Heute lagen wir vor – nein, nicht Madagaskar – sondern Kampong Tralach. Dort versammelten wir uns nach dem Frühstück an Land, um jeweils zu zweit Ochsenkarren zu besteigen, die uns zur örtlichen Pagode bringen sollten. Der Unterschied zwischen einer Pagode und einem Wat ist übrigens ähnlich wie Kirche zu Kloster.
Also, die Fahrt dauerte ewig und mein Rücken hat sehr gelitten. Dann doch lieber Elefant! Und das will schon was heißen. Die Pagode war dann in einem desolaten Zustand, aber man erkannte noch, dass die Wandmalereien einmal prächtig waren. Der Abt war anwesend und segnete einen auf Wunsch . Neben der Pagode befindet sich eine Kremierungsstätte. Dawinn erläuterte dort die Riten, die sich um Tod und Beerdigung drehen. Das war schon sehr interessant. Es gibt dabei so viel zu beachten, dass man dafür geschulte Berater benötigt.
Eine seiner Schilderungen über einen Ritus aus einer anderen Provinz war sehr … nun ja …. befremdlich. Übrigens selbst für ihn. Es werden dort Nummern vergeben, wer durch ein Guckloch wie lange bei der Verbrennung zugucken darf.
Wir fuhren dann mit der Lan Diep zwei Stunden weiter nach Angkorban, einem Vorzeigedorf. Ein wunderbares Pagodengelände. Wir unternahmen einen Spaziergang durch das angrenzende Dorf und besuchten dort die von einer Frauenkooperative initiierte Weberei. Man stellt hier ausschließlich blau gemusterte Schals her, die mit Indigo aus eigener Produktion gefärbt werden. Unser nächster Halt galt dann der örtlichen Schule. Wir wurden aufgefordert, uns mit den Kindern auf Englisch zu unterhalten. Die Kinder waren sehr neugierig und stellten viele Fragen. Sie haben sichtlich genossen, so im Mittelpunkt zu stehen.
Wir kamen übrigens an einer Beerdigungsfeier vorbei, wo wir viele der am Vormittag erläuterten Dinge in live sehen könnten. Wobei ungeniert vor der Gruppe laut erläutert wurde, was man alles mal angucken sollte. Ich stellte mir vor, dass bei einem deutschen Leichenschmaus plötzlich eine asiatische Reisegruppe auftaucht, deren Führer die exotischen Riten beschreibt. Das wäre bei uns mehr als merkwürdig. Hier ist man irgendwie gelassener.
Wieder an Bord legten wir ab nach Kampong Cham, wo wir jetzt vor Anker liegen. Dort werden wir den Markt besuchen und eine hochgelegene Pagode mit Blick auf die Mekongschleife. Außerdem habe ich einen Termin bei der bootseigenen Masseurin gebucht, da mein Rücken durch Elefanten und Ochsen sehr gelitten hat. Ich bin gespannt.
Noch erwähnenswert ist, dass ich eine mittelschwere Erkältung habe, dank der allgegenwärtigen Klimaanlagen im Wechsel mit dem schwül-warmen Wetter. Aber Ingwertee und Paracetamol werden es schon wieder richten. Es ist nämlich ein bisschen lästig.
So, das war mal ein relativ kurzer Bericht, aber wir sind auch ein bisschen gecruist und hatten Uferglotz-Quality-Time. 🙂
Chum reap sua, Ihr Lieben! Alles fließt, „panta rhei“ , sagte schon Plinius der Karthager, als er 1872 zum Papst gekrönt wurde; dies trifft insbesondere auf Flüsse zu. Wir schipperten heute ab 5 Uhr früh den Tonle Sap-See hinunter und befinden uns jetzt, wo ich dies schreibe, in einem Gewitter auf dem Tonle Sap-Fluss. Wir liegen vor Anker in Kampong Tralach. Hier ist es gerade exakt 23.06 Uhr. Den Vormittag verbrachten wir an Bord, ließen die Ufer an uns vorüberziehen, bestaunen weitere schwimmende Dörfer und lauschten außerdem einem Vortrag unseres kambodschanischen Reiseleiters Dawinn über Land und Leute, der zwar viel mit Statistiken durchzogen, aber wirklich sehr informativ war.
Dawinn ist sehr leidenschaftlich, aber ein sehr positiver Mensch, obwohl er auch unter dem Regime der roten Khmer gelitten hat. Er hat einen weiteren Vortrag zu diesem Thema angekündigt. Und wir werden auch ein Museum besuchen, das sich den Gräueltaten der Pol-Pot-Diktatur angenommen hat. „Killing Fields“ wird dann auch als Film an Bord gezeigt. Auf dem Weg hielten wir in Kampong Chhnang, wörtlich übersetzt heißt dies Töpferhafen. Und das war auch genau das, weswegen wir anlandeten und in klapprige Busse stiegen: um eine Töpferin zu besuchen. Das klingt jetzt sehr unspektakulär, aber diese Frau hat vor unseren Augen in Windeseile in Handarbeit einen absolut ebenmäßigen und großen Topf geformt, und das ohne die sich drehende Töpferscheibe. Der Lehm stand als Haufen auf einem Baumstamm und die Töpferin ist um diesen immer herumgelaufen. Fragt mich. Ich simuliere das dann. Ganz großes Handwerk!
Unsere nächste Anlaufstelle war ein Palmzuckerbauer. Ich begrüßte ihn auf Khmer und er war darob so aus dem Häuschen, dass ich mit Mühe und Not der Heirat mit einer seiner Töchter entkam, weil ich Suy um Hilfe rief. Die Palmzuckerherstellung ist mühsam. Aber das Ergebnis ist toll. Wir durften ganz frische Ware kosten. Ganz ehrlich: Himmelskaramell! Die B-Ware wird zu Palmschnaps verarbeitet, den wir auch kosten durften. (Psst, aber der laotische Reisschnaps war ein my besser)
Zu guter letzt haben wir auch noch die Fertigung von kleinen Brennöfen besucht. Sie muten an wie kleine Grills, haben aber wohl eine exquisite Energieeffizienz.
Die Töpferware ist sehr begehrt. Aber für einen Topf mit geschätzten 20 Litern Fassungsvermögen bekommt unsere erste Töpferin nur USD 1,10. Sie schafft ca. 15 am Tag. Sie muss aber den Lehm und das Brennholz kaufen. Und ist den ganzen Tag beschäftigt. Wie auch der Palmzuckerbauer. 5 Uhr früh geht es los, 22 Uhr ist Feierabend. Beide gelten als erfolgreiche Unternehmer. Die Öfchen gehen für 2 Dollar weg. Schnaps und Zuckerpaste für 1,5 Dollar. Alle diese Spezialisten haben mehrere Jobs. Zur Zeit steht die Arbeit auf den Reisfeldern im Vordergrund. Wieder auf dem Boot fuhren wir eine enge Passage den Tonle Sap hinunter. Links und rechts Idylle für Touristen. Winkende Kinder, fröhliche Fischer, glückliche Hausbesitzer. Zumindest dem Anschein nach. Lidy brachte es auf den Punkt, indem sie sagte, dass unser Armutsbegriff einem anderen Verständnis zugrunde liegt. Dawinn erläuterte in seinem Vortrag, dass die UN findet, dass 23 Prozent der Kambodschaner arm sind. Die kambodschanischen Regierung findet, dass maximal 13 Prozent arm sind. Ein Zensus im Jahre 2013 hat ergeben, dass 73 Prozent der Bevölkerung zufrieden sind. Am Abend wurde ein Film gezeigt, der um zwei Tiger aus Angkor Wat ging. Aber ich wollte lieber auf dem Sonnendeck Tagebuch schreiben, wozu ich aber nicht kam. Wir waren nachher eine kleine Gruppe, die ihre Eindrücke austauschte. Unter anderem erzählte dann auch unser Barmann über seine bevorstehende Hochzeit, die in Kambodscha wohl auch eher einem Staatsfest gleicht, als einer gemütlichen Familienfeier. Alles in allem eher ein Land-und-Leute-Tag. Aber sehr schön. Auch das Schippern mit unerwarteten Ausblicken auf Stelzen-Häuser, Fischer, Badende und wie aus dem Nichts auftauchende Tempel.
Eine bewegende und bewegte Reise. Morgen ist strammes Programm, u.a. besuchen wir eine Schule, fahren Ochsenkarren und treiben allerhand anderen Schabernack. Vielleicht seid Ihr ja mit dabei.
Nikolaustag 2018. Die Sonne brennt! Der König kommt nach Siem Reap. Ganz Siem Reap hat sich fein gemacht! Ganz Siem Reap? Nein, ein einzelner Tourist hat eine Touristenpumphose mit Elefanten drauf an und ein weißes Schlabbershirt. Deswegen muss dieser ungehobelte Kerl beim Winken auch in der zweiten Reihe stehen. Aber macht nix. Ich habe den König gesehen!
Das entsprechende Video der vorbeifahrenden Kolonne kann bei mir gegen eine Gebühr von 20 Euro pro Person angesehen werden. Davon gehen 19,99 Euro in ein soziales Projekt hier vor Ort. Möglicherweise für das Kinderkrankenhaus in Siem Reap, dessen Wohltäter (ein Schweizer Arzt) vor einem Monat verstorben ist. Im Ernst: Ich hoffe, dass dieses Projekt trotzdem überlebt. Vorweg muss ich außerdem schicken, dass ein Hochladen von Fotos unter den momentanen klimatischen Bedingungen möglicherweise nicht möglich sein wird. Sowohl WiFi an Bord als auch meine frisch erworbene Datacard der kambodschanischen Telefongesellschaft schwächeln doch ab und zu, so mitten auf dem Tonle Sap-See. Schaun mer mol.
Aber nun zum Tag in chronologischer Abfolge: Die Gruppe fuhr heute planmäßig zum Frauentempel und ich hatte mich am Abend vorher schon offiziell abgemeldet, da es sich bei mir ein bisschen ausgetempelt hatte. Zudem hätte ich es skurril gefunden, in einer Stadt zu residieren, von der ich nur die Ballermannseite kenne. Nach dem Frühstück lief ich also in den Ort, um rund um den Psar-Chas-Platz die alten französischen Kolonialbauten anzusehen und den alltäglichen Lebensmittelmarkt, ein bisschen am Fluss Siem Reap langzulaufen und auch mal losgelöst von Gruppe und Reiseleitung sein zu können.
Auf der Höhe der Royal Gardens habe ich nicht nur dem König gewunken, sondern konnte auch die Flughunde, die zu hunderten dort in den Bäumen hängen, beobachten.
Natürlich blieben mir auf der Städtetour auch Tempel nicht erspart. Der schicke Preah Prom Rath, der interessante Wat Damnak, der nüchterne Wat Bo und der quirlige Wat Preah Enkosai. Letzterer mit Überresten der Angkor-Zeit lange vor den großen Tempeln. Quirlig übrigens, da eine Schule angeschlossen ist. Es ist ein merkwürdiges Phänomen, dass ich es natürlich finde, dass unsere abendländischen Kirchen Kindergärten und Schulen etc unterhalten, ich das bei Buddhisten aber eher exotisch finde. Was ja eigentlich blödsinnig ist. Huch, jetzt habe ich mich geoutet!
Ein schönes Urlaubsfeeeling kam auf, als ich einfach mal auf einer Terrasse eine Limo trank und nur glotzte, obwohl es nichts zu glotzen gab. Mittags trafen dann alle wieder im Hotel zusammen, um ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Dann ging es Richtung Tonle Sap-See. Unsere neue niederländische Hauptreiseleiterin Lidy erläuterte während der Fahrt ein bisschen den kommenden Programmablauf.
Wir fuhren mit einem Ausflugsboot den Tonle-Fluß hinunter und trafen, entgegen unseren Vermutungen, schon auf dem See auf die Lan Diep. Am Ufer gibt es schwimmende Dörfer. Dort leben Menschen, denen die Landnahme verweigert ist, die meisten stammen wohl aus Vietnam. Ich erfuhr später, dass es hier um eine komplexe und schwierige Lage geht. Ich kann hier selbst nicht näher darauf eingehen, das würde den Rahmen sprengen. Aber es findet wohl eine Getthoisierung statt, die ungute Folgen zeitigt. Auf dem Boot angekommen, wurden uns die Kabinen zugewiesen, die Crew vorgestellt und grob über den kommenden Tag informiert. Die Kabine ist ok, wie erwartet halt, und ich bin sehr froh, mal 10 Tage nicht aus dem Koffer leben zu müssen.
Die Laos-Gruppe hat sich zu einer Tischgemeinschaft verschworen. Das Abendessen war sehr lecker! Den Digestif (ich gebe zu, es waren mehrere Gläser Wein) habe ich dann im Gespräch mit Lidy zu mir genommen. Später gesellte sich noch ein Paar dazu. Aber das Boot ist halbvoll und die meisten Gäste haben sich früh zurückgezogen. Das wird eine sehr ruhige Fahrt. Zu erwähnen ist noch, dass ein kanadisches Pärchen zu uns gestoßen ist, die keine Ahnung hatten, dass sie auf einem deutschen Schiff landen werden. Aber es gibt ein paar Mitreisende, die sich um sie kümmern. Und beide sind auch sehr nett. Diese Blödis konnten mit Mitte 50 in den Ruhestand gehen! Wie gesagt, sehr nett.
Ihr Lieben. Ich würde gerne viel mehr schreiben, aber es ist hier schon wieder halb eins. Und ab sechs gibt es Kaffee. Liebe Grüße, Euer Gerald
P.S.: Mein preiswerte Elefantenhose ist an einer unguten Stelle geplatzt. Sehr unangenehm! Daher auch kein Foto. Und ich glaube, dass mich die Schulkinder nicht nur wegen meiner großen Nase ausgelacht haben, sondern u.a auch, weil ich mit einer Pyjamahose durch Siem Reap lief. 🙂
Willkommen, Ihr Lieben, zu meinem Tag in Angkor Wat.
Seit Jahren stehen die Tempelanlagen der alten kambodschanischen Hauptstadt auf meiner Reisezielwunschliste. Heute war es dann endlich soweit. Wir besuchten zuerst den Bayon-Tempel von Angkor Thom („große Hauptstadt“), der berühmt ist für die vielen Buddha-Gesichter. Anschließend besichtigten wir den Tempel Ta Prohm („alter Brahma“). Im Hotel nahmen wir dann ein Mittagessen ein, um den ganzen Nachmittag der Hauptattraktion zu widmen, dem Tempel Angkor Wat („Hauptstadtkloster“).
Koth hat die Tour sehr schön geplant, hat in Betracht gezogen, wann von wo die Sonne scheint, wann welche großen Gruppen wo einfallen etc., um uns so die bestmöglichen Ausblicke auf die beeindruckenden Bauwerke zu ermöglichen. Wir erfuhren einiges über die Könige zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert und über den Verlust und die Wiederentdeckung von Angkor. Die Tempel gehören zum Weltkulturerbe und werden mit deutscher, indischer und chinesischer Hilfe restauriert.
Was soll ich sagen? Ich habe es mir ganz anders vorgestellt. Und doch war es wunderbar. Angkor Thom fand ich toll, aber es fehlte ein kleiner Tick zum WOW. Wobei der Zutritt zur Anlage durch das gut erhaltene Südtor schon wirklich besonders ist. Auch das östliche Tor des Todes und die Elefantenterrasse sind sehenswert. Übrigens wurde für einen bevorstehenden Besuch des Königs alles ein bisschen raus geputzt. Pavillons, Tribünen, Esstisch mit Hussen.
Ta Prohm hatte ich mir viel verwunschener vorgestellt, aber es wurde auch viel Urwald von den Bauwerken entfernt, da dieser am Zerstörungsprozess des Tempels wesentlich beteiligt ist/war. Unglaublich, welche Kraft Wurzeln haben, dass sie Mauern sprengen können. Wer sehen will, wo ich heute war, wenn ich von Ta Prohm spreche, könnte sich heute Abend mal Tomb Raider ansehen. Der Film wurde in Ta Prohm gedreht. Also, auch mächtig interessant, aber Gänsehaut hatte ich auch da nicht.
Kurz vor dem Tempel spielte übrigens eine Veteranenkapelle auf. Davon gibt es wohl mehrere. Statt zu betteln, spielen die Mitglieder klassische kambodschanische Stücke und verkaufen ihre CDs.
Dann aber Angkor Wat, der besterhaltene/restaurierte der drei Tempel. WOW. Trotz der Tatsache, daß halb China heute zur Besichtigung da war, hat mich der Besuch in Ehrfurcht und Staunen versetzt. Was für ein Tempel! Ähnliche Gefühle hatte ich bei Sakralbauten zuletzt beim Tempel von Karnak. Man geht davon aus, daß König Suryavarman II den Tempel als eigenes Mausoleum erschafft haben soll, da er anders gebaut ist, als zu der Zeit üblich. Aber nichts genaues weiß man eigentlich nicht. Auf jeden Fall ist es eine architektonische Meisterleistung!
Nun, was die Schimpftirade unserer Reiseleitung über die Chinesen angeht. Es tut mir leid, aber sie hat recht. Während alle Reisegruppen, seien es französische, britische, japanische oder sonst welche, sich dicht umeinander versammeln, um den Ausführungen der Reiseleitung zu folgen, um dann in relativer Stille das Erzählte zu erkunden, quäken die Chinesen mit Megaphon Ihre Erkenntnisse gut hörbar bis nach Peking in die Welt hinaus. Die Reisegruppen sind riesig und sie scheuen nicht davor zurück, auch mal andere Leute von den Laufstegen zu schubsen (unserer Gruppe passiert)! Auch johlen und kreischen die Teilnehmer um die Wette. Dabei muss man wissen, dass Teile der Anlagen immer noch als aktiv genutzter Tempel dienen. Zusammenfassend, und das mit Bedauern: schlecht erzogen, laut, prollig und rücksichtslos.
Im Tempelbezirk laufen sehr viele Hunde herum, die sich alle sehr ähnlich sehen. Außerdem ein paar Affen, die aber sehr aggressiv sein sollen. Koth hat uns vor Tollwutansteckung gewarnt. Übrigens haben die Affen trotz der heiligen Umgebung keine Probleme damit, sich in aller Öffentlichkeit zu paaren.
Am Abend aßen wir im Yellow Lotus in der Innenstadt zu Abend. Das war ganz okay, aber im Hotel schmeckt es dann doch besser. Anschließend hatten wir – nach ewigen und peinlichen Diskussionen, dazu aber mehr in meinem Extrakapitel „Reisegruppenbetrachtung“, das bestimmt irgendwann kommen wird! – noch eine Stunde Zeit, auf dem Nachtmarkt zu shoppen bzw. zu tun, wonach uns der Sinn stand. Ich erstand Elefantenhosen. Ja, fragt sich vielleicht der geneigte Leser, was mag das wohl sein? Die Auflösung gibt es morgen, da lasse ich mich mal darin fotografieren.
Apropos morgen: Die Gruppe fährt zum Frauentempel, der ca. 30 Kilometer außerhalb liegt. Der wird dann eine Stunde besichtigt, dann kehrt die Truppe zurück zum gemeinsamen Mittagessen im Hotel. Ich habe mich aber abgeseilt, weil ich jetzt mal eine Tempelpause brauche. Ich werde mir wahrscheinlich die Kolonialbauten in Siem Reap ansehen oder aber in das Museum für zeitgenössische Kunst gehen, das gar nicht weit vom Hotel entfernt liegt. Mal sehen.
… diesmal von Thailand nach Kambodscha, Ihr Lieben!
Nach einem gelungenen Frühstück, das Hotel Century Park ist wirklich zu empfehlen, lief ich noch ein bisschen in der Gegend rum. Das ging nicht lange, da es wieder ziemlich heiß und schwül war. Und das um 8 Uhr morgens.
Also packte ich in Ruhe, glotzte aus dem Fenster, fuhr mal nach ganz oben in die 24. Etage und glotzte da aus dem Fenster
Irgendwann war es Zeit, sich im Foyer zu versammeln und den Bus zu besteigen. Sofort bot sich einer der Mitreisenden an, die Trinkgelder einzusammeln. Ich bin aber ein großer Fan davon, selbst das Trinkgeld zu geben, da ich aus Erfahrung weiß, dass manche Menschen knausern, sobald sie wissen, dass sie mit ihrem Obolus in der Menge untergehen. Ich glaube, ich habe seitdem Minuspunkte bei dem Herrn, der sich im Bus nachher auch noch darin gefiel, den Reiseleiter zu umarmen und eine kleine Rede zu halten. Ach übrigens… das gestern angekündigte Intermezzo zu den Mitreisenden gibt es ein anderes Mal, ich kam da nicht zu :-).
Beim Verlassen des Busses bekam dann jeder Mitreisende eine Lunchbox. Wir erinnern uns: Wir hatten gerade Frühstück. Und im Flieger würde es auch wieder etwas geben. Aber man riss sich um die Boxen, als gäbe es kein Morgen mehr. Nur zwei lehnten dankend ab, was Sanchai ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.
Am Flughafen versuchte ich, irgendeine Art Souvenir aus Thailand zu erstehen, aber anders als in Laos und jetzt aktuell in Kambodscha, wo ich ohne Nachdenken in ausschweifende Konsumräusche verfallen kann, hat mich nichts angesprochen. Aus lauter Verzweiflung erstand ich eine Currymischung.
Der Flug war ruhig und kurz und die Einreiseformalitäten am Flughafen Siem Reap erträglich. Gefühlte 200 Beamte fertigen 50 Passagiere ab. Die meisten spielten wahrscheinlich Tetris auf ihren Handys. Es herrschte auf jeden Fall ausgelassene Stimmung hinter dem Tresen, was ich aber durchaus positiv bewerte.
Auch in Kambodscha ist es schwül und heiß. Wir haben einen… nun … erfahrenen Bus, eine lustige Reiseleiterin namens Nur-Koth, deren Lachen sehr ansteckend ist und eine sehr durchwachsene Reisegruppe. Fahrer, Busboy und Koth (ihre Kurzform) sind sehr nett und aufmerksam.
Unsere erste Fahrt ging nicht ins Hotel, sondern zum Tempel Angkor Wat, um schon einmal die personalisierten Eintrittskarten zu erstehen, für die man fotografiert werden muss. Koth erklärte, es wäre besser, dies nun zu erledigen, als morgens, wenn all diese schrecklichen und lauten Chinesen die Tempel überfluteten. Es folgte eine fast peinliche Schimpftirade auf die Touristen aus dem Reich der Mitte. Von Deutschland, Österreich und der Schweiz schwärmt sie hingegen sehr.
Nach unserer tempelerkennungsdienstlichen Erfassung fuhren wir zu einer Handwerksschule in Siem Reap, wo junge Erwachsene in traditionellen handwerklichen Fertigkeiten ausgebildet werden. Geschult wird in den Fächern Schnitzerei, Bildhauerei, Malerei, Porzellanherstellung, Schmuckherstellung, Goldschmiedekunst, Seidenmalerei, Weberei und so weiter und so fort. Das war ganz interessant, das alles mal so geballt zu sehen. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden dort zur Zeit mehr als 1100 Leute ausgebildet.
Auf dem Weg ins Hotel hielten wir dann auch noch bei einer Wechselstube. Wir sind jetzt immerhin 8 Tage in Kambodscha und da möchte man auch mal ein paar Riel haben. Man ist hier schnell Millionär. Der Kurs steht 1:4800. Die Geldscheine, die uns ausgehändigt wurden, zeugen von einer langen, wechselvollen Geschichte.
Dann waren wir irgendwann auch im Hotel. Recht pompös, alle sehr zuvorkommend, Lage nur ein bisschen außerhalb. Die Zimmer etwas muffig, aber ich glaube, das ist ein Regenzeitlandphänomen.
Bis zum Abendessen gab man uns eine Stunde Zeit, um uns frisch zu machen. Ich nutzte das für einen kleinen Erkundungsgang. Es ist eine interessante Gegend. Ich erstand an einem mobilen Kiosk mein Feierabendbier und gesellte mich dann um 19 Uhr zu der großen Tafel. Das Menü stand fest und es sah auch alles sehr appetitlich aus, aber leider waren die ersten beiden Gänge wegen zu viel Koriander für mich nicht essbar. Das Hauptgericht ging dann gut und die Nachspeise lebte wieder viel von frischem Obst.
Mit dem deutsch-kambodschanischen Arzt verabredete ich mich dann zu einer Tuk-tuk-Fahrt in die City. Leute. Ballermann ist ja nichts dagegen! An Weihnachtsdeko vorbei in ein wildes Gewusel aus leichten Mädchen, Animateuren, Partyvolk etc. Und das keine drei Kilometer entfernt von einem so heiligen Ort.
Wir blieben nur kurz, nachdem wir ein bisschen auf dem Nachtmarkt um Souvenirs handelten, und mussten uns dann kurz mit einem Tuk-tuk-Fahrer streiten, der mehr Geld haben wollte als ausgemacht. Das ist schon unangenehm.
Ein ereignisreicher Tag war das auf jeden Fall. Beim Abendessen hat sich übrigens kurz unsere Hauptreiseleiterin vorgestellt. Sie ist Niederländerin und wird uns bis Ho-Chi-Minh-Stadt begleiten. Morgen wird getempelt bis zum Gehtnichtmehr. Ich bin sehr gespannt!
Nachdem mein erster Eindruck dieser Stadt kein besonders guter war, sollte nun heute unter fachkundiger Führung ein Blick auf die Stadt geworfen werden. Sanchai holte uns um 8 Uhr am Hotel ab und unser Bus brachte uns in ca. 40 Minuten zum Wat Pho. Dort hat der berühmte 46 Meter lange liegende Buddha eine Bleibe, Viharn genannt. Die Anlage ist prachtvoll und riesig, im Vergleich zu den laotischen Wats, die wir gesehen haben. Der Besucherandrang war enorm! Sanchai erläuterte ein paar Dinge (vor allem religiöser und royaler Natur) und ließ uns dann auf eigene Faust die Anlage erkunden. Vieles hier hat noch einen Bezug zum Hinduismus. Auch der chinesische Einfluss ist groß. Viele der Verzierungen sind aus chinesischem Porzellan und neben Buddhas und Figuren der hinduistischen Mythologie zieren chinesische Statuen die Anlage.
Vom Wat Pho fuhren wir in Kolonne Tuk-tuk zum Wat Phra Kaeo, der direkt neben dem Königspalast angesiedelt ist. Dieser Wat ist die Heimstatt des dritten heiligen Buddhas, dem Smaragd-Buddha, der eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte hat. Er ist recht oft umgezogen, soll das heißen. Man darf ihn nicht fotografieren. Wahrscheinlich, damit die Welt nicht erfährt, dass der Buddha aus Jade ist. Wobei… das steht ja in jedem Reiseführer. Und man muss darauf achten, wie man sich hinsetzt, sonst tut das einer der Wächter. Apropos: Am Eingang der Anlage sind tatsächlich einige zu leicht gekleidete Besucher in die Umkleide verwiesen worden, wo sie sich angemessene Klamotten leihen konnten.
Ein weiteres Highlight dieses Tempels sind die aufwändigen Wandmalereien, die Szenen aus dem Ramakian (der thailändischen Variante des Ramayana-Epos) darstellen. Auch ein Modell des Tempels Angkor Wat ist zu besichtigen. Auch hier ist wieder alles sehr üppig und prachtvoll. Auch hier rappelsvoll, aber mit ausreichend Platz zum Ausweichen.
Der Königspalast schließt direkt an den Wat an, aber hier konnten wir nicht viel sehen. Seit zwei Jahren wird dort renoviert und restauriert, wahrscheinlich für die Krönungsfeierlichkeiten des neuen Königs, Rama X., deren Termin aber noch nicht bekannt gegeben worden ist. Rama heißen die Könige dieser Dynastie übrigens, weil sie als als Inkarnation Vishnus, dem Weltenretter gelten. Wer etwas über diese ganze Mythologie erfahren möchte, frage mich einfach. Bin jetzt Experte. Aber fragt schnell, denn ich bin nicht nur frisch ausgewiesener Experte sondern bekanntermaßen auch sehr vergesslich :-).
Nach einem netten Set-Menu-Essen im Riva Surya-Hotel bestiegen wir ein Langboot und fuhren zuerst in den Klong Bangkok Noi hinein, drehten nach ein paar Kilometern um und fuhren dann noch ein Stück den Menam Chao Phraya hinunter, wobei wir dort wieder Teile der Palastanlage, der besichtigten Wats und anderer Sehenswürdigkeiten von flusseits aus sehen konnten. Unter anderem auch den bekannten Wat Arun.
Auf dem Klong haben wir vor einem Tempel Fische gefüttert. Tiere vor und auf Tempelgebiet dürfen nicht gejagt oder gefischt werden. Stattdessen werden sie gefüttert. Daher halten sich dort immer sehr große Schwärme auf. Übrigens haben wir ein Krokodil gesehen, das sich am Ufer fläzte. Wir wissen nicht, ob dieses sich auch an das Verbot hält.
Nach dieser langen Tour wurden wir wieder eingesammelt und es ging im Feierabendverkehr zurück ins Hotel. Ich lief, statt aufs Zimmer zu gehen, zum Victory Monument, um ein Bier zu kaufen (Laden 50 Baht für 660ml, Minibar 150 Baht für 330ml!). Dort wurde ich belehrt, dass erst wieder ab 17 Uhr Bier verkauft werden dürfe. Nun ja, das brachte mir dann 30 Minuten später noch einmal einen Extraspaziergang ein. Ich halte diese Alkoholverkaufssperren (gibt es ja auch in Südafrika) für Nonsens. Wenn ich das weiß, kaufe ich einfach auf Vorrat. Daher erkenne ich den Nutzen nicht wirklich.
Insgesamt war es ein schöner Tag, mit tollen Besichtigungen prachtvoller Anlagen und einer sehr schönen Bootstour. Nur die gefühlten 41 Grad hat man der Gruppe angesehen (tatsächlich waren es nur 36). Also, ich bin ein kleines bisschen versöhnt mit der Stadt. Aber sie ist immer noch laut, dreckig und außerhalb der touristischen Ziele heruntergekommen und hektisch. Vielleicht sind 1 Tag und ein paar Stunden einfach zu wenig, sich ein Bild zu machen. Ich mochte Berlin ja auch nie, wenn ich kurz beruflich dort hinmusste und habe es erst schätzen gelernt, als ich mal eine Woche am Stück dort war.
Morgen geht es in den Flieger nach Siem Reap. Dort werden wir um 14:45 Uhr ankommen. Freut Euch jetzt schon auf das Intermezzo 2, das den vielsagen Titel „Beobachtungen über das Individuum während einer Gruppenreise und die Auswirkungen gruppendynamischer Prozesse auf dessen Psyche“ tragen wird. Ich werde das während der Wartezeit am Flughafen schreiben. 🙂
Bis morgen! Euer Gerald
P.S.: Wenn ich hier nach „Krokodile in Bangkok google“, werden mir z.B. News aus den Badischen Nachrichten angezeigt. Aber mit Datum vom 08.01.2560. Die Erklärung ist zu einfach, daher ist das kein Rätsel des Tages. Übrigens, dass im Hotel das 13. Stockwerk fehlt… das kennen wir ja. Nummer 4 fehlt, weil dies im Buddhismus eine Unglückszahl ist. Und das Erdgeschoss ist in Thailand Etage 1. Folglich wohne ich auf Etage 11 (nach deutscher Lesart).
P.P.S.: Und der Name Bangkoks bedeutet „Stadt der Devas, große Stadt [und] Residenz des heiligen Juwels Indras [Smaragd-Buddha], uneinnehmbare Stadt des Gottes, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishvakarman gebaut wurde.“ (Quelle: wikipedia.de)
Wir wurden nach dem Frühstück mit gepackten Koffern am Santi Ressort abgeholt. Es war vereinbart, dass wir auf dem Weg zum Flughafen noch am Phosi-Markt Stop machen. Dies ist der wohl größte nicht-touristische Markt in Luang Prabang. Es gibt dort alles. Es ist vielleicht nicht ganz so sauber wie in einem Edeka, dafür aber ungleich voller. Es gibt von allem reichlich. Gemüse, Obst, Fleisch, Klamotten, Küchenwaren…. einfach alles. Alleine an die gefühlten 150 Sorten Reis. Aber auch Schweinegesichter, Frösche, Ratten. Früchte, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen, Gemüse, das ich noch nie gesehen habe. Und ein Gesummsel wie in einem Bienenstock.
Trotz des Trubels war der Besuch sehr interessant, kommt man doch sonst selten so nah an das wirkliche Leben dran. Ich kann das nur wärmstens empfehlen. Außerdem bekommt man ein bisschen Aufmerksamkeit, besonders, wenn man wie ich eine vergleichsweise große Nase* hat.
Dann ging es zum Airport, wo wir zwei Stunden Wartezeit zu überbrücken hatten. Ich gab meine letzten Kip aus, für einen Kaffee und einen Holzelefanten. Interessant war die Priority-Liste für das Besteigen des Flugzeuges einer anderen Fluglinie:
Der Flug war überpünktlich und angenehm. Ich teilte mir eine Sitzbank mit der Lehrerin und wir kamen mit zwei auf der anderen Seite sitzenden Damen aus Hongkong ins Gespräch. Das war sehr nett, zumal wir alle vier jeweils einmal eine Runde Wein für alle bestellten :-).
Dann große Überraschung: Einreiseformalitäten und Gepäck waren im Nullkommanix erledigt. Das hätten wir nach der Transiterfahrung nicht vermutet. Dann versammelten sich die Mitreisenden, denn der Flug aus Frankfurt mit den anderen Passagieren kam zeitgleich mit unserem Vorprogrammsrückkehrflieger an. Nun… ich scheine, zusammen mit einer alleinreisenden Dame, das Durchschnittsalter mächtig zu senken. Selbst meine laosmitreisenden Rentner waren ob des geschätzten Durchschnittsalters irritiert. Auch scheint die Gebrechlichkeitsrate…. Aber wir werden sehen, wer solche Reisen macht, kann ja nicht… Oder?
Unser thailändischer Reiseleiter heißt Sanchai. Und er spricht sehr gut deutsch! Während der Busfahrt zum Hotel informierte er grob über das Land, das Programm und die Formalitäten im Hotel. Wir bekamen unter anderem zu erfahren, dass es ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit sei. Ja! Das erklärt, warum ich dieses Backofengefühl beim Verlassen des Flughafens hatte. Zudem wies er auf die strengen Kleidervorschriften beim Besuch von Königspalast und Tempelanlagen hin, was wiederum eine Frau veranlasste, eine Diskussion über Dreiviertel- und Siebenachtelhosen anzustoßen.
Wir kamen gegen 16:30 Uhr im Hotel an. Die Laoten wollten sich um 18 Uhr zum Essen treffen, das war mir dann zu früh und ich beschloss, einen ersten Erkundungsspaziergang durch die Stadt zu machen. Aber ich kam leider nicht in mein Zimmer in der 14. Etage. Wieder runter, neue Karte geholt. Dann war der Koffer noch nicht da, den ich wegen des Frischmachens gebraucht hätte. Wieder runter. Nee, die seien oben unterwegs. Ich wieder hoch. Koffer bekommen. Seife ins Gesicht. Runter. Draußen Backofen.
Sanchai, den ich vorher fragte, meinte, dass quasi hinter dem Siegesmonument, das unweit unseres Hotels steht, schon ein sehenswertes Viertel anfange und man am Ende zu einem wunderbaren Einkaufszentrum käme. Die Wechselstube sei 100 Meter weit weg, ich solle dort tauschen.
So. Wechselstube unbesetzt. Klingeln blieb unerhört. Also losgetrabt. Erster Geldautomat kaputt. Zweiter Geldautomat kaputt. Da war ich schon zwei Kilometer gelaufen. Dritter Geldautomat betriebsbereit. Yippieh! Aber er sprach nur thai. Hmm. Karte reingeschoben, da sprach er auch englisch. Geheimzahl bitte. Betrag bitte. OK drücken bitte. Dann plötzlich kein Englisch mehr. Lauter fremdartige Zeichen und eine Menge erschreckend langer Zahlen und mehrere Pfeile zu den Funktionstasten. Da ich ja meine Karte wiederhaben wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als überall wild drauf rumzudrücken. Ich bekam einen 1000-Baht-Schein und meine Karte wieder. Später im Hotel checkte ich meinen Kontostand. Ja, man war so frei, mir für eine 28-Euro-Abhebung 7 Euro Gebühr zu berechnen.
Inzwischen war ich klatschnass geschwitzt, und es war irrsinnig laut, unglaublich voll und staubig und irgendwie überhaupt nicht schön. Ständig Sirenen, Gehupe, schlechte Luft. Entweder slumartige Häuserblocks oder aber misslungene Protzbauten. Egal, ich schlug mich durch. Irgendwann kam ich am Siem-Erlebniseinkaufszentrum an. Klimatisiert, wie schön. Aus den Lautsprechern „Last Christmas“, wie unschön. Ich beschloss, zum Hotel zurückzukehren, mir auf dem Weg ein Bier fürs Zimmer zu kaufen, zu Abend zu essen und dann mit dem Taxi nach Chinatown zu fahren.
Aber es wurde plötzlich immer voller und voller. Menschenmassen wälzten sich die Bürgersteige entlang. Also, alles was ich über Trubel und Fülle und Überlauf in Laos geschrieben habe: Bitte streichen und durch das Gegenteil ersetzen. Ich habe richtige Panikattacken bekommen. Die Hälfte der Bürgersteige inzwischen durch Straßenhändler besetzt, die andere Hälfte teilten sich pro 10 Meter 438 Leute, wo rein rechnerisch höchstens 30 Platz gefunden hätten.
Ich war froh, als ich wieder im Hotel war. Das Bier aus einem 7/11 habe ich dann fast in einem Zug ausgetrunken, obwohl es auf den 200 Metern zum Hotel schon von Kühlregal auf Heizdecke gestiegen war. Und dabei beschloss ich, Chinatown sausen zu lassen, zumal ich hörte, da sei nachts wunderbar was los.
Aber es kommt immer auch was positives: Das Abendessen im Hotel war fast Spitzenklasse. Und der Service sehr aufmerksam. Das hat mich so getröstet… Essen ist halt doch der …. nunja. Aber ich bin danach nicht mehr raus. Das Zimmer ist schön und wir werden morgen früh um 6.30 Uhr geweckt, damit wir das Tagesprogramm schaffen.
Ich bin sehr gespannt, ob ich mich mit Bangkok noch versöhne.
Sawadie khrap, Ihr Lieben!
Euer Gerald
P.S.: Heutiges Rätsel: Auf welcher Etage wohne ich, wenn ich Zimmer 1430 habe? Und warum ist das so? 🙂
* P.P.S.: Während der Besatzungszeit bekamen die Buddhas in Laos plötzlich lange Nasen… Blasphemisch und pc-inkorrekt vielleicht: wäre das gleichzusetzen mit einem schlitzäugigen Jesus bei asiatischer Besatzung?
Es ist, liebe virtuell Mitreisende, sehr schwer, nach einem Tag voller Erlebnisse auf die Zwischentöne einzugehen, auf das „nebenbei“ erfahrene, das doch so wichtig ist, wenn man damit beschäftigt ist, das Tagesprogramm zu schildern und Fotos auszuwählen.
Daher jetzt hier – nach fast drei Tagen – in ungeordneter Reihenfolge Dinge über Laos, die ich erfahren habe, sei es durch eigenes Erleben oder durch Erzählungen der Reiseleitung:
Eine Lehrerin verdient in Laos etwa 50 Dollar im Monat. Lairs Frau ist eine davon. Polizisten verdienen laut Internetrecherche ca. 400 Dollar. (Kein Fakenewscheck!)
Die Chinesen investieren sehr viel in Laos (Bananenplantagen, Eisenbahnbrücken, Im-/Export, Transport etc.). Aber nicht immer zum Wohl der Laoten, die sich z.B. ihren eigenen Fisch aus dem Mekong nicht mehr leisten können. Das Kilogramm Fangfisch kostet 10 Euro, Zuchtfisch gibt es für 2 (bitte mit dem Gehalt der Lehrerin in Bezug setzen). Auch werden viele Laoten krank vom Mekong, in das alles gespült wird, was nicht im Land verbleiben soll. Da es keine Krankenversicherung gibt, sterben viele schon an den simpelsten Krankheiten. Aber auch der Animismus trägt seinen Teil dazu bei. Man verlässt sich gerne auf Geister.
Verkehrsregeln gibt es womöglich. Nein, bestimmt. Aber niemand hat davon gehört. Der mit den besseren Nerven setzt sich durch. Oder aber beide gehen drauf, wenn die Nerven gerecht verteilt sind. Helmlose Mütter halten mit einer Hand das Mopedlenkrad und mit der anderen das Baby. Die proportionale Zahl der Unfalltoten ist trotzdem erstaunlich moderat.
Es gibt unglaublich viele Drogentote. Nicht, weil die Laoten so verzweifelt sind, sondern die Drogen so billig. Es wird allerdings wohl nun auch höheren Ortes bemerkt, dass die Zahl der toten Ausländer exorbitant steigt, die sich im Rausch oder durch miese Ware töten. Und das ist schlecht für den Ruf des Landes.
Ja, es ist einiges faul im Staate Laos. Aber es gibt auch positives zu berichten:
Laos ist auf einem guten ökotouristischen Weg. Es gibt zahlreiche kommunale Projekte, die nachhaltigen Tourismus fördern und fordern. Gutes Beispiel sind die noch traditionell produzierenden Dörfer.
Die Kriminalitätsrate (wenn man von Drogenabusus absieht) ist recht gering. Ach ja, von Verstößen gegen die Straßenverkehrordnung reden wir dann auch nicht.
Der Laote an sich (PAUSCHALISIERUNGSWARNUNG!) ist ein sehr gelassener, höflicher und hilfsbereiter Mensch. Ich mag diese Menschen sehr! Viel Glück hört sich so an wie „Sok di döö“. Ist das nicht wunderbar?
Das laotische Essen ist ein wunderbares. Lecker und leicht. Daher sind die Menschen hier auch so lecker und leicht. 🙂 Mal ehrlich, wer wäre nicht lieber ein Fisch in Zitronengras, als eine Bratwurst im Schweinsdarm? (übrigens: ich darf das sagen….)
Es wird viel gelacht! Und das miteinander und nicht übereinander. Wobei man nicht schnell beleidigt sein darf. Denn zu den 5 buddhistischen Geboten gehört Ehrlichkeit. Wenn also Lair auf dem Boot zu unserer Gruppe sinngemäß sagt, dass wir für alte Leute echt fit sind, dann soll man sich freuen und sich nicht über die „alten Leute“ ärgern.
Die Familie passt aufeinander auf. So gut es eben geht. Man wohnt nicht zur Miete, man wohnt mit der Familie.
Man kann noch über viele Dinge nachdenken. Aber es ist halt ein Land, in dem vieles möglich ist und vieles unmöglich. Nach jeder Regenzeit sind die Straßen hinüber. Aber selbst in Laos weiß man vom BER und man lacht darüber (man lacht halt gerne). Wie kann das sein, wenn die Natur unschuldig ist? Nun, es gibt eben auch die Natur des Menschen. 🙂
Heute war große Flussfahrt angesagt. Wir bestiegen nach dem Frühstück und kurzer Fahrt mit unserem Van eines der typischen Passagierboote auf dem Mekong, um mehrere Ziele abzuklappern. Aber erst einmal ließen wir uns zwei Stunden nur treiben. Morgens ist es bisher immer sehr diesig und neblig und kurz vor Mittag klart es auf. Dieses Diesige gibt dem Fluss eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Unsere erste Station war das Dorf Ban Xang Hai, wo wir dort gebrannten Reiswein und -Schnaps, genannt lao lao, verköstigten und über die Herstellung aufgeklärt wurden. Gerne wird dieses Erzeugnis zusammen mit Schlangen oder Skorpionen in Flaschen abgefüllt. Und gerne hätte ich jedem von Euch ein Fläschchen mitgebracht, aber leider scheint die Einfuhr nach Deutschland nicht gestattet zu sein. Dabei handelt es sich um eine Allroundmedizin. (Buddhisten sollen nämlich nicht trinken, aber wenn es doch Medizin ist….)
Im Dorf gibt es neben den Brennereien auch Webereien. Es werden Schals, Decken, Kleidungsstücke in traditionellem laotischen Stil gewebt. Zudem bekommt man einen Einblick in das traditionelle Dorfleben. Das nun natürlich als Touristenattraktion eine etwas veränderte Tradition hat. Aber trotzdem sehr sehenswert und lehrreich. Und halt traditionell.
Unsere nächste Station war der Elefantenpark Ban Phanom, wo wir eine doch recht lange Zeit… ja, recht lange trifft es… einen Elefantenritt unternahmen. Ehrlich: das ist nicht meine favorisierte Fortbewegungsmethode. Das geht auf den Rücken. Den des Elefanten und den meinen einen. Aber mit den grauen Riesen in den Mekong zu waten und die abschließende Fütterung, das hatte wirklich etwas. Elefanten fühlen sich sehr interessant an und sind sehr zutrauliche Tiere. Mein Elefantenführer hat während des Parcours und der Fütterung übrigens 1726 Fotos gemacht. Wie ich die alle aussortieren soll, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich bekommt Ihr die beim Diaabend einfach alle zu sehen!
Vom Elefantenpark fuhren wir weiter stromaufwärts zu den Höhlen von Pak Ou, einem Wallfahrtsort mit einer oberen und einer unteren Höhle. In beiden befinden sich sehr viele Buddhas, die entweder zum Neujahrstag oder aus bittstellerischen Gründen dorthin gebracht wurden. Für die obere Höhle waren wieder einige Stufen zu bewältigen. Diese Reise ist kein Urlaub, sie ist ein Boot Camp! 🙂
Wieder stromabwärts besuchten wir erneut Ban Phanom, aber diesmal das Dorf, wo man Papier aus Maulbeerbaumfasern schöpft und auch wieder webt, aber vorrangig mit Seide aus eigener Seidenraupenzucht. Für die Produkte muss man hier einige Kip, das ist die laotische Währung, lassen, denn die Herstellung ist aufwändig und langwierig.
Zum Abschluss fuhren wir von Ban Phanom nach Luang Prabang zurück, um dort den nach Ansicht von Lair schönsten Tempel der Stadt zu besichtigen, den Wat Xieng Thong. Und er ist wirklich sehr schön. Neben dem schon besichtigten Prabang-Buddha und dem Smaragd-Buddha in Bangkok liegt hier der dritte heilige Buddha in einem Schrein, der aber verschlossen ist.
Am Abend hatten wir dann frei. Da ich verkündete, ich wolle mal nach eigenem Tempo den Ort erkunden, beschlossen die Anderen, im Hotel zu bleiben und dort zu essen. Ich hingegen fuhr mit dem Shuttle-TukTuk des Hotels noch einmal nach Luang Prabang, um zu gucken, was neben dem Nachtmarkt dort so los ist.
Nun ja, alles ist sehr schön hergerichtet, mit Lampions und Wimpeln, es gibt viele, viele Restaurants und Nippesläden, aber an sich ist alles sehr touristisch und sehr überlaufen. Ich aß dann gegenüber des Santi-Stadthotels Spring Rolls und gebratenen Mekong-Fisch, erstand noch eine Flasche Wein und kehrte ins Hotel zurück.Der Fisch war nicht wirklich meins, aber die Frühlingsrollen waren wunderbar und hätten als Hauptmahlzeit auch gereicht.
Morgen werden wir um 9 Uhr früh eingesammelt, fahren noch über einen Markt, um anschließend am Flughafen die Rückreise nach Bangkok anzutreten, wo wir die nächsten drei Tage verbringen werden. Guads Nächtle und bis bald,
Euer Gerald
P.S.: Des Rätsels Lösung…
P.P.S.: Noch ein Rätsel… Wer findet den Marketingtrick?
Nach einer sehr guten Nacht mit nur einer Wachphase startete der Tag mit einem guten Frühstück. Ich hatte alles, was ich brauchte und das Rührei wurde frisch vor meinen Augen zubereitet. Der Obstsalat ist hier etwas exotischer als sonst, mit Papayas und Pitahayas, aber dennoch oder gerade deswegen lecker.
Unser neuer Reiseleiter heißt Lair, der Fahrer Phat war der von gestern. Sie führten uns als erstes zum Nationalmuseum, das im früheren Königspalast untergebracht ist. Im dazu befindlichen Tempel steht der Buddha Phra Bang, der nicht fotografiert werden darf, da er heilig ist. Diese Figur wurde Laos wohl von den Kambodschanern geschenkt.
Anschließend besichtigten wir den Palast, wo Lair uns auf viele Kleinigkeiten aufmerksam gemacht hat. So hat er über die letzten drei Könige infomiert, zwei davon von Besatzers Gnaden. Der Palast ist bescheiden, aber sehr sehenswert, insbesondere die Haupthalle mit ihren Spiegelfiguren. Leider war auch hier fotografieren verboten. Aber es war auch sehr voll, da war das vielleicht ganz gut so. Überhaupt ist hier einiges los, was Tourismus angeht. Sehr viele Chinesen, die bei den Laoten nicht so wirklich beliebt zu sein scheinen, und Franzosen.
Vom Palast aus erklommen wir 329 Stufen zum Phou Si, wo der That Chomsi steht, eine Stupa (ein Reliquienturm), von der man einen grandiosen Blick auf das Palastareal, den Mekong und den Nam Khan hat, einem Nebenfluss des Mekong.
Auf der anderen Seite stiegen wir wieder hinab, an den Wochentag-Buddhas vorbei, über einen Vat mit dem Fußabdruck Buddhas (geschätzte Schuhgröße 256 1/2) bis wir am Ufer des Nam Khan landeten. Es gibt Dutzende Arten von Stellungen für Buddhafiguren. Ein stehender Buddha mit beiden Handflächen nach oben vor der Brust steht auch für Montag. Der liegende Buddha, der auch den sterbenden Buddha repräsentiert, steht für den Dienstag. Usw. usf.
Am Ufer aßen wir im Restaurant Tamarind ein leckeres Mittagessen (bis auf die Koriandersuppe!), um dann ca. 30 Kilometer nach Tad Kuang Xi zu fahren, einem mehrstufigen Wasserfall. Wir dachten noch, wie nett, da hat man Ruhe und frische Luft und Idylle…. Weit gefehlt! Touristenattraktion Nummer 2 scheint das zu sein. Rammelsvoll. Aber trotzdem sehr schön. Es gibt dort auch eine Schwarzbären-Auffangstation.
Oben angekommen bieten sich schöne Ausblicke.
Wir wurden zum Hotel zurückgebracht, wo wir anderthalb Stunden für uns hatten. Ich habe Bilder hochgeladen und geduscht. Um 18 Uhr ging es dann wieder in die Stadt, wo wir im Riverside Sunset aßen, dass durch einen ungeplanten Besuch Barack Obamas einige Berühmtheit erlangte. Er beschloss zum Entsetzen seiner Security, dort Kokosmilch zu trinken. Es war wieder sehr lecker, aber diesmal sehr mild, was wir alle zur Abwechslung auch mal nett fanden.
Letzter Tagesordnungspunkt war der tägliche Nachtmarkt. Wir erhofften uns ein buntes Treiben mit Straßenimbissen, Kunsthandwerk und landestypischen Lebensmitteln. Leider ist es aber ein eher auf Touristen ausgerichtetes, seeeehr großes Souvenirgeschäft mit nur wenigen anderen Elementen dazwischen. Aber sehr stimmungsvoll.
Jetzt ist es erst halb zehn, aber ich bin müde wie nix (Jetlag?). Morgen gibt es wieder Vollbespaßung, unter anderem mit einer ersten Flußfahrt.
Gute Nacht, Ihr Lieben, und vielleicht bis morgen!
Euer Gerald
P.S.: Laos ist das Land der Millionen Elefanten. Ich habe noch einen ins Land geschmuggelt.