Tag 5: Sóller und Port de Sóller

Ihr Lieben,

was genau ist denn nun das gestern erwähnte Mufutu? Es hat mich erstaunt, wie viele Menschen die Erfindung des Jahrhunderts nicht kennen. Das Multifunktionstuch schützt einen vor Kopfgrippe, hilft bei Demonstrationen mit Vermummungsgebot und zeugt, wenn richtig eingesetzt, von zeitloser Eleganz und einem profunden Stilbewusstsein. Hier ein paar Beispiele:

Aber jetzt zu den Geschehnissen des Tages. Heute zog es uns in den Westen, genauer in die Huerta de Sóller, den Gemüse- und Obstgarten Mallorcas. Elke hat dort einmal eine wunderbare Wanderung gemacht, die wir zu rekonstruieren versuchten. Wir mussten uns dann schlussendlich ein bisschen auf unsere Wander-App verlassen und liefen eine dort vorgeschlagene Strecke von Sóller zur Küste, die wohl nicht an die andere Wanderung herankam. Vorher verließen wir uns auf Google Maps, um in Sóller zu einem Parkplatz zu navigieren. Wir wurden in immer engere Gassen geleitet. Und als es dann hieß, noch einmal links und Sie sind da, konnte ich leider nicht mehr abbiegen, denn die Gasse war 20 cm schmaler als unsere Luisa. Es war eine große Freude, uns im Rückwärtsgang gefühlte drei Kilometer wieder aus dem Altstadtgassenwirrwarr heraus zu manövrieren.

Wir parkten dann auf einem schon recht vollgestellten Seitenstreifen einer Durchgangsstraße und liefen los. Die Huerta ist sehr schön, vor allem fallen die vielen Orangen- und Zitronenbäume auf, die wirklich bis zum letzten Zentimeter Ast voll praller Früchte hingen. Die Wege waren auch nett, aber insgesamt etwas kurz und zu nah an den Autostraßen. Wir liefen dann durch den Hafen bis zur Halbinselspitze und wieder ins Zentrum zurück, wo wir uns in einem der wenigen rennradfahrerfreien Lokale niederließen. Zu früh gefreut, nach nur 3 Minuten traf eine sehr präsente und grobschlächtige Gruppe eben jener Spezies ein. Ich mag sie einfach nicht. Direkt vor unserem Tisch wurden wieder Gänge und Radspiel kontrolliert, es wurde gelärmt und Unruhe verbreitet. Es gibt passende Geschichten von meinem Aufenthalt auf Mallorca anlässlich meines 50. Geburtstags. Die erzählen Euch Ruth, Elke, Martina usw. oder ich gerne mal bei Gelegenheit. Zwei Freunde von mir hatten zudem mit bergabrasenden Radlern damals einen nicht völlig harmlosen Zusammenstoß.

Aber zurück in die Gegenwart: Mit der historischen Straßenbahn fuhren wir dann wieder nach Sóller rein. Die Bahn war auch gut voll, es war erstaunlich viel los in Port de Sòller. Das ist eine nette kleine Fahrt, die am Hauptplatz oben endet. Dieser ist sehr belebt, sehenswert sind die schöne Kirche und die netten Gässchen drumherum. Sobald man etwas abseits dieses Platzes läuft, wird es dann wieder sehr ruhig.

Wir kehrten nach Cala Millor zurück und füllten unsere Kraftstofftanks in der fast leeren Hotelbar wieder ein bisschen auf. Inzwischen wissen wir, dass unser Hotel mit 40% Auslastung zu den besser gebuchten gehört, man merkt aber dennoch, dass die Gäste fehlen. Man hofft auf einen Anstieg ab Ostern. Wir natürlich genießen ein wenig die Vorsaisons- und Schlechtwetterlage, da wir wenig Verkehr haben und immer sofortige Aufmerksamkeit genießen. Wir drücken den maltraitierten Gastronomen dennoch die Daumen, dass es bald wieder los geht.

Vor dem Abendessen haben wir uns noch mal eine Dreiviertelstunde getrennt und ich schreibe diese Zeilen im Zimmer. Draußen weht ein kräftiger Wind und die Brandung ist enorm und schlammig braun. Wir trösten uns damit, dass wir noch nicht nass geworden sind und ausreichend Gelegenheit haben, es uns gut gehen zu lassen. Wir haben heute mal wieder festgestellt, dass Mallorca auch ohne Dauerhitze und -sonne eine sehr schöne Insel ist.

So, und jetzt geht’s zum Abendessen.

= = = = = =

Heute war italienischer Abend und wir beide waren wieder ganz zufrieden. Ich liebe ja die Grillstation, wo es immer frischen Fisch gibt. Heute hatte ich drei verschiedene Sorten auf dem Teller. Elke schwärmte vom Pilzrisotto. Also, verhungern müssen wir hier definitiv nicht, eher daheim wieder auf die Bremse treten. Den Abend ließen wir auf meinem Balkon ausklingen, dort sehnten wir uns nach einem Heizpilz und Glühwein. Und Elke hat mich beim Backgammon so was von nass gemacht! Pfui Schande über sie!

Morgen werden wir möglicherweise in der Nähe bleiben, wir müssen mal abwarten, was die Wettergötter*innen so für uns vorgesehen haben. Bis denne!

Liebe Grüße, Eure Elke und Euer Gerry

Tag 4: Ab in den Norden…

Liebe Mitreisenden,

„… der Sonne hinterher“ trifft dann leider nicht zu. Wir schätzen es sehr, dass so viele von Euch uns Sonne senden und sogar Tänze aufführen, um die Wettergötter milde zu stimmen. Aber Ihr müsst Euch etwas mehr Mühe geben. Nicht nur, dass es schwer bewölkt war, es wehte auch eine mehr als steife Brise, die uns die Haare auf der Kopfhaut hat anfrieren lassen. In Alcudia saßen wir auf einer Restaurantterrasse, da wurden wir fast aus den Rattansesseln geweht. Noch nie in meinem Leben habe ich mir so sehr ein MuFuTu gewünscht. Ein solches hatte ich vom Eselpark bekommen und leider nicht dabei. Ich bekomme bestimmt eine Kopfgrippe (aber keine Sorge, das ist nur ein running gag zwischen Elke und mir).

Aber von vorne: Heute war uns nach Autofahren und Sightseeing. Nach dem Frühstück sattelten wir also Luisa und brachen nach Capdepera auf, um die dortige Burgruine zu besichtigen. Wir verwirrten uns kurz, da wir den Turm von Canyamel für die Burg hielten, erkannten aber schnell unseren Irrtum.

Am geplanten Ziel angekommen, mussten wir durch einige enge Gassen fahren und an der Burg einen Parkplatz suchen. In so einer engen Gasse ist das eine Herausforderung. Wenn man das Glück hat, eine weiße Markierung zu finden (diese bedeutet die Erlaubnis zu parken), muss man sich etwa 2 Millimeter an die Seitenmauern herantasten und dann über die Beifahrerseite aussteigen. Ich habe es versucht, aber ich versagte. Ich stand nicht nah genug an der Wand, so dass andere Autos noch an mir hätten vorbeifahren können. Trotz Elkes Einweisung war ich zu besorgt, dass ich den nigelnagelneuen Wagen zerschramme. Ja, Luisa hat gerade mal nur ein paar Hundert Kilometer auf dem Buckel. Immerhin gibt es ein Foto meiner akrobatischen Einlage, wieder in den Fahrersitz zu gelangen. Ein paar Dutzend Meter weiter fand ich dann eine breitere Stelle, an der zwar Parkverbot (gelbe Linie) herrschte, aber das war mir dann irgendwie schnuppe.

Die Burg selbst ist schon ganz sehenswert, auch die Ausblicke sind ganz nett. Mit etwas Sonne wäre ich wahrscheinlich sehr angetan gewesen. Immerhin war nicht viel los und ich hatte die Anlage quasi für mich. Elke hatte nämlich beschlossen, nicht in die Burg zu klettern, aber außen drumherum zu wandern, und die anderen drei Besucher verloren sich auf dem Gelände.

Ganz in der Nähe von Capdepera liegt Cala Ratjada, die deutsche Touristenhochburg auf Mallorca. Da sind wir dann mal kurz durchgefahren. Etwas ursprünglicher als unser Cala Millor, aber auch nicht das Traumparadies für einen längeren Aufenthalt. Wir fuhren weiter nach Artà. Dort gibt es nicht nur nette Gässchen, sondern auch den Wallfahrtskirchenkomplex „Sant Salvador“. Ja, richtig gelesen. Da soll man nicht durcheinander kommen mit den ganzen gleichlautenden Heiligtümern. Sehr schön, sehr sehenswert, sehr groß. Aber auch hier wäre Sonne nicht verkehrt gewesen.

Die Küstenstraße entlang ging es nach Port de Alcúdia. Puh. Da reiht sich ein Touristenort an den anderen und keiner entlockt einem ein bewunderndes Zungenschnalzen. Wir haben dann überlegt, ob wir überhaupt schon einmal auf einer unserer tausend gemeinsamen Reisen einen ansprechenden Urlaubsort gesichtet haben. Naja, es gab schönere und schlimmere. Port de Alcúdia fanden wir dann besonders ungemütlich. Aber wir lechzten nach einem Kaffee und einem Waschraum, so ließen wir uns am Strand auf einer Terrasse nieder. Elke konnte ihren Kaffee nicht austrinken, so schrecklich fand sie ihn, ich ekelte mich auf den sanitären Anlagen. Sagen wir mal so: Eine Empfehlung unsererseits gibt es nicht.

Weiter ging es nach Alcúdia. Wir waren dort schon vor 6 Jahren einmal und es hat uns damals sehr gefallen und das tat es auch jetzt wieder. Wunderbare Gassen in den alten Stadtmauern, schöne Gebäude und alles sehr liebevoll gestaltet. Blumentöpfe vor der Tür, nette Lädchen und ansprechende Restaurants. Wir fanden sogar unseren guten Hotelwein in einem Laden. Wir hielten uns etwas länger dort auf, so dass wir unseren Plan, auch noch nach Pollença zu fahren, aufgaben. Wir kehrten zurück nach Cala Millor, wo es grau, windig und zu frisch war. Auf dem Balkon nahmen wir ein Bierchen zu uns und beobachteten die Promenadenszenerie. Großes Interesse nicht nur bei uns fand ein kleiner Polizeieinsatz am Strand. Wir wissen nichts genaues, aber wir vermuten ein Vorkommnis aus Leidenschaft, denn ein riesengroßes Herz war am möglichen Tatort in den Strand gemalt. Aber vielleicht ging auch nur unsere Phantasie mit uns durch.

Alcúdia

Eine Stunde Auszeit nahmen wir uns (schönmachen und schreiben und lesen und dergleichen), um uns dann in der Hotelbar auf einen Aperitiv zu treffen.

=== W E R B E P A U S E ===

Ihr Lieben, was soll ich sagen? Wir hatten eine Sangria in der Hotelbar und die kam unserer Vorstellung von spanischer Sonne schon sehr nah. Bisher die Beste. Elke hatte ja schon eine in Colònia de Sant Jordi und in Alcúdia. Beide nur so lala. Und es war ein ziemlich großes Glas und für Hotelbarpreise ziemlich günstig.

Wir brachen dann auf zu unserer Tischreservierung bei Rafael. Wir hätten Rindsrouladen mit Klößen dort bekommen können, entschieden uns aber für die hausgemachten Bruschette und getoastetes Brot mit Serrano-Schinken und Oliven als Vorspeise sowie Schnitzel bzw. die Rafael-Pfanne als Hauptgerichte. Dazu gab es einen sehr guten Grauburgunder. Man kann da wirklich hingehen. Es ist halt alles sehr deutsch. Deutsche Besitzer, deutscher Kellner, deutsche Gäste. Aber ich hab ja nix gegen Deutsche an sich. 🙂

Zurück im Hotel spinxten wir in die Lobby-Bar, um der international gefeierten …. also …. äh… der singenden Dame zu lauschen. Wir entschieden uns für den Balkon. Gestern war ja sogar ABBA hier. Haben wir auch verpasst.

Beim Backgammon steht es inzwischen 2 zu 1 und noch wurde niemand vom Balkon geschubst. Wir werden also vollzählig zu unserer für morgen geplanten Wanderung antreten können. Dafür werden wir tief in den Westen fahren müssen. Seid Ihr dabei? Wir freuen uns auf Euch!

Elke und Gerry

Ich mag die Spanier!

Tag 3: Auf der Suche nach dem Spanisch-Mallorquinischen

¡Hola, mis queridos!

Heute war ja Wandern angesagt. Dazu mussten wir uns natürlich stärken und diesmal ging das sogar auf der Terrasse, wo man uns einen mobilen Kamin hinstellte, um der morgendlichen, frischen Temperatur ein bisschen zu trotzen. Es gab unter anderem Ensaimadas auf dem Buffet. Das sind pudergezuckerte Teilchen mallorquinischer Machart, von denen man mal eins gegessen haben sollte. Touristen nehmen gerne auf dem Heimflug ein halbes Dutzend Pakete dieses Gebäcks in Schallplattengröße mit in den Flieger, um entweder selbst tagelang daran zu knabbern oder es unschuldigen Freunden als Mitbringsel zu überreichen.

Es ist ja so: Man sitzt auf einem portugiesischen Marktplatz, lauscht den Fado-Klängen aus der Bar und kauft stante pede eine CD mit dieser Musik. Der kretische Honig, oh, wie wunderbar. Man ersteht drei Gläser. Diese Orangenmarmelade, die es in dieser Qualität NUR auf dem Markt in Santanyi gibt. Schatz, steck 5 davon ein. Zuhause dann die Enttäuschung. Was ist das für eine Katzenmusik? Und wer isst eigentlich dieses undefinierbare Mus? Aber im Land selbst ist es wunderbar. Sangria, Ensaimadas und Churros, Orangen, Tramuntana-Honig. Aber Churros auf der Schildergasse, wo die entsprechenden Läden wie Pilze aus dem Boden schießen? Ist ein bisschen wie in der Eifeler Dorfdisco Sirtaki tanzen. Dennoch. Hier steht all das auf unserer To-Do-Liste.

Auch ein mallorquinisches Kulturgut ist der blühende Mandelbaum. Für den sind wir vielleicht ein bisschen zu spät dran. Aber wir haben uns vorgenommen, mindestens einen zu sehen. Und dann die Sangria. Die muss ja nun auch sein. Wie schön daher, dass wir in unserer Wander-App eine Strecke fanden, die ein bisschen in den Naturpark um den Puig de na Penyal hineinging, und die an einer Bar mit der BESTEN Sangria der Insel enden sollte. Zwei Fliegen mit einer Klappe, wie wunderbar! Ich nehme es vorweg: Die Bar hatte am Ende der Wanderung noch geschlossen. Wir bemühen uns trotzdem weiter. Nicht, dass wir nachher einen Roman namens „A la recherche de la Sangria perdu“ schreiben müssen. Möglicherweise würde das sogar ein Bestseller, wer weiß.

Die Wanderung fing bescheiden vor unserem Hotel an. Cala Millor, wir sind da Beide einer Meinung, ist kein schöner Ort (Gottseidank haben wir ein so gutes Hotel und einen Mietwagen, der uns erlaubt, den Ort zu verlassen.) Aber nach einiger Zeit wurde es nett. Dann noch netter. Und dann richtig schön! Am höchsten Punkt unseres Ausflugs hatten wir einen sagenhaften Ausblick über Son Severa, Cala Millor und die Buchten der Umgebung. Der Aufstieg war kein Spaziergang und mein Puls war nach einer circa 500 Meter langen Teilstrecke mit gefühlten 1280 Höhenmetern Unterschied im Molto-prestissimo-con-staccato-fuerte-Modus. Aber es hat sich gelohnt!

Wir sahen tatsächlich Spuren von Mandelblüten, hatten spektakuläre Ausblicke, die Vegetation war wunderschön (Orangen- und Zitronenbäume, englischer Ginster, Olivehaine). Und es war leicht windig und frisch, aber trocken, was ja nun perfekt ist für eine längere und mittelschwere Wanderung.

Im Hotel angekommen, belohnten wir uns natürlich sofort mit einem Bier. Am Pool. Wo sonst niemand saß. Wir lernten dort den hoteleigenen Animateur kennen, der auf Teilnehmer zum Aqua-Aerobic wartete. Hmpf, wir schätzen das bisher uns bekannte Publikum eher so ein, dass es wegen der Völlerei hier ist und sich eher wenig Sorgen um seine Fitness macht. Aber er gab uns ein paar nette Tips für weitere Wanderungen. Er klärte uns aber auch auf, dass die meisten Touristen zu hohe Erwartungen an die mallorquinisches Mandelblüte hätten. Sein Kirschbaum in der Heimat sei – obwohl „alleinstehend“ – wesentlich spektakulärer.

Völlig alleine als Pärchen am Pool ein Bier einzunehmen ist irgendwie skurril. Man zieht aber magnetisch Menschen an. Den Kellner zum Beispiel. Na gut, ist sein Job. Den Animateur. Na gut, ist auch irgendwie sein Job, und außerdem war ihm wohl langweilig. Und dann einen Teil eines Männerpärchens, die gerne sehr nahe an einen herankommen und kurz bevor sie jemanden ansprechen, ihre Maske herunterreißen. Sie sind sehr präsent. Und erzählen gerne über ihre Gefühle. Es sind bestimmt liebe Menschen, aber ein bisschen distanzlos.

Wir enterten nach der Erfrischung noch einmal unseren nahegelegenen Supermercado, kauften Kleinigkeiten ein und gönnten uns dann eine Stunde Auszeit zwecks Erholung und Tagebuchschreiberei. Jetzt aber geht es wieder weiter 🙂 Wir wollen endlich an unsere Sangria kommen!

=== W E R B E P A U S E ===

Wir liefen noch einmal zur Bar Rafael und fanden ein nettes Restaurant vor, wo uns eine gute Sangria kredenzt wurde. Ob es jetzt die beste wieauchimmerwo ist, sei dahingestellt, aber wir fühlten uns wohl, der Kellner war nett, die Speisekarte sah gut aus… Kurzum, wir werden dort morgen Abend speisen. Es scheint gut Stoff in der Sangria gewesen zu sein, denn wir waren auf dem Rückweg zum Hotel schon ein wenig beschwipst.

Unser Abendessen dort war wieder sehr gut, die Küche gibt sich echt Mühe. Thema heute war „Lokale Spezialitäten“. Es gibt übrigens jeden Abend einen Grillstand, der morgens zum Pancake- und Eistand umfunktioniert wird. Ei-Stand! Nicht Eis-Tand. Und erst recht nicht Einstand, wie die Autokorrektur es gerne hätte! Die Kellnerinnen und Kellner im Service sind sehr aufmerksam und ich nutze mal die Gelegenheit, das ganze Personal zu loben. Alle sind megafreundlich und hilfsbereit. Elke hat das Hotel wirklich sehr gut ausgesucht.

Nach dem Abendessen haben wir und nochmal kurz getrennt, gleich spielen wir wieder Backgammon und trinken hoffentlich mal einen besseren Wein. Wer dann wen wann wegen des Spielergebnisses vom Balkon geschubst hat, erfahrt Ihr dann morgen.

Alles Liebe von der Insel,
Euer Gerry

P.S.: Elke besteht darauf, Euch mitzuteilen, dass sie gestern einen Esel gesichtet hat. Da ich fuhr, war ihr vor meinem Gesicht herumfuchtelnder Arm nicht hilfreich und ich hatte daher keine Sichtung. Aber auf der Wanderung heute habe ich wenigstens Eselmist gesichtet.

Urplötzlich bekam ich auf der Wanderung Lust auf ein Spiegelei. Weiß gar nicht, warum…

Tag 2: Jebootsdach!

Ihr Lieben,

Heute war dann Elkes großer Tag. Wir huhuten uns schon über die Balkonabtrennung zu (erwähnte ich, dass wir zwei Zimmer nebeneinander haben, wir uns aber über eine gläserne Brüstung beugen müssen, um miteinander zu sprechen? Im 9. Stockwerk? Für uns beide eine große Herausforderung) und stiefelten dann in den Frühstücksraum. Als Elke meiner Geschenktasche ansichtig wurde, meinte sie „Nee, nicht im Frühstücksraum….“. Aber sie musste da durch und so sorgten wir auch für die nötige Aufmerksamkeit, damit uns ein Tisch für den Abend reserviert wurde. Der Bürgermeister und der Kinderchor waren nicht da, scheinbar sind sie verärgert über die kurzfristige Absage gestern Nacht. Ungeheuerlich!

Das Wetter war mies und so frühstückten wir ausgiebig und gut; wie beim Abendessen hat man auch morgens eine reichhaltige Auswahl an allem. Zwei Tische weiter saß ein Ehepaar, dass offensichtlich nicht wusste, dass man auch mehrmals zum Buffet gehen durfte. Ihre Teller erinnerten an den Turm zu Pisa.

Wir beschlossen, dem Rat einer von Elkes Kolleginnen zu folgen und den Markt in Campos zu besuchen. Dort angekommen, irrten wir ein bisschen durch den Ort und fanden besagten Markt nicht. Einheimische wussten auf Rückfrage zu berichten, dass er „por el tiempo“ (was sowohl Wetter als auch Zeit heißen kann) nicht stattfände, aber es gäbe einen kleinen Gemüseverkauf am Hauptplatz. An sich ist Campos ein netter Ort, aber durch die fehlende Betriebsamkeit wirkt auch er ein bisschen tot.

Der Markt in Santanyi wurde auch empfohlen und so brachen wir dorthin auf. Das Wetter wurde immer besser und in dem Städtchen war auch wesentlich mehr los. Rund um die Kirche schöne Wurst-, Käse-und Gemüsestände, aufgelockert durch die obligatorischen Stände mit Nobelmarken-Imitationen. Wir haben beschlossen, nicht wie üblich Honig, Salsas, Öle und dergleichen zu erstehen – wir werfen sie dann doch nach geraumer Zeit zuhause wieder weg.

Nächste Station für einen verspäteten Mittagssnack war Colònia de Sant Jordi. Wir aßen frittierte Sardinen und Batatas Bravas mit Mojo Rojo. Diese Kartoffeln mit scharfer Soße sind eigentlich kanarischen Ursprungs und gehören zu meinen spanischen Lieblingsgerichten.

Unsere letzte Sightseeing-Attraktion sollte das Kloster Sant Salvador bei Felanitx sein. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dort schon einmal war und pries alles in höchsten Tönen. Das Kloster, die Aussicht, das Café… Wie groß war meine Überraschung, nichts wiederzuerkennen. Ich war in meinem ganzen Leben bestimmt noch nicht da. Aber gelohnt hat es sich trotzdem. Super Aussicht, aber ziemlich frisch. Ich hatte es mit dem Kloster unserer lieben heilenden Frau verwechselt. Die Anfahrt über die Serpentinen war nicht ohne, aber durch den Vorsaisonverkehr zu bewältigen. Im Sommer möchte ich da nicht hoch, schon allein wegen der Myriaden von Rennradfahrern und der Ausflugsbusse.

Zurück im Hotel pflanzen wir uns erst einmal mit einem Bierchen auf Elkes Balkon. Sie musste 3.281 Glückwünsche beantworten und ich ja mein Tagebuch schreiben. Unterdessen klingelte Elkes Zimmertelefon. Mist, wir hatten vergessen, dass wir zu einem Begrüßungssekt beim Hotelconcierge eingeladen waren. Bestimmt wollte man wissen, wo das undankbare Pack denn bleibt. Daher gingen wir da nicht dran, diese Welcomecocktails sind ja ohnehin eher Verkaufsveranstaltungen und nicht wirklich ein spassiges Vergnügen. Ach, wir sind schlechte Menschen. Aber wir gehen gleich noch zu Bar und bestellen uns eine Sangria, da können wir an der Rezeption mal Sorry sagen.

Apropos vergessen: Was uns in der kurzen Zeit unseres Urlaubs auffiel ist, dass wir ein ganz schön schusseliges Gespann sind. Ständig suchen wir irgendetwas. Gestern vermisste ich meine Brille an der Supermarktkasse und versetzte die halbe Belegschaft in Aufruhr, weil ich durch alle Gänge strollte und nach dem blöden Ding suchte. Ich hatte sie doch gerade noch auf! Natürlich fand ich sie in meinem Rucksack. Wir suchen unsere Zimmerkarten, unsere Portemonnaies, die Handys… Aktuell ist Elkes Ausweis weg. Aber auch der wird an irgendeinem unvermutetem Ort wieder auftauchen. Wir machen uns da einen Spaß draus. „Elke, bitte erinnere mich daran, dass ich mein Handy in das Handyfach meines Rucksacks geräumt habe.“ Mein Rucksack besitzt so etwas gar nicht und daher taucht es auch ständig hinter einem anderen Reißverschluss wieder auf. Auch Elkes sogenannte „Zutrittskarten-Hosentasche“ existiert nicht wirklich.

= = = W E R B E P A U S E = = =
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= == W E R B E P A U S E E N D E = = =

Wir waren nicht an der Bar, um eine Sangria zu uns zu nehmen. Stattdessen besuchten wir eine Weinhandlung, wo wir uns nach längerer Beratung zwei Flaschen andrehen ließen. Elke später zum ausgesuchten Rosé: „Puh, der geht maximal als Schorle.“ Den Weißwein testen wir dann morgen.

Da es dann schon recht spät war, schlenderten wir zum Abendessen. Und tatsächlich war ein schöner Tisch hergerichtet, mit künstlichen Rosenblättern und einem Farbwechsel-Stimmungslicht. Die anderen Touristen warfen uns ob dieser Vorzugsbehandlung neidvolle Blicke zu. Auch zwei Sektflöten standen auf dem Tisch, die aber erst einmal wieder lapidar abgeräumt wurden, nachdem wir unseren Weinwunsch geäußert hatten. Trotzdem nett. Es war Tapas-Abend. Wir hätten uns ein bisschen mehr Auswahl zu einem solchen Event gewünscht, aber wir wurden fündig und satt. Gerade, als wir unsere obersten Hosenknöpfe aufmachten (ja, wir sind schamlos!) kam es zu einem kleinen Aufmarsch an unserem Tisch und Elke bekam eine Nachtisch-Überraschung und eine Flasche Sekt überreicht. Das fanden wir meganett, aber leider waren wir pappsatt und fertig mit dem Abendessen. Wir nahmen die Buddel dann für spätere Gelegenheiten mit aufs Zimmer. Alkohol wird bei uns ja nicht schlecht.

Ein kurzer Blick in die Bar auf die stimmungsvolle „Rock-is-in-the-Air“-Veranstaltung mit offensichtlich sehr ausgelassenen Partygästen trieb uns a) die Tränen in die Augen und b) wieder auf meinen Balkon, wo wir eine Wanderroute für morgen auskasperten und dann ein paar Runden Backgammon spielten. Ich Schwein ließ das Geburtstagskind nicht gewinnen. Naja, Würfel kann man nicht betrügen, ich hatte einfach viel mehr Päsche.

Und Elkes Ausweis? Der lag an der Rezeption und deswegen hatte man auch auf dem Zimmer angerufen. Wir hatten ihn nach der Registrierung dort vergessen. So, jetzt lade ich noch ein paar Fotos…. Moment, wo ist denn meine Kamera?

Also dann, bis morgen, wenn Ihr mögt!

Euer Gerry

P.S.: Unser Auto heißt übrigens jetzt offiziell Luisa. Sie erträgt mehr oder weniger geduldig all meine Einparkkapriolen, daher mag ich sie sehr.

Tag 1: Die Anreise

So eine Anreise, ihr Lieben, stresst mich ja immer ein bisschen. Unser Flieger von Düsseldorf ging zu einer moderaten Zeit, aber ich wollte am Vorabend schon packen, weil es morgens mit der Zeit dann doch nicht gereicht hätte. Über das Packen an sich habe ich mich auf diesen Seiten ja schon oft ausgelassen. 17,9 kg für eine Woche, es ist mal wieder unmöglich. So viel kann man in einer einzigen Woche ja gar nicht tragen. Ich sag nur „zwei Paar Schlappen“!

Mit Elke hatte ich mich an der S-Bahn-Station Neuss Süd verabredet, war aber selbst viel zu früh am Bahnhof Deutz, so dass ich schon 20 Minuten eher Richtung Neuss unterwegs war. Ich informierte Elke per WhatsApp, dass ich möglicherweise im Neusser Hauptbahnhof noch einen Kaffee trinken würde und dann in die S-Bahn zu ihr zu steigen würde. Große Freude, als sie dann auch 20 Minuten eher zu mir in die Bahn stieg. Zwar sichtlich abgehetzt – ich hatte ihr wertvolle 20 Minuten ihres Morgenrituals geklaut -, aber so waren wir am Ende zeitig in Düsseldorf, wo wir in einer sehr moderaten Check-In-Schlange anstanden, um dann später zu erfahren, dass unser Flug noch nicht dran sein. Elke und ich nahmen das zur Kenntnis, aber ein ohnehin schon vorher sehr auffälliges Pärchen war sichtlich und akustisch empört. Bei unserem zweiten Versuch wurde uns, nachdem wir schon unsere Bordkarten in der Hand hielten, mitgeteilt, dass wir doch noch gar nicht einchecken könnten. An allen offenen Schaltern großer Tumult. Naja, irgendwie ging es dann doch.

Bei der Sicherheitskontrolle dann das nächste Chaos: wir hatten uns ausgerechnet die Schlange ausgesucht, in der scheinbar noch nie jemand mit einem Flugzeug unterwegs war. Was die Leute alles in ihrem Handgepäck hatten! Ganze Badezimmereinrichtungen! Voll gefüllte Thermoskannen mit heißem Kaffee! Drogen! Schusswaffen! Das Sicherheitspersonal geriet darüber so sehr in Wallung, dass es jedes einzelne Stück Handgepäck der unglücklichen Personen quasi komplett auseinander nahm, um nach verbotenen Substanzen zu suchen. Mit den Passagieren gingen sie dabei recht ruppig um und in rüdem Ton wurden die ausländischen Missetäter (honi soit qui mal y pense) in bestem Denglisch ausgiebig gemaßregelt. Der Mann mit der Thermoskanne wurde gezwungen, den ganzen Kaffee Becher für Becher auszutrinken, da es keine Gelegenheit gab, ihn auszuschütten. Elke und ich waren der Überzeugung, dass einige Mitarbeiter dieses Sicherheitspersonals ihre wahre Berufung verfehlt haben. Das mit den Drogen und den Schusswaffen habe ich übrigens erfunden. Nur, um die Auflage zu steigern. Aber dass Elke Ihr Buch aus dem Rucksack friemeln musste, weil es als brandgefährlich eingestuft und dementsprechend untersucht wurde, stimmt hingegen.

Im Flieger hatten wir XL-Seats, das war sehr schön für die Beine. Der Flug ist ja recht kurz, wir haben uns ein Gläschen Sekt gegönnt, haben ein bisschen über andere Passagiere gelästert und schon waren wir wieder gelandet. Das soll man zwar nicht tun, es macht aber immer viel Freude. Also, das Lästern, nicht das Landen. Wobei Landen…. ach, ich verzettel mich hier gerade ein wenig. Im Flugzeug würde übrigens auch viel gemaßregelt. Eine Dame am Notausgang trug doch tatsächlich während der Landung ihr briefmarkengroßes Täschchen um den Hals! Es war zu spät, man konnte nichts mehr unternehmen. Gottseidank haben wir die Landung alle überlebt.

Im Vorfeld der Reise haben wir uns natürlich mit dem Thema beschäftigt, wie und mit welchen Dokumenten wir am besten ins Land kommen. Also, tiefenentspannter geht es nicht. Das Online-Formular ist ruck-zuck ausgefüllt, ansonsten interessierte sich niemand für nix. Eine martialisch anmutende und als medizinisches Personal verkleidete Truppe am Ankunftsflughafen winkte uns quasi durch. Fliegen konnte man mit Impf-, Genesenen- sowie Testnachweis. Auch ein Bürgertest hätte gereicht. Schon merkwürdig, so im Vergleich zum Drama mit der Ausreise aus Südafrika.

Mietwagen. Auch hier habe ich schon alles zu geschrieben. Und es war auch wie immer. Größerer Wagen gefällig? Ihre Versicherungen reichen nicht. Ohohoh, sie sollten unbedingt noch dies dazu buchen und jenes bezahlen. Aber, wir haben ein sehr schönes Auto bekommen, Citroen C4, sehr gut zu fahren, aber eben für mich noch sehr ungewohnt. Mit ein paar Umwegen sind wir mit dem Navi ganz gut durchgekommen. Uns fehlt noch ein Name für das Gefährt, wir wollen eine engere Beziehung zu ihm aufbauen.

Am Hotel dann…. kein hoteleigener Parkplatz. Also erstmal in der Zufahrt gehalten, das Gepäck ausgeladen und eingecheckt. Nö, gäbe es auch nicht. Bitte irgendwo in den Straßen parken. Gottseidank ist März, man findet wohl leicht was. Die Dame am Empfang war ganz reizend. Sie mochte mein geradebrechtes Spanisch und gab uns „die besten Zimmer in Cala Millor, wenn nicht sogar auf Mallorca“. Und man hätte eine Gala uns zu Ehren organisiert. Wow. Okay, es stellte sich heraus, dass jeden Freitag Pianomusik, Tapas und Sekt ausgegeben werden, aber die Zimmer sind wirklich schön und haben einen tollen Ausblick aufs Meer! Oberste Etage.

Wir erkundeten kurz den Ort, deckten uns mit lebensnotwendigen Dingen ein (Wasser, Wein, Kekse) und gönnten uns erst einmal ein San Miguel. Also, das Hotel ist ein Kasten, wenn auch mit schönen Zimmern, der Ort ist – achjeh, wie soll ich es beschreiben? – ein wenig trostlos. Was auch ein bisschen am Wetter liegen mag, denn es ist hier merklich schlechter als bei uns daheim. Und es ist nix los. Ihr wisst, dass ich nicht der Partytyp bin, aber ein Dutzend mehr Menschen auf der Strandpromenade hätten das Stadtbild etwas aufgelockert. Aber der Blick vom Balkon, das Rauschen des Meeres und dann das gute Abendessen haben mich versöhnt. Unser Camerero Pedro hat uns mit nur drei Stichworten unsererseits einen tollen Wein gebracht. Wir sind jetzt alle allerbeste Freunde und werden wahrscheinlich demnächst zusammenziehen.

Nach dem Abendessen liefen wir kurz den Strand entlang und testeten dann – nach einer kurzen Trennung zwecks Kofferentrümpelns – auf meinem Balkon unsere Weinkäufe. Alles okay, bisher kein wirklicher Fehltritt dabei. Bis kurz vor Mitternacht plauderten wir, bis sich Elke abrupt für eine gute Nacht verabschiedete. Was für ein Desaster! Ich musste dem Kinderchor, dem Bürgermeister und der Volkstanztruppe absagen und sie auf das Frühstück vertrösten.

Na, und wie das ausgeht, möchtet Ihr doch bestimmt gerne morgen lesen, oder?

Liebe Grüße,
Euer Gerry

Prolog: Mallorca, die dritte…

Ihr Lieben,

Elke und mich zieht es wieder einmal nach Mallorca. Diesmal, um Elkes Geburtstag dort zu feiern. Wir hatten dafür ursprünglich weit ambitioniertere Pläne, Zypern oder Madeira zum Beispiel. Aber wir wollten in diesen bekloppten Zeiten dann doch nicht allzu weit weg und notfalls mit einer Fähre wieder nach Hause kommen können.

Heute haben wir uns schon mit der Sitzplatzreservierung und den Einreiseformalitäten auseinandergesetzt. Und da kam bei mir plötzlich diese Vorfreude auf. Kennt Ihr das? Es gibt diesen einen Moment, wo „es“ einem klar wird. Noch um 19 Uhr war ich voll im Hier und Jetzt, und nur drei Stunden später: „Yeah! Bald Urlaub!“. Hm, was sagt das über das vielzitierte Hier und Jetzt eigentlich aus?

„Am Abend sorgen stimmungsvolle Tanzabende und Live-Musik für gute Unterhaltung. Wer den Tag lieber bei einem ruhigen Glas Rotwein ausklingen lässt, wird in der stilvollen Bar freundlich bedient.“ Soweit die Hotelbeschreibung. Es ist doch klar, was wir machen, oder? Atemlos durch die Nacht, sage ich nur!

Na, das ist natürlich Quatsch. Wir haben uns im Nordosten der Insel einquartiert, genauer gesagt in Cala Millor; die Ecke kennen wir beide noch nicht so gut. Wir planen wieder unsere Art der Wanderungen (jede professionelle Gruppe würde es Schlendern nennen, jeder Amateur Marathonlauf – aber wir sind da nicht wirklich sportlich aufgestellt), wir wollen blühende Mandelbäume sehen (das könnte möglicherweise schon zu spät sein) und wir wollen Sangria beim Sonnenuntergang schlürfen. Und ein paar Esel sehen.

Freitag geht es ab Düsseldorf los. Eine Woche lang. Und wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr wieder virtuell mitreist. Und wenn ich mal nichts poste, dann liegt das wahrscheinlich nicht daran, dass ich sturztrunken versuche, mit Hilfe von Plastikstrohhalmen in einem Sangria-Eimer nach Ibiza zu paddeln, sondern eher an den Tücken der Technik.

Liebe Grüße und ¡hasta luego!

Euer

P.S.: Wieso denn „die dritte“? Nun, 2016 war ich zum ersten Mal auf der Insel, und dann in 2019 noch einmal. 2016 feierte ich meinen 50. Geburtstag in Palma. Den werde ich nie vergessen, weil ganz viele Freunde und Familienangehörige meiner Einladung zum Abendessen gefolgt sind. Leider hatte ich damals noch nicht diesen Blog. 2019 war ich dann eine Woche mit meinem Quasinachbarn Stephan dort; wieder zum Geburtstag.

Jambalaya

Ihr Lieben,

für wohlklingende Speisennamen habe ich ja ein Faible. Shakshuka, Ratatouille, Shawarma, Mujaddara… Solche Gerichte koche ich besonders gerne, denn wer wäre nicht angetan, wenn der Gastgeber eine Pfanne auf den Tisch schmettert und dazu zwitschert: „Voilà, eine Jambalaya!“ Ja, und genau dieses populäre Gericht aus der Cajun-Küche gibt es heute. Hoffentlich gelingt es, denn sonst hilft auch der klangvollste Name nichts. Das letzte Mal gemacht habe ich es übrigens im Pleistozän.

In einem großen Topf brate ich geräucherte Wurstscheiben (hier 2 pikante Mettwürste; in Amerika nimmt man amerikanische Andouille-Wurst, aber woher nehmen und nicht stehlen?) und 250 Gramm in Happen geschnittene Hühnerbrust in Butterschmalz an. Dazu kommen drei bis vier Selleriestangen, zwei weiße Zwiebeln und eine grüne Paprika, alles gewürfelt. Die drei Gemüse nennt man mehreren Quellen zufolge „die heilige Dreifaltigkeit der Cajun-Küche“. Tja. Kurz mitanbraten und dann schon einmal mit der „Slap ya Mama“-Gewürzmischung aufpeppen. Achtung: Recht würzig! Dazu noch ein bisschen „Old Bay Seasoning“, einer in weiten Teilen US-Amerikas äußerst populären Mixtur aus 16 Gewürzen. Beide kann man bestellen, aber ich kann notfalls auch etwas von beiden in kleinen Tütchen abgeben 🙂 Für umme gegen Rückumschlag, natürlich. Ansonsten selbst kreieren: Chilipulver, gemahlener Koriander, Rosenpaprika, Paprikapulver, Cumin, Salz, Pfeffer… Wie man sich so eine peppige Gewürzmelange vorstellt.

Dann wasche ich 250 Gramm Langkornreis und gebe ihn zu den anderen Zutaten in den Topf. Dazu noch eine Handvoll Tiefkühlerbsen. Kurz verrühren und dann auf Köchelstufe quasi wie für ein Pilaw immer wieder heiße Gemüsebrühe angießen, bis der Reis fast gar ist; dabei ab und zu – aber nicht zu oft, sonst wird es zu sehr Matsche* – umrühren. Nachwürzen (ggf. auch mit Salz), eine Packung Flusskrebsschwänze dazu und noch einmal ein paar Minuten simmern lassen. Und schon ist alles servierfertig. Ich habe es übrigens nicht allzu scharf gemacht, da ich wollte, dass alle Zutaten auch noch als solche herausgeschmeckt werden können. Es ist ja eine fast wilde Mischung.

Klar, auch hier kann man wieder viel spielen. Damit es irgendwie eine Jambalaya bleibt, sind Sellerie, Zwiebeln, grüne Paprika und Reis sowie einigermaßen bis sehr scharfe Gewürze erforderlich. Aber ob vegetarisch (mit Mais und Bohnen vielleicht), rein fischig, mit Krebsen oder nur mit Rind, mit Tomaten oder Nüssen… das ist dann Geschmackssache. Zweiflern schleudert man entgegen: „In Wippechiwooka, Louisiana, macht man esgenau so!“. Dass wir diesen Ort erfunden haben, ist nebensächlich.

*) das unheilvolle Gerücht, dass man bei einem Risotto immer rühren muss und es ein unglaublich schwieriges Gericht ist…. Kokolores!

Dreikäsehoch: Kartoffel-Birnen-Auflauf mit dreierlei Käse

Ihr Lieben,

seit einer Kommentarplauderei mit Petra zum Thema „Aufpeppen von Rosenkohl“ gingen mir die Birnen nicht mehr aus der Birne. Eine gute Birne ist ja meiner Auffassung nach ein besserer Apfel. Wie schön also, dass ich heute Birnen im Handelshof entdeckte. Bisschen fest und noch nicht so ganz aromatisch, aber dennoch ab damit in die Einkaufstasche! Ich erstand dann noch eine Ziegenkäserolle, einen milden Blauschimmelkäse (hier Gorgonzola) und geraspelten Parmesan. Kartoffeldrillinge hatte ich noch daheim.

Ich rührte erst einmal Salz, Pfeffer, gemahlenen Rosmarin und Cayennepfeffer zu einer Gewürzmischung an. Dann hobelte ich die gewaschenen, aber ungeschälten Birnen (Kerngehäuse vorher raus) und Kartoffeln in dünne Scheiben. Dann schichtete ich all das in einer Auflaufform: Kartoffeln, Gewürzmischung (sparsam!), Ziegenkäse, Kartoffeln, Birnen, Gorgonzola, Kartoffeln, Gewürzmischung…. eigentlich ist egal, wie ihr schichtet. Der Gorgonzola eignet sich halt sehr gut für die Birnenlöcher. Man sollte auch mit Kartoffeln anfangen und abschließen, um vielleicht eine Kuchenstückform nachher auf dem Teller zu haben – mir gelingt dies zumeist nicht 🙂

Als krönende Haube dann die Parmesanraspeln auf das ganze Gebilde, den Rest Gewürzmischung in einer halben Tasse Milch verrühren und über den Auflauf geben. Sahne wäre natürlich noch schmackofatziger, aber ich habe heute meinen kalorienarmen Tag. Alles so lange in den vorgeheizten Ofen (190°C O/U), bis die Kartoffeln die Pieksprobe bestehen (ca. 50 bis 75 Minuten, je nach Dicke der Kartoffeln – mit vorgekochten Kartoffeln geht es natürlich schneller). Ab und zu mal nachsehen und bei akuter Verdunklungsgefahr die Staatsanwal…. äh… mit Alufolie abdecken.

Ich hatte es als Hauptgericht (auch gut für für Vegetarier), aber auch als Beilage zu beispielsweise Kurzgebratenem passt es.

Gebratener Rosenkohl mit Speck

Ihr Lieben,

heute ist Feindannäherung angesagt. Also, ich hasse Rosenkohl. Furchtbar! Furchtbar!! Furchtbar!!!

Allerdings kannte ich ihn nur als stundenlang weichgekochtes, bitteres Gemüse. Und selbst, wenn Freunde mir „ihren ganz anderen Rosenkohl“ zubereiteten, bekam ich ihn nur mit Widerwillen hinunter.

Letztlich sah ich dann eine „Make-over-Show“, das ist Trash-TV, wo gutaussehende Menschen, die selbst in einem Kartoffelsack als Sexbombe durchgingen, hässlichen Menschen einreden, sie müssten nur dies und das tragen, essen, umdekorieren, dann würde aus ihrem depressiven Dasein ein Traum. Nun, und in einer der Shows wurde ein sofafläzender, ungewaschener und fauler Vater dazu angehalten, seinen Kindern Rosenkohl zu machen. Achjeh, die Armen!, dachte ich nur. Die ganze Familie war sich einig, das könne nix werden. Am Ende lagen sich aber alle wegen des Rosenkohls weinend in den Armen. Das Geheimnis, so der Lebensverbesserer, läge darin, dass die Kohlköpfchen gebraten würden.

Okay, dachte ich, ich will auch mein Leben verbessern und mit Rosenkohl eine ganz neue, spirituelle und lebensverbessernde Verbindung eingehen:

Ich briet in Harissabutter* eine Handvoll gewürfelten Bauchspeck sowie eine gewürfelte Zwiebel an. Dann gab ich den geputzten (unteres Viertel Strunk und damit die äußeren Blätter abschneiden und weg) und halbierten Rosenkohl dazu, bis er Farbe annahm. Darüber etwas Salz (sparsam wegen des Specks), Pfeffer und Zucker und noch einmal eine Zeit lang durchschwenken.

Was soll ich sagen! Ich werde jetzt nicht zum ersten Vorsitzenden des deutschen Rosenkohlfanclubs, aber ich mochte es. Und daher bitte ich für meine sarkastischen Worte weiter oben nun fast um Vergebung. Der Kohl knackig und nussig, der Bauchspeck kross, die leichte Schärfe der Zwiebeln und des Harissas, der feine Karamellton des Zuckers. Das kann man bedenkenlos auch Skeptikern auf den Tisch stellen!

*) Harissagewürz in Butter geknetet, für Käsebrötchen der Hammer, habe ich oft vorrätig!

Nudelauflauf mit Meeresfrüchten

Ihr Lieben,

direkt zweimal Besuch an einem Wochenende? Das schreit nach einem Auflauf, den man selbst auch gerne mal zwei Tage hintereinander isst.

Zuerst mal einen Beutel TK-Meeresfrüchte (900 gr.) und einen Beutel Blattspinat (600 gr.) auftauen.

Hartweizennudeln in reichlich gesalzenem Wasser bissfest vorkochen, diesmal 1 kg kurze, breite Bandnudeln. Abgießen, und damit sie nicht zu sehr zusammenkleben mit ein bisschen Olivenöl verrühren. Beiseite stellen.

In einem großen Topf zwei große rote, gewürfelte Zwiebeln in Olivenöl anschwitzen, die Meeresfrüchte dazu und ein bisschen angaren lassen. Ein Glas Weißwein, einen Schuss Cognac (wahlweise Ouzo) und einen Becher Schlagsahne angießen, eine Packung TK-6Kräuter dazu sowie einen Familienbecher Frischkäsecréme (330 gr.). Gut durchrühren. Salzen und pfeffern und ggf. etwas Cayennepfeffer oder Chili für ein bisschen mehr Pfiff.

Die Nudeln dazu geben (erwähnte ich, dass ich riesige Töpfe mein Eigen nenne), umrühren. Jetzt in zwei Auflaufformen je eine Schicht Nudelfruchtmeeresgedöns, darüber dünn Spinat (diese Schicht mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen), darüber Mozarrella in Scheiben und dann wieder Nudelgedöns. Reibekäse nach Wahl drüber und beide Auflaufformen ab in den gut auf 190°C vorgeheizten Ofen. Wenn der Käse schön Farbe angenommen hat, kann aufgetragen werden.

Auflauf des ersten Tages

Die zweite Auflaufform kann bis zum nächsten Tag im Ofen verbleiben und wird dann (mit Alufolie abgedeckt) wieder erhitzt.

Am ersten Tag gab es vorher Baguette mit Frischkäsecrémes, am zweiten einen Chicorée-Orangen-Salat mit Räucherlachs.