Ach herrjeh, Ihr Lieben!
Ich wollte schon immer mal selbst Senf machen, habe das aber immer irgendwie schleifen lassen. Meine Freundin P. schenkte mir aber neulich ein Glas Senf, das von ihrer Nachbarin hergestellt wurde und ich war dermaßen begeistert und das Glas nach zwei Tagen leer, dass ich nach dem Rezept fragte. Nunja, die mehr als 90jährige Frau wollte es nicht rausrücken. Ich überlegte, Ihr ein Angebot zu machen, das sie nicht ausschlagen könne. Neinneinnein, keinen Pferdekopf im Bett. Ich dachte mehr an eine Schachtel Pralinen!
Ich bestellte auf jeden Fall schon einmal Senfsaaten und Meerrettichpulver, denn ich war mir sicher, dass diese Zutaten im Rezept verarbeitet wurden. Und dann, aus heiterem Himmel, hat die gute Frau Ihr Rezept doch mit P. geteilt. Schön auf Schreibmaschine getippt. Für die Jüngeren unter Euch: Eine Schreibmaschine ist…. ach so, Ihr habt es schon gegoogelt!?
Auf jeden Fall war es ein Desaster. Das Ergebnis war ein suppenartiges Etwas, das man nun keineswegs Senf nennen konnte. Ich musste improvisieren. Ich pürierte, dickte an, passierte durch Siebe und jammerte, dass es dem Herrgott ein Gräul gewesen wäre. Zudem musste bzw. wollte ich das Ganze jetzt noch einkochen, da durch die ganzen Zwischenschritte mir Haltbarkeitsbedenken kamen. Aber nach all meinen Mühen erhielt ich ein Produkt, das entfernt an Senf erinnert und auch gar nicht so schlecht schmeckt. Es ist nur von der Konsistenz etwas grob und auch a bisserl scharf. Den Meerrettich habe ich – natürlich, so viel zu meiner Geschmacksexpertise – nicht gebraucht.
Ich will der Nachbarin nichts Böses reden, denn ihr Rezept basierte auf Senfmehl, ich habe hingegen Senfkörner grob gemahlen und diese verwendet. Man kann eben nicht immer frei improvisieren (beim Kochen geht das ja meist und beim Backen geht das ja meist schief).
Immerhin habe ich jetzt 8 Gläser Senfaufstrich der besonderen Art. Nur meine Küche sah nachher aus wie nach einer Dampfkochtopfexplosion. Überall klebte Senf und ich musste Dutzende Siebe, Töpfe, Kellen und Schüsseln spülen.
Übriggeblieben ist zudem noch eine gar nicht schlechte Senf-Essig-Brühe, die ich eventuell noch andicken und als Senfsoße einkochen werde. Mal sehen, es gibt ja nicht soooo viele Gelegenheiten, wo man…. obwohl? Kartoffeln, weichgekochte Eier, Spinat und eben… Senfsoße. Hmmmm!