Pforzheim 1: Von Namibia nach Pforzheim

Ihr Lieben,

in 2023 war ich mit einer 20köpfigen Reisegruppe in Namibia, Botswana und Simbabwe unterwegs. Wir hatten sehr viel Glück mit der Zusammensetzung der Gruppe, fast alle haben sich gut verstanden. Und so sind wir dann auch zu großen Teilen in Kontakt geblieben und haben uns in verschiedenster Konstellation auch mehrmals getroffen, z.B. in Köln, Remagen oder Berlin.

Für dieses Mal bot Yvon aus Pforzheim an, die Gastgeberin zu spielen. Gerne. Wir würden heute zu dritt sein und morgen dann zu siebt. Geplant seien ein Essen heute Abend, eines morgen Mittag, danach ein Besuch im Gasometer.

In Pforzheim war ich erst einmal, das muss Anfang der 90er Jahre gewesen sein. Daher wollte ich mich im Internet ein bisschen schlau machen, was es da für Sehenswürdigkeiten gibt. Tja, der Hauptfriedhof liegt auf Platz 5 der Liste. Hm. Dafür gibt es einen Grund. Pforzheim wurde im Februar 1945 fast komplett bei Luftangriffen zerstört, daher ist nicht mehr viel historische Bebauung erhalten. Ein Mahnmal etwas außerhalb sowie ein Platz in der Innenstadt erinnern an dieses Geschehen. Ansonsten gilt Pforzheim als „Schmuckstadt“, daher gibt es zu diesem Thema Museen. Ein Wildpark steht auf der Liste der Sehenswürdigkeiten auch ganz oben.

Morgens fing ich schon sehr früh im Büro an, da mein Zug gegen 12:55 Uhr schon abfahren sollte. Und wider Erwarten hat auch alles fantastisch geklappt. Alles pünktlich, das Bordbistro hatte ausreichend Ware, Kühlschränke und Kaffeemaschinen funktionierten. Wenn es doch immer so wäre.

Bei grauem Wetter fuhr ich los, bei grauem Wetter kam ich an. Das Hotel liegt direkt gegenüber vom Bahnhof, das finde ich sehr praktisch. Eigentlich hatte ich ein Ferienappartement gebucht, aber das wurde grundlos über booking.com storniert. Das war jetzt nicht das erste Mal, wie aufmerksame Leser wissen und so langsam vermute ich eine weltweite Verschwörung gegen mich.

Das Hotel Ruf hat im Netz keinen guten solchen und das spiegelt sich tatsächlich auch in der Realität wider. Da ich aber durch negative Bewertungen gewappnet war, wurde ich sogar fast positiv überrascht. Das Treppenhaus ist abgeranzt wie nichts, das Zimmer aber ganz okay. Laut, da direkt an der Hauptverkehrsstraße, bisschen verqualmt riechend, da es einen „Quasi-Austritt“ gibt (man klettert durch das Fenster und steht auf einem mit Gitter gesicherten Sims, wo sich die Kippen stapeln) und kalt, da die Heizung nicht ihr bestes gibt. Naja, zum Übernachten wird es reichen.

Ich machte mich auf, Pforzheim zu erkunden. Ich erwähnte die fast totale Zerstörung, die Tausende von Todesopfer forderte. Man ist beim Wiederaufbau scheinbar so lieblos wie möglich vorgegangen. Es ist beileibe keine schöne Stadt. Leider. Es gibt Strukturen, die erahnen lassen, wie schön es wohl einmal gewesen sein könnte. Die Hügeligkeit der Stadt, die gar nicht mal so schmale Enz (Pforzheim ist mit Nagold und Würm übrigens Dreiflüsse-Stadt), die Reste des Schlosses, hier insbesondere die Schlosskirche. Ansonsten gruselige, lieblose Nachkriegsarchitektur.

Ich erlief mir die Innenstadt, an den Theatern vorbei, der Schlössle-Galerie, dem Marktplatz, weiteren Kirchen. Da war keine Liebe in mir. Ich vergaß zu erwähnen, dass die Unterführung vom Bahnhof zum Hotel auch mit zu den schlimmsten Unterführungen der Welt gehört.

Einzig der Weg an der Enz entlang machte ein wenig Freude. Ich stieg in einen nächstbesten Bus, um von da aus mehr von der Stadt zu erfahren. Nix. Ich stieg aus, kaufte Wein in einem Supermarkt und lief zu Fuß zurück zum Hotel, wo schon Silvia wartete.

Wir verabredeten uns zu einem Ankunftsbier vor dem Hoteleingang und fanden uns um die Ecke in einem Irish Pub wieder. Dort stieß nach 20 Minuten Yvon zu uns und wir begossen unser Wiedersehen. Anschließend besuchten wir ein sehr schönes, griechisches Restaurant, das „Neo“. Da haben wir wirklich gut gegessen und viel gequasselt und gelacht und – naja, das muss ja so sein – in Erinnerungen an vergangene Urlaube geschwelgt. Yvon war kürzlich in Indien und Nepal. Beeindruckende Erlebnisse, tolle Bilder. Das wäre auch was für mich.

Gegen 23 Uhr musste ich dann leider mal Richtung Hotel, ich war von der Woche etwas angeschlagen und möchte beim großen Wiedersehen morgen ja fit sein.

Wir treffen uns erst am frühen Nachmittag, wie ich den Vormittag gestalte, muss ich mir noch überlegen.

Ihr Lieben, wir sehen uns dann morgen wieder, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße, Euer

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