Tag 17: Vietnam gegen Malaysia

Heute war, Ihr Lieben, volles Programm. In My Tho – wo wir auf Reede, sprich ohne Anlegestelle, lagen – fuhren wir nach dem Frühstück mit einem Ausflugsboot zur Einhorn-Insel. Da der Mann der Kanadierin unpässlich war, habe ich mich ihr und dem englischsprachigen Tourguide Bao angeschlossen. Der ist übrigens hauptberuflich Botaniker, rettet Orchideenarten und ist ein ganz entzückender Mensch. Tuan (der deutsche Tourguide) ist aber auch sehr sympathisch! Auf der Insel haben wir einen Imker besucht, wo wir einen Tee, versetzt mit Blütenpollen, Honig und Gelee Royale tranken. Muss man mögen.

Wir liefen ein bisschen weiter und hielten an einem Cafe an, wo uns Obst mit Chilisalz sowie Tee von Blättern aus einer bestimmten Baumart serviert wurden; ich habe den Namen vergessen. Ehrlich: Das mit dem Chilisalz und dem süßen Obst ist der Hit! Hätte ich im Leben nicht geglaubt.

Dazu spielten dann ein Gitarrist und ein Monochordspieler (ich glaube, das Instrument nennt sich Dan Bau) eine Art Mekongdeltablues, zu dem zwei Damen herzzereissende Gesänge anstimmten.

Wir fuhren dann mit sogenannten Sampas-Booten (vorne und hinten zwei Paddler/innen, dazwischen je vier Gäste) durch einen hübschen Kanal mit Nippa-Palmen an beiden Seiten, an dessen Ende uns unser größeres Ausflugsboot erwartete, um uns wieder nach My Tho zu bringen.

Dort enterten wir einen Bus und wurden zur Vinh Trang Pagode gebracht. Diese Pagode ist bekannt für ihre überdimensionalen Buddhastatuen. Auch unterscheidet sich der Tempel innen sehr von anderen bisher besuchten. Ein sehr deutlicher chinesischer Einfluss ist erkennbar.

Da es an Tempelbesuchen bisher ein wenig mangelte (findet ihr nicht auch?), fuhren wir im Anschluss auch noch zum Coa Dai-Tempel von My Tho. Der Caodaoismus ist eine in den zwanziger Jahren in Vietnam gegründete Religion, die wohl den Zweck hatte, die Vietnamesen zu einen und die Franzosen zu ärgern. Eine wilde Mixtur aus verschiedenen Religionen und die Verehrung sehr unterschiedlicher Personen sind besondere Kennzeichen des Caodaoismus. Victor Hugo nimmt z.B. eine zentrale Rolle ein. Unbedingt mal nachlesen, ist sehr interessant.

Wir verließ My Tho gegen Mittag, um Kurs auf Ho-Chi-Minh-City zu nehmen. Die Vietnamesen verehren Onkel Ho immer noch sehr, sagen aber trotzdem selbst lieber Saigon. Auf vietnamesisch wird es übrigens ungefähr „Schai Gonn“ ausgesprochen.

Die Fahrt dauerte ein wenig, da es unter anderem durch den stark befahrenen Kanal Cho Gao ging. Stau auf Wasser gibt es eben auch. Und nicht nur am Suez- und am Panamakanal.

Der Kanal ist wunderbar. Es gibt so viel zu sehen! Ich habe dann trotzdem mal einen Mittagsschlaf eingelegt, bevor ich um 15 Uhr den Maschinenraum besichtigen durfte. Leute. Was für ein Geräuschpegel. Und was für eine Hitze! Zwei riesige Volvomotoren treiben uns an. Die Maschinisten hier haben einen echt anstrengenden Job!

Zur Kaffeezeit haben wir einen Dokumentarfilm über Vietnam gesehen. Peter Kunz ist Auslandskorrespondent und hat wohl einige Filme über die Region gedreht. Man kann sie wahrscheinlich auch in den Mediatheken der ÖR-Sender abrufen.
Ab 17.30 Uhr kamen wir schon in Saigon an. Tuan erläuterte die Stadtsilhouette und erzählte ein bisschen über die Stadt, aus der er und seine Vorfahren kommen. Danach schloss sich ein Abschiedscocktail an, bei dem sich die ganze Crew noch einmal verabschiedete und sich die Passagiere mit Applaus bedankten. Wir sind zwar noch zwei Nächte an Bord, aber die Tage sind voller Programm, so dass dieser Abschied vorgezogen wurde.

Nach dem Abendessen sollte der Stadtspaziergang stattfinden, den Lidy am Vorabend angekündigt hatte. Aber heute spielte Vietnam in einem wichtigen Fußballspiel gegen Malaysia und man erwartete, dass mindestens eine Million Menschen der Achtmillionenmenschenmetropole die Boulevards und Straßen bevölkern würde. Sie kündigte daher einen reduzierten Spaziergang an. Ich ging den ersten Teil mit den anderen Passagieren mit, habe aber dann beschlossen, noch zum Nachtmarkt zu gehen, durch das ganze fußballverrückte Volk hindurch. Der Nachtmarkt war dann eher unspektakulär.

Aber der Rückweg! Denn inzwischen stand fest, dass Vietnam 1:0 gegen Malaysia gewonnen hatte. Die Saigoner waren nicht mehr zu halten. Selbst ein Weltmeisterschaftsgewinncorso in jedwedem Land Europas ist mit den dann hier erlebten Szenen nicht zu vergleichen! Der pure Wahnsinn. Als so ziemlich einzige Langnase im ganzen Pulk wurde mir zugewunken, ich wurde angesprochen, ich schüttelte mehrere Dutzend Hände. Man nahm wohl an, ich sei ein Fan.

Zurück an Bord gab es noch ein bisschen Smalltalk mit anderen Passagieren. Morgen gibt es zwei Ausflüge, Freizeit und Finanzen. Denn wir müssen die Bordrechnung zahlen. Noch werden Wetten angenommen, was ich hier alles verzehrt habe. Übermorgen geht es dann zurück nach Hause.
Wow. Die Zeit ist wirklich rum wie nix. Naja, fast halt. Wer etwas über das Chinesenviertel und das Kolonialviertel wissen möchte, muss morgen wieder dieses Programm einschalten.

Bis denne, Euer Gerald

Tag 16: Mekong-Manufakturen

Heute, liebe Leser, war ein eher entspannter Tag. Nach dem Frühstück hielt Tuan einen Vortrag über Land und Leute. Das war ganz informativ.

Anschließend wurden Kokosnüsse zum Austrinken verteilt. Bis zum Mittagessen konnten wir dann faulenzen. Dann ging es auf ein Langboot, das uns durch die schwimmenden Märkte von Cai Be schipperte. Leider sind sie seit geraumer Zeit nicht mehr so voll und interessant wie auf vielen Postkarten dargestellt. Es gibt nun Brücken und Straßen, so dass es nicht mehr erforderlich ist, auf dem Mekong zu handeln. Sehr schade.

Unser nächster Stop war das Mehrgenerationenhaus einer Familie, die Süßigkeiten herstellt, u.a. Puffreis, Erdnusskrokant und kandierten Ingwer. Nachdem uns gezeigt wurde, wie die Herstellung vor sich ging, durften wir bei Tee alles probieren.

Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir das Haus einer anderen Großfamilie, die Kokosnuss-Bonbons und Reispapier herstellt. Außerdem verwerten sie die Reste der Kokosnüsse für alles mögliche.

Auch eine Fischsoßenmanufaktur besichtigten wir. Es war ein olfaktorisch beeindruckendes Erlebnis. Dass das Ergebnis auf dem Teller schmeckt, ist erstaunlich. ?

Unser vorletztes Ziel  war die sehr interessante katholische Kirche des Ortes, die gerade für Weihnachten geschmückt wird. Der ganze Ort feiert dort wohl mit, unabhängig davon, welchem Glauben man angehört.

Arbeitssicherheit wird hier übrigens… äh… ja…

Zu guter letzt besuchten wir noch den lokalen Markt. Da wir gefühlte hundert Märkte besucht haben, hielten wir uns nur kurz dort auf.

Nach dem Abendessen, bei dem ein Geburtstag gefeiert wurde, versammelten wir uns auf dem Sonnendeck, da eine vietnamesische Band traditionelle und moderne Stücke aufführen sollte.

Also, ich fand die sehr gut. Ihr könnt Proben ihrer Kunst bei mir anhören, da ich eine CD kaufte.

Wir nähern uns dem Ende der Reise. Morgen gibt es wegen des umfangreichen Programms in Saigon am Tag danach schon das Abschiedsdinner. Ich hoffe, Ihr esst mit. ?

Guads Nächtle, Euer Gerald

P.S.: Wer macht mit mir kommenden Dezember die Myanmar-Flussfahrt mit?

Tag 15: Die Mutter des Landes

Sin chau, Ihr Lieben!

Wir sind in Vietnam. Es war nicht klar, wie lange die Formalitäten im Niemandsland dauern würden, es wurde angekündigt, dass es bis zu sieben Stunden sein könnten. Aber wir legten frühzeitig und ohne Gesichtskontrolle ab, fuhren ein bisschen den Mekong hinunter und bogen dann ab in den Tan Chau-Kanal, um Chau Doc zu erreichen. Nach dem Anlanden um kurz nach 10 Uhr in der Früh startete ich einen ersten Erkundungskurs im Ort. Über eine Promenade mit Skulpturen und Freizeitgeräten lief ich zu einem Markt, der mit Planen und Stoffen bedeckt war, die aber so tief hingen, dass ich in ständiger Demutsposition durch ihn laufen musste. Die Gänge auf diesem Markt sind sehr eng, aber das hindert keinen daran, auch mit Mopeds durch ihn zu brausen. Es gibt hier alles. Wie in der ganzen Region seit Laos herrscht eine unglaubliche Fülle an Früchten und Gemüsen und Fleisch. Die Frage ist nur, ob sich das jeder leisten kann. Es sieht aber so aus, als müsste niemand hungern.

Chau Doc ist laut. Es ist von Mopeds dominiert, die Motoren knattern und es wird gehupt, als gäbe es nicht Schöneres auf der Welt. Ein unglaubliches Chaos, zumindest für meine westlichen Augen und Ohren. Ich versuchte, Ingwer und Taschentücher zu finden, fand stattdessen aber nach genauerem Hinsehen Erdbeeren und Kirschen. Abgesehen von Jackfrucht, Mango, Pitahaya und dergleichen.

Das erste, was mir hier auffiel ist, dass es hier sehr viele Raucher gibt. In den anderen Ländern wurde fast gar nicht geraucht. Dann ist es hier gleichzeitig hektischer, aber trotzdem strukturierter. Es gibt Ampeln. Hey! (hält sich aber auch keiner dran.)
Und das Volk sieht anders aus. Was natürlich auch an der Tracht liegt, trägt man hier doch viel den kegelförmigen typischen Hut.

Ich sah übrigens eine Beerdigungszeremonie, wahrscheinlich eine caodaistische.

Was es hier erstaunlicherweise gibt, sind Supermärkte. Mit Preisschildern! Yippieh! Ingwer und Taschentücher gekauft. Bin nämlich immer noch erkältet. Kurz an Bord pausiert. Eine Kaffee-Coke (auch aus dem Supermarkt) getrunken. Nicht wirklich lecker.

Was ich völlig vergaß… nach einer SIM-Card zu schauen. Das W-LAN an Bord ist ein bisschen instabil. Also wieder in die Stadt. Telefonfirma gesucht. Die wollten einen Pass. Hatte ich nicht. Zurück zum Schiff. Mittagessen. Dabei wurden uns unsere vietnamesischen Guides vorgestellt. Ein deutsch- und ein englischsprachiger.
Nach dem Essen bestiegen wir ein Boot und fuhren zu einer Fischzucht. Ein schwimmendes Haus mit einem Becken für Zuchtfische darunter. In unserer Anwesenheit wurden die Fische gefüttert, es sah aus, als würde ein Schwarm Piranhas sich wie wild auf das Essen stürzen.

Wir legten dann in einem Dorf der Cham an, der muslimischen Minderheit in Vietnam. Wir liefen durch das Dorf, besuchten eine Weberei, sahen die Moschee, und haben die abenteuerlichen Pfahlbauten angesehen, in denen die Cham leben.

Wir bestiegen wieder das Boot und bogen ab in einen Kanal, der interessante Einblicke in das Leben der dort wohnenden Menschen bescherte. So wusch sich zum Beispiel einer Frau die Haare in diesem Kanal. Und keine 50 Meter weiter wurde gefischt. Wirklich alles spannend.

Nach der Landung besuchten wir den Tempel der Mutter des Landes. Es ist das wohl wichtigste Heiligtum von Vietnam und es ist ununterbrochen geöffnet, mit hunderttausenden Besuchern pro Monat, die der Mutter Opfergaben bringen, um um Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten. Auf dem Weg dorthin zeigte uns unser Führer Besonderheiten beim Straßenverkauf. Wie z.B. den eingelegten Fisch, genannt Mam oder die Opfergabenverkäufer. Ganze Schweine werden geopfert. Die Mutter im Tempel darf übrigens nicht fotografiert werden.

Während wir auf die Busse zur Rückfahrt warteten, entbrannte ein Streit zwischen zwei Straßenverkäuferinnen, bei dem Messer gezückt wurden! Unsere Reiseleitung rief sofort, wir sollten uns nicht einmischen.

Es ging um einen Stellplatz für einen Verkaufswagen!

Am Abend bin ich noch einmal mit Jeff und dem englischsprachigen Guide zur Telefongesellschaft gegangen, um eine Datenkarte für Vietnam zu kaufen. Das hat prima geklappt und war auch gut so, weil wir nach Rückkehr aufs Boot feststellen mussten, dass das W-LAN wieder einmal off war. Ich habe 4 Euro für 3 GB für einen Monat bezahlt.

Nach dem Abendessen habe ich mich lange mit Sue und mit Bao, dem englischsprachigen Guide, unterhalten. Irgendwie zählt der interkulturelle Austausch mit anderen Personen immer zu den Highlights einer Reise. Man lernt sehr viel.

Morgen gibt es dann weitere Eindrücke von Vietnam.
Liebe Grüße von eurem Gerald

P.S.: Es gibt so vieles, was man nicht aufschreibt. Man erlebt so viel. Ich hoffe, ich behalte die Erinnerung auch so.

Tag 14: Good morning Vietnam!

Ihr Lieben! Heute gibt es – wie schon angekündigt – nicht wirklich etwas Spannendes zu berichten. Nach dem Frühstück habe ich mich wieder für zwei Stunden hingelegt. Dann habe ich mich auf dem Sonnendeck über die Geschichte Vietnams informiert und literweise Ingwertee geschlürft. Die Erkältung hat inzwischen auch andere Passagiere ereilt und mein Ingwer ist heiß begehrt.

Zum Mittagessen gab es eine typisch kambodschanische Suppe, bei der man sich die Zutaten beim Koch zum Teil selber zusammenstellen musste. Das war sehr lecker.

Nach dem Essen besuchte ich noch den alten Markt sowie den Zentralmarkt, war aber ein bisschen durch mit Handeln, so dass ich nichts mehr erstand. Aber ich sah und roch Durianfrüchte! Puh! Und der Zentralmarkt ist sehr sehenswert, schon alleine wegen der mächtigen Kuppel und seiner doch sehr aufgeräumten Art.

Meine übrig-gebliebenen Riel tauschte ich dann noch bei einer Wechselstube  in vietnamesische Dong um. Es ist tatsächlich so, dass der Dollar in Kambodscha lieber gesehen wird, als die eigene Landeswährung. In Vietnam muss man aber meistens wohl mit Dong zahlen. Mit 50 Euro ist man dort schon Millionär. Die entsprechen nämlich 1,323 Millionen Dong.

Es hieß, wir müssten um 16 Uhr wieder an Bord sein, da dann Beamte unsere Einreiseerlaubnis nach Vietnam sowie unsere Ausreiseerlaubnis aus Kambodscha prüfen würden. Es könne zu Gesichtskontrollen kommen. Nun… wir haben von dem ganzen Spektakel nichts mitbekommen.

Jetzt liegen wir im Niemandsland zwischen den beiden Ländern, ankern mitten auf dem Fluss und werden uns morgen der Einreiseprozedur stellen. Das kann angeblich von 30 Minuten bis zu sieben Stunden dauern. Wieder kommen Beamte an Bord und untersuchen das Schiff auf Schmuggelware und verdächtige Ladung etc. Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern gilt als unentspannt. Wer mal einen Blick auf die wechselhafte Geschichte in der Region wirft, wird darüber nicht überrascht sein.

Morgen früh dann mehr aus Vietnam.

Liebe Grüße, Euer Gerald

P. S.: Es werden jeden Abend passende Filme gezeigt. Heute war es „Good morning, Vietnam“mit Robin Williams.

Tag 13: Der Hügel der Frau Penh

Phnom Penh. Der Hügel der Frau Penh. Erster Tag volles Tourprogramm, zweiter Tag frei. Und das Tourprogramm heute hatte es in sich, liebe Leute.

Phnom Penh wurde zur Hauptstadt der Khmer, nachdem Angkor Wat an Bedeutung verlor, die Siamesen einfielen, es interne Streitigkeiten gab und die Vasallenstaaten nicht mehr so mitspielten. Man verließ den Norden und siedelte sich an einem Ort an, an dem die alte Frau Penh Buddhastatuen unter einem Baum entdeckte. Dies war natürlich ein gutes Omen.

Eine kurze Anmerkung übrigens zu dem Begriff Khmer: Die Khmer sind ein uraltes Volk, lange Zeit vorherrschend in der Region (Blütezeit Angkor Wat), weit über das heutige Kambodscha hinaus. Auch das heutige Kambodscha besteht zu 95 % aus Khmer. Die Sprache heißt Khmer. Ich habe bei diesem Begriff immer automatisch an die roten Khmer gedacht, aber hier gilt es, zu differenzieren.

Unser erster Besuch galt dem Königspalast. Unsere Reiseführerin vor Ort hieß Ros Phal, sprach perfekt deutsch und hatte ein unglaublich breit gefächertes Wissen, dass sie auch noch hervorragend vermittelte. Wir schauten in die Krönungs- bzw. Thronhalle (fotografieren und betreten verboten), die gerade für einen Staatsbesuch aus Chile vorbereitet wurde.

Wir wurden über botanische Besonderheiten aufgeklärt, wie z.B. den Kanonenkugelbaum oder die Palme der Reisenden (das hatten wir übrigens bei allen Reiseleitern, dass sie uns besondere Pflanzen zeigten). Wir sahen verschiedene Ausstellungen (eine Halle über die Krönungsfeierlichkeiten von Sihamoni oder über zeremonielle Kleider und eine Fotogalerie über Sihanouk), und besuchten die Silberpagode, deren Boden mit 5 Tonnen Silber ausgelegt ist und die vor Buddhastatuen überquillt. Eine prachtvolle Anlage direkt am Zusammenfluss des Mekong und des Tonle Sap.
Die Bevölkerung hofft übrigens sehr, dass der 65-jährige Monarch bald mal heiratet und für einen Nachkommen sorgt. Man muss wissen, dass er sein Leben zu großen Teilen dem Tanz und dem Film widmete. Hmm. Wir drücken an dieser Stelle mal alle Daumen!

Unser nächster Halt war das Nationalmuseum. Ein wunderschönes Gebäude, obwohl viel schlichter als der Königspalast. Erbaut in Khmer-Stil und schön rot. Wir waren übrigens zeitgleich dort mit einer Delegation, die ein verschollenes Stück kambodschanischer Kunst an das Museum zurückgab. Wobei ich – ehrlich gesagt – um dieses belanglose Gemälde nicht so ein Brimborium gemacht hätte, aber ich leide ja leider auch nicht an all zuviel Diplomatie.

Das Museum hat mehrere Abteilungen, von präangkorianisch bis quasi Neuzeit. Unsere Reiseleiterin hat in einem kurzen Rundgang bestimmte Stücke ausgewählt, über die sie dann sehr kompetent berichtete. Besonders interessant waren z.B. die Ausführungen über die enorme Ausdehnung des Khmer-Reiches, aber auch die über die durch die Mode bedingten Unterschiede in der Gestaltung von Skulpturen. (gerade frage ich mich, ob ich diesen Satz auf Anhieb verstehen würde, wenn ihn jemand anderes geschrieben hätte…..)

Danach besuchten wir den Hügel, nach dem die Stadt benannt ist. Siehe oben. Die Anlage ist sehr schön, es gibt viele Buddhastatuen, die dem Tempel gestiftet wurden. Auch eine Figur der Frau Penh hat einen eigenen Altar. Eine große weiße Stupa überragt das Gelände, es gibt eine riesige Uhr am Fuße des Hügels.

Zum Mittagessen kehrten wir in das Restaurant Titanic ein. Der Besitzer hat nicht nur dieses Restaurant und einen Restaurantschiff auf dem Fluß, sondern wohl auch eins in Berlin. War nett dort.

Nach dem Mittagessen war äußerst schwere Kost angesagt: S 21. Tuol Sleng. Auch genannt „Foltermuseum“. Hier verhörten und folterten die Roten Khmer die Opfer, die allesamt später auf den sogenannten Killing Fields ihr Leben verloren. Hm. Das klingt zu nett. Wo sie brutal ermordet wurden. Von dokumentierten 17.000 Inhaftierten überlebten sieben Personen. Durch Zufall. Tuol Sleng war wohl das grausamste Gefängnis. Es gab aber landesweit über 160 ähnliche davon. Die Schätzungen der Todesopfer schwanken, aber es sind wohl definitiv mehr als 1,5 Millionen gewesen.

Wir haben auf der Reise durch Kambodscha viel über das Pol-Pot-Regime gehört. Es laufen immer noch Prozesse. Täter und Opfer sind wieder Nachbarn. Mir fällt nichts dazu ein. Es war ein schlimmer Moment, ein Besuch einer Stätte des Grauens. Inklusive der beiden Überlebenden, die am Ausgang Ihre Memoiren verkaufen und sich mit Besuchern gegen Geld fotografieren lassen. Die Erlaubnis dazu soll übrigens eine Art Entschädigung des Staates sein für erlittene Qualen. Sehr schwieriges Thema.

Der nächste Programmpunkt war ein Markt. Ich beschloss, den auszulassen und mich statt dessen auf einen Fußmarsch einzulassen, der mich durch Phnom Penh zum Boot zurückführte. Das hat zwar fast 2 Stunden gedauert (weil ich mich ständig verlief), aber hat diese entsetzliche Bedrückung…. irgendwie ein bisschen kompensiert.

Ich kam schweißgebadet am Boot an, duschte kurz und setzte mich aufs Deck. Dort erwartete uns vor dem Abendessen eine traditionelle Tanzaufführung, die von Waisen bzw. benachteiligten Kindern dargeboten wurde, die von privater Seite aus Tanz- und Musikförderung erfahren. Wir hatten es hier an Bord schon mit fortgeschrittenen Jugendlichen zu tun. Was soll ich sagen? Ich fand es toll. Die Bedeutung der Tänze wurde vorher kurz angerissen und man hat sie dann auch verstanden. Ich glaube sehr, dass es beiden Seiten sehr viel Spaß gemacht hat.

Es gab dann noch einen Programmpunkt „nächtliche Tuk-Tuk-Fahrt“, aber den habe ich wegen Reizüberflutung ausgelassen. Stattdessen hatte ich wieder einmal interessante Gespräche mit anderen Daheimgebliebenen. Unter anderem über Nazizeitaufbereitung in Ost und West oder aber auch über die Situation der Ureinwohner Kanadas. Ja, auch dieses Land war nicht unbewohnt, als Siedler ankamen.

Morgen ist ja freie Zeit eingeplant. Ich bin versucht, einfach mal nichts zu tun. Dann müsst Ihr auch nicht so viel lesen.

Für heute dann mal liebe Grüße und beste Wünsche aus Phnom Penh!
Euer Gerald

Tag 12: Unsichtbare Delphine

Heute mussten wir ganz früh raus aus den Federn, da war es bei Euch gerade Mitternacht, Ihr Lieben!
Nach dem Frühstück ging es mit drei Minibussen zum Kampi Pool, wo sich ein paar Dutzend der noch wenigen Irrawaddy-Delphine im Mekong aufhalten. Die Busse waren sehr eng, daher platzierte mich der Fahrer neben sich auf den Beifahrersitz, da ich die längsten Beine hatte. Das war ganz spannend. Zum einen, da wir mal eine Inlandssicht auf Kambodscha bekamen, zum anderen, weil man den Verkehr mal hautnah mitbekam.

Die Fahrt dauerte über zwei Stunden und wir haben vor allem völlig überladene Mopeds gesehen. Ohne Anhänger passen übrigens problemlos 5 oder 6 Leute hier auf so ein Ding. Aber auch eine komplette Wohnungseinrichtung oder 10.000 Wasserflaschen auf Paletten lassen sich so transportieren. Abenteuerlich. Es wird viel gehupt. Im Falle des Minibusses bedeutete dies für die Mopeds „Achtung, ich bin stärker“. Bei LKWs hatten wir dann das Nachsehen. Verkehrsregeln, ich erwähnte es wohl schon an anderer Stelle… nunja… bestenfalls eine Empfehlung.

Wohlgemerkt: EIN Mofa!

Wir kamen an vielen Hochzeiten vorbei. Diese werden auch hier groß gefeiert, aber man mietet dann halt kein Schloss oder ein Edelrestaurant, sondern man stellt einen Pavillon hin, gerne auch mal einfach mitten auf die Straße. Zur Standardausrüstung gehören pro Pavillon Dutzende von riesigen Lautsprechern. Dazu Gartenmöbel, die aber nett eingedeckt. Auch an einer Beerdigungsfeier kamen wir wieder vorbei, auch sehr öffentlich und quasi auf der Straße.

Die Straßen selber sind in einem interessanten Zustand. Eher einspurig, aber mit befahrbaren Banketten. Die Brücken sind auch einspurig, hier mahlt zuerst, wer zuerst kommt. Sie machen stellenweise einen recht klapprigen Eindruck.

Leider gibt es auch viele Tiere, die die Straße kreuzen. Hühner, Katzen, Hunde aber auch Ziegen und Kühe. Unser Fahrer nahm einem Hund das Leben. Er hupte und versuchte auch, zu bremsen. Aber zu spät.

Am Delphinbecken angekommen bestiegen wir zu jeweils 4 bis 6 Personen ein Langboot, das uns an verschiedene Stellen des dort stark verbreiterten Mekongs brachte. Die Irrawaddy-Delphine unterscheiden sich sehr von der uns allgemein bekannten Spezies. Sie haben z.B. eine ganz andere Schnauze, und sie springen auch nicht so. Man bekommt sie zu sehen, wenn sie zum Atmen auftauchen, aber dann sieht man ein bisschen Rücken und die Flosse. Fotos zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil sie immer nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind. Und sie tauchen natürlich dann an ganz anderer Stelle wieder auf. Lidy hat einen Preis (eine Flasche Angkor-Bier) für ein Foto ausgelobt, wo nicht nur ein verschwommener Punkt die Anwesenheit eines Delphin erahnen ließe. Ist keinem der Mitreisenden gelungen. 🙂

Aber es war ein schöner Ausflug. So auf dem Mekong in Langbooten zu treiben und die anmutigen Schwimmübungen der Delphine zu beobachten, hatte etwas sehr meditatives. Es gibt halt keine vernünftigen Fotos von diesen Tieren, aber sie waren schon da. Isch schwör, ey!

Auf dem Rückweg kehrten wir in Kratie in einem Restaurant ein, wo es ein vorbestelltes Menü gab; sprich: alles zu gleicher Zeit auf den Tisch. Das war ganz okay, aber auf der Lan Diep wird besser gekocht. Nach weiteren zweieinhalb Stunden Fahrt mit spannenden Beobachtungen waren wir wieder an Bord.

Am Nachmittag hielt Dawinn einen Vortrag über die roten Khmer. Es ist definitiv ein für ihn sehr emotionales Thema. Und das Thema ist sehr komplex. Wie bei anderen Gräueltaten ist unverständlich, wie es dazu kommen konnte. Auch ist die Aufarbeitung noch lange nicht am Ende. Wir werden morgen das berüchtigte Lager S21 besichtigen, ein Foltergefängnis der roten Khmer. Dawinn verlässt heute das Boot in Phnom Penh und wir werden für die Hauptstadt andere Guides zugeteilt bekommen.

Zum Abendessen gab es heute mal ein bisschen europäisch angehauchtes Essen, aber auch sehr gut, und jetzt sitze ich auf dem Oberdeck, ringsum ist dunkel und wir werden in zwei Stunden Phnom Penh erreichen. Der Hafen wird dann schon geschlossen sein, so dass wir an Bord bleiben müssen. Aber wir haben dann ja zwei Tage Zeit, die Hauptstadt zu erkunden. Und wie sie so ist, das erfährt Ihr dann, wenn Ihr mögt, morgen.

Bis bald, Euer Gerald

P.S.: Auf dem folgenden Bild gibt es einen Delphin. Wer findet den entsprechenden Pixel?

Tag 11: Wat Nokor, Kampong Cham, Wat Hanchey, Kroch Chhmar

Was sich liest, liebe Tagebuchleser, wie ein geheimnisvoller Zauberspruch, ist eigentlich nur unsere heutige Route. Wo bei „eigentlich nur“ die Untertreibung des Jahres ist, denn wir hatten volles Programm.

Nachdem wir gestern schon in Kampong Cham angelandet waren, konnten wir heute etwas länger schlafen. Nach dem Frühstück hieß um 9 Uhr früh: Ab zum Wat Nokor. Und dies mit einem Bus. Diese Klosteranlage hat einen Teil, der älter ist als Angkor Wat und aus dem 11. Jahrhundert stammt. Präangkorianisch nennt man das dann. Drumherum gibt es allerdings viele andere Stilrichtungen. Der Altar ist ganz besonders. Er ist ein Mischmasch. Der Buddhismus ist ja quasi auf den Hinduismus aufgepflanzt worden. Teile des Tempels wurden umgemeißelt. Aber man erkennt nicht nur hier, dass der Hinduismus eine wichtig Rolle spielt(e). Shiva, Brahma und Vishnu sind trotz buddhistischer Prägung allgegenwärtig.

Auf dem Klostergelände leben ein paar alte Dorfbewohner, es ist quasi ein Altenheimersatz. Man kümmert sich ein bisschen um den Tempel, dafür bringen junge Dörfler Essen vorbei. Zwei Damen haben sich der Aufgabe verschrieben, Touristen Armbänder umzubinden, um dafür entlohnt zu werden. Dies machen sie sehr aufdringlich. Nun kommen wir zu einem schwierigen Thema: Betteln.

Unsere Reiseleiter haben dazu unterschiedliche Ansätze. Einiges ist in die Waagschale zu werfen: Falls Du etwas nimmst, musst Du womöglich dafür geben. Wenn Du helfen möchtest, gib dem Abt oder Lehrer. Wenn man bettelnden Kindern Geld gibt, gehen sie nicht zur Schule. Süßigkeiten sind ganz verboten. Schokolade verursacht hier Durchfall. Es tut weh, bettelnde Kinder abzuweisen, aber es ist auch seitens der Gemeinden erwünscht. Wenn das Herz zu sehr blutet angesichts großer Kinderaugen, sollte man für Projekte spenden.

Wir fuhren wieder flusswärts zum Markt von Kompong Cham (unterschiedliche Schreibweisen sind gestattet, da das Khmer kein lateinisches Alphabet kennt), um den großen Markt zu besichtigen. Es gab einiges zu bestaunen. Und besonders wird es Mami freuen, dass es hier auch lecker Zunge gibt. Sieht allerdings ein bisschen anders aus als zuhause. Auch würde ein freundlich lächelnder Schweinekopf wohl kaum auf unserem Tisch landen. Aber warten wir mal das Weihnachtsessen der Familie ab ;-). Lidy stellte uns einer Gemüsehändlerin vor, die wohl das Schiff regelmäßig beliefert. Als ich eine große Ingwerwurzel für Ingwertee kaufen wollte, hat sie mir die geschenkt. Das fand ich sehr nett.

Wir verließen Kampong Cham und legten in Wat Hanchey an. WOW! Aber von vorne.

Der Tempel liegt auf einem Hügel und ist am besten per Moped zu erreichen. Daher stehen am Anleger schon einige Zweiradbesitzer bereit, die sehnlichst darauf hoffen, dass die Gäste an Bord sich nichts anderes wünschen, als einmal als helmloser Sozius eine halsbrecherische Fahrt den Hügel hinauf zu unternehmen. Nun. Äh. Es gibt eine Treppe. Es gibt eine Rampe. Die meisten wählten Mofa. Ich wählte Buddha: Geburt. Leiden. Tod.

Naja, ich übertreibe jetzt auch ein bisschen. Ich war etwas verschwitzt, als ich die Rampe überstanden hatte. Aber es war machbar. Wat Hanchey ist riesig. Wat Hanchey ist ziemlich … bunt. Es gab interessante Beschallung. Ich glaube, dass da auch irgendetwas Feierliches vor sich ging, denn es war sehr quirlig. Aber eine der Reiseleitungen schoben das auf den Sonntag, der nach internationalen Gepflogenheiten selbst hier auch für viele Menschen „arbeitsfrei“ bedeutet. Zurück dann die lange reiseführerfotogeeignete Treppe.

Wieder an Bord hatte ich meine Massage. Die Lan Diep beschäftigt eine Masseurin, die auch gut gebucht wird. Da ich aktuell Probleme (ich sag nur Elefantenritt und Ochsenkarrenfahrt) habe, wählte ich für 16 Dollar die Kopf-/Hals-/Rückenmassage. Nun, was soll ich sagen. Ich bin nicht geheilt, sondern fühle mich ziemlich durchgewalkt. Aber ich glaube, ein paar Knoten wurden gelöst und das Fleisch neu geschichtet. Auf jeden Fall hatte diese sehr zierliche Person ein hammerharten Griff! Ich werde vielleicht über die Spätfolgen noch berichten.

Beim Abendessen konnte ich unserem Tisch einen Sekt spendieren, denn da ich online gebucht hatte (so zumindest die Vermutung der Reiseleitung), fand ich eine Flasche Cava auf meinem Zimmer vor. Der war dann auch trinkbar.

Wir verließen Wat Hanchey und landeten in Kroch Chhmar an. Statt, wie ursprünglich beabsichtigt, den Film „Killing Fields“ zu sehen, habe ich mich mit den Kanadiern unterhalten und später auch mit der Reiseleiterin. Während wir draußen saßen, verließen einige der Zuschauer die Vorführung. Sie waren zu entsetzt.

Dawinn wird morgen über die Khmer rouge referieren. Er war ja Opfer. Und wir haben in unserer Gruppe einen Mitreisenden, der 1972 vor den roten Khmer floh und bis jetzt nicht wieder in seinem Heimatland war.

Ich hoffe, Euch daheim geht es allen gut und sende Euch viele liebe Grüße!

Euer Gerry

P.S.: Hochwasser… Ich hörte von 13 Metern Unterschied. Wenn das Hochwasser vorbei ist, kommt das Niedrigwasser. ZU-Niedrigwasser. Letztlich ist die neu erbaute Uferpromenade von Kompong Cham teilweise weggespült worden.

Tag 10: Back to school

Ihr lieben virtuell Mitreisenden!

Heute lagen wir vor – nein, nicht Madagaskar – sondern Kampong Tralach. Dort versammelten wir uns nach dem Frühstück an Land, um jeweils zu zweit Ochsenkarren zu besteigen, die uns zur örtlichen Pagode bringen sollten. Der Unterschied zwischen einer Pagode und einem Wat ist übrigens ähnlich wie Kirche zu Kloster.

Also, die Fahrt dauerte ewig und mein Rücken hat sehr gelitten. Dann doch lieber Elefant! Und das will schon was heißen. Die Pagode war dann in einem desolaten Zustand, aber man erkannte noch, dass die Wandmalereien einmal prächtig waren. Der Abt war anwesend und segnete einen auf Wunsch . Neben der Pagode befindet sich eine Kremierungsstätte. Dawinn erläuterte dort die Riten, die sich um Tod und Beerdigung drehen. Das war schon sehr interessant. Es gibt dabei so viel zu beachten, dass man dafür geschulte Berater benötigt.

Eine seiner Schilderungen über einen Ritus aus einer anderen Provinz war sehr … nun ja …. befremdlich. Übrigens selbst für ihn. Es werden dort Nummern vergeben, wer durch ein Guckloch wie lange bei der Verbrennung zugucken darf.

Wir fuhren dann mit der Lan Diep zwei Stunden weiter nach Angkorban, einem Vorzeigedorf. Ein wunderbares Pagodengelände. Wir unternahmen einen Spaziergang durch das angrenzende Dorf und besuchten dort die von einer Frauenkooperative initiierte Weberei. Man stellt hier ausschließlich blau gemusterte Schals her, die mit Indigo aus eigener Produktion gefärbt werden. Unser nächster Halt galt dann der örtlichen Schule. Wir wurden aufgefordert, uns mit den Kindern auf Englisch zu unterhalten. Die Kinder waren sehr neugierig und stellten viele Fragen. Sie haben sichtlich genossen, so im Mittelpunkt zu stehen.

Wir kamen übrigens an einer Beerdigungsfeier vorbei, wo wir viele der am Vormittag erläuterten Dinge in live sehen könnten. Wobei ungeniert vor der Gruppe laut erläutert wurde, was man alles mal angucken sollte. Ich stellte mir vor, dass bei einem deutschen Leichenschmaus plötzlich eine asiatische Reisegruppe auftaucht, deren Führer die exotischen Riten beschreibt. Das wäre bei uns mehr als merkwürdig. Hier ist man irgendwie gelassener.

Wieder an Bord legten wir ab nach Kampong Cham, wo wir jetzt vor Anker liegen. Dort werden wir den Markt besuchen und eine hochgelegene Pagode mit Blick auf die Mekongschleife. Außerdem habe ich einen Termin bei der bootseigenen Masseurin gebucht, da mein Rücken durch Elefanten und Ochsen sehr gelitten hat. Ich bin gespannt.

Noch erwähnenswert ist, dass ich eine mittelschwere Erkältung habe, dank der allgegenwärtigen Klimaanlagen im Wechsel mit dem schwül-warmen Wetter. Aber Ingwertee und Paracetamol werden es schon wieder richten. Es ist nämlich ein bisschen lästig.

So, das war mal ein relativ kurzer Bericht, aber wir sind auch ein bisschen gecruist und hatten Uferglotz-Quality-Time. 🙂

Bis bald, Euer Gerald

Tag 9: Panta rhei

Chum reap sua, Ihr Lieben!
Alles fließt, „panta rhei“ , sagte schon Plinius der Karthager, als er 1872 zum Papst gekrönt wurde; dies trifft insbesondere auf Flüsse zu. Wir schipperten heute ab 5 Uhr früh den Tonle Sap-See hinunter und befinden uns jetzt, wo ich dies schreibe, in einem Gewitter auf dem Tonle Sap-Fluss. Wir liegen vor Anker in Kampong Tralach. Hier ist es gerade exakt 23.06 Uhr. Den Vormittag verbrachten wir an Bord, ließen die Ufer an uns vorüberziehen, bestaunen weitere schwimmende Dörfer und lauschten außerdem einem Vortrag unseres kambodschanischen Reiseleiters Dawinn über Land und Leute, der zwar viel mit Statistiken durchzogen, aber wirklich sehr informativ war.

Dawinn ist sehr leidenschaftlich, aber ein sehr positiver Mensch, obwohl er auch unter dem Regime der roten Khmer gelitten hat. Er hat einen weiteren Vortrag zu diesem Thema angekündigt. Und wir werden auch ein Museum besuchen, das sich den Gräueltaten der Pol-Pot-Diktatur angenommen hat. „Killing Fields“ wird dann auch als Film an Bord gezeigt.
Auf dem Weg hielten wir in Kampong Chhnang, wörtlich übersetzt heißt dies Töpferhafen. Und das war auch genau das, weswegen wir anlandeten und in klapprige Busse stiegen: um eine Töpferin zu besuchen. Das klingt jetzt sehr unspektakulär, aber diese Frau hat vor unseren Augen in Windeseile in Handarbeit einen absolut ebenmäßigen und großen Topf geformt, und das ohne die sich drehende Töpferscheibe. Der Lehm stand als Haufen auf einem Baumstamm und die Töpferin ist um diesen immer herumgelaufen. Fragt mich. Ich simuliere das dann. Ganz großes Handwerk!

Unsere nächste Anlaufstelle war ein Palmzuckerbauer. Ich begrüßte ihn auf Khmer und er war darob so aus dem Häuschen, dass ich mit Mühe und Not der Heirat mit einer seiner Töchter entkam, weil ich Suy um Hilfe rief. Die Palmzuckerherstellung ist mühsam. Aber das Ergebnis ist toll. Wir durften ganz frische Ware kosten. Ganz ehrlich: Himmelskaramell! Die B-Ware wird zu Palmschnaps verarbeitet, den wir auch kosten durften. (Psst, aber der laotische Reisschnaps war ein my besser)

Zu guter letzt haben wir auch noch die Fertigung von kleinen Brennöfen besucht. Sie muten an wie kleine Grills, haben aber wohl eine exquisite Energieeffizienz.

Die Töpferware ist sehr begehrt. Aber für einen Topf mit geschätzten 20 Litern Fassungsvermögen bekommt unsere erste Töpferin nur USD 1,10. Sie schafft ca. 15 am Tag. Sie muss aber den Lehm und das Brennholz kaufen. Und ist den ganzen Tag beschäftigt. Wie auch der Palmzuckerbauer. 5 Uhr früh geht es los, 22 Uhr ist Feierabend. Beide gelten als erfolgreiche Unternehmer. Die Öfchen gehen für 2 Dollar weg. Schnaps und Zuckerpaste für 1,5 Dollar. Alle diese Spezialisten haben mehrere Jobs. Zur Zeit steht die Arbeit auf den Reisfeldern im Vordergrund.
Wieder auf dem Boot fuhren wir eine enge Passage den Tonle Sap hinunter. Links und rechts Idylle für Touristen. Winkende Kinder, fröhliche Fischer, glückliche Hausbesitzer. Zumindest dem Anschein nach. Lidy brachte es auf den Punkt, indem sie sagte, dass unser Armutsbegriff einem anderen Verständnis zugrunde liegt. Dawinn erläuterte in seinem Vortrag, dass die UN findet, dass 23 Prozent der Kambodschaner arm sind. Die kambodschanischen Regierung findet, dass maximal 13 Prozent arm sind. Ein Zensus im Jahre 2013 hat ergeben, dass 73 Prozent der Bevölkerung zufrieden sind.
Am Abend wurde ein Film gezeigt, der um zwei Tiger aus Angkor Wat ging. Aber ich wollte lieber auf dem Sonnendeck Tagebuch schreiben, wozu ich aber nicht kam. Wir waren nachher eine kleine Gruppe, die ihre Eindrücke austauschte. Unter anderem erzählte dann auch unser Barmann über seine bevorstehende Hochzeit, die in Kambodscha wohl auch eher einem Staatsfest gleicht, als einer gemütlichen Familienfeier.
Alles in allem eher ein Land-und-Leute-Tag. Aber sehr schön. Auch das Schippern mit unerwarteten Ausblicken auf Stelzen-Häuser, Fischer, Badende und wie aus dem Nichts auftauchende Tempel.

Eine bewegende und bewegte Reise.
Morgen ist strammes Programm, u.a. besuchen wir eine Schule, fahren Ochsenkarren und treiben allerhand anderen Schabernack.
Vielleicht seid Ihr ja mit dabei.

Liebe Grüße, Euer Gerald

Tag 8: Dr King kütt!

Nikolaustag 2018. Die Sonne brennt! Der König kommt nach Siem Reap.
Ganz Siem Reap hat sich fein gemacht! Ganz Siem Reap? Nein, ein einzelner Tourist hat eine Touristenpumphose mit Elefanten drauf an und ein weißes Schlabbershirt. Deswegen muss dieser ungehobelte Kerl beim Winken auch in der zweiten Reihe stehen. Aber macht nix. Ich habe den König gesehen!

Das entsprechende Video der vorbeifahrenden Kolonne kann bei mir gegen eine Gebühr von 20 Euro pro Person angesehen werden. Davon gehen 19,99 Euro in ein soziales Projekt hier vor Ort. Möglicherweise für das Kinderkrankenhaus in Siem Reap, dessen Wohltäter (ein Schweizer Arzt) vor einem Monat verstorben ist. Im Ernst: Ich hoffe, dass dieses Projekt trotzdem überlebt.
Vorweg muss ich außerdem schicken, dass ein Hochladen von Fotos unter den momentanen klimatischen Bedingungen möglicherweise nicht möglich sein wird. Sowohl WiFi an Bord als auch meine frisch erworbene Datacard der kambodschanischen Telefongesellschaft schwächeln doch ab und zu, so mitten auf dem Tonle Sap-See. Schaun mer mol.

Aber nun zum Tag in chronologischer Abfolge:
Die Gruppe fuhr heute planmäßig zum Frauentempel und ich hatte mich am Abend vorher schon offiziell abgemeldet, da es sich bei mir ein bisschen ausgetempelt hatte. Zudem hätte ich es skurril gefunden, in einer Stadt zu residieren, von der ich nur die Ballermannseite kenne. Nach dem Frühstück lief ich also in den Ort, um rund um den Psar-Chas-Platz die alten französischen Kolonialbauten anzusehen und den alltäglichen Lebensmittelmarkt, ein bisschen am Fluss Siem Reap langzulaufen und auch mal losgelöst von Gruppe und Reiseleitung sein zu können.

Auf der Höhe der Royal Gardens habe ich nicht nur dem König gewunken, sondern konnte auch die Flughunde, die zu hunderten dort in den Bäumen hängen, beobachten.

Natürlich blieben mir auf der Städtetour auch Tempel nicht erspart. Der schicke Preah Prom Rath, der interessante Wat Damnak, der nüchterne Wat Bo und der quirlige Wat Preah Enkosai. Letzterer mit Überresten der Angkor-Zeit lange vor den großen Tempeln. Quirlig übrigens, da eine Schule angeschlossen ist.
Es ist ein merkwürdiges Phänomen, dass ich es natürlich finde, dass unsere abendländischen Kirchen Kindergärten und Schulen etc unterhalten, ich das bei Buddhisten aber eher exotisch finde. Was ja eigentlich blödsinnig ist. Huch, jetzt habe ich mich geoutet!

Ein schönes Urlaubsfeeeling kam auf, als ich einfach mal auf einer Terrasse eine Limo trank und nur glotzte, obwohl es nichts zu glotzen gab.
Mittags trafen dann alle wieder im Hotel zusammen, um ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Dann ging es Richtung Tonle Sap-See. Unsere neue niederländische Hauptreiseleiterin Lidy erläuterte während der Fahrt ein bisschen den kommenden Programmablauf.

Wir fuhren mit einem Ausflugsboot den Tonle-Fluß hinunter und trafen, entgegen unseren Vermutungen, schon auf dem See auf die Lan Diep. Am Ufer gibt es schwimmende Dörfer. Dort leben Menschen, denen die Landnahme verweigert ist, die meisten stammen wohl aus Vietnam. Ich erfuhr später, dass es hier um eine komplexe und schwierige Lage geht. Ich kann hier selbst nicht näher darauf eingehen, das würde den Rahmen sprengen. Aber es findet wohl eine Getthoisierung statt, die ungute Folgen zeitigt.
Auf dem Boot angekommen, wurden uns die Kabinen zugewiesen, die Crew vorgestellt und grob über den kommenden Tag informiert. Die Kabine ist ok, wie erwartet halt, und ich bin sehr froh, mal 10 Tage nicht aus dem Koffer leben zu müssen.

Die Laos-Gruppe hat sich zu einer Tischgemeinschaft verschworen. Das Abendessen war sehr lecker! Den Digestif (ich gebe zu, es waren mehrere Gläser Wein) habe ich dann im Gespräch mit Lidy zu mir genommen. Später gesellte sich noch ein Paar dazu. Aber das Boot ist halbvoll und die meisten Gäste haben sich früh zurückgezogen. Das wird eine sehr ruhige Fahrt.
Zu erwähnen ist noch, dass ein kanadisches Pärchen zu uns gestoßen ist, die keine Ahnung hatten, dass sie auf einem deutschen Schiff landen werden. Aber es gibt ein paar Mitreisende, die sich um sie kümmern. Und beide sind auch sehr nett. Diese Blödis konnten mit Mitte 50 in den Ruhestand gehen! Wie gesagt, sehr nett.

Ihr Lieben. Ich würde gerne viel mehr schreiben, aber es ist hier schon wieder halb eins. Und ab sechs gibt es Kaffee.
Liebe Grüße, Euer Gerald

P.S.: Mein preiswerte Elefantenhose ist an einer unguten Stelle geplatzt. Sehr unangenehm! Daher auch kein Foto. Und ich glaube, dass mich die Schulkinder nicht nur wegen meiner großen Nase ausgelacht haben, sondern u.a auch, weil ich mit einer Pyjamahose durch Siem Reap lief. 🙂

P.P.S.: Hat ja doch geklappt mit den Fotos!!!