notfalls kaufe ich am letzten Tag geschmackvollst hergestellte Dekorationsobjekte für Euch. 😁

Nach einigen Kilometern kamen wir an einen Seuchenkontrollpunkt. Hier musste jeder – zusätzlich zu denen an den Füßen – ein paar Schuhe in der Hand halten und diese durch eine Flüssigkeit ziehen sowie dann durch diese Flüssigkeit laufen. Von diesen Kontrollstellen gibt es einige. Schuhe im Koffer hingegen spielten keine Rolle. Es geht wohl um die Maul- und Klauenseuche.

Auf der Strecke sahen wir Dutzende Elefanten, bei einigen gab es einen kleinen Fotostopp. Es waren auch Babyelefanten dabei, die sind wirklich zum Knuddeln! Also im übertragenen Sinne. Einen weiteren Stopp legten wir bei einem Baobab-Baum mit beeindruckendem Stammumfang ein. Einige haben beim Kratzen ihres Namens in die Rinde mehr als übertrieben.

Irgendwann dann kamen wir in Elephant Sands an. Es wurde uns schon vorher erklärt, dass die Zelte und Hütten dort sehr einfach seien, keine Stromanschlüsse hätten, keine Aircondition und kein gar nix. Dem ist auch so, aber ich fand zu meiner Überraschung ein besseres Zimmer als in der vorigen Lodge an. Und was alle fehlenden Annehlichkeiten wett macht: Die Lodge ist um ein Wasserloch gebaut, an dem sich Dutzende von Elefanten tummeln. Ich sitze etwa 20 Meter von diesen interessanten Riesen entfernt. Yeah! Den ganzen Tag auf Elefanten glotzen.

Mittags gab es noch Burger aus der Busküche, dann war das Pflichtprogramm für den Tag vorbei. FREI! YEAH! Beim Herumlaufen muss man ein bisschen aufpassen: Die Elefanten haben immer Vorfahrt und es sind und bleibenwilde Tiere, die im Zweifelsfalle stärker sind als Du. Und schneller.

Ihr Lieben, ich genieße jetzt diesen meditativen Urlaub von der Reise und melde mich morgen dann wieder.

Hier kommen aber noch ein paar Impressionen.

Viele Grüße
Euer Gerry

Tag 5: Mit dem Mokoro durch das Delta

Ihr Lieben,

das Netz scheint jetzt wieder stabiler und ich kann wieder mein Tablet benutzen. Wir sind immer noch in der Sitatunga-Lodge bei Maun. Geplant war ein sehr frühes Frühstück, das ich beinahe hätte überspringen müssen, weil ich nicht aus der Pompfe kam. Daher brach etwas Hektik bei mir aus. Ich schaffte eine Katzenwäsche und eine Tasse Kaffee (KAFFEE!!!!), ansonsten gab es Toast und Eierkram. Leider kein Obst, aber ich war ja ohnehin in Eile. Um 7 Uhr ging es los. Wir fuhren zweieinhalb Stunden zu einem Ort, wo Mokoros ablegten, so heißen die Boote im Okovango-Delta nämlich und nicht wie mein wildes Wortgebilde von gestern. Anderthalb Stunden ging es dabei über eine Buckelpiste, die aber hier „afrikanische Massage“ heißt.

Am Delta angekommen bestiegen wir zu je zweit die Fiberglasboote, die von einem „Poler“, quasi dem Gondoliere, durch das Schilf und über Lagunen gesteuert werden. Wichtig bei diesen Booten ist, dass sie schwer auszubalancieren sind und die Passagiere sich daher nicht drehen oder hektisch bewegen dürfen. Auch wurden wir vorgewarnt, dass ggf. kleine Spinnen in das Boot springen, wir sollten sie aber einfach gewähren lassen und nicht wildfuchtelnd herumkreischen. Mit dieser Info ausgestattet hatte ich schon gestern eine Mitreisende gebeten, ein Team zu bilden, weil ich sie für besonnen hielt. Es war eine gute Wahl, denn sie steuerte bei der Verteilung der Boote sofort auf den Chefgondoliere zu und erklärte ihm, wir seien seine Kunden. Auch dies eine gute Wahl, da er sehr gut englisch sprach und sehr fachkundig erklärte, was um uns herum passiert.

Man hätte viele Tiere sehen können, Elefanten, Flusspferde, Giraffen, Gnus… Ich nehme es vorweg: Wir sahen in weiter Ferne eine Hippo-Mama mit ihrem Baby, ansonsten waren eher Vögel unterwegs. Aber die gleitende Fahrt durch diese stille, wunderbare Landschaft war ein Megaerlebnis. So schöne Farben, so schöne Seerosen, so klares Wasser. Dazu der sich wiegende Schilf und das besondere Blau des Himmels. Nach 45 Minuten sanften Schaukelns kamen wir auf einer Insel an, auf der wir Spuren lesen lernten und unser gemeinsames Mittagessen einnahmen. Zurück ging es wieder im Mokoro. Weitere 45 Minuten in dieser bezaubernden Landschaft.

Leider kamen dann wieder anderthalb Stunden Massage und 1 Stunde Asphalt auf uns zu. Auf der Fahrt sahen wir die üblichen Verdächtigen, Gnus, Rinder, Ziegen… viele kleine Bretterbuden, mehr oder weniger geöffnet und manchmal mit nicht ganz eindeutig identifizierbaren Waren bzw. Dienstleistungen. Die Eseldichte hier ist erstaunlich! Und die der Wildhunde ist auch nicht unbeachtlich. Es war sehr schön, dass wir im Hellen wieder im Camp waren, da konnte ich dann endlich mal duschen. War hakelig, da erst kein Wasser und dann nur kochendes aus der Leitung kam, aber mit ein bisschen Rumhüpferei unter Ausstoß kleiner spitzer Schreie ging es.

Das W-LAN ging ja nun wieder (mit ein paar Ausfällen) und ich war hocherfreut, zu sehen, dass ich so viel Post bekommen habe. Ich versuche, sie sukzessive zu beantworten. Danke, Ihr Lieben, das ist sooooo nett!

Morgen soll es wieder mitten in der Nacht losgehen, wir haben dazu noch ein Briefing mit Dumile. Ich lasse mich überraschen. Eine Mitreisende meinte, das sei schließlich kein Urlaub, sondern eine Reise. Da müsse man Abstriche machen.

Ich hatte noch überlegt, ein paar Anekdoten von gestern zum besten zu geben, bzw. einiges näher zu beleuchten, aber ich bin schon wieder geschafft! Man wird *zwinker* halt alt.

Zusammenfassend kann man aber jetzt schon sagen, dass sehr viel gefahren wird, aber die Erlebnisse allesamt weite Wege rechtfertigen.

Eigentlich war hier der Schluss vorgesehen. Aber es ereignete sich dann am Abend doch noch etwas: Beim Briefing wurden Y. und ich als Geburtstagskinder ausgerufen und bekamen ein Ständchen dargebracht und zwei Torten geschenkt. Meine bringe ich dann mit nach Hause, damit Ihr sie bewundern könnt. Sie könnte etwas angedötscht sein. Beim Abendessen hab ich dann eine Runde geschmissen. Eigentlich wollte ich meinen Geburtstag ja nicht an die große Glocke hängen. Na, zu spät.Es war dann recht lustig, trotz des eher traurigen Essens. Meine Kotletts waren eine Herausforderung für jede Zahnversicherung. Und der Rest der Truppe war jetzt auch nicht restlos begeistert.

Morgen geht es, wie gesagt, wieder in aller Herrgottsfrühe los, es gibt wohl wieder eine Bootsfahrt und einen, wenn ich das richtig verstanden habe, Elefantenpark-Besuch.

Das war ein schöner Geburtstag im Okovangodelta. Ich hoffe, wir sehen uns morgen wieder!

Liebe Grüße
Euer Gerry

Tag 4: Heilkundler und Co-Pilot

Ihr Lieben,

in der Nacht ging ein starkes Gewitter über Ghanzi nieder. Ich habe aber geschlafen wie ein Stein und nichts davon mitbekommen. Am Morgen regnete es aber immer noch heftig. Die armen Camper. Bei einem Paar stand Wasser im Zelt. Beim leider wirklich schlechten Frühstück erfuhr ich, dass auch Löwengebrüll zu hören war.
Interessant war auch, dass ich als Alleinreisender einen Tanzpalast zugewiesen bekam, Paare hingegen in viel kleineren Zimmern hausen mussten. Eine Mitreisende war so enttäuscht von der Lodge, dass Tränen flossen.

Gegen 8 Uhr brachen wir zu einem Spaziergang mit den San, dem hiesigen Buschvolk, auf. Wir bekamen erklärt, wie gejagt wurde, welche Heilmethoden angewendet werden und erhielten weitere Einblicke in die frühere Lebensweise. Es war ein megainteressanter Spaziergang mit einem pantomimisch sehr begabten Jäger, drei Frauen und einem sehr aufgeweckten Kind. Und wieso „frühere Lebensweise“? Nun, die Regierung hat beschlossen, das Buschvolk zu „zivilisieren“, indem sie es anwies, die Hütten zu verlassen und in Häuser zu ziehen und ihnen die Jagd verbot. Einige Mitglieder des Stammes schert das zwar nicht, aber die Kultur des Buschvolkes wird so zerstört. Als Touristenattraktion darf es aber herhalten. Unser Guide Robert war sichtlich erzürnt, als er uns diese Entwicklung schilderte.

Wir verließen die San und machten uns auf den Weg nach Maun, das am Okowango-Delta liegt. Dort werden wir zwei Nächte in der Sitatunga-Lodge verbringen.
Auf dem Weg kamen wir an einem Haufen Geier vorbei, die sich über einen toten Esel hermachten. Großes Geraune im Bus, und Dumile stieg in die Eisen und setzte zurück, so dass wir Aufnahmen machen konnten.

Unser Mittagessen nahmen wir an einem kleinen Rastplatz ein. Jenny meinte es sehr gut mit der Mayonnaise im Nudel-Thunfischsalat, so dass ich die Finger davon ließ. Ich stürzte mich dafür auf die leckeren Orangen und aß etwas Rohkost.
Gegen 15 Uhr kamen wir in Maun an und fuhren direkt zum Flughafen. Dort erwarteten uns Kleinflugzeuge, um uns 45 Minuten lang über das Okowango-Delta fliegen sollten.

Ich wurde einem Flugzeug zugeteilt, jedem war ein Fensterplatz zugesagt. Es stellte sich aber heraus, dass man sich verzählt hatte. Zwar waren genug Sitze vorhanden, aber einer ohne Fenster. Und dreimal dürft Ihr raten, wer den bekam, weil er guterzogen allen anderen den Vortritt ließ… Für 175 Euro fand ich das absurd und erklärte, dass ich so nicht fliegen wolle. Meine Mitreisenden stimmten sofort einen Chor an, dass das ja nun gar nicht… und was für eine Frechheit… Nach 2 Sekunden war klar, ich durfte vorne im Cockpit mitfliegen. Das alleine war schon den Preis wert! Aber es kam noch besser, denn der Flug war super.

Zum „fantastisch“ fehlte leider ein bisschen, weil es kaum Wasser im Delta gab. Aber wir bekamen eine Vorstellung davon, wie es hier aussähe, wenn – Achtung, es wird wieder politisch – China nicht einen Staudamm in Angola gebaut hätte, der verhindert, dass das Delta die Wassermenge bekommt, die es bräuchte, um dieses Weltnaturerbe am Leben zu erhalten. So erklärt sich vielleicht der Umstand, dass Angola als einziges afrikanisches Land in Botswana Visagebühren entrichten muss. Und zwar nicht zu knapp.

Dennoch, wir sahen Elefantenherden, massenweise Antilopen, Flusspferde, Giraffen, Büffel, Zebras und wasweißich und eine spektakuläre, weite Landschaft. Und ich als Co-Pilot eines AVON-Flugzeugs.

Wir fuhren anschließend zu unserer Lodge, die leider vom Standard noch weiter hinter der gestrigen zurückblieb. Kein Kühlschrank, das „Bad“ draußen, kein vernünftiger Sitzplatz und kein W-LAN. Außer in der Bar, in der ich aber nicht schreiben konnte, da dort viele Mitreisende mit mir plaudern wollten und zusätzlich mehrmals der Strom ausfiel und daher auch kein Internetanschluss bestand.
Wir hatten ein Briefing mit Dumile und es wurde deutlich, dass sich eine gewisse Unzufriedenheit breit macht. Dumile gibt sein Bestes, aber er ist unser Portal zum Veranstalter. Er tut mir leid, aber Kritik an der Planung der Reise ist berechtigt.
Nichtsdestotrotz hatte der Tag tolle Momente, was mich insbesondere für eine Gefährtin freut, die ihren 50. Geburtstag feierte. Sie war glücklich mit der Wanderung und dem Flug.

Apropos Geburtstag: ein extralieber Gruß geht am 10. April an meinen Vater raus, der seinen 86. Geburtstag feiert! Herzlichen Glückwunsch, lieber Papi! Alles Liebe ❤ und Gute 🍀 für das kommende Lebensjahr!
So, es gäbe so viel mehr und ausführlicher zu schreiben, aber auf der Handy-App für Notizen ist das etwas anstrengend und das Tablet kann ich nicht verbinden . Beim Frühstück versuche ich, diesen Erguss zu posten, aber wir fahren um 7 Uhr schon wieder los, um mit… jetzt würde ich gerne googeln, wie die Boote heißen… Mokokos meine ich… über den Okovango zu gondolieren. Mal sehen, ob es klappt.
Und mal sehen, wer mich morgen kentern sehen möchte. 😁

Bis morgen, Ihr Lieben!
Euer Gerry

Der Co-Pilot gibt erste Anweisungen zur Landung…

Tag 3: Mma Ramotswe, wir kommen!

Allerdings nicht nach Gaborone, Ihr Lieben, wo diese fiktive Privatdetektivin ihr Wesen treibt.

Ich schrieb es bereits: Eine Romanfigur hat auch damit zu tun, dass ich diese Reise mache. Und heute verlassen wir Namibia schon und machen uns auf Entdeckungsreise durch das nördliche Botswana, wo die Highlights u.a. das Okovangodelta und der Chobe Nationalpark sind.

Gestern hatten wir ja das angekündigte Treffen mit Dumile und Jenny und uns wurden Daten, Preise und Termine um die Ohren geworfen, dass diese wie Dumbos Riesenlauscher nur so hin- und herschlackerten. Es kann dermaßen viel optional gemacht werden, unglaublich. Bestimmte Aktivitäten sind aber alles andere als preiswert. Allein der Besuch der Victoria Wasserfälle kostet 50 US$. Der Hubschrauberflug darüber für 15 Minuten 175 US$, wenn ich richtig hingehört habe. Weitere optionale Aktivitäten hingegen sind nach Dumiles Meinung gefährlich. Die Bootsfahrt zu den Hippos z.B., die so lange bezahlbar wirkt, bis diese vermeintlich gutmütigen Riesen mal ein Boot kentern lassen. Vieles muss in bar entrichtet werden, daher sollte man immer ein Auge auf seine Devisen haben.

Es wird auf jeden Fall sehr spannend und bestimmt nicht langweilig. Bei der Vorstellung der Reise haben wir uns als Gruppe wieder ein ganz klein wenig besser kennengelernt, beim darauffolgenden Abendessen in Kleintischgruppen dann in geänderter Konstellation noch mehr. Ich habe natürlich meine Lieblinge schon entdeckt und spüre auch etwas Gegeninteresse. Niemand ist bisher unangenehm aufgefallen, aber einige Mitreisende sind eben spannendere oder lustigere Gesprächspartner. Ich denke, dass sich die richtigen Grüppchen herausbilden werden. Das Abendessen war übrigens in Buffetform, qualitativ unter den südafrikanischen Standards, über die ich in meinen Südafrika-Berichten so lobende Worte fand, aber durchaus vielfältig und lecker. Für umgerechnet 15 Euro darf man ja auch nicht mosern. Außerdem habe ich mal wieder seit langem einen Pinotage aus der False Bay getrunken, den ich sehr mochte.

Die Nachricht des Abends aber war, dass wir uns um 6 Uhr 30 zum Frühstück versammeln und um Viertel nach 7 abdüsen. Herrjeh! Hätte ich doch bloß Herrn Jemine mitgenommen, der könnte mir beistehen (Insider). Aber es wird noch schlimmer kommen: An einem Tag werden wir um 5 Uhr irgendwas mit Sonnenaufgang oder so machen. Ich war so erschrocken, dass ich den Rest der Ankündigung nicht mitbekam. Zusammengefasst: Viel, früh, teuer. Aber das war ja teilweise bekannt. Ich werde Urlaub vom Urlaub brauchen. So, jetzt aber erstmal ab zum Frühstückssaal. Am Abend berichte ich dann weiter.

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Die Landschaft ist atemberaubend!

Nun zu heute: Wir fuhren nach einem guten Frühstück Richtung botswanische Grenze und machten einen ersten Stopp in Gogabis, um uns dort mit Snacks und Getränken zu versorgen. Außer dem Sparmarkt haben wir von dem Ort nichts gesehen. Wie ja auch von Windhoek mehr oder weniger nichts (aber da sind wir am Ende der Reise ja nochmal). Aber ich war froh, als ich im Weinregal des SPAR „Protea“ entdeckte, einen mir sehr genehmen südafrikanischen Rosé. Da aber die Bierschränke abgeschlossen waren, war sofort klar: Sonntag! Alkoholverkaufsverbot. Ich habe dennoch zwei Flaschen in mein Körbchen gehievt und wurde erwartungsgemäß an der Kasse belehrt, man dürfe mir den Wein nicht verkaufen. Ich setzte mein traurigstes Gesicht auf und bedauerte diesen Umstand sehr. Dann setzte ich mein gewinnenstes Lächeln auf und machte Komplimente. Ich bin nun stolzer Besitzer zweier leckerer Flaschen Rosé.

Gogabis‘ Charme macht sich erst auf den zweiten Blick bemerkbar.

Die Straßen in Namibia sind sehr gut und Dumile hatte auch einen guten Zacken drauf. Hinter Zäunen, die sich die ganze Strecke ohne nennenswerte Abzweige entlangziehen, entdeckten wir Springböcke, Ziegen, Schafe, Kühe. Mitreisende haben zwei Giraffen gesichtet, andere eine Rotte Paviane. Die Landschaft ist schier endlos! Es dominieren Bäume, deren Zahl Legion ist, die aber nicht so nahe beieinanderstehen, dass es als Wald durchgehen würde.

We’ll have Champagne with the Chicken, James.

Kurz vor der botswanischen Grenze hielten wir an einem Rastplatz und nun wurde gemeinsam mit Jenny das Essen zubereitet: Es gab simple Sandwiches, aber dafür wurde geschnibbelt, eingedeckt, und nachher alles wieder gespült und weggeräumt. Jeder hat ein bisschen Hilfe beigesteuert. Und alle waren zufrieden. Dann kamen wir an die Grenze: Um Namibia zu verlassen, muss man ein Formular ausfüllen und seinen Pass stempeln lassen. Wir staunten Bauklötze, als wir gegen eine grün-weiße Wand aus botswanischen Kirchenmitgliedern einer Gemeinde liefen, die in Namibia eine Schwestergemeinde zu Ostern besucht hatte und nun wieder zurück in die Heimat wollten. So an die 312.000 Personen. Ein Grenzbeamter! Um es kurz zu machen, wir haben Stunden gebraucht und Dumile hat es auch noch beschleunigt, indem er uns in Minigruppen durch einen Seiteneingang lotste, wo wir schneller ann den Bearbeitungstresen kamen. Unchristlich? Nein, ich denke nicht, denn die grün-weiße Flotte karrte eine Busladung nach der anderen an und deren Inhalt drängelte sich ungeniert vor.

Wir mussten dann noch beim Entern von Botswana einen Gesundheitscheck überstehen, der darin bestand, dass unsere Unbedenklichkeit ohne Murren bescheinigt wurde. Naja, wir mussten für diese Reise immerhin alle geimpft sein und durften nach dem Gesundheitscheck am Namibia Airport schließlich auch einreisen. Und wie Ihr bestimmt von gestern noch wisst, war das eine Prozedur! Himmeldieberge (es hat doch wohl keiner gepetzt?)! Da konnte man das in Botswana ja eher locker mit uns sehen. Weiter ging es dann noch zum Einwanderungsschalter, das war auch so leicht und schnell. Ich glaube, dass eine der schlimmeren Hinterlassenschaften der Kolonialzeit auch die preußische Akribie ist. Wir werden übrigens wohl später auf der Reise auch auf Nama und Herero treffen, da wird die schlimmste Geschichte der deutschen Kolonialzeit in Namibia nicht undiskutiert bleiben.

In Botswana, Ihr glaubt es nicht, sah es von hier auf gleich vollkommen anders aus. Nee, nicht unbedingt die Landschaft, aber es wimmelte plötzlich von Tieren, die am Straßenrand grasten, die Straßen selbst bevölkerten und den Bus zu Bremsmanövern zwangen. Wir sind alle völlig baff. Sind das Tiere, die einen Besitzer haben? Gibt es eigentlich wilde Rinder? Und Wildpferde? Darüber hinaus kreuzten Schafe, Ziegen, Gnus und auch viele Esel in nicht unbeträchtlicher Herdengröße alle paar Meter unseren Weg. Das war also unsere erste Safari. Alles Nutztiere, aber in einer schier unglaublichen Dichte.

Wir mussten weitere 200 Kilometer bis zu unserer Unterkunft fahren und waren wegen des Zeitverlustes arg spät in der Tautona Lodge. Wir sollten dann das Abendessen am Bus vorbestellen und wurden anschließend zu unseren Zimmern gebracht. Ich habe ein Zimmer direkt am schönen Park, gegenüber des Restaurants. Ja, das spielt noch eine Rolle. Das „Zimmer“ ist riesig! Mit einem riesigen Strohdach, einem Badezimmer, einer Behelfsküche und einem Schlafzimmer, in dem auch ein Square-Dance-Festival ausgerichtet werden könnte. Nur alles ziemlich abgewohnt, aber sauber und irgendwie passend im positiven Sinne. Ich mag diese Lodge. Ich machte Katzenwäsche und lief zum Restaurant. Hier saßen die Lodge-Reisenden an einem großen Tisch und verstanden sich prächtig. Es ist wirklich eine gute Reisegruppe. Sechs unserer Mitreisenden haben sich für die Zeltvariante der Reise entschieden, die mussten dann noch in einem benachbarten Camp Ihre Zelte aufbauen und selbst kochen. Ich bin gespannt auf deren Bericht.

Das Abendessen verlief lustig, nachdem alle verstanden hatte, dass man, wenn man etwas wünscht, sich auch darum kümmern muss. In anderen Ländern Afrikas ist es auch normal, dass das Servicepersonal seeeehr relaxed ist und man sich als Gast unaufgeregt bemerkbar machen muss. Da ist die Truppe aber tiefenentspannt (übrigens viele Vielreiser dabei, die sind ja ohnehin gelassen).

Wir kommen zum Park-Zimmer. Dumile hat vor Erreichen der Lodge angekündigt, dass das traditionelle Jazz-Event stattfinden würde, man ihm aber versprochen hätte, auf die Gäste Rücksicht zu nehmen und es nicht ausufern zu lassen. Leute, während ich dies schreibe wird vor meinem Zimmer allerfeinste afrikanische Jazzmusik gespielt! Wer Manu Dibango (RIP) kennt, weiß, was ich meine. Und jetzt hat man, um 23 Uhr, aus Rücksicht offensichtlich aufgehört. Ich weiß, dass keiner der Künstler das lesen wird, aber ich hätte Euch auch noch 3 weitere Stunden zugehört.

Der Palmengarten vor meinem Zimmer mit Jazzkonzert

Ich weiß, wir haben immer noch nicht wirklich viel gemacht… und haben dennoch viel gemacht. Mir gefiel der Tag heute sehr, wir haben fast alle mit Einheimschen geredet, wir haben als Gruppe viel Spaß und eine „Nutztier-Safari“ gehabt, wir genossen die Weite der Landschaft, und jetzt kommt „Jenseits-von-Afrika“-Schmalz: das ganz besondere Licht.

Und jetzt bin ich auch wieder bettschwer und freue mich auf morgen. Wir wandern mit den San und fliegen am Nachmittag über das Okovango-Delta. Udo S., Grüße gehen raus an Dich!

Ich bin gerührt über die vielen Rückmeldungen zu meinen Reiseberichten und hoffe, Ihr seid auch morgen wieder virtuell mit mir unterwegs!

Liebe Grüße,
Euer Gerry

P.S.: Ich habe mir aus den Ramotswe-Romanen die Grußformel für Frauen und Männer gemerkt. „Dumela Mma“ bzw. „Dumela Rra“. Der Damm ist dann gebrochen, ich liebe es! Sofort wird einem berichtet, welche deutschen Wörter man kann und schwupps, ist man im Gespräch.

P.P.S.: Unsere immens stabile Klapprigkeit (ich spreche vom Bus, nicht von mir) heißt Mbele. Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen. Einmal steht es auf Swahili für „voran“, aber auch für Gatter und soll den protektiven Charakter des Gefährtes ausdrücken. (Huch, merke es gerade selbst.)

P.P.P.S.: Daniel, das ist jetzt für Dich. Es ist ein eher künstlerisch wertlos… äh… wertvolles Bild, da ich mit der neuen Kamera den Makro-Modus nicht finden konnte, bis ein Mitreisender (Danke A.) es mir erklärt hat. Für diese Kaktusblüte zu spät.

Tag 2: Die Ankunft

(wie originell!)

Ihr Lieben,

ich stieg in den Flieger und bekam sofort eine Krise. Ich hatte ein halbes Dutzend kreischende Kinder um mich herum. Eins krakeelender als das andere. Mal ehrlich, wenn man nicht auswandert, warum nimmt man dann Babys mit? Aber möglicherweise gibt es keine Großeltern mehr, die aufpassen wollen…

Hinter mir saß ein Mann, der glaubte, das Entertainmentprogramm reagiere schneller, wenn man auf die Tasten einprügelt. Ich informierte ihn, dass eine leichte Berührung ausreiche, woraufhin er sich wortreich entschuldigte.
Und dann kam es ganz dicke.

Man montierte eine Babyschale vor mein Gesicht und packte eins der Bälger (sorry) da rein. Ich konnte meinen Monitor für das Entertinmentprogramm nicht mehr hochklappen und wie das mit dem Essen hätte gehen sollen, war mir auch ein Rätsel. Geschweige denn, mal den Fensterplatz verlassen zu können. Gezwungenermaßen tauschte ich mit der Mutter die Sitze (der Vater saß mit einem weiteren Kind schon in „meiner Reihe“ auf dem Gangplatz) und erhielt deren Gangplatz in der Mittelreihe links hinter mir. Adieu Schlaf, nichts mehr zum Anlehnen.

Man war sehr bemüht seitens des Kabinenpersonals, bot mir einen Mittelsitz in der Notausstiegsreihe an, aber das wäre ein noch schlechterer Tausch gewesen.
Ganz ehrlich. Ich war angepisst ohne Ende, hatte ich ja immerhin einen nicht unerheblichen Aufpreis für den Sitz bezahlt. Ansonsten war der Flieger voll und es gab keine Alternativen.

Nach dem Essen (das loriotesk ablief) wollte die Stewardess dann etwas aus der Ablage über mir holen. Dabei ließ sie einen Stapel Kotztüten und Servietten über mich regnen. Sie ist vor Schreck fast gestorben. Mein Sitznachbar hatte keine Probleme mit seiner Schlafposition und gab im Minutentakt Grunzlaute von sich, die an einen gequälten Wolpertinger erinnerten.

Ein Mann aus einem Mittelsitz rechts hinter mir schloss sich übrigens kurz nach dem Start auf der Toilette ein und verließ sie nur einmal in der Mitte des Fluges kurz, um sich dann wieder bis zur Landung einzuschließen. Ich habe keine Vorstellung, in welcher Haltung die Bordtoilette bequemer sein soll… Ich achte auf dem Rückflug mal darauf.

Ethiopian hatte sich eigentlich damit für mich erledigt, aber ich habe / hatte ja noch drei weitere Flüge mit denen zu absolvieren.

Völlig zerschlagen kam ich in Addis Abeba an. Wir mussten trotz Transfer noch einmal durch die Sicherheitskontrolle, die allerdings eine Farce war.

Etwas angeschlagen…

Im Transitbereich gönnte ich mir einen Kaffee. Kaffee in Äthiopien, das hat doch was. Da hat mich dann ein völlig zugedröhnter Österreicher angequasselt, der auf seinen Anschlussflug nach Maputo wartete und im Minutentakt Bier und Wodka in sich reinschüttete. Gottseidank kam dann eine junge Israelin rein, über die er dann herfiel. Ich nutzte die Gelegenheit und empfahl mich.

Der zweite Flug war dann keine Katastrophe, aber auch kein Zuckerschlecken, wieder Gangplatz, aber mit extrem viel Beinfreiheit. Hier war ich von Franzosen umringt, die mich – in Zusammenarbeit mit der Stewardess – erst mit Wasser übergossen und dann einen kleinen Rucksack auf meinen Schädel fallen ließen. Naja, da kann ja nicht mehr viel kaputt gemacht werden. Sie beschworen in beiden Fällen lautstark die deutsch-französische Freundschaft.

Endlich landeten wir…. ja, genau, mitten in der Wüste. Faszinierend. Der Flughafen Windhoek liegt etwas außerhalb und besteht vorwiegend aus Luftaufsichtsbarracken. Die Einreisefomalitäten zogen sich wie Zahnarztbesuche. Und zeitgleich waren zwei Flieger aus Johannesburg und Kapstadt gelandet. Und der Zoll hat seine Aufgabe noch sehr ernst genommen! Nur die Dame vom „Gesundheitshafen“ war völlig zurükhaltend. Es hat eine kleine Ewigkeit gedauert, bis sich unsere 20-köpfige Reisegruppe zusammenfand. Dann erstmal Namibia-Dollar ziehen und mit Getränken versorgen.

Unsere beiden künftigen Reisebegleiter sind Jenny, die Köchin, und Dumile, der Fahrer, und im Duo unsere Reiseleiter. Ich gehe davon aus, dass Djoser keinen anderen mehr vor Ort hatte, denn es war wohl ein deutschsprachiger Begleiter angekündigt. Und das können beide nicht. Und ich fürchte, wir haben in der Gruppe zwei oder drei Teilnehmer, denen das vielleicht nicht zusagt. Zu recht womöglich.

Wir fuhren 30 Kilometer in dem klapprigen Jeep-Bus, den ich schon bei der Präsentation im Kölner Hotel gesehen hatte, und ja, ich lag richtig, das wird eine Herausforderung für meine Wirbelsäule. Aber Führer und Reisegruppe scheinen nett und es ist halt ein Abenteuer. Und in den letzten 24 Stunden ist so viel Mist passiert, es kann ja jetzt nur noch Gutes widerfahren 🙂

Die Fahrt lieferte erste, aber nicht beweisfeste Eindrücke von Windhoek und Umgebung. Alles karg, aber dennoch grün, viel Gebirge und sehr zersiedelt. Aber weiß Gott, wo unser Safari-Hotel liegt. Wilde Tiere habe ich auch schon gesichtet. Nämlich eine Herde Schafe.

Gerade sammeln und säubern sich alle im Hotel, das ein wenig altbacken, aber schön ist (ich begab mich nach einer schnellen Dusche in die Hotelbar), danach halten unsere Guides um 18 Uhr eine Pressekonferenz und dann geht es zum gemeinsamen Dinner. Und danach schmeisse ich mich ins Bett.

Morgen erzähle ich dann hoffentlich nur Schönes. Aber ich hoffe, Ihr freut Euch auch an den heutigen Schilderungen, die ich in ein paar Jahren laut lachend und völlig überzogen wiedergeben werde. Auch unangenehmes hat sein gutes.

Also, bis morgen? Würde mich freuen!
Euer Gerry

Waffen gehören übrigens nicht ins Handgepäck, die gehören in den Koffer!

Tag 1: Die Abreise

Ihr Lieben,

Packen, das leidige Thema. Wer hier mitliest, weiß, wie sehr ich das hasse. Jetzt kam erschwerend dazu, dass ich mir überlegen musste, was ich auf einer Rundreise unter womöglich erschwerten Bedingungen zusätzlich mitnehme, da man ja in der Wüste nicht mal eben schnell ein paar Sandalen erwerben kann. Oder doch? Dann wurden wir gebeten, ich erwähnte es bereits, nicht mehr als 15 Kilogramm an Gepäck mitzunehmen, aber die Kameraausrüstung, den Feldstecher, den Reiseadapter, Power-Banks und dergleichen nicht zu vergessen. Eine Herausforderung! Was soll ich sagen: 15 kg Seesack und 6 kg Kabinenrucksack. Aber mit mulmigem Gefühl. Nicht, dass ich sonst immer 10 kg völlig unnötige Klamottage in den Urlaub mitnehme! NEIN!! NIEMALS!!! Wo denkt Ihr hin?

Unsere Route...
Unsere Route…

Der Flieger sollte kurz nach 22 Uhr starten, ich fuhr also um 17 Uhr mit dem Zug Richtung Frankfurt.

Mit der Bahn klappte alles hervorragend, wir waren sogar zu früh am Frankfurter Flughafen. Als ich meinen Check-in-Schalter suchte, bekam ich einen kleinen Schrecken, denn die Schlange vor Ethiopian Airways war exakt 99 km lang. Aber es ging dann doch recht schnell, und an der Sicherheitskontrolle musste ich gar nicht warten. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Aber ist ja ganz schön. Vielleicht ein gutes Omen.

Ich habe schon Mitglieder der Reisegruppe gesichtet; sie hielten Djoser-Papiere in der Hand oder haben sich über die Reise unterhalten. Ich outete mich noch nicht, wir haben uns ja noch lange genug an der Backe. Aber keiner sah geisteskrank aus.

Im Terminal suchte ich leider vergeblich nach einer netten Bar. Ich setzte mich notgedrungen an die Theke einer überteuerten Restauration, wurde dann aber prächtig unterhalten. Das Team war international und sehr lustig. Highlight war dann ein Pärchen, die ihre bestellten Drinks nicht zahlen wollten, weil sie sie nicht mochten. Da flogen aber mal die Fetzen. Gastro ist schon ein herausfordernder Job.

So, in einer Stunde wird geboardet und ich flattere Richtung Addis Abeba, dem afrikanischen Drehkreuz für internationale Flüge.

Ach, die Malaria-Prophylaxe. Ja, nach Durchsicht des Beipackzettels habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, die Tabletten als Notfallbehandlung mitzunehmen, aber keinesfalls als Prophylaxe einzunehmen. Häufige Nebenwirkungen: Merkwürdige Träume, Angstzustände, Schlaflosigkeit und dergleichen mehr. Na, dann doch lieber an- und abschwellendes Fieber bzw. im Idealfall eben keine Einschränkung. Ich hatte gestern noch Kühlschrankleerfress-Gäste, die das auch so sahen.

Wenn alles klappt, habe ich einen kurzen Aufenthalt in Äthiopien und lande mittags dann in Windhoek, Namibia.

Morgen Abend dann mehr, dann von unter der afrikanischen Sonne. Seid Ihr dabei?

Liebe Grüße, Euer Gerry