Ihr Lieben,
habt Ihr jetzt einen schlimmen Ohrwurm? Gern geschehen!
Ich bin mal wieder weg, aber erneut nicht so weit. Ich suchte schon vor einiger Zeit nach einer Unterkunft über den Fronleichnams-Brückentag. Es sollte ein kleines Appartement an der Küste werden, und da ich Norddeich (unspektakulär, aber nett) gut kenne, wollte ich dort mit dem Zug hin und vier Nächte rumlümmeln, Fischbrötchen mampfen und am Meer spazieren gehen. Ich war ziemlich geschockt. 1.370 Euro. 954 Euro. 1.120 Euro. Vier Nächte Norddeich, wohlgemerkt. Juist, Greetsiel, selbst Wilhelmshaven: alles völlig überteuert. Das Angebot war zudem recht dünn. Dann ein Glückstreffer, denn in Dornumersiel, einem sehr kleinen, ebenfalls unspektakulären Ort, bekam ich ein sogar sehr schönes Appartement für 80 Euro die Nacht. Sofort gebucht! Weil es aber ein so abgelegener und kleiner Ort ist, musste ich doch mit Cora fahren.
Die Schlüsselübergabe machten die Vermieter und ich für etwa 18 Uhr aus. Mir war klar, auch weil so viel schon vor Wochen ausgebucht war, dass halb Nordrhein-Westfalen sich auf den Weg in den Kurzurlaub machen würde. Daher fuhr ich schon gegen 13 Uhr von der Arbeit aus los. Bis zum sogenannten Ostfriesenspieß, der A31, war es auch sehr zähflüssig, ab dann lief der Verkehr eigentlich ganz flüssig. Ich brauchte insgesamt etwas über vier Stunden. 45 Minuten vor Ankunft sollte ich meine Vermieterin anrufen. Dies tat ich auch; sie erklärte, sie könne nicht kommen, aber ihr Mann warte auf mich vor dem Haus am Aufgang A. Er zeige mir dann auch meinen Parkplatz. Den hätte ich selbst auch erst nach viel Sucherei gefunden, denn man nummerierte die Plätze völlig willkürlich.
Google Maps war wieder für Überraschungen gut, ich wurde unter anderem über Feldwege mit kratertiefen Schlaglöchern geführt. In Dornumersiel angekommen wurde ich auch noch in eine ganz offensichtlich falsche Straße gelotst, auf der ich mit mehreren Manövern drehen musste. Ab da machte Cora außerordentlich merkwürdige Geräusche. Ich wollte aber erst einmal zur Wohnung kommen, denn ich wusste, jemand wartet auf mich. Mit einem Heidenlärm kam ich vor dem Haus zu stehen, wo ein Ehepaar neben dem Aufgang A auf jemanden zu warten schien. Das war ja ganz offensichtlich ich. Ich eilte auf sie zu, schüttelte wild ihre Hände, der Mann kam sofort auf die merkwürdigen Geräusche zu sprechen und wir überlegten zusammen, was das denn wohl sein könnte. Als ich der Frau dann sagte, dass ich mich freue, dass sie es auch geschafft habe, fragten mich beide, wer um Himmels Willen ich denn sei. Es stellte sich heraus, es waren gar nicht meine Vermieter. Das war ein bisschen skurril, ließ sich aber schnell aufklären.
Der Vermieter saß derweil in seinem Wagen und dachte nicht, dass ich ich sei, da ich mich ja so gezielt und angeregt mit anderen Menschen unterhielt. Irgendwie kamen wir nachher aus dem Lachen alle nicht mehr heraus. Er schaute mit mir gemeinsam unter das Auto und tatsächlich fanden wir eine heruntergeklappte Abdeckung, die wir gemeinsam wieder richteten. Sie ist auf den letzten Kilometern die ganze Zeit auf den Boden geschleift. Das hätte mir noch gefehlt, einen Tag hier mit ADAC und Werkstatt zu verplempern. Aber ich hatte das auch schon auf der Dresden-Fahrt. Ich muss meine Werkstatt mal bitten, die Klappe zu verschrauben.
Ich brachte meine Siebensachen in die Wohnung und richtete mich etwas ein, währenddessen fing es an zu schütten, wie auch schon die ganze Zeit auf der Hinfahrt. Jetzt hatte ich mir bei Amazon einen Reiseführer bestellt, der schon vor zwei Tagen hätte ankommen sollen (große Überraschung: er tat es nicht!) und so beschloss ich, trotz strömenden Regens kurz in den Ort zu fahren, wo es ein einigermaßen großen Supermarkt gibt. Und tatsächlich hatten sie dort Reiseführer. Ich kaufte mir noch eine Räucherfischplatte für abends und zwei Bügelflaschen Pils, schon die ersten Souvenirs und ein paar Sachen fürs Frühstück. Einiges hatte ich schon von zuhause mitgenommen.
Als ich mit meinen Einkäufen fertig war, gab es eine kleine Regenpause, die ich nutzte, die Gegend um den sogenannten Alten Hafen zu erkunden, nur gibt es hier keinen Hafen mehr. Der ist seit einer Sturmflut und den daraus resultierenden Landschutzmaßnahmen weiter seewärts. Nach einer Viertelstunde Erkundung fing es wieder an zu schütten und ich trat die Heimfahrt an, nahm aber einen kleinen Umweg über den tatsächlichen und neuen Hafen.
Dann gab es erst einmal die Räucherfischplatte mit einem ofenfrischen Baguette vom Bäcker („Geben Sie mir bitte dieses Stangenbrot…“ – „Das heißt Baguette!“), ganz ehrlich, das würde ich zu Hause gar nicht essen, hier an der See schmeckt es köstlich! Auf dem Balkon war es mir zu kalt, so aß ich in der Küche, deren Fenster einen fantastischen Ausblick auf den Siel, die roten Häuser und ganz viel Grün bietet. Die Wohnung ist wirklich, wirklich schön!
Dennoch plane ich natürlich, nicht den Rest meiner kurzen Urlaubszeit hier zu verbringen und hoffe, dass das Wetter etwas besser wird. Nachher beschäftige ich mich ausgiebig mit Zielen im Reiseführer, die ich noch nicht kenne, es ist ja nicht mein erster Besuch in Ostfriesland. Wenn es regnet wird es Städte- und Museumsbesuche geben, wenn das Wetter schön wird, fahre ich interessante Fleckchen ab.
Vielleicht seid ihr ja dabei, darüber würde ich mich sehr freuen! Bis Morgen, liebe Grüße aus Dornumersiel, von eurem