Ihr Lieben,
Elke feiert morgen Ihren 🥰. Geburtstag und fragte mich vor einiger Zeit, ob ich nicht Lust hätte, den mit ihr à la Antwerpen zu begehen, also mit einem kleinen Städtetrip. Natürlich hatte ich und unsere Wahl fiel auf Den Haag. Küste in der Nähe, falls das Wetter schön werden würde, eine interessante Stadt, falls es nicht so schön werden sollte.
Wir suchten uns eine Ferienwohnung im Zentrum (zuerst hatte ich über Zimmer im grotesk prächtigen Grand-Hotel in Scheveningen nachgedacht) und einen Parkplatz in der Nähe. Um halb 10 Uhr wollte ich nach Neuss aufbrechen, von wo wir um 11 Uhr losfahren wollten. Und dann: Streik der KVB. Yeah. Am Vorabend schon schmiedete ich Pläne, wie ich zum Bahnhof Deutz kommen könnte. Uber, Taxi, Leihfahrrad, Mietwagen? Gott sei Dank erfordert so ein Kurztrip ja nur leichtes Gepäck. Ich stand zeitig auf, guckte in den verschiedenen Apps nach Leihfahrzeugen, es gab natürlich keins, machte meine Morgenroutine und sah dann plötzlich, während ich mein langes goldenes Haar bürstete, durch das Badezimmerfenster hindurch, wie jemand ein KVB-Rad beim Physiotherapeuten an der Ecke abstellte. Wie lange dauert so ein Physiotherapeuten-Termin? Ich hatte nicht viel Zeit, ich musste mich sputen! 20 Minuten später saß ich auf dem Fahrrad Richtung Bahnhof und kam natürlich viel zu früh bei Elke an.
Wir tranken noch ein Käffchen, packten unsere Plünnen in Elkes Ford und fuhren bei tristem, kaltem Wetter los. Die Fahrt durch die Niederlande zog sich ein bisschen, denn die Strecke bot wenig Abwechslung. Viel traurige Industrie, Hotels mitten im Nirgendwo (wer übernachtet da?) und dazu das trübe Wetter… Wir wären viel zu früh an der Unterkunft angekommen, daher gönnten wir uns einen Abstecher nach Delft. Und kurz bevor wir dort ankamen, brach die Sonne durch. Zaghaft.

Wir fuhren in ein city-nahes Parkhaus und erkundeten das Zentrum. Delft ist wirklich sehr hübsch, einige Grachten durchziehen die Stadt, es gibt reichlich schöne Bausubstanz. Der Marktplatz ist bemerkenswert, die Gassen drumherum sehenswert. Wir besuchten das Vermeer-Zentrum (wo ich Kühlschrankmagnete erstand), einen sehr ansprechenden Käseladen, tranken ein Pils im plötzlich einsetzenden Nieselregen (gottseidank beschirmt) und liefen dann im Sonnenschein zum Osttor mit der schönen Klappbrücke. Was für ein Aprilwetter! Einzige Konstante war die Kälte, die sich fast nach Frost anfühlte.










Wir blieben länger als geplant in Delft und der Verkehr in Den Haag war ein bisschen gestauter, unsere Vermieter schrieben schon fast im Minutentakt, wo wir denn blieben. Dabei haben die unter der Wohnung einen Laden. Gegen 16 Uhr waren wir dann vor Ort. Fast vor Ort. Und zwar vor einem Absperrpoller, wo wir nicht weiterkamen. Immerhin waren es nur noch 50 Meter zu laufen. So wartete Elke im Auto, während ich die Schlüssel organisierte. Ich bekam eine kleine Einweisung und hastete zurück zu Elke, die solange eine Einfahrt blockierte. Das Navi wollte uns dann auch noch zu einem ganz anderen Parkhaus leiten, als dem gebuchten, aber das haben wir schnell spitz gekriegt. Vom richtigen Parkhaus zur Wohnung liefen wir dann nur 5 Minuten.
Die Unterkunft ist sehr groß und hat viel Charme – es gibt einen Kamin und ein Deckenfresko im Wohnzimmer! -, aber die steilen Treppen sind nichts für schwache Nerven. Insbesondere die Stiege auf unsere Dachterrasse kann bei empfindlichen Menschen schwere Nervosität auslösen. Wir losten die Zimmerbelegung aus, weihten unsere Bleibe mit einem Gläschen Sekt ein und machten uns dann auf, die Umgebung zu erkunden.
Unsere Wohnung liegt mitten in der Fußgängerzone und ist einen Steinwurf vom Binnenhof entfernt, den wir uns als erstes von Außen ansahen. Wir liefen dann bei Königs (Paleis Noordeinde) vorbei Richtung Vredepaleis, von wo aus wir einen Bogen zurück in die Altstadt schlugen. Sehr schöne Häuser, u.a. auch im Jugendstil, viele nette Plätze und immer wieder eine Gracht. Unzählige Kirchen, süße Lädchen, viel Gastronomie. Leider war schon viel geschlossen, um 18 Uhr macht man hier die Läden runter. Immerhin fanden wir noch einen anderen Käseladen, wo wir dann auch etwas für die Abende zu knabbern erstanden. Mir gefällt die Stadt auf Anhieb recht gut.








Irgendwann trieb uns der Hunger in ein Restaurant. Davon gibt es hier wie gesagt reichlich, aber viele nicht geöffnet oder eher auf Kurzsitzpublikum ausgerichtet, wie Imbisse. Wir wurden aber fündig im Jamey Bennett, wo wir Burger und Ribs bekamen. Wir hatten dort übrigens eine sehr nette Kellnerin, die uns die Eigenarten der Deutschen beim Essen erklärte: „Sie teilen nicht gerne.“.
Wir kehrten in die Wohnung zurück, spielten ein paar Runden Backgammon und süppelten ein Weinchen. Schräg gegenüber ist ein Irish Pub, die dort versprühte Lebensfreude kommt eins zu eins in der Wohnung an. Auch laute Touristenströme ziehen natürlich an dem Haus vorbei. Aber wir haben Ohrstöpsel dabei. Elke mochte dann auf die Reinfeierei verzichten, also wird erst morgen gesungen, was das Zeug hält. Ihr stimmt dann ja hoffentlich alle mit ein!
Also, bis morgen, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße von Elke und

P.S.: Eindrücke von unserem kleinen Paleische:





Oh, ich habe wieder Erinnerungs-Vibes.
Gratuliere zu eurer Wohnung, die ist ja der Hammer!
Gute Nacht euch Zweien, in der Hoffnung der Irish Pub schliesst zu ordentlicher Zeit.