Tag 11: Inspektion Colombo

(und schon wieder so ein blöder Wortwitz)!

Ihr Lieben,

da mosert der alte Mann erst, dass ihm das zu viele Seetage waren, aber kaum ist er an Land, ist es auch wieder nicht richtig. Wie das?

Das Schiff legte um 5 Uhr früh in Colombo an, das war mir dann doch zu zeitig, um dafür den Wecker zu stellen.

Mein Tourbus sollte die Ausflügler, die mit dem Tuk-Tuk die Stadt erkunden wollten, um 8 Uhr 45 zu den entsprechenden Vehikeln kutschieren. Zum Frühstück schaffte ich es nicht mehr, da ich mit meinem Handy kämpfte, auf dem ich die SIM-Karte für Sri Lanka und die kommenden Landungsziele einrichten wollte. Es klappte hinten und vorne nicht und salzige Tränen des Frustes tropften auf den Frisiertisch meiner Kabine. Ich ließ es dann auf sich beruhen und machte mich ausgehfertig. Da ich nicht wusste, ob wir tempeln würden, zog ich mich züchtig an, lange Hose, weites Hemd. Als ich am Ausgang des Schiffes heraustrat, traf mich die stehende Luft mit gefühlten 120% Luftfeuchtigkeit und 53°C Temperatur wie ein Faustschlag. Ab in den klimatisierten Bus! Puh, das kann ja heiter werden.

Wir fuhren ein wenig durch das Stadtzentrum, das einigermaßen nah am Hafen liegt, und erhielten auf unserer Fahrt zum Umsteigepunkt schon einige Informationen über Sri Lanka und Colombo. Achi hieß unsere charmante Reiseleiterin, die ein wunderbar verständliches Englisch sprach.

Colombo hat eine Skyline! Und viele interessante andere Ansichten.

Bei den Tuk-Tuks angekommen hieß es, je zwei Personen pro Gefährt. Da ich der einzige Single war, gesellte sich Achi zu mir. Das war natürlich perfekt: Die kompetente Reiseleitung direkt neben einem! Wir fuhren fast zwei Stunden durch Colombo, machten hier und da einen Fotostop und liefen auch mal einen kurzen Weg durch einen Park, wo gerade ein riesiges Pfadfindercamp residierte. Ungelogen, es handelte sich um mehrere tausend Jungen, die zwischen hunderten von Zelten umherwuselten. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Gibt es bei uns eigentlich noch Pfadfinder? Ich kenne die eigentlich nur aus Donald-Duck-Comics und aus amerikanischen Filmen, wo pausbäckige Mädchen Erdnussbutter-Kekse an den Mann bzw. die Frau bringen sollen. Ein zweiter Ausstieg mit kurzer Freizeit war am Monument zum Unabhängigkeitstag möglich.

Also, leider ist ein Tuk-Tuk für eine Besichtigungfahrt nicht das geeignete Transportmittel für großgewachsene Personen. Ich musste, wenn ich etwas sehen wollte, auf das Achi mich hinwies, mein Kinn auf meine Knie legen und mich im 45-Grad-Winkel nach vorne fallen lassen. Achi bot mir an, sie würde Fotos mit meinem Handy machen, wenn die Sehenswürdigkeit zudem auch noch auf der falschen Seite zu sehen war. Sie ging dabei mit einer Unbekümmertheit vor (indem sie z.B. das nigelnagelneue Handy mit einer Hand etwa zwei Meter weit aus dem Tuk-Tuk hielt), dass mir der Angstschweiß an den Schläfen herunterperlte. Apropos Angstschweiß: Der Fahrstil hier im srilankischen Linksverkehr ist gut mit Freistil umschrieben, wobei auch der Einsatz der Hupe nicht zu kurz kommen darf.

Unser Fahrer war ein Herr in meinem Alter, der so ziemlich alles von mir wissen wollte, den ich aber leider sehr schlecht verstand. Ich scheine in den meisten Fällen richtig erraten zu haben, was er zu wissen wünschte, denn nur wenige Male schaute er mit hochgezogenen Augenbrauen in den Rückspiegel, da meine Antwort ganz offensichtlich nicht zu seiner Frage passte.

Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten von Colombo habe ich wahrscheinlich irgendwie wahrgenommen, aber am Schiff angekommen erstand ich nur noch ein paar Kühlschrankmagneten und beschloss, den von mir naiverweise als entspannt eingestuften Fußrundgang nicht anzutreten. Ich zog mich um, setzte mich an Deck und war nach zwei Minuten durchgeschwitzt. Wie wäre es mir auf einer kleinen Wanderung ergangen? Zumindest wäre ich möglicherweise auch noch auf andere Art und Weise klatschnass geworden, denn gegen 17 Uhr fing es an zu schütten, zu blitzen und zu donnern wie bei einem Weltuntergang. So also sieht es in den Zeiten des Monsuns hier aus. Tokio Hotel wären begeistert gewesen.

Beim Mittagessen richteten mir meine bezaubernden Digital Natives übrigens die eSIM ein. Es lag nicht komplett an meiner Blödheit, dass ich das morgens nicht hinbekommen hatte, es lag auch ein bisschen an meinem blöden Handy bzw. am Schiffs-W-LAN.

Mit den Beiden traf ich mich dann spätnachmittags auf der Ausblickbar, die je nach unserer Laune HimmelunÄd oder auch Himmeldieberge heißt. Ich müsste tatsächlich nachsehen, wie sie wirklich benamst ist.

Anschließend speisten wir zu fünft heute zu fast aller Zufriedenheit im Atlantik Mediterran, um uns dann in Showbesucher und Aufdeckbleiber aufzuteilen. Da ich die großartige Terri Green ja schon gesehen hatte, plauderte ich lieber am Pooldeck mit anderen Mitreisenden und mit einigen Offizieren. So bekommt man mal eine andere Sicht auf das Bordleben.

Es gab wieder diese sehr pompöse Ausfahrmusik. Ich lernte, dass sie von „Unheilig“ stammt, der/die ja mal einen großen Hit hatte(n). Irgendwie mag ich ja dann doch die eher klassisch orchestrierten Stücke anderer Reedereien lieber.

Auf dem Pooldeck gibt es einen dem Regen trotzenden Umlauf, da gab es einen Weihnachtsmarkt. Die gebrannten Mandeln sind super! Die Weihnachtsstimmung an Bord ist spürbar, aber für Weihnachtsflüchtlinge wie mich erfreulich dezent. Hier muss man das Entertainment-Management mal ausdrücklich loben!

Wie soll ich den Tag zusammenfassend beschreiben? Es fällt mir nicht leicht. Für das Klima kann niemand etwas, die Reiseleitungen geben ihr Bestes und an Bord wird sich nach Kräften bemüht. Mein erster Eindruck von Colombo ist nicht der schlechteste. Ich habe nur andere Mitreisende beneidet, die einen ausführlichen Tempelbesuch hatten, die wiederum mich wegen der tollen Tuk-Tuk-Fahrt beneideten. Hier zeigt sich wieder das generelle Problem von Kreuzfahrten: morgens hin und abends weg ist natürlich ein bisschen knapp für eine fundierte Landeskunde.

Colombo ist eine weitere Visite möglicherweise durchaus wert. Vielleicht, wenn nicht gerade Monsunzeit ist.

Morgen sind wir in Hambantota. Wie ich finde: ein Name, der geradezu nach einem Gedicht schreit!

Vielleicht schreibe ich ja eins.

Liebe Grüße, Euer Gerry

Nach Bordbäcker und Barkeeper eine weitere Jobperspektive: Tuk-Tuk-Fahrer

Tage 7 bis 10: Die ersten vier Seetage

Ihr Lieben,

die gefürchteten Seetage. Haben sie mich irre gemacht? Tagelanges Glotzen auf das Meer und kein Land in Sicht? Keine Ausflüge, quasi gefangen an Bord? Nun, ich nehme es vorweg, ich habe es überlebt.

Ich habe zwei der Spezialitätenrestaurants und zwei Cocktailworkshops besucht, Brot gebacken, gelesen und gefressen, gepichelt und gefaulenzt.
Und da mein Schiff 5 ja nicht Kolumbus‘ Niña ist, kam es auch zu keinen klaustrophobischen Aus- bzw. Anfällen.

Am ersten Seetag musste ich ja bekanntlicherweise erst einmal ausschlafen, da mich der Disco-Besuch etwas mitgenommen hatte. Ich ging spät brunchen, lümmelte den ganze Tag herum, las, legte mich mal kurz hin und schlief dabei ein. Ich verpasste mindestens zwei Veranstaltungen, die ich eigentlich hatte besuchen wollen.

Am Abend hatte ich eine Reservierung im Spezialitätenrestaurant „Schmankerl“. Es ist eins der drei Exklusiv-Restaurants des Schiffes, was heißt, dass man zur Kasse gebeten wird. Ich hatte aber auf Anraten kreuzfahrterfahrener Nachbarn einen sogenannten Gourmet-Pass gebucht, der einem den (fast) kostenfreien Besuch aller drei Restaurants ermöglicht. (Fast)? Ja, denn ich startete mit einem österreichischen Sekt, der schon mal nicht im Preis inbegriffen war. Das fing ja gut an, ich nahm ihn aber trotzdem und er war auch wirklich lecker! Es folgte eine Jausenplatte, oder wie auch immer das heißen mag, als Gruß aus der Küche. Als Vorspeise gab es Gröstl, das bestellte ich wegen des lustigen Namens, das war eine Art Bauernschmaus. Das Hauptgericht war eine halbe Ente, die eher Richtung Dagobert als Donald ging, aber Klöße, Rotkohl, Apfelchutney und Soße waren der Hammer! Den Abschluss bildete Kaiserschmarrn, den ich bis dato tatsächlich (soweit ich mich erinnere) noch nie gegessen hatte. Ist halt eine sehr mächtige Eierspeise. Einen Schnaps gönnte ich mir auch noch, weil ich wissen wollte, was Zirbe wohl bedeuten könnte. Naja, es schmeckt, als würde man in einen besoffenen Tannenzapfen beißen und ich brauche einen solchen nicht wirklich noch einmal. Aber insgesamt hat das „Schmankerl“ einen sehr guten Eindruck hinterlassen, nicht auch zuletzt wegen des guten Zweigelt (eine österreichische Traube) und des netten Services.

Am Abend ging ich ins Theater, wo es eine nette Akrobatik-Show gab, danach besuchte ich auf je ein Getränk noch die beiden Hauptbars im Schiffsinneren: Die TUI-Bar und die Schaubar. Ganz ehrlich: Wenn man sich mal ein paar Tage in solche Bars hinsetzt, hat man Stoff für seitenweise Realsatire. Ernst Jandl hat mal auf einer Lesung erzählt, wie er auf sein Gedicht über den Südostbahnhof (16 Jahr‘ heißt es) gekommen ist: Er hat einfach Gespräche belauscht und aus Fetzen daraus dieses Stück berühmte Lyrik geschaffen. Was hätte er wohl für poetische Perlen aus Kreuzfahrtgesprächen herausholen können?

An Seetag 2 war ein Cocktailworkshop angesagt. Ich habe ja meine eigene kleine Cocktailseite hier, die aber quasi brach liegt, da ich fast alles aus meinem Repertoire schon veröffentlicht habe. Aber wir fangen an mit den anderen Aktivitäten, die diesen Tag bestimmten. Nachdem ich an Seetag 1 meinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen hatte, war ich um 8 Uhr schon beim Frühstück. Ich besuchte einen Vortrag über Indien (ich überlege, in 2025 eine Rundreise zu machen), der war super, der Bordlektor ist ein wirklicher Vortragsartist, schaute mir die Präsentation des Ausflugsbüros über Malaysia an, was Langkawi und Penang angeht (hier würde den Vortragenden etwas mehr Souveränität nicht schaden) und las auf meinem Balkon weiter in einem von einem Nachbarn seit langer Zeit geliehenen Roman über Thomas Mann. Leider darf man auf den Balkonen rauchen. Ich hätte mir hier gewünscht, dass z.B. an Backbord die Nichtraucher und an Steuerbord die Raucher hausen. Meine direkten Nachbarn quarzen scheinbar nicht, aber irgendwoher zieht es dann doch in meine Kabine, was mir nicht erlaubt, die Balkontüren lange geöffnet zu lassen bzw. mich selbst auf dem Balkon aufzuhalten. Wenn wir schon bei den Rauchern sind: Sie halten sich auch nicht immer an die Abtrennungen bei den Deckbars. Da wird dann auch mal im Nichtraucherbereich eine Zigarre gequalmt. Mitreisende haben übrigens von einem Mann berichtet, der barfuß in Speedos das Buffet-Restaurant besuchte. Niemand griff ein! Ehrlich, das ginge besser. Dem sollten die Servicekräfte Einhalt gebieten dürfen.

Während ich auf dem Balkon noch haderte, ob ich dem Qualm trotze, hupte das Schiffshorn für ein neugebackenes Ehepaar. Die Hochzeit, die ich zuvor schon einmal erwähnte, fand nämlich mit einem Tag Verzögerung heute auf hoher See statt. Die Braut sah ich später noch im Brautkleid über die Flure huschen.
Ich las dann im Bett weiter und Ihr ahnt es schon: Gerry im Bett = wilde Party!? Geschenkt, ich penne dann einfach ein! Gottseidank stelle ich ja den Wecker für Bordaktivitäten, damit ich daran denke und sie nicht verpasse.

Kommen wir zum Cocktail-Workshop: Der Bar-Supervisor selbst war unser Lehrer. Nur 10 Personen nahmen teil, was allen  ermöglichte, tatsächlich hinter der Bar einen oder zwei Drinks zu mixen. Ich habe leider gegen die anderen Teilnehmer mit meinem Gespür für Mengen ein bisschen abgeloost! Schreibt man das eigentlich so? Aber hat Spaß gemacht und ich freue mich auf den zweiten Teil des Kurses. Jeder hat ein Cocktailglas geschenkt bekommen, dass Hurricane oder Cyklone genannt wird. Braucht jemand so etwas? Ich werde möglicherweise im zweiten Cocktailkurs ein weiteres erhalten…

Zum Abendessen verabredete ich mich mit dem Moderatorenpärchen, die sich früh treffen wollten, da sie gute Sitze bei der Abendshow haben wollten. Ich bat sie, noch früher zu kommen, da ich am Kunstquiz teilzunehmen wünschte, da ich – ich behaupte mal, ich kenne mich mit Kunst gut aus – einen Gutschein für die Galerie gewinnen wollte. Was soll ich sagen?, das Essen war wieder ein zähes Unterfangen. Bei mir war fast alles OK (nur die angeblich korianderlose Suppe bestand aus fast nichts anderem), aber einer meiner Begleiter bekam erst das falsche Essen, dann ein anderes in eiskalt…. usw. usf.
Mit Ach und Krach schafften wir es zum Quiz. Wir drei belegten dann die ersten drei Plätze, obwohl es fast gar nicht um Kunst ging. „Dieses berühmte Bild von Salazar Rippendorf zeigt ein Auto. Wann wurde Michael Schumacher geboren?“. Jessas! Wer soll denn so etwas wissen? Ich dachte, die fragen nach dem richtigen Namen von El Greco oder dem Architekten des Petersdoms!
Als die Gewinne bekannt gegeben wurden, kam mein Name zuerst auch nicht vor. Aus verletztem Stolz heraus sprach ich die Galeristin an, es könne nicht sein, dass ich so viele Fragen falsch beantwortet hätte. Tatsächlich hat sie meinen Antwortbogen nicht richtig gecheckt. Ich bekam dann auch einen Gutschein.

Wir liefen ins Theater, da trat das mir bisher nicht bekannte Terri Green Project auf. Die Sängerin hat wohl mal einen Nummer-1-Hit gehabt, der mich aber schwer an einen Barry-White-Song erinnerte. Ist aber egal. Leute, was hat diese Dame mit Ihrem Saxofonisten, der auch die Klaviatur des Flügels beherrschte, für Stimmung gesorgt. Selbst der Onkel Gerry ist vom Sitz gesprungen! Das war ein mehr als gelungener Auftritt! Das Publikum hat sich – zu Recht – wirklich mitreißen lassen.

Wir trafen uns dann noch mit weiteren Bord-Bekannten in der Theater-Bar und das war dann ein sehr schöner Abschluss des Abends!
Heute Nacht werden die Uhren ganz merkwürdig umgestellt. Sri Lanka ist in einer Zwischenzeitzone. Man hat sich entschieden, diesen Zeitzonensprung mit anderthalb Stunden festzulegen. Hm.
Inzwischen sind wir so auf hoher See, dass ich nicht mehr weiß, zu welcher Heimzeit ich jetzt eigentlich zu Bett gehe.

Bevor ich dann morgen die Ereignisse des dritten Seetags zusammenfasse, muss ich noch von einem Schreckmoment berichten: Vietnam Airlines schickte mir eine WICHTIGE Nachricht bzgl. meines Heimflugs. Ich hatte fast einen Herzstillstand. Aber sie haben den Flug nur um 30 Minuten nach vorne gelegt. Was mir so etwas von egal bzw. wirklich recht ist, das es meinen Aufenthalt in Hanoi auf 7 Stunden 30 verkürzt.

Seetag Nummer 3 plätscherte so vor sich hin. Ich schlief lange, man hatte uns ja mit der Zeitumstellung ein paar Stunden Schlaf gestohlen und frühstückte wieder ein frühes Mittagessen. Um 15 Uhr begab ich mich dann zum gebuchten Brotbackkurs: Wie wird das bordeigene Artisan-Brot hergestellt? Der Chefbäcker erklärte es uns höchstpersönlich und jeder durfte einmal Teigfalten üben. Das streng gehütete Geheimrezept werde ich dann zuhause durchaus mal ausprobieren; es ist jetzt kein Wunderbackwerk, hat aber eine super Kruste. Gelernt habe ich übrigens auch noch den ein oder anderen Kniff. Während unseres Kurses keifte eine aufgebrachte Dame, sie verlange ein Brot zu kaufen. Man erklärte ihr, dass dies nicht ginge, da in Singapur keinerlei Lebensmittel in das Land eingeführt werden dürften und man daher den Brotverkauf gestoppt hätte. Die Dame bestand weiterhin darauf und erläuterte ihrerseits, dass sie das Brot ja auch an Bord esse. Jetzt kommt der irritierende Teil: Dieses Brot liegt überall für umme herum und sie könnte sich, wenn sie wollte daran totfressen! Verstehe einer die Mitreisenden… Der Bäckereichef hat übrigens zwar gute Tipps gegeben, aber seinen asiatischen Mitarbeiter an der Backstation in Gegenwart der Kursteilnehmer sehr von oben herab behandelt. Ob das Not tut?

Ich nahm mir mein Buch mit in die Vorderdecklounge und las, bis meine geschätzten neuen Freunde zu einem Schwätzchen auftauchten. Wir glühten schon einmal für das Ereignis des Abends vor: Das Essen in Tim Raues Spezialitätenrestaurant „Hanami“, dessen Besuch für die Käufer des Gourmetpakets plus inkludiert ist. Naja, wenn nach einem Kauf noch von inkludiert sprechen darf.

Wer mich kennt, weiß es: Ich bin kein Sushi-Apologet. Langweiliger, pappiger Reis mit ungewürztem Fisch oder Gemüse. Ich war daher etwas zurückhaltend, was meine Erwartung betraf. Aber es entpuppte sich als ein schönes Event, wo die „Reisklumpen“ sich als sehr lecker herausstellten, die Suppe schön scharf, das Sashimi vom Rind gut und die Hanami-Ente ganz wunderbar waren! Die Puffreisbanane am Ende war dann okay. Die Bedienung war – insbesondere unsere total gut gelaunte weibliche japanische Servicekraft – klasse und mir hat es ausnehmend gut gefallen. Ich hatte auch Glück mit meiner Bestellung, das muss man sagen. Einige Gerichte meiner Tischbegleitungen waren zwar wohl  genauso lecker, aber deutlich übersichtlicher.

Man beschloss, zur Schlagerparty am Pool zu ziehen. Ich beschloss, dies nicht zu tun und ging erst einmal kurz auf die Kabine. Ach, dachte ich, warum nicht zum Pool? Ich fuhr wieder hinauf und als die Türen sich öffneten und eine wild zuckende Menschenmasse „Cordula Grün“ mitgrölte, war ich von meiner kurzen Verirrung geheilt.
Ich setzte mich in die TUI-Bar, wo sich zwei andere Passagiere, die ich kurz schon einmal kennengelernt hatte, sich zu mir gesellten. Ein pensionierter Lehrer mit seinem gehörlosen Freund. Wir unterhielten uns, wie konnte das passieren, über unsere Reisen. Kreuzfahrtler sind in der Regel einfach Menschen, mit denen man sich immer unterhalten kann. Jeder hat seine Geschichten erlebt, die er gerne teilt.

Kurz noch ein kleiner Ausflug in das Wettergeschehen. Es regnet inzwischen auch mal auf hoher See und der ein oder andere Blitz erhellt den Himmel. Das Schiff schaukelt zuweilen arg und es wird schwüler und schwüler, die Luftfeuchtigkeit heute lag bei 80%. Und das bei Temperaturen von über 30°C. Erste Ankündigungen über die Bordlautsprecher infomieren die Passagiere, dass z.B. bestimmte Desserts nicht mehr zu haben wären, da sie vor Erreichen der Vitrinen schmelzten.

Apropos Lebensmitteleinfuhrverbot: Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass ich die in Dubai gekauften Süßigkeiten auch nicht nach Hause (in diesem speziellen Fall in mein Hotel in Singapur) mitnehmen darf. Ich müsse sie vorher verzehren. Na klasse! Ich plane, auf dem nächsten Seetage-Parcours einen Verzehr mit meinen sehr netten Mitreisenden.

Ich gebe zu, dass Seetag 4 mich anfangs ratlos auffand: schon wieder Essen, Trinken, Glotzen und irgendwie den Tag rumbringen? Zudem war heute das vorbezahlte, doch recht preisintensive Internet fast ganztägig nur sporadisch verfügbar. Damit fiel Zeitunglesen oder mit Daheimgebliebenen quatschen außen vor. Aber auch dieser Tag ging rum, und das ist auch den vielen netten Mitreisenden zu verdanken, mit denen ich geplaudert habe, insbesondere meiner Männerrunde vom zweiten Schiffstag. Man trifft sich hier und da, klebt aber nicht aneinander, und freut sich dennoch, wenn man sich trifft. Ralf, das geht jetzt mal an Dich: Zum ersten Mal verstehe ich, wie Deine Gran-Canaria-Gang funktioniert!

An Aktivitäten war der Tag auch wieder nicht arm. Ich besuchte einen Vortrag, hatte meinen Cocktailkurs für Fortgeschrittene (5 Teilnehmer! wir zauberten u.a. einen Negroni, einen Swimming Pool [Erika, erinnerst Du Dich an unseren Happy-Hour-Studenten-Plan?] und den berühmten Mai Tai), bestaunte einen Zauberer und langweilte mich leider etwas in einer Gruselshow im Theater, die ich besser gefunden hätte, wenn sie als das angekündigt worden wäre, was sie eigentlich war, nämlich eine Tanzeinlage in zerrupften Gewändern. Bitte nicht missverstehen, die Tänzer sind toll. Aber ich bin eben kein Fan von Hollywood on Ice. Dann lieber wirklich klassisches Ballett.

Das Abendessen vor der Zaubershow nahmen wir zu 7 Personen ein, denn es hatte sich noch ein Paar dazugesellt. Mit allen zusammen nahmen wir dann auch unsere mehr oder noch mehreren Absacker am Abschluss aller Shows in der Galerie-Bar ein. Ich fürchte, wir sind unangenehm aufgefallen, weil wir nach einer gewissen Wartezeit unsere Getränke dann an der Bar holen wollten, wo wir belehrt wurden, dass ja jemand zum Tisch käme. Ich versuchte zu scherzen, dass wir ja morgen früh auf unsere Ausflüge müssten, da war ich dann unten durch.
Kleine Exkursion zum Service: Man wartet hier am Platz ewig auf Getränke bzw. bekommt sie gar nicht. Daher hat sich eingebürgert, dass alle zur Theke latschen, um zu bestellen, so dass das Servicepersonal gar nicht die Chance hat, Tische zu bedienen. Ich kann nicht anders, als den Vergleich zu Phoenix zu ziehen: Dort ist eben nicht alles inklusive und daher wird versucht, möglichst viel Umsatz zu erzeugen. Du setzt Dich und der Kellner ist sofort am Tisch.

Hier ist quasi alles umsonst, möglicherweise sind daher die Kellner zum ignorieren angehalten? Mit einer solchen Politik täte sich TUI aber keinen Gefallen. Ich nehme es vorweg: Ich bin froh, dass meine nächste Reise wieder bei Phoenix ist. Es gibt bei TUI wirklich nette Bedienungen, aber der Hauptteil scheint gestresst und zeigt dies auch, durch offensives Augenrollen z.B. Und das sehen viele an Bord so. Ich tendiere eigentlich dazu, die Motzköppe nicht ernst zu nehmen. Leider sind sie nicht vollkommen im Unrecht.

Die Zaubershow war übrigens sehr nett (wer freiwillig auf die Bühne mitgeht, wird erniedrigt, das ist seit der Zerstörung Karthagos Usus, das weiß jeder, da darf man sich nicht wundern), der Abend mit meinen nun offensichtlich verbandelten Mitreisenden super. Ich bin sehr froh, dass es vor vielen Tagen keinen Einzelplatz für mich gab, und ich mit diesen lustigen, interessanten und gebildeten Menschen zusammenkam. S. hat heute mit dem Barpianisten der Galeriebar vierhändig gespielt. Das war wirklich ein Highlight.
Also, Ihr seht, Seetage kann man prima rumbekommen! Dennoch bin ich froh, dass ich morgen in Colombo wieder Land unter den Füßen haben werde. Wahrscheinlich fühle ich mich dann seekrank!

Übrigens: So viele Künstler und Mitreisende beschweren sich über starken Seegang. Bin ich gefühllos (jetzt bitte keine blöden Kommentare)? oder waren diese Zeitgenossen noch nicht in einem Zyklon unterwegs?
Ich jetzt weiß gar nicht, ob ich alles Erzählenswerte erzählt habe. Wirklich interessante Geschichten darf man ja – auch wegen einer möglichen Rückverfolgbarkeit – gar nicht preisgeben. Nicht aus rechtlichen, aber aus moralischen Gründen. Selbst Idioten oder Kotzbrocken haben ja ein Recht auf Privatsphäre. Daher nur noch eine kleine Schiffsanekdote, die exemplarisch für so viele steht, zum Schluss, bevor wir zusammen Colombo erkunden:

Mittags im Buffett-Restaurant Anckelmannsplatz saß ich am Nebentisch eines Pärchens, das gerade seine Vorspeisen verzehrte. Ich habe sie nicht durchgehend beobachtet, aber hörte, wie sie diskutierten, was sie denn wohl als Hauptgericht nähmen. Cut. Ich wurde wieder aufmerksam, als ein älterer Herr alles von deren Tisch auf einen anderen räumte, alles preußisch genau für vier Personen eindeckte und Platz nahm. Die vorherigen Tischinhaber kamen zurück und wunderten sich, dass dieser erobert war. Ich werde nie vergessen, wie zornentbrannt der Okkupant das Paar beschimpfte, dass halbvolle Gläser nicht als Platzhalter dienen könnten, wie dumm sie gewesen wären, nicht eine Tasche oder ein Brillenetui als Manifestation ihres Besitzanspruches hinterlassen zu haben… Leuteleuteleute. Ds Paar setzte sich einen Tisch weiter (der Saal war nur halbvoll!!!) und musste dennoch eine weitere Tirade über sich ergehen lassen (unverschämte Juggend und derart). Beim Weggehen sprach ich dem Paar mein Beileid aus und riet ihm – der Tisch war verlassen, aber voller Handtaschen, Fotoapparate und dergleichen – sich den Tisch zurückzuerobern, indem sie die Platzhalter einfach ins Meer schmissen.

Ja, das war ja jetzt doch mehr, als gedacht. Was man an vier Seetagen so alles erleben kann, will, darf und muss. Ich habe bestimmt wichtige Dinge vergessen oder belanglosem Quatsch einen viel zu hohen Stellenwert eingeräumt. Dennoch hoffe ich, dass Ihr meine Schilderungen mit Vergnügen verfolgt und Ihr mir auch weiterhin auf dieser Reise gewogen bleibt.

Bis morgen Abend, wenn ich von meinen ersten Eindrücken in Colombo erzähle.

Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Es gibt einen blauen Balkon, ist mir nicht geputzt genug. Daher gehe ich da nicht drauf. Die hauchdünnen Glasscheiben sind einfach zu dreckig… 🤣

P.P.S: Manchmal starrt mein Essen mich an:

Tag 6: Omannoman

Ihr Lieben,

hatte ich nicht erst gestern versprochen, keine blöden Wortwitze mehr zu machen? Und jetzt schon in der Überschrift? Naja, ich hatte mich versprochen.

Heute also der Oman, ein Sultanat mit absolutistischem Herrscher, der seit 4 Jahren auf dem Thron sitzt und dessen Namen kaum jemand bei uns kennt. Sein Vorgänger, Sultan Qaboos bin Said Al Said, der 49 Jahre und 11 Monate auf dem Thron saß, ist zu allgegenwärtig. Das ist wie bei Lissi und Charlie. Na, DER Charlie! Seht Ihr? Übrigens, der aktuelle Sultan heißt Haitham bin Tariq Al Said.

Ich stieg um 7 Uhr schon in die Pantoffeln und nein, keine Sorge, das ist keine Folge einer schweren Kopfverletzung, ich tat es, damit ich vor dem Frühstück die Einfahrt in den Hafen mitverfolgen konnte. Es hat immer etwas Erhabenes, wenn man auf eine Stadt zugleitet. Und ja, auch heute war es wieder sehr schön.

Ich erwähnte ja letztlich im Zusammenhang mit Albanien  schon, dass Vorstellung und Wirklichkeit manchmal ziemlich auseinanderklaffen. Den Oman, speziell Muskat, hatte ich mir auch ganz anders vorgestellt. Irgendwie wie Alexandria in kleiner oder Moroni auf den Komoren in groß. Beides trifft gottseidank nicht zu. Die Freundin des Vaters einer Freundin ist begeistert von diesem Land, eine Kollegin samt ihrer Tochter wollen hier nicht tot überm Zaun hängen. Aber was findet man denn nun tatsächlich an?

Nach dem Frühstück begab ich mich zuerst in die Landausflugsabteilung, denn ich hatte inzwischen gelernt, das viele Sehenwürdigkeiten der Hauptstadt nicht besonders nah am Hafen liegen. Leider konnte ich meine Landbuchungen nicht mehr ändern und auch kein Zusatzprogramm am Nachmittag dazubuchen. Das ist jetzt aber nicht schlimm, denn das hatte ich bereits befürchtet.
So begab ich mich zu Bus 25, um mit Reiseleiterin Noof und ihrer Kollegin zu der gebuchten „entspannenden Dhau-Fahrt“ aufzubrechen.
Dhaus sind traditionelle arabische Schiffe und Muskat, so sagt man, ist insbesondere vom Meer aus besonders sehenswert.
Wir erhielten einen ersten Eindruck von der Stadt, als wir zum Anleger etwa 20 Minuten außerhalb des Hafens fuhren. Alles ist sehr sauber, schick und von schlichter Eleganz. Vieles ist relativ neu (das Opernhaus, der Sultanspalast), hat aber so gar nichts vom Protz und Blingbling Dubais.

Klar, der Oman spielt im Wettbewerb der Superlative auf der arabischen Halbinsel auch gerne eine Rolle. Größte Yacht, Titel verloren, noch größere Yacht musste her. Drittgrößte Moschee, Titel strittig, deswegen wenigstens größter Kronleuchter in einer Moschee.
Der Oman hat Öl. Und ist somit nicht arm. Hier ist alles sauber, nett, Blumenrabatte überall und die Autos sind teure Importware. Die Prestige-Neubauten des verstorbenen Sultans sind schlicht-pompös-elegant, wenn Ihr versteht, was ich meine. Erstaunlicherweise ist das Operngebäude nicht das teuerste an der Oper in Muskat. Sultan Qaboos wollte keine Ausländer im zugehörigen Orchester und ließ daher alle omanischen Mitglieder im Ausland für ein Heidengeld ausbilden. Und wer hätte noch nicht vom Great Operahouse Orchestra of Muskat gehört? Ich hätte es gerne live erlebt, aber wir ankern ja nicht über Nacht und wer weiß, ob es eine Vorstellung gegeben hätte.

Am Dhau angekommen stürmten die Mitpassagiere aus dem Bus auf das Boot, ich bildete das Schlusslicht. Auf den Sitzbänken fand ich keinen Platz mehr und bekam vom Bootsführer einen Liegeplatz auf dem Achterdeck zugewiesen. Das war seeehr bequem. Das Boot hatte etwas Schlagseite, so mussten ein paar Dicke (ich nicht, ich durfte liegenbleiben) mit Dünnen tauschen und die Seiten wechseln.
Die Fahrt war toll. Ruhig und tatsächlich, wie angekündigt, entspannend. Die Reiseleiterinnen unserer Tour hielten sich am Bug auf und so verstand ich nicht, was sie erläuterten. Aber der sehr nette Bootsführer, Sohn des Eigentümers der Flotte von Ausflugsdhaus, klärte mich über Sehenswürdigkeiten auf. Es gab kalte Getränke (Alkohol ist im Oman fast komplett tabu, daher gab es Sprite), Datteln, Kaffee. Einziges Manko an der Fahrt war, dass die Sonne vom Landesinneren aus auf Muskat schien und alles daher in einem verschwommenen Dunst lag.

Nach zwei Stunden Bootsfahrt landeten wir wieder dort an, wo wir abgefahren sind und wurden mit dem Bus zum Sultanspalast kutschiert, wo es einen sehr kurzen Fotostop gab. Der Sultan residiert dort angeblich nicht, es ist ein rein repräsentatives Gebäude für z.B. Staatsbesuche. Flugs ging es weiter zum Mutrah Souq, dem örtlichen Basar. Hier sollten wir 30 Minuten Zeit haben, bevor wir zum in Sichtweite liegenden Schiff zurückfahren sollten.
Kurzes Intermezzo: Man darf im Hafen nicht frei herumlaufen. Man muss auf Zubringerbusse warten, die zwischen Schiff und Hafeneingang pendeln. Es ist also nicht zwingend erforderlich, mit dem Touristenbus zurück zu fahren.
Ich erklärte also meinen Reiseleiterinnen, dass sie nicht auf mich warten sollten, ich würde noch umherlaufen, den Basar besuchen und mich dann selbst wieder zum Hafen begeben. Die Zeit sei ja viel zu kurz. Das Trinkgeld hatte ich schon in der Hand. Man erklärte mir, das ginge nicht, ich MÜSSE wieder zum Schiff mitfahren. Auf meine Frage, was denn passiere, wenn ich mich im Souk verliefe, wurde mir mitgeteilt, dass ich das ebenfalls nicht dürfe. Ihr ahnt es, es gab kein Trinkgeld.

Ich lief los, die Corniche von Muskat entlang, schaute dies und jenes an und verlief mich tatsächlich im Basar. Ich hätte nie im Leben in der kurzen Zeit zum Bus zurück gefunden. Und habe es dennoch an Bord geschafft. Juchee!
Es gab eine lange Schlange vor dem Eingang zum Schiff. Weihrauch ist ein beliebtes Mitbringsel aus dem Oman, es ist an Bord aus Brandschutzgründen aber verboten. Daher gab es so eine Art Drogenkontrolle, was aber auch angekündigt war. Passagiere müssen gekauften Weihrauch abgeben und erhalten ihn am Ende der Reise zurück. Das hat den Boardingprozess natürlich arg in die Länge gezogen. Ich hatte übrigens gar nichts gekauft, da mir auch hier die potenziellen Geschäftspartner mal wieder viel zu offensiv waren.
Nach einem kurzen Kabinenbesuch setzte ich mich an die Heckbar, wo mir die Lebensgschichte eines inzwischen im Ruhestand befindlichen Unternehmers zuteil wurde. Das war aber gar nicht so schlimm, wie es sich anhört, da er ein guter, wenn auch von sich ein wenig zu selbst überzeugter Erzähler ist.

Ich hatte nicht viel gefrühstückt, kein Mittagessen gehabt und so fand ich mich in der großen Büffet-Arena „Anckelmannsplatz“ ein, um ein paar Pommes, eine Scheibe Braten und Artisanbrot zu essen. Letzteres backe ich irgendwann hier in einem Kurs auf dem Schiff und wollte doch mal wissen, was ich da zusammenknete. Ich hoffe nur inständig, dass das in Kursen gebackene Brot nicht in den Umlauf kommt, denn man weiß ja nie, wie es um die Handhygiene der Hobbybäckerinnen und -bäcker bestellt ist.

Und während ich noch nach einem Platz suche, treffe ich auf L. und S. von gestern. Wir haben dann tatsächlich viel zu viel gequatscht, ich dabei dem Tischwein zugesprochen, bis mir einfiel, dass ich ja mal Tagebuch anfangen könnte.
So sitze ich jetzt auf dem Zimmer und berichte, während mich pausenlos Durchsagen der „Stimme des Schiffs“ bezüglich des Status verlorengegangenen Gepäcks und verschollener Passagiere erreichen. Diesmal soll British Airways Schuld sein. Ich bin so froh, dass ich eine eigene Anreise…. ach ja, ich erwähnte es bereits.
Jetzt geht es zum Ausguckdeck und anschließend zum Schnabulieren. Wir lesen uns dann gleich wieder.
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Vorm Restaurant traf ich dann den Herrenclub wieder und wir speiste wieder zusammen. Das W-LAN an Bord war komplett weg und somit waren auch die elektronischen Helferlein der Kellner nutzlos. Man musste die Bestellungen ganz klassisch notieren. Das hat wohl ein mittelschweres Chaos ausgelöst, denn wir warteten ewig auf das Essen und stellenweise war es dann auch einfach nur kalt. Es ist schon irgendwie irre, wie abhängig wir uns von der Technik machen.

Nach dem Essen begaben wir uns zur Pool-Bar, wo M. und R. mit ihrer heutigen Reisegruppe verabredet waren. Irgendwann war dann der eine Wein zuviel in mir drin, so fand ich mich gegen meinen Willen in der Borddisco wieder, wo ich sogar auch einmal für ein paar Sekunden das Tanzbein schwang.
Habe ich alleine zur Kabine gefunden oder wurde ich von der Bordsecurity dort hingebracht, weil ich zotige Lieder sang? Ich hoffe ersteres. Auf jeden Fall musste ich erst einmal laaange schlafen. Das ist bei Seetagen ja auch kein Beinbruch.

Apropos Seetage: Da eher wenig spannende Ereignisse zu befürchten sind, würde ich die vor der nächsten Anlandung, nämlich Colombo in Sri Lanka, zusammengefasst hier posten. Es sei denn, die jemenitischen Piraten kommen doch noch an Bord. Das wäre ja ereignisreich genug, um darüber zu berichten.

Also, wir lesen uns dann in ein paar Tagen wieder, würde mich freuen, wenn Ihr wieder reinschaut.

Liebe Grüße, Euer Gerry

Tag 5: Leinen los oder „Oh, große Freiheit!“

Jedes Ende eines Aufenthaltes ist der Beginn eines anderen… (Gerry ibn Gerry ben Gerry)

Ihr Lieben,

was kann man an Land unternehmen, wenn man ausschlafen möchte, an einer verpflichtenden Sicherheitseinweisung teilnehmen muss, frühstücken will und der Shuttlebus in die Stadt eine halbe Stunde hin und eine weitere zurück benötigt und dann das Schiff auch noch um 12 Uhr abzulegen gedenkt? Irgendetwas bestimmt, aber ich entschied mich, an Bord zu bleiben. Die Krux bei Kreuzfahrten ist, dass es eben Ankunfts- und Abfahrtszeiten gibt.

Das Frühstück auf meinen letzten Kreuzfahrten wurde im Hauptrestaurant immer quasi an den Tisch gebracht. Man suchte sich ein Thema aus, Fischteller oder Käseteller z.B., und alles wurde gebracht. Das war vielleicht Corona geschuldet, auf jeden Fall saß ich eine Weile dumm im Restaurant herum, aber außer dem Kaffeemann kam erst einmal niemand. Irgendwann kreuzte ein Mann mit Orangensaft auf, „Vitamine, Vitamine!“ plärrend, dem ich ein Glas Orangensaft abnahm, was er mir dann in Rechnung stellte. Huch, nicht alles ist inklusive. Ich fand dann heraus, dass es um die Ecke ein Buffet gab, wo ich mich bedienen sollte und konnte. Nur Kaffee, Spezialeierspeisen sowie erwähnter, kostenpflichtiger Orangensaft wurden an den Tisch gebracht. Aber ich kann mich nicht beschweren, alles, was man braucht, ist vorhanden.

Um 11 Uhr schloss ich mich einer Schiffsbesichtigung an. Uns wurden die Bars und Restaurants erklärt, was ist umsonst, was kostet etwas, die Galeristin und der Fitnesstrainer durften ihr Berufsbild erläutern, Schleichwege wurden preisgegeben und verraten, wo es die Wasserauffüllspender gibt. Es sind etwa 2540 Passagiere an Bord, 300 mehr wären noch möglich, zudem haben ein paar das Schiff nicht rechtzeitig erreicht.

Wir legten eine halbe Stunde zu spät ab (die Auslaufmusik hieß „Oh, Große Freiheit“ und war eher schlagerlastig), weil auch noch sehr viele  Koffer fehlten, von denen aber bekannt war, dass diese schon auf dem Weg zum Schiff waren. Letztere Information hatte ich von zwei Frauen, mit denen ich zusammen bei Gosch, dem Fischrestaurant, zu Mittag gegessen hatte. Deren Reisegruppe aus 12 Personen war nämlich davon betroffen und es war nur einem GPS-Tracker in einem der Koffer eines Mitreisenden zu verdanken, dass man die Koffer am Flughafen orten konnte. Ich glaube, ich kaufe mir auch so etwas, ich kenne ausreichend Horrorgeschichten von verlorenen Koffern und Reisen in Notfallkleidung.

Die große Gruppe ist übrigens hier, um eine Hochzeit auf See und auch den Geburtstag der Braut zu feiern. Ich finde das total nett. Was ich auch noch von den beiden erfuhr (auch, da offensichtlich in einem TUI-Reiseforum angemeldet) ist, wie abenteuerlich stellenweise die Anreise von der Reederei organisiert wurde, mit Umstieg in London, z.B. und An- oder Abreisen zu Unzeiten. Einige der Passagiere, die das Schiff verpasst haben, waren auf Umsteigestrecken unterwegs. Ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich meine Flüge selbst organisiert habe. Es war ein nettes Geplauder, die Schwiegermutter in spe ist eine weitgereiste Person, die Schwester der Braut zum ersten mal mit Schiff unterwegs. Die Bouillabaisse war übrigens super!

Wir hatten uns ein bisschen verquatscht, also hastete ich zum Theater, wo ich um 15 Uhr gerade noch rechtzeitig zum Lektorat über den Oman ankam. Ein hochaufschlussreicher Vortrag über das Sultanat war das, super vorgetragen. Ernste Fakten locker präsentiert von einem augenscheinlich noch jungen Mann, der aber über enormes Wissen über die Region zu verfügen scheint.

Um 17 Uhr besuchte ich dann eine Lesung. „Geschichten über das Scheitern“, präsentiert von Victoria Wiener. Das war ganz nett und auch gut vorgetragen. Verpasst habe ich dadurch allerdings den Alleinreisenden-Treff und somit höchstwahrscheinlich die Chance, den Mann meines Lebens kennenzulernen. Naja, Shit happens.

Apropos Mitreisende, ob nun alleine, als Paar oder Gruppe: Das Publikums an Bord ist teilweise schon sehr interessant, es unterscheidet sich irgendwie auch etwas vom Phoenix-Standardpassagier. Einige laufen in besorgniserregender Couture umher. Ihr wisst, dass ich nicht rasend viel Wert auf Kleidung lege, aber wenn bestimmte Körperteile oder Bepelzungen aus der stofflichen Umhüllung rauslugen, finde ich das unappetitlich. Meinen zweiten Kaffee nahm ich in einer Lounge-Bar oberhalb der Kapitänsbrücke ein, wo ein entweder sehr verschwitzter oder aber nasser älterer Herr sich in zu locker sitzendem Bademantel an die Theke setzte. Ehrlich, das ist doch einfach nur noch Igitt.

Bei der Schiffsführung war wieder der übliche Besserwisser dabei (eine Dame, die die Fragen beantwortete, die dem Bordmitarbeiter gestellt wurden), bei der Sicherheitseinweisung eine aufgetakelte Gräfin, die laut quer durch den Raum krakeelte, man möge gegenüber doch bitte leise sein, man wolle die Einweiserin verstehen, um sodann ungeniert mit ihrem Mann zu plaudern.
Der Poolbereich mit den beiden zugehörigen Bars ist proppenvoll, hier ist Fleischpräsentation ja gesellschaftlich akzeptiert, aber der Anblick ist eher Hieronymus Bosch als Sandro Botticelli. Leider gibt es dort auch hauptsächlich nur Liegen (davon offensichtlich viele „reserviert“) und keine etwas abgegrenzten Sitzbereiche. Und natürlich gibt es nette, gesittete und unterhaltsame Menschen, mit denen man entspannt plaudern kann.

Zum Abendessen fand ich mich in einer Schlange vor dem Atlantik-Restaurant ein. Es war recht voll. Ob ich bereit wäre, mich mit der Gruppe hinter mir an einen 6er-Tisch zu setzen. Ich drehte mich um und fragte die vier Männer hinter mir, ob sie sich benehmen können würden und sie erwiderten, schlechtes Benehmen ihrerseits sei ja mein und nicht ihr Problem. Es war ein sehr amüsantes und interessantes Abendessen. Zwei aus Köln, zwei aus dem Ruhrgebiet, alle kennen sich schon lange und kreuzfahren wie wild durch die Weltgeschichte. Sehr sympathisches Quartett.

Im großen Theater wollten sich nach dem Abendessen die leitenden Offiziere vorstellen. Der Kapitän begann. Ehrlich, der hätte auch Comedian werden können, das Publikum hat sich schlapp gelacht. Der Chef der Küchencrew stand ihm kaum nach. Und als der Schiffsarzt gerade übernehmen wollte, erscholl eine codierte Alarmdurchsage, woraufhin zwei Drittel der Offiziere ein bisschen zu fluchtartig die Bühne verließen. Der Kapitän beruhigte den Saal, scherzte ein wenig herum, musste dann aber fünf Minuten später auch gehen. Unruhe erfasst das Publikum. Rufe, was denn los sei, wurden laut. Ich dachte übrigens spontan an jemenitische Piraten. Die Show ging weiter. Phantom der Oper, Akrobatik, Turandot-Arie. Wie wir später per Durchsage erfuhren, gab es eine Störung an der  Müllverbrennungsanlage. Und was wurde uns schon während der Sicherheitseinweisung eingetrichtert? Nicht jemenitische Piraten sind die größte Bedrohung für ein Schiff, sondern Brände.

Meinen Absacker nahm ich am Pool, wo ein Duo aus Gitarre und Stimme R&B-Klassiker performte, und das auf sehr hohem Niveau.
Insgesamt ein sehr schöner Tag, auch gerade, weil wir es nicht in der BILD auf das Titelblatt geschafft haben.

Morgen dann schreibe ich den Oman meines Lebens, verzichte dabei aber dann auf schlechte Wortwitze. Oder vielleicht auch nicht.
Ich freue mich auf Eure virtuelle Begleitung im Land der angeblich besten Datteln, das so gar nichts mit der Muskatnuss zu tun hat und – obwohl Sultanat – auch nichts mit der Erfindung der Sultaninen.

Liebe Grüße, Euer Gerry

Der Autor an seinem unbezahlten Arbeitsplatz

Tag 4: Mein Bier 1 auf Mein Schiff 5

Ihr Lieben,

heute früh wachte ich mit leichten Zahnschmerzen auf, ich muss geknirscht haben wie ein Wilder. Weiß Gott, was ich geträumt habe.
Heute gab es unter anderem Aloo Gobi Masala zum Frühstück. Das liebe ich und so machte ich mir einen komplett indischen Frühstücksteller. Mal was anderes und auch sehr lecker.

Ich packte meinen Pröddel, checkte aus und nahm ein Taxi zum Kreuzfahrtterminal. Dort war ich innerhalb von 5 Minuten eingecheckt, so dass ich ohne Gepäck direkt mit einem Shuttlebus wieder in die Stadt fahren konnte (Ich hätte übrigens auch sofort an Bord gehen, erneut frühstücken oder mit Komasaufen beginnen können, nur die Kabine war noch nicht bezugsfertig.).

Ich fuhr erneut ins Al Seef-Viertel, wo ich im modernen Teil begann, um mich den Creek Richtung Al Shindagha entlang zu schlängeln. Wieder gingen mir die Händler mit ihrer Offensivität schwer auf den Geist. Ich denke, es geht 99% der Touristen so. Warum also wird dieses Vorgehen als zielführend angesehen? Ein Süßigkeitenhändler hat es richtig gemacht. Er hat sich nicht angebiedert, nur gesagt, dass ich Fragen stellen soll, wenn ich welche hätte und mich in Ruhe alles anschauen lassen. Die Ware war ausgepreist und ich habe dennoch einen Nachlass bekommen. Kandierte Pekannüsse und Fruchtsaft-Honig-Nuss-Konfekt landeten in meinem Rucksack. Ich durfte dann noch einen Tee trinken und diverse Kostproben anderer Köstlichkeiten zu mir nehmen. Ein schöner und – aufgepasst, Ihr anderen Kaufleute – UNAUFDRINGLICHER Beschaffungsprozess.

Ich nahm ein Taxi zu Dubais Zentralmoschee. Diese zeichnet aus, dass sie offiziell als einzige Moschee von über 1500 in der Stadt für Nichtmuslime zugänglich ist. Naja, ob das stimmt? Wie soll eine andere Moschee mir denn ansehen, welcher Religion ich angehöre…? Denn die Shahada, das islamische Glaubensbekenntnis, kenne ich ebenso gut wie das christliche. Egal. Die Jumeirah-Moschee betreibt eine Politik der offenen Türen. Sie will explizit offen zugänglich und dafür bekannt sein. Unsere zum Islam konvertierte Führerin Tracy, alias Fatima, gab uns dann tiefergehende Einblicke in ihre Religion und stellte sich auch unbequemen Fragen. Es wurden sogar die Waschungen und Gebete demonstriert. Es war ein lehrreicher Unterricht. Fatima hat sich im Namen ihrer Religionsgemeinschaft vehement gegen religiös verbrämte Morde und Attentate im Namen der Religion ausgesprochen.
Es gab vor- und hinterher arabischen Kaffee, Datteln, Süßigkeiten, man bekam einen Fototermin mit einem Falken (schwerer als gedacht, der kleine Kerl) und konnte zwei Ausstellungen (Moscheen der Welt – mit fantastischen Fotos – und Geschichte des Islam) besuchen. Ich finde, das lohnte sich und war äußerst lehrreich. Man sollte sich natürlich – wie bei so einigen Sachen – über Öffnungs- und Besuchszeiten erkundigen.

Von der Moschee aus lief ich zur Metrostation „World Trade Center“. Das ist eine größere Strecke und ab einem gewissen Punkt sah ich wieder keine einzige verschleierte Frau. Ich sah nämlich gar keine Frau. Was nicht daran liegen konnte, dass ich unbeabsichtigt im Gay District gelandet wäre, obwohl Männer hier Händchen hielten. Ich erinnere in dem Zusammenhang noch einmal an die Todesstrafe. Ich lief wahrscheinlich durch ein sehr konservatives Viertel. Ich weiß jetzt nicht, ob pakistanisch oder indisch, aber ich vermute – auch weil die Herren Kricket spielten – ersteres. Das ist dort dermaßen Nationalsport, dass die Pakistaner 2018 einen Cricketspieler zum Premierminister wählten, Imran Khan.

Ich metrote (könnte jetzt eine Sekunde dauern) zur Station Al Ghubaiba, wo es viele Museen gibt und wo heute die „Shindagha-Tage“ des gleichnamigen Viertels zuende gingen. Es wurde Handwerk ausgestellt (unter anderem das des Austernöffners, er hatte viele Perlen vor sich liegen), es war viel Volk unterwegs und ich bekam eine kleine Fahne der VAE geschenkt.

Inzwischen war ich für den Tag kulturell einigermaßen versorgt und wollte mich in meiner Kabine einrichten. Weit und breit war aber kein Taxi in Shindagha aufzutreiben. Ich seufzte mir einen und machte mich auf den Fußweg, waren ja nur drei Kilometer. Was Google-zu-Fuß offenbar nicht wusste: ich befand mich nach kurzer Zeit in militärischem Sperrgebiet, wo Aufenthalt mit Stockschlägen sowie Fotografieren mit Peitschenhieben bestraft und Gerrys prinzipiell mit einem Gewicht an den Füßen in die See geworfen werden. Ach herrjeh!
War mir aber egal. Was gut war, denn nach kurzer Wanderung hielt ein Taxifahrer neben mir, ob ich zum Schiff wolle, er müsse da ohnehin hin. Ich bin bei so etwas ja prinzipiell misstrauisch, stieg aber ein. Er fuhr mich vor das Terminal und wollte tatsächlich nichts, er lehnte meine 10 Dirham ab, bis ich ihn bat, sie zu spenden. Neben dem Sakat, der Pflichtabgabe an Bedürftige, ist Sadaka eine freiwillige Spende, die im Islam sehr üblich ist. Er war baff erstaunt, dass ich das Wort kannte und nahm an. Wofür so ein Religionsunterricht nicht alles gut ist… 😊

Ich kam mit meinem vorläufigen Bordpass eigentlich zu einfach aufs Schiff, was aber daran liegen könnte, dass ich beim Check-in fotografiert wurde.
Ich suchte meine Kabine auf, duschte und lief zur Rezeption, um mir erklären zu lassen, wie ich mein gebuchtes Internetpaket aktiviere. Das wollten übrigens alle 173 Personen dort wissen, aber ich war vorne in der Schlange. Sehr nette Beratung, klappte nur nicht, da ja gerade alle ins W-LAN wollten. Später passierte das dann übrigens quasi automatisch.

Ich trank ein Willkommensbier auf mich (jeder sollte sich von Zeit zu Zeit selbst feiern) und begab mich ins Restaurant Atlantik, wo sich Max um mein leibliches Wohl kümmerte. Ich glaube, dass das Essen bei Phoenix (meiner bisherigen Haus- und Hofreederei) einen Tacken besser ist, aber man kann auch hier absolut nichts aussetzen! Und alles ist inkludiert. Kaffee, Wein, Brandy. Puh!
Ich machte einen ersten Erkundungsrundgang und stieß auf eine Galerie. Die hatte auch noch echt schöne Bilder. Mist!

Ich nahm mit meinem Handy an der Außenalster platz, der Bar auf dem Oberdeck (der Name gefiel mir als gebürtiger Hamburger natürlich sehr) und von hier aus schreibe ich Euch das gerade hier.
Nach dem sehr durchwachsenen Tag gestern war es schön, heute einen entspannten zu haben und ich freue mich gerade riesig, auf diesem Schiff zu sein, auch wenn ich solche Dimensionen nicht gewohnt bin. Ich glaube aber, dass das Boot nicht ausgebucht ist. Oder es verteilt sich einfach nur prima.
Es gibt immerhin Dutzende Bars und Restaurants.
Jetzt schon steht fest, dass es interessante Menschen an Bord gibt. All inclusive zieht ja vielleicht ein spezielles Klientel an, aber es sind auch kulturinteressierte Personen an Bord, glaubte ich doch zwei aus dem Religionsunterricht wiederzuerkennen.

Morgen liegen wir noch einen halben Tag im Hafen, aber ich werde keine großartige Exkursion mehr machen. Immerhin muss ich ja auch noch die verpflichtende Rettungsunterweisung mitmachen und außerdem gibt es eine Schiffsführung, die man bei einem solchen Riesenkahn vielleicht besser mitmachen sollte.

Auf jeden Fall würde ich mich freuen, wenn Ihr mich weiter auf meiner Tour begleitetet.

Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Selbst mit funktionierendem Bord-Internet ist das Online-Schreiben eine Qual. Ich entschuldige mich daher schon jetzt für eventuelle Jskdlxhd und komische Bildausschnitte.

Tag 3: Giraldo al borde de un ataque de nervios en Dubai

Ihr Lieben,

Almodóvar muss mir seinen Filmtitel borgen: Ich stand kurz vor einem Anfall, ich hatte heute einige der schlimmsten Momente meines Lebens und bin gerade auf Dubai nicht wirklich gut zu sprechen. Auch das Hotel hat wieder Minuspunkte gemacht. Okay, ich möchte nicht verhehlen, dass es auch einige wirklich gute Momente gab, aber die hätten den Tag überstrahlen sollen. Sie werden durch Ereignisse überschattet… Ach, ich erzähle mal chronologisch, Ihr werdet das alles zuordnen können.

Schlaf gut, Frühstück gut, Hotelshuttle schlecht. Punkt 10 Uhr fand ich mich an der Rezeption ein, um in die Stadt zu shuttlen. Ob ich denn reserviert hätte, der Bus sei ja ausgebucht? What? Ich fragte gestern früh nach dem Shuttle, der fiel aus. Ich fragte abends, ob er denn heute gehe. Ja, klar! Im Nachhinein tut es mir ja ein bisschen leid, aber da musste ich sarkastisch werden: Ob man vielleicht nachvollziehen könne, dass es möglicherweise eine gute Idee gewesen wäre, mich in meinen vorherigen Gesprächen den Shuttle-Bus betreffend über die Reservierungspflicht aufzuklären? Man guckte betreten und fragte, ob ich denn für morgen eine Reservierung wünsche. „Morgen gehe ich aufs Schiff!“, blaffte ich über den Tresen. „Aber vielen Dank!“.

Ich trippelte also wieder zur Metro „max“ (die heißt wirklich so), wobei es noch heißer war als gestern, was ich kaum für möglich hielt. Wenigstens hatte ich an mein Dubai-Käppi gedacht und das Hirn so vorm langsamen Gartod bewahrt. Naja, zumindest fühle ich nichts, aber das merkt man ja immer als Letzter, wenn im Oberstübchen etwas nicht stimmt.

An der Dubai Mall stieg ich aus und wanderte wieder die 99 Kilometer von der Metro in die Mall hinein. Ich wunderte mich etwas, dass da so viele Absperrgitter standen und so viel Security im Einsatz war. Nun, man wird sich ja was dabei gedacht haben, immerhin ist heute der Nationalfeiertag: Heute vor 52 Jahren haben sich die sechs Emirate zu den VAE vereinigt. Tag der emiratischen Einheit quasi. Da wuchs zusammen, was…. ach jeh, ich schweife ab.

Ich überlegte, erst das VIP-Ticket für meinen Nachtbesuch im Burj Khalifa abzuholen. Die App mit dem Code gab mir eine vage Wegbeschreibung. Untergeschoss der Mall, zum „To-the-Top-Schalter“. Ich irrte wie ein Geisteskranker durch die Mall und fand alles: Ein Polizeimuseum, ein Legoland, einen deutschen Herrenschneider, ein Aquarium, die berühmte „Himmelsscheibe von Dubai“ sowie die verschollene Leiche von Jimmy Hoffa. Nur den Ticket-Counter fand ich nicht. Ich fragte mich mehr als eine Stunde durch, bis ich endlich davor stand. Und er ist so einfach zu finden, wenn man NICHT von der Metroseite her kommt. Vom Brunnen aus oder von den Bussen her ist es nämlich recht simpel. Wenigstens habe ich jetzt ungefähr die Systematik der Mall verstanden. Ich mag sie nicht besonders.

Mit meinem Burj-Ticket in der Hand erklomm ich wieder die Rote Linie, ich war sie ja gestern nicht komplett gefahren und wollte die Route in Gänze gemacht haben. Zudem wollte ich einen Stopp am „Dubai Frame“ einlegen, einer Konstruktion, deren Aufzüge einen auf einen gläsernen Steg in 150 Metern Höhe bringen. Man soll quasi einen durchsichtigen 360°-Rundumblick haben. Ihr wisst ja, auf sowas stehe ich total! Die Fahrt war dann auch ganz nett, vor allem, um noch einmal einen Blick auf die schönen Creek-Viertel zu werfen. Am Frame stieg ich dann aus und wunderte mich ein bisschen über die langen Schlangen an den Kassen. Als ich nahe genug war, um lesen zu können, dass die Wartezeit an den Aufzügen 75 Minuten betragen würden, war der Bus weg. 75 Minuten in der prallen Sonne in einer Warteschlange? Keinesfalls! Dann lieber 30 Minuten auf den nächsten Touristenbus warten und auf die blaue Linie wechseln. Oh, guck mal da! Ein Linienbus, der zu einer Metrostation fährt. Ich wollte ein Ticket lösen, das ging nicht, man brauchte ein schon aufgeladenes Kärtchen, wie weiland meine Tageskarte von gestern. Wo ich denn eines erstehen könne? Na, hier in der Pampa nirgendwo.

Ernsthaft? Was soll das? Was haben sich die hiesigen Verkehrsbetriebe dabei gedacht? Ich versuchte, per App nach der Möglichkeit eines Online-Tickets zu suchen, aber beide SIM-Karten funktionierten mal wieder nicht. Irgendwie hatte ich dem Emirat mehr zugetraut. Touristen in Deutschland geht es mit Nahverkehr und Netzabdeckung ja möglicherweise ähnlich. Ich war zum wiederholten Male an diesem Tag etwas angepisst. Der rote Bus kam dann auch noch mit Verspätung.

Ich wechselte auf die blaue Linie. Die zäh wie Leim vorankam, herrschte doch mal wieder ein unglaublich dichter Verkehr. Immerhin kam ich irgendwann am Souk Madinat an, wo in der Nähe ja der Burj Al Arab steht. Ich hatte allerdings schon so viel Zeit verplempert, dass ich mir den Fußweg dahin schenkte. Man sah ihn aber ab und zu in naher Ferne auch vom Souk-Gelände aus. So, jetzt mal was positives: Verabschiedet Euch von Euren Vorstellungen eines überlaufenen Souk mit drängelnden Händlern. Hier ist alles schickimicki, ausgepreist, edel und einfach nur schön! Beinahe hätte ich meine Koffer abholen lassen und wäre hier eingezogen, denn selbstverständlich gehört auch ein Hotel zu dem Komplex. Kneipen gab es auch, die beschallten mithilfe talentierter Sänger die Gegend mit Coverversionen von Elton-John- oder Billy-Joel-Songs. Echt schön da! Zudem wurde aus Anlass des Nationalfeiertags eine Ausstellung mit Handwerkskünsten präsentiert. Ich fand den Falken sehr interessant, aber nicht sooo interessant, als dass ich ihn auf meinem Unterarm hätte sitzen lassen wollen, wie es der sympathische Herr geplant hatte.

Mein nächster Ausstieg war an der Dubai Marina. Hier war gut was los. Wir erinnern uns: Nationalfeiertag. Ich lief ein bisschen herum, auch mal zum Strand, aber insgesamt war es mir doch etwas zu voll und zu laut und so fuhr ich zur Dubai Mall zurück. So langsam bekam ich von den harten Schalensitzen etwas Rücken. Der Fahrstil der Busfahrer, inklusive der sporadischen Vollbremsungen, tut dazu übrigens sein übriges.

Ich kannte mich ja nun in der Mall einigermaßen aus. Eigentlich kann ich jetzt jederzeit als „Mall-Experte“ in irgendeiner Talkshow auftreten. Und so fand ich problemlos den Weg zum Brunnen von Dubai, der mehrmals am Tag, aber insbesondere abends, eine spektakulär synchronisierte Fontänenshow bieten soll. Hier fing ich schon an, mich zu wundern. Wieder überall Absperrgitter und die Menschmassen, denn das waren sie inzwischen, wurden mit schrillem Gepfeife und Herumfuchteln mittels grüner und roter Stäbe kanalisiert. Als es nicht mehr weiterging und sich die Massen in die Mall zurückstauten, stieß ein Mann plötzlich eines der Absperrgitter um und die Massen quollen durch diese Lücke. Ich war darüber sogar froh, da ich fast direkt hinter dem Übeltäter stand und mich so einer aufkommenden Panik durch Flucht entziehen konnte. Auf dem Platz vor dem Brunnen war es zwar brechend voll, aber irgendwie verteilte sich alles ganz gut. Die Schaulustigen standen maximal in drei Reihen, daher wunderte ich mich über die Steuerungsmaßnahmen schon zu diesem Zeitpunkt etwas.

Die Brunnenshow ist toll. Zu einem fetzigen arabischen Song schossen die Fontänen hoch und wiegten sich zur Musik. Das war schon geil. Ach, das sagte ich ja mit „toll“ bereits. Man kann sogar mit einem Boot auf dem See drumherum fahren, aber dazu fehlte mir die Zeit, denn ich hatte ja ein 19-Uhr-VIP-Ticket für den Burj Khalifa! Yeah!

Tja, was soll ich sagen? VIP? Fürn Hintern! Wir wurden wie auf einem Almauftrieb in einem Affentempo durch eine Ausstellung gejagt (die man auch ohne VIP sehen darf, dann allerdings ohne Erläuterungen, die aber ohnehin so gar keine neuen Erkenntnisse brachten), wir waren zu etwa 100 Menschen, die sich in die Aufzüge quetschten, wir wurden wie Vieh durch die Etagen gelotst, sollten Fotos kaufen, bekamen einen Teelöffel kalten Kaffee und einen zugegebenermaßen leckeren Keks, eine Dattel und sollten dann Souvenirs oder superteure Fake-Fotos kaufen (man wurde vor einem Greenscreen fotografiert und der Burj wurde nachher reinkopiert). Dafür hatten wir das Privileg, statt auf den Etagen 124 und 125 auch noch auf der Etage 148 auf einen Balkon gehen zu dürfen, von dem man aus durch total speckige Glasscheiben auf das Dubaier Lichtermeer glotzen durfte, immer alle zehn Sekunden weggeschubst von Mitmenschen, die bedrohlich mit ihrem Selfiestick herumwedelten. Ungelogen: Die 20 Etagen machen es dann auch nicht mehr. Und 60 Euro Aufpreis für eine Dattel und einen Keks? Nee, das muss nicht. Verglichen mit der Aktion in Saigon ist der Ausblick schöner, aber das Erlebnis an sich deutlich schlechter.

Ich hielt mich nicht lange oben auf, und so konnte ich eine weitere Brunnenshow, diesmal mit Adeles „Skyfall“ untermalt ansehen. Inzwischen standen die Zuschauer in Zehnerreihen. Die Zu- und Abgänge zur Mall waren dem Gutdünken der Sicherheitskräfte unterworfen. Innendrin – ich wollte zur Metro, ich Dummkopf! – war es so voll, dass sich die Menschen wie ein zusammenklebender Lavastrom fortbewegten. Richtung Metro-Footwalk staute sich dieser Strom immer öfter (weil die Sicherheitskräfte Absperrketten bildeten), aber dennoch drückten von hinten ja weitere Leiber nach. Es war schrecklich! Das kann man gar nicht beschreiben. Wenn da eine Panik ausgebrochen wäre, hätte es massenweise Tote gegeben. Ich übrigens hatte Panik und musste mich sehr konzentrieren, nicht auszurasten. Es gibt einige Menschen, die schon einmal Panikattacken wegen Gedränges von mir mitbekommen haben, die werden bestätigen können, dass das kein nettes Erlebnis ist. Und bei allen vorherigen Ereignissen war es deutlich harmloser. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Schleuserei falsch und unnötig war. Stellenweise wurden die Ströme ganz dicht links und rechts der Wände geleitet und die Mittelgasse (doppelt so breit) war durch Absperrgitter nicht zugänglich und menschenleer.

An der Metrostation „Mall“ zankten sich dann die Massen um die Ticketautomaten. Ein Mann der RTA, die sind für den ÖPNV zuständig, muss mir etwas angesehen haben, er prügelte sich mit mir zu einem davon durch und erledigte alles für mich. Ich habe gerade ungelogen Pipi in den Augen, während ich das schreibe. Mein persönlicher Held von heute. Durch die Ticketkontrollen wurden wir einfach durchgewunken, man hatte die Schranken aufgemacht. Die Zustände in den Wagons waren schlimmer als in jedweder denkbaren Dystopie. In der Station „max“ angekommen, habe ich mich erst einmal hingesetzt. Nach 15 Minuten lief ich dann zu Fuß zum Hotel, was aber ganz gut tat, um wieder runterzukommen. Ich zitterte tatsächlich wie Espenlaub und war nervlich am Ende.

Im Hotel habe ich dann nur noch meinen Wein aufgemacht und zu schreiben begonnen. Es tut mir leid, dass ich mich gerade so entblättert habe, aber ehrlich: Ich musste das jetzt im wahrsten Sinne des Wortes „los“ werden. Jetzt geht es auch schon wieder viel besser. Dennoch: Dubai hat heute in meinem Ansehen schwer Schaden genommen.

Es sollen aber heute im Bericht auch die schönen Dinge haften bleiben: Mein Held von der RTA, die Brunnenshow, die freundliche junge Dame, die mir im teuersten Süßigkeitenladen der Welt eine Kostprobe gab: Hafiz Mustafa. Suuuper lecker, eine Art Lokum der Spitzenklasse, aber mit Kilogrammpreisen zum Niederkieen, aber vor Schreck. Übrigens eine total schöne Ladeneinrichtung auch! Was noch? Ach ja, der Madinat Souk. Superschön!

Es wäre gelogen zu sagen, dass Dubai schrecklich sei. Aber im Moment denke ich, dass es okay war, herzukommen, ich aber in Zukunft doch darauf verzichten könnte. Morgen gehe ich ja aufs Schiff und habe noch eine Nacht hier. Aber da versuche ich, mich nicht vom öffentlichen Nahverkehr, ach was rede ich, von gar keinem Verkehr, abhängig zu machen und nur so in den Tag zu leben. Vielleicht eine Bootsfahrt, vielleicht eine Führung durch die für Nichtmuslime einzig zugängliche Moschee in Dubai.

Ich bin so unschlüssig, dass ich mich selbst überraschen werde. Seid Ihr dabei?
Liebe Grüße, Euer inzwischen entpanikisierte Gerry

P.S.: Wer kann dazu schon nein sagen?

P.P.S.: Und ein Bierbild gibt es heute auch nicht, es gab tatsächlich kein Bier, hatte keine Zeit dazu 🙂 Dafür aber ein unscharfes „Jetzt lasst mich doch auch mal ans Fenster-Bild“:

P.P.P.S.: Das Video mit der dreiminütigen ersten Brunnenshow darf ich hier gerade nicht hochladen, wie man mir mehrmals mit „Hoppla, das ist etwas schief gegangen“ mitteilt. Wer es sehen möchte: wieder in D werde ich das auf Youtube hochladen dürfen. Hier darf ich das nicht.

Tag 2: Dubai per pedes, per Omnibus und per Schaluppe

Ihr Lieben,

ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll… Mit der Zusammenfassung? Puh, ich bin alle! Und: Wow, was für eine vielschichtige Stadt! Fast gar nicht zu beschreiben. Aber ich versuche es mal.

In der Nacht wurde ich natürlich doch vom Bum-Bum des Nachtclubs geweckt, aber mit meinen fantastischen Ohrstöpseln – hier könnte IHRE Werbung stehen – war das Problem in Nu gelöst. Etwas zermatscht schleppte ich mich dann um 8 Uhr zum Frühstück, das viel besser war, als ich erwartete. Man kann hier morgens schon eine komplette indische Mahlzeit zu sich nehmen (was ich nicht tat), es gibt eine Eierzubereitungsstation (mit Fotos zum Draufzeigen, was ich tat), Obst, Wurst, Käse, Saft, Filterkaffee mit heißer Milch (!)… Also, hier wird wohl jeder fündig.

So gestärkt eilte ich frohen Mutes zur Rezeption, um den Shuttle-Bus zur Dubai Mall, dem Abfahrtsort der Sightseeing-Busse, zu reservieren. Tja, der fiel heute aus, ob ich ein Taxi nehmen wolle? Vor der Hoteltüre steht der Concierge, der eines gerufen hätte, aber das Hotel liegt inmitten einer riesigen (!) Baustelle, und der Verkehr staute sich dermaßen, dass sich nichts bewegte. Ich beschloss, zu Fuß zu einer der Stopps der Sightseeingtourbusse zu laufen. Was für eine depperte Idee! Es war schon um 9 Uhr früh dermaßen heiß, die Sonne brannte mir auf den Schädel, ich war nach einem Kilometer schon durch. Ich suchte die nächstgelegene Metrostation (anderthalb Kilometer weiter), kaufte mir ein Tagesticket (was Unsinn war, denn ich machte nur diese eine Fahrt – das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht) und quetschte mich in eine völlig überfüllte selbstfahrende Metro. Ich sichtete eine Menge Menschen mit UN-Bändchen, die für ein gutes Klima auf der entprechenden Konferenz sorgen sollen.

An der Station Burj Khalifa/Dubai Mall stieg ich aus und suchte die Bushaltestelle. Das nahm etwas Zeit in Anspruch, ich musste ewig lange Tunnel entlanglaufen bzw. mich auf Roll…. äh, wie heißen Rolltreppen, die plan sind?, äh… Rollwegen transportieren lassen und durch die rieeeesige Mall irren, um auf die Financial Road zu kommen, wo ich meinen schon in Deutschland gebuchten Voucher einlösen sollte.

Das ging relativ unkompliziert und da die blaue Linie zuerst fuhr, bestieg ich den entsprechenden Bus. Die blaue Linie fährt am Burj Al Arab, dem berühmten „Segel-Hotel“, vorbei über die Insel Palm Jumeirah, streift die Marina und fährt in die Stadt zurück. Auch ohne Baustellen auf der Strecke war der Verkehr so dicht, dass wir sehr lange für den Rundweg brauchten. Diese Strecke ist ein Paradies für Architektur-Liebhaber, die auf spektakuläre Hochhäuser abfahren, zu denen ich mich eigentlich nicht zähle. Aber hier haben sich Architekten mal so richtig ausgetobt. In sich gedrehte Türme, schwebende Legosteine, Disneyburgen. Glas, Spiegel, Marmor, Metall, alles blingblingt um die Wette.

Die Begleitkommentare in den Bussen überschlagen sich entsprechend auch mit Eigenlob. Die gesamten VAE, insbesondere aber Dubai, stampfen einen Superlativ nach dem anderen aus dem Boden. Nichts geht hier ohne Weltrekord. Und wenn die Chinesen sich wagen, einen Rekord zu übertreffen, wie z.B. das größte Indoor-Skigebiet, dann wird eben ein noch größeres geplant. Um so anrührender ist es dann, wenn plötzlich eine kleine Moschee aus dem ganzen Glitzer hervorlugt oder man zwischen zwei Wolkenkratzern einen Blick auf Wasser erhascht, auf dem zwar überwiegend Yachten, aber eben auch traditionelle Dhaus dümpeln. Im Hotel Atlantis am Ende der Palminsel übernachten übrigens die A+++-Promis. In der Suite über dem „Schlüsselloch“ gibt es eigene Köche, Butler, Chauffeure stehen bereit. Man sollte aber sein Scheckbuch dabei haben, eine Nacht soll mit umgerechnet 30.000 Euro zu Buche schlagen.

Ich stieg an keinem der Haltepunkte aus, aber ich fahre eventuell die Tage noch am Burj Al Arab vorbei, wo sich auch der empfehlenswerte Souk Madinat befindet, und/oder zur Dubai Marina, wo man mit den anderen Schönen und Reichen eine nette Promenade entlanglaufen können soll. Wie, höre ich da etwa irritiertes Gemurmel? Jaja, Ihr habt ja recht, so reich bin ich ja gar nicht.

Wieder an der Dubai Mall angekommen, hoppelte ich in die rote Buslinie, die das eher historische Dubai bedient. Historisch ist hier ein vielleicht zu großes Wort. Die VAE wurden ja erst 1971 gegründet. Die Maktum-Dynastie ließ sich erst im 19. Jahrhundert am Dubai Creek nieder. Dafür haben sie es aber wahrlich – zumindest finanziell – weit gebracht. Die Herrscherfamilie ist angeblich sehr volksnah und extrem beliebt. Überall begegnet einem das Konterfei des Emirs Muhammad bin Raschid Al Maktum. Gut, das ist in Nordkorea mit dem dortigen Emir ja auch der Fall, aber hier scheinen die Beweggründe dann doch andere zu sein.

Auf der roten Fahrt sprang ich dann auch mal aus dem Bus. Zum Beispiel im Viertel Al Seef, wo es einen Souk gibt, der in einer Ansammlung von historischen und historisch nachempundenen Windturmhäusern, direkt am Dubai Creek untergebracht ist. Sehr malerisch ist es da. Ich hoppte einen Kilometer weiter wieder on und hoppte am Bur Dubai Souk wieder off. LeuteLeuteLeute! Jetzt wurde es anstrengend. „Hello my friend!“, „Boss, Boss, Rolex?“, „Ich erkenne Dich wieder, mein Freund!“, „Give me High Five!“. Das ist nichts für mich, das zehrt an meinen Nerven! Ich hätte ohne die wirklich aufdringliche Belästigung wahrscheinlich den halben Souk leergekauft. So hastete ich nur wie ein verschrecktes Kaninchen dadurch. Das Schlimme ist, dass man auf den meisten Basaren der Welt ja alle Sprachen spricht. Mein rudimentäres Griechisch, mit dem ich abwimmele, ist aber noch nicht vertreten und so hinterlasse ich doch oft fragende Gesichter.

Ich fuhr weiter, um mich dann am Gold- und Gewürz-Souk auf der anderen Seite des Dubai Creek wieder diesem Stress auszusetzen. Im Gold-Souk ist man aber deutlich dezenter, daher kaufte ich mir einen Schädelschutz, um den ich schwer feilschen musste. Aber die Sonne brannte ja immer noch. Irgendwann ging der Händler nicht weiter runter, da wusste ich, die Grenze ist erreicht. Aber er legte dann noch 6 UNGLAUBLICH! kitschige Kühlschrankmagneten drauf!

Ich lief ein wenig von den Hauptverkehrsadern weg. Hier ist dann nicht mehr ganz so viel BlingBling. Spezialisierte Läden, sehr viel mehr Menschen in traditioneller Tracht (gut, das ist in den Souks auch so, aber es gibt eben einen Unterschied zwischen Oktoberfest-Dirndl und altgedientem Filzjanker in Kombi mit Gamsbart, wenn Ihr versteht, was ich meine). Ein solcher Einblick ist auch mal schön und bietet andere Ansichten.

Gegen 16 Uhr stellte sich Bierdurst ein. In einem Emirat. Und dann ging die SIM-Karte mal wieder nicht. Wie finde ich jetzt eine Bar mit Ausschank-Lizenz? Also, ab ins nächstgelegene Hotel. Dort wurde mit einer Rooftop-Bar geworben. Unten in der Lobby schon ein eher mafiöses Setting. Oben angekommen, musste ich feststellen, dass es vielleicht auch Bier gegeben hätte, die Bar aber wohl ein grundsätzlich anderes Geschäftsmodell verfolgte. In einem muslimischen Emirat! Im nächsten Hotel wurde ich dann im ersten Stock bei einem indischen Buffett-Restaurant fündig. Ich durfte auch ohne Essen ein hochpreisiges Getränk zu mir nehmen.

Der Kleine ist so stolz auf sein neues Käppi! Und ein Bier hat er auch bekommen! Was für ein aufregender Tag für unseren Gerry! Guckt mal, wie er sich freut!

Derart gestärkt lief ich zu den Anlegern der Dhaus zurück. Ich wollte mich übersetzen lassen. Ich wurde schon in Al Seef angequasselt, ob ich für 60 oder 120 Dirham eine kleine Rundfahrt machen wollte. Das entspräche 15 oder 30 Euro für 30 bzw. 60 Minuten. Ich lief aber stattdessen zum Ticketschalter, wo ich für umgerechnet 50 Eurocent ein Ticket erwarb. Hömma! Das war toll. Die Sonne ging gerade unter, die Boote tuckerten hin und her, ich scherzte mit einer pakistanischen Reisegruppe, die Vögel kreischten! Und ein Bühnenbild, das einer venezianischen Ansicht gleichkam.

Auf der anderen Seite besuchte ich dann einen MMI. Das ist ein Shop, der Alkohol verkaufen darf. Übrigens seit neuestem nicht nur mehr an Touristen, sondern an jeden, der eine entsprechende Erlaubnis (bei mir der Reisepass) vorweisen kann. Der Laden war brechend voll. Ich mit meinen zwei Weinflaschen für die beiden kommenden Hotelnächte war da ein Leichtgewicht. Zwei Meter vor mir in der Kassenschlange hatten drei junge Männer 4 Kartons mit Whiskey geladen. Ob das jetzt eine wilde Party geben sollte oder die drei für die Gastronomie einkauften? Niemand wird es je erfahren.

Die Tageshitze hatte etwas nachgelassen und so lief ich die drei Kilometer bis zum Hotel zu Fuß. Wie gestern schon vermutet: Dubai ist kein schöner Fußgängerort. Zumal ich wieder über die riesige Baustelle musste. Übrigens, man hatte mir erzählt, dass die erst seit ein paar Wochen steht und in drei Monaten soll alles fertig sein. Da dachte ich kurz an die Kölner Baustellen, brach in Tränen aus, man klopfte mir mitfühlend auf die Schulter, ich bekam Taschentücher gereicht und beruhigte mich dann aber wieder schnell. Et hätt ja immerhin alles immer noch irjendwie jod jejange. Finde gerade das Kotz-Emoji nicht.

Im Hotel angekommen, warf ich mich erst einmal aufs Bett und machte ein unbeabsichtigtes, einstündiges Nickerchen. Ich schnappte mir danach mein Tablet und begab mich wieder in das Hotelrestaurant. Mein Essen sah fast genau so aus, wie das von gestern, schmeckte aber komplett anders. Außerdem bestellte ich zu dem Murgh Chicken auch noch Aloo Paratha. Das Huhn war lecker, die Kartoffel-Paratha hat mein damaliger pakistanischer Mitbewohner Wahaj aber um Klassen besser hinbekommen.

Nach dem Essen begab ich mich zur Rezeption, da ich nur ein Handtuch, meine Dusche aber ohne Vorhang oder Abtrennung alles durchnässt hatte. Man wolle sich kümmern. Ich fuhr nach oben und das Housekeeping stand schon vor der Tür. Wahnsinn! Ich habe wirklich gemischte Gefühle bei dem Kasten, entwickele aber eine gewisse Sympathie. Es sind aber auch alle so nett! Gut, das ist man/frau hier überall. Der Servicegedanke ist hier philosophisch anders unterfüttert als in Köln. Manchmal geht es sogar schon ein bisschen zu devot zu. Übrigens, jetzt kommt der peinliche Teil, wo ein Deutscher sich über den Emirati an sich Gedanken macht.

Service machen die anderen, selbst an Bord der Emirates Airlines. Das sind Spanier, Filipinas, Holländer und Japanerinnen. Service im Hotel sind indisch- oder pakistanischstämmige Herren. Frauen sind im Service eher selten. Laut Statistik stellen sie aber mehr als 60% der Staatsbediensteten. Die VAE sind bei der beruflichen und akademischen Gleichberechtigung wohl ganz weit vorne mit dabei. Man sieht auch sehr wenig verschleierte Frauen in Dubai (wie es auf dem Land aussieht, weiß ich natürlich nicht). Dennoch gibt es andererseits die Todesstrafe bei Ehebruch, männlicher Homosexualität und Apostasie, dem sogenannten Abfall vom rechten Glauben. Das ganze BlingBling, die fallschirmspringende Instagram-Sheika, das „Boomtownige“ kontrastiert stark damit, wie auch mit den Menschenmassen, die sich dem Ruf des Muezzin folgend zur Moschee begeben, während drumherum alles im Shopping-Rausch ist. Es ist ein sehr widersprüchliches Fleckchen Erde.

Jetzt sitze ich auf meinem Zimmer, erzähle Euch von meinem Tag und versuche später herauszufinden, wie ich abends auf den Burj Khalifa komme und was ich sonst noch unternehmen kann und will. Ich hoffe, ich habe wieder den ein oder anderen Co-Unternehmer und freue mich auf Eure Begleitung!

Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Der Muffgeruch im Zimmer war heute übrigens wie weggeblasen. Verhext!

P.P.S.: Wer freut sich denn nicht über solche Schmuckstücke?

P.P.P.S.: Habe gerade massive Probleme mit der Konnektivität, daher habe ich ein bisschen geschludert, was die Fotos und den Text angeht.

Tag 1: Anreise und Ankunft in Dubai

Ihr Lieben,

nach einer unruhigen Nacht – einerseits, weil das frankfurter Hotelzimmer zur Straße in einer belebten Bahnhofsgegend mit viel Volk vor der Tür hinausging, andererseits, weil ich natürlich den Flieger erwischen musste (und solche „unwiderbringlichen“ Termine setzen mich doch arg unter Stress) – fuhr ich frühstückslos (war so gebucht) um 6 Uhr zum Flughafen. Der am Empfang bestellte Weckruf blieb übrigens aus. Man habe aber geklopft, wurde mir aufgetischt. Am Airport kam ich dann wie üblich viel zu früh an, sicherte mir aber so die pole position am Emirates-Schalter. Nach der Passkontrolle besuchte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Starbucks-Café. Für knapp 13 Euro bekam ich einen trinkbaren Cappuccino und ein ziemlich verdächtig aussehendes Laugen-Käse-Sandwich. Gar nicht mal so lecker.

Der Flug war nicht ausgebucht, so hatte ich den Mittelsitz frei, das war sehr angenehm. Die Stewards waren sehr nett und auch sonst war alles sehr angenehm. Bis auf das obligatorische Kreischblag natürlich. Ich hätte auch für ein Drittel des Preises mit einem der beiden berüchtigten türkischen Ferienflieger über Istanbul anreisen können, aber mit beiden hatte ich schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Am riesigen dubaier Flughafen klappte alles prima (nur die Erfassung meines biometrischen Gesichts klappte nicht so wirklich – „reißen Sie die Augen auf!“, wurde mir beschieden, „Kinn runter, Schwabbelbacken hoch!“ – aber auch das wurde irgendwann gelöst), ein Taxifahrer brachte mich mit einem seeehr kreativen Fahrstil zum Hotel, wo allerdings das Einchecken drei Tage dauerte. Das Zimmer soll ein Nichtraucherzimmer sein, dafür stehen auffällig viele Aschenbecher herum und es riecht auch ein ganz kleines bisschen verqualmt und muffig. Aber es ist nach hinten raus, ganz oben und damit weit weg von den Nightclubs und daher bleibe ich jetzt da. Es ist übrigens riesig!

Zum Hotel in Dubai gibt es eine kleine Vor-Anekdote: Ich hatte es über ein bekanntes Hotelbuchungsportal gebucht. Dann schrieb mir das Hotel „Sie bekommen eine Rauchersuite.“. Ich schrieb zurück, die wolle ich nicht. Ich bekam eine Woche später Post, meine Kreditkarte sei nicht gültig. Ich schrieb zurück, sie funktioniere sehr gut. Eine Woche später, ich hätte meine Ankunftszeit nicht bestätigt, man storniere jetzt. Ich schreibe an booking, dass man mir seitens des Hotels gehörig auf den Senkel gehe. Diese widerum schrieben sehr böse an das Hotel, sie sollten mich gefälligst in Ruhe lassen! Das Hotel schrieb zurück, die Korrespondenz sei nicht von ihnen aus initiiert gewesen.

Meine Flugzeugninja-Tarnung

Ich hatte fast damit gerechnet, bei Ankunft geteert und gefedert zu werden. Ich vermute mal, sie fanden es doof, mir das Zimmer so relativ preiswert gegeben zu haben. Immerhin ist Weltklimakonferenz in Dubai, da ist es hier fast wie zu Messezeiten. 🙂 Fragt mich bei Gelegenheit mal nach meinem Sicherheitskonventions“hotel“ in Wien. Das eine Monteursunterkunft mit geteiltem Bad war. Wo die Rechnung auf einer herausgerissenen Zeitungsseite notiert wurde. Huch, jetzt habe ich schon alles Wesentliche erzählt. So geht es nämlich zu bei internationalen Konferenzen: alles ist ausgebucht und teuer. Übrigens sollen einige hohe Regierungstiere im Flieger gewesen sein, das schnappte ich am Gepäckband auf.

Am Flughafen bekommt man übrigens eine SIM-Karte mit einem GB Datentraffic geschenkt, das finde ich sehr aufmerksam. Leider funktioniert meine Karte nicht wirklich und so verbrachte ich fast eine Stunde damit, eine eSIM zu installieren. Man muss dafür einen QR-Code abfotografieren. Pech nur, wenn das Foto von dem Gerät aus gemacht werden soll, auf dem man die eSim braucht. Naja, ich hatte ja noch mein Tablet dabei, so mauschelte ich mich irgendwie durch. Das nächste Mal mache ich das wieder schon daheim.

Inzwischen war es 21 Uhr -wir haben drei Stunden Zeitunterschied – und ich hatte Hunger und Durst. Da Dubai in der Nacht nix für Ortsunkundige ist, blieb ich im Hotel und aß beim Inder auf der Dachterrasse ohne Ausblick ein würziges Hähnchengericht, trank für mehrere tausend Euro ein Bier und einen Wein (jaja, Allolol ist teuer hier) und schrieb meinen heutigen Tagebucheintrag. Daher gibt es jetzt noch keine spektakulären Fotos der Stadt, aber ich bereite mich jetzt gleich mal auf die kommenden dreieinhalb Tage vor und stürze mich dann für Euch, jaja, so selbstlos bin ich, voll in die Touristerei.

Wahrscheinlich starte ich mit dem Hop-on-Hop-off-Bus. Hoppelt Ihr mit? Würde mich freuen! Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Wegen Urheberrechtsgedöns poste ich das hier mal nicht, aber googelt mal nach der Bayer und der Dubaier. Sehr lustig, wie ich finde.

P.P.S.: Es ist warm hier! Prost!

Dubai bis Singapur – Der Prolog

Jetzt aber: Ahoi, Ihr Lieben!

Die Hälfte meiner Urlaubszeit ist nun fast schon rum, gefühlt jedenfalls, da ich mit der Deutschen Bahn nach Frankfurt fuhr. Dazu aber später noch ausführlicher.

Und ja, Ahoi!, denn es geht auf eine Schiffsreise. Letztes Jahr waren einige Bekannte im Dezember in Asien, hatten schönes Wetter und tolle Erlebnisse. Da dachte ich mir, dass ich das auch mal buchen könnte. Meine Wahl fiel – auch bestärkt durch positive Berichte – auf „Mein Schiff 5“, welches am 3. Dezember zur großen Fahrt von Dubai nach Singapur aufbricht. Da mir eine Nacht Dubai und eine Nacht Singapur für diese beiden Megastädte nicht ausreichte, habe ich jeweils drei Nächte davor bzw. danach noch zugebucht. So ersparte ich mir die Flüge, die die Reederei gebucht hätte und konnte für den Differenzpreis einen Emirates-Flug nach Dubai in der Economy-Klasse sowie einen Vietnam-Airlines-Flug über Hanoi in der Business-Klasse buchen, ohne, dass mich das wesentlich mehr gekostet hat. Ich habe zwar am Umsteigeflughafen Hanoi mehrere Stunden Wartezeit, das aber immerhin in der Business-Lounge.

Das Schiff wird auch einmal im Oman, zweimal in Sri Lanka (wer hat schon jemals von Hambantota gehört?) und dreimal in Malaysia anlegen. Es mussten also tonnenweise Reiseführer bestellt und durchforstet werden. Leute, ich habe mich selten so intensiv vorbereitet und mich doch selten so unvorbereitet gefühlt. Allein, was man in Dubai, Kuala Lumpur und Singapur alles unternehmen kann! Für die anderen Zwischenstopps werde ich mich großteils auf die vermittelten Ausflüge von TUI verlassen, von denen ich auch schon vorab viele gebucht habe. Wirklich interessante Angebote waren übrigens schon einen Tag nach Freischaltung ausgebucht, wie z.B. der Besuch in einer Orang-Utan-Auffangstation. Für Dubai (wie auch für Singapur) habe ich vorab ein Dreitagesticket im Hop-on-Hop-off-Bus gebucht sowie eine sündhaft teure Eintrittskarte für die Aussichtsplattformen des Burj Khalifa erstanden. Für Kuala Lumpur wollte ich eine Karte für die Petrona Towers erwerben, das war drei Wochen vorher (!!!) leider nicht mehr möglich. Also, man sieht, für die wirklich wichtigen Sehenswürdigkeiten muss man zeitig vorreservieren.

Wovor ich mich ein bisschen fürchte sind die Seetage. Sieben an der Zahl. Was macht man einen ganzen Tag lang auf einem Schiff? Naja, ich habe ein paar Workshops gebucht (z.B. Cocktails mixen, Brot backen, Wein verkosten) und viel Lesestoff eingepackt. Und vielleicht tun mir ein paar Stunden Zwangsentspannung ja auch mal gut. Ob es jemanden stört, wenn ich dann den ganzen Tag im Pyjama rumrenne?

Heute ging es – ich erwähnte es schon – erst einmal nach Frankfurt in ein einfaches Hotel, da der Flug morgen schon um 6 Uhr zum Einchecken bereit steht und ich mich keinesfalls quasi mitten in der Nacht auf die deutsche Bahn verlassen wollte. Mein Gepäck hatte ich schon gestern mit dem Auto in die GRS gebracht (es ist hanebüchen viel Gepäck!), wo ich heute noch bis 15 Uhr arbeitete, um dann aufzubrechen. Der Zug war komplett ausgebucht und pickepackevoll! Wie die Sardinen standen die Passagiere auch in den Gängen. Wenigstens musste ich nicht mit einer 120-jährigen Nonne um meinen reservierten Sitzplatz streiten, das wäre mir schwer gefallen. Man verjagt ja nicht einfach eine potenzielle Mutter Teresa.

Natürlich fuhr kaum jemand außer mir mit Maske, dafür waren aber alle mehr oder weniger verrotzt. Immerhin fuhr der Zug mit nur 10 Minuten Verspätung von Köln ab. Er schaffte es aber dennoch, 99 Minuten zu spät in Frankfurt anzukommen. Kurz vor dem Bahnhof Flughafen stand er und stand er und stand er. Einige Passagiere gaben panische Laute von sich, ich denke, mindestens ein Herr, der sowieso schon einen Zug wegen Ausfalls hat sausen lassen müssen (naja, da sauste eigentlich ja gar nichts), wird es nicht mehr geschafft haben, da wir auch wieder eine Teilstrecke zurückfuhren und dann nicht am Fernbahnhof, sondern am Regionalbahnhof hielten. Ich sag Euch, wer sich auf die Bahn verlässt, der ist verlassen. Und ich bin früher mal so gerne Zug gefahren.

Das Hotel ist simpel, der Teppich durchaus einer Betrachtung durch die Seuchenbehörden würdig, es liegt dafür aber nah am Bahnhof. Und falls eine Schneeflocke auf dem Gleis den Schienenverkehr in Frankfurt lahmlegen sollte, kann ich immer noch mit dem Taxi fahren. Meine grenzenlose Begeisterung für das Frankfurter Bahnhofsviertel ist ja vielleicht bekannt, daher ging ich auch nicht mehr aus, sondern deckte mich bei einem REWE to Go mit einem sehr leckeren Salat ein.

Ich werde morgen, wenn alles planmäßig verläuft, erst am späten Abend im Hotel in Dubai ankommen und daher dann noch nicht so viel zu berichten haben. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich wieder auf meiner Reise begleitet. Wenn Ihr mal nichts von mir hört, dann liegt das eher an den technischen Gegebenheiten und nicht daran, dass ich mich in der Wüste verlaufen habe und fürderhin mein Leben als Nomade in einfachen Zelten fristen werde.

Ick freu mir! Bis bald! Euer

Demnächst bekommt auch noch die winzigste Handtasche Rollen und einen Griff…